Ravensburgers Disney Lorcana könnte noch vor dem Start ins Stocken geraten. Laut einer von Upper Deck eingereichten Klage soll der Titel dem bislang unveröffentlichten Kartenspiel Rush of Ikorr ähneln. Brisant: Auch dieses Spiel stammt von Ryan Miller. Angeblich seien mehrere Spielmechaniken kopiert worden.
Ravensburgers neues Sammelkartenspiel Disney Lorcana steht auch hier in Deutschland wenige Wochen vor dem Start. Vorschusslorbeeren heimst das Kartenspiel bereits ein, erweist sich ersten Stimmen zufolge zwar nicht als direkte Konkurrenz für das Schwergewicht Magic: The Gathering, aber immerhin als deutlich taktischer als von dem Titel mit der Disney-Lizenz erwartet. Nun könnte Disney Lorcana allerdings Ungemach drohen. Grund dafür ist eine Klage, die der US-amerikanische Sammelkartenhersteller Upper Deck in den Vereinigten Staaten angestrebt hat.
Huhn-oder-Ei-Problem
Längst nicht alle Karten von Disney Lorcana sind bekannt – das sieht man auch bei Upper Deck und gibt demnach in der Klageschrift an, man könne das volle Ausmaß der angeblichen Kopien gar nicht ermessen. Die bislang bestimmten mutmaßlichen „Schäden“ reichten dem US-amerikanischen Sammelkartenhersteller allerdings offenbar aus, um den Streit womöglich durch ein Gericht klären zu lassen. Das unveröffentlichte Kartenspiel Rush of Ikorr von Ryan Miller soll mehrere Mechanismen enthalten, die sich auch in Disney Lorcana wiederfinden. Upper Deck wird hierzu etwas konkreter: Es geht unter anderem um die Tintenfass-Idee. Spielende können Karten als Ressourcen verwenden statt sie beispielsweise als Charakter- oder Zauberkarte auszuspielen. Upper Deck führt weitere Mechaniken an, die angeblich von Rush of Ikorr auf Disney Lorcana übertragen worden sein sollen. Rush of Ikorr ist ein Sammelkartenspiel, das sich mit antiken Mythologien und Göttern beschäftigt.
Für Spielende wäre das keine große Sache, immerhin ähneln sich viele Sammelkartenspiele in großen Teilen des Regelwerks. Wirtschaftlich und bezogen auf mögliche Alleinstellungsmerkmale eines Titels sieht das anders aus: Bei Upper Deck befürchtet man, Ravensburger könnte sich Wettbewerbsvorteile sichern, weil Disney Lorcana vor Rush of Ikorr auf den Markt kommt und daher als Ursprungstitel wahrgenommen werden könnte.
Ebenfalls Bestandteil des Rechtsstreits ist offenbar eine Verschwiegenheitsklausel, die Upper Deck mit dem Autor Ryan Miller vereinbart haben will. Den Angaben zufolge solle diese unter anderem enthalten haben, dass Miller alle Rechte zur Nutzung der Design-Ideen und der Überarbeitungen des Designprozesses abgetreten hätte – alles unter dem Schutzschirm der Geheimhaltung.
Brisant ist die Behauptung, Ryan Miller solle angekündigt haben, seinen Arbeitsvertrag im Oktober 2021 zu kündigen. Gespräche mit Ravensburger sollen insgeheim gelaufen sein. Upper Deck erklärt, man hätte weitere Schutzmaßnahmen ergriffen, wenn man davon erfahren hätte.
Letztlich zentral ist Upper Decks Vorwurf, Ravensburger hätte das Unternehmen geschädigt. Demnach verlangt man Schadensersatz – vor allem aber soll Disney Lorcana im Falle einer für Upper Deck positiven Entscheidung durch das Gericht nicht veröffentlicht werden. Upper Deck hat um einen sogenannten Jury Trial – ein Schwurgerichtsverfahren – ersucht. Man will nicht nur zivilrechtlich vorgehen, sondern auch strafrechtlich, um „andere davon abzuhalten, ähnliches zu tun“.
Mehreren Medienberichten zufolge sollen weder Ravensburger US noch Ryan Miller die Klageeinreichung kommentieren zu wollen. Ravensburger gab lediglich an, man habe keine Klageschrift erhalten und können demnach nicht über Rechtsangelegenheiten spekulieren. Disney Lorcana soll am 18. August weltweit erscheinen.
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