Das Brettspiel des Jahres 2021 ist Dune: Imperium von Dire Wolf Digital, hierzulande erschienen über Asmodee. Glasklar fiel die Entscheidung nicht aus, die Konkurrenz war groß. Dennoch hat sich am Ende Paul Dennens Mixtur aus Deckbuilder und Workerplacement durchgesetzt.
Ein bewegtes Jahr 2021 liegt zurück und inzwischen hat man es auch spielerisch etwas sacken lassen oder Nachzügler ausprobieren können. Das Brettspiel des Jahres 2021 hat sich dabei ebenfalls herauskristallisiert – besonders überraschend ist der Siegertitel nicht: Paul Dennens strategischer Titel auf Basis der Filmlizenz zu Dune hat am meisten überzeugt. Hierzulande hat Asmodee eine die deutschsprachig lokalisierte Version auf den Markt gebracht.
Spannend bis zum Schluss
Dune: Imperium hat sich im vergangenen Jahr zu einem Phänomen entwickelt. Das strategische Brettspiel war auch, aber nicht nur wegen der hervorragenden Neuverfilmung von Frank Herberts Dune in aller Munde. Dem Titel konnte man nicht entkommen. Ja, Dune: Imperium ist ein Hype – allerdings zurecht.
Wenn Autoren für ein Brettspiel nicht nur bekannte Mechanismen zu einer Spielidee vermengen, die sich nicht nur neu anfühlt, sondern am Ende auch noch funktioniert, dann hat man bereits viel erreicht. Paul Dennens clevere Mixtur aus Workerplacement und Deckbau-Kartenspiel ist in dieser Kombination nicht einzigartig, aber so gut austariert, dass der Spielspaß über nahezu die gesamte Partie erhalten bleibt. Das perfekte Brettspiel ist Dune: Imperium hingegen nicht, vor allem bezüglich der Intrigenkarten stellt sich immer wieder die Frage nach der Spielbalance.
Dennoch schafft es Dune: Imperium seine bis zu vier Spieler immer wieder aufs Neue in den Bann zu ziehen. Dafür verantwortlich ist vor allem der Spannungsfaktor, der bleibt nämlich über die meist rund 90 Minuten andauernden Partien auf gleichbleibendem Level erhalten, nicht selten kommt es vor allem in der Schlussrunde zu einer Art Showdown, der die Punkteverhältnisse auf den Kopf stellen kann. Das legt vor allem eines nahe: der Sieg ist einem Spieler selten sicher, mit der passenden Taktik kann man die Partie zu seinen Gunsten drehen.
Das Brettspiel des Jahres 2021 ist damit gleichzeitig eines der Brettspiele mit einer spürbaren Lernkurve. Wer bei Dune: Imperium Fehler macht, macht sie meistens nicht ein weiteres Mal. Das funktioniert auch umgekehrt: Wer das Brettspiel oft genug gespielt hat und die Karten kennt, der kann Fehler meistens von vornherein vermeiden. Das Deckbau-Element ist nicht bloß aufgesetzte Spielerei, sondern essentiell und der Schlüssel zum Sieg. Ableiten lässt sich daraus, dass man Deckbuilding-Brettspiele mögen sollte, um den maximalen Spaß mit dem Lizenztitel überhaupt empfinden zu können. Wer mit dem sich schrittweise aufbauenden Taktikkonzept nichts anfangen kann, der wird angesichts des Hypes um Dune: Imperium nur müde lächeln.
Was dann fasziniert, ist die Erkenntnis, dass der Workerplacement-Part des Brettspiels mindestens ebenso relevant ist. Dune: Imperium könnte man auch als Spiel der verpassten Chancen bezeichnen. Man versucht seine Agenten stets möglichst effizient und seiner bislang verfolgten Taktik einzusetzen, allerdings wird mit jedem Zug auch deutlich, dass es oft mehr als eine sinnvolle Spielhandlung gegeben hätte. Ob die Alternative die bessere Wahl gewesen wäre? Manchmal findet man es später heraus, ärgert sich, ist aber motiviert, um es beim nächsten Mal besser, zumindest aber anders zu machen.
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Wassermangel!
Auf Dune, dem Wüstenplaneten, ist vieles knapp. Auch in der Brettspieladaption spürt man das: den Ressourcen läuft man hinterher, eine Handvoll Truppen mehr wünscht man sich in fast jedem Zug, die Kartenauslage ist üppig und doch zu gering, und Wasser ist in der kargen Landschaft ohnehin ein rares Gut. Was Autor Paul Dennen und Dire Worlf Digital schon allein durch das Spielkonzept geschafft haben, ist, Dune: Imperium in das passende Korsett der Lizenzvorgabe zu zwängen. Das ist bei diesem Brettspiel auch bitter nötig gewesen, denn rein optisch lockt man mit der Holzmännchen-Schieberei auf grafisch tristem, wenn auch übersichtlichem, Spielbrett keinen Spice-Baron hinter dem Ofen hervor. Für deutlich mehr „Dune“-Feeling sorgen da schon die Illustrationen der Karten.
Das Brettspiel des Jahres 2021 ist damit nicht gleichzeitig auch der schönste Titel. Das zeigt allerdings auch, dass Materialschlachten mit kiloweise Plastik nicht unbedingt für Qualität stehen. Apropos: Wer möchte kann sein Dune: Imperium mit einem offiziellen Miniaturen-Set aufbessern, natürlich gegen extra Währung. Was klingt, wie Geldschneiderei, entpuppt sich auf den zweiten Blick als ziemlich fairer Schachzug. Die Anschaffungskosten des Basisspiels bleiben damit moderat. Einbußen müssen Spieler nicht hinnehmen, auch in der Standard-Version ist Dennens Dune-Brettspiel ein Spaßgarant. Fans hingegen haben die Wahl, ob sie mit dem „Deluxe Upgrade Pack“ für Dune: Imperium – das wahnwitzig schnell vergriffen ist – ihr Spielerlebnis optisch etwas ansprechender gestalten wollen.
Fast schon Anekdote ist dabei, dass dieses Upgrade-Paket lediglich das Basisspiel aufpoliert, Miniaturen für die längst angekündigt Erweiterung Rise of Ix sind nicht enthalten. Da drängt sich die Frage nach der Zukunft förmlich auf: Entweder es kommt zu einem Mix aus Miniaturen und kleinen Holzraumschiffen sowie Schnüffler-Plättchen, oder aber es wird ein weiteres kleines Upgrade-Paket kommen. Ansonsten müssen es wieder die Kreativ-Shops im Internet richten, denn auch dort ist Dune: Imperium längst angekommen.
Was Dune: Imperium letztendlich interessant macht ist die unvorhersagbare Vorhersehbarkeit: Es ist ein Rennen zum zehnten Punkt, der nämlich entscheidet über Sieg – das ist kein Geheimnis, denn Spieler wissen sowohl um ihr Ziel als auch um die begrenzte Rundenzahl. Sein Haus zum Erfolg zu führen, ist trotzdem alles andere als einfach. Zur Auswertung gehört bei Dune: Imperium ein großes Finale, in dessen Verlauf man möglicherweise lang geplante Taktiken abfeuern kann. Auch das ist so ein Kniff, der Spannung erzeugt, denn bis das Spiel tatsächlich vorbei ist, ist es eben nicht vorbei.
Dune: Imperiums ist nicht das Brettspiel des Jahres 2021, weil es fehlerlos wäre, sondern weil das Gebotene in der dafür angesetzten Zeit auf enorm hohem Niveau unterhält. Auch andere Brettspiele des vergangenen Jahres sind Spaßgaranten, bieten jedoch nur selten einen derart eng umrissenen Fokus auf spielspaßfördernde Maßnahmen. Dune: Imperium macht seine Sache als Gesamtpaket gut.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Dire Wolf Digital, Dune: Imperium – Rise of Ix, Erweiterung,... * | 38,48 EUR |
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