Im Oktober 2021 wurde das als interaktives Experteneuro angepriesene Worker-Placement-Spiel Federation vom französischen Publisher Explor8 erfolgreich auf Kickstarter finanziert. Mit einer innovativen doppelseitigen Worker-Placement-Mechanik sollte das Spiel etwas komplett neues auf den Markt bringen. Dank Strohmann Games kam das Spiel nun auch auf den deutschen Markt. Ob Federation seine Versprechen einhält, erfahrt ihr in dieser Rezension.

Es ist das Jahr 2442 und die Menschheit konnte dank ihres technischen Fortschritts außerirdisches Leben finden. Die Menschen lernten, dass das Universum in viele verschiedene Föderationen unterteilt ist, die Handel treiben, sich ausspionieren und sich weiterentwickeln. Eine dieser Föderationen besteht aus fünf Planeten und sucht ein weiteres Mitglied.

Fünfjähriger Kampf um den Beitritt

In Federation übernehmen wir die Führung über eine Delegation aus vier Gesandten. Über fünf Jahre hinweg schicken wir unsere Gesandten in den Senat, um entweder in verschiedene Dinge zu Investieren oder im Senat für ein Gesetz abzustimmen. Die Delegation, die nach den fünf Jahren bzw. fünf Runden die meisten Prestigepunkte sammelt, tritt der Föderation bei und gewinnt die Partie. Jede Runde besteht aus zwei Phasen, der Aktionsphase und der Einkommensphase.

Im Folgenden werde ich beide Phasen, sowie die Auswertung der Punkte so kurz wie möglich erklären. Wer nur unsere Meinung zum Spiel erfahren möchte, sollte nun zum Abschnitt „Ein Taktikkracher“ springen.

Aktionsphase

In der Aktionsphase absolvieren wir unsere Züge, die aus ein bis zwei Aktionen bestehen. In unserer Hauptaktion legen wir einen unserer vier Gesandten auf ein freies Aktionsfeld und führen gegebenenfalls ihre Aktion aus. Anschließend können wir in der optionalen Zusatzaktion eines unserer Raumschiffe auf eine freigeschaltete Mission unseres Tableaus legen, um die Mission zu erfüllen und die dazugehörige Aktion auszuführen.

In der Hauptaktion können wir uns dafür entscheiden, unseren Gesandten mit der Investorenseite oder der Abstimmungsseite auf ein Aktionsfeld zu legen. Legen wir ihn mit der Investorenseite auf das Aktionsfeld lösen wir dieses nicht aus, sondern lösen Effekte in der Einkommensphase aus. Dazu später mehr. Entscheiden wir uns jedoch für die Investorenseite, dürfen wir sofort die zum Aktionsfeld gehörende Mission freischalten und die Aktion nutzen. Je nach Aktionsfeld können unterschiedliche Planeten aktiviert und der eigene Einfluss auf ihnen gesteigert werden. Alternativ können verschiedene Senatsaktionen ausgeführt werden.

In Federation gibt es eine Vielzahl an Aktionen, die man ausführen kann. Sucht man sich einen Platz im Senat aus, ist dieser für den Rest der Runde belegt.

In Federation gibt es eine Vielzahl an Aktionen, die man ausführen kann. Sucht man sich einen Platz im Senat aus, ist dieser für den Rest der Runde belegt. Foto: Sven Karsten

Die Planeten geben entweder Ressourcen, einmalige Effekte, Boni für zukünftige Runden und die Möglichkeit Ressourcen gegen bessere einzutauschen oder sie einzusetzen, um Produktionsstätten oder Megastrukturen zu bauen. Während Produktionsstätten in der Einkommensphase zusätzliche Boni produzieren, geben Megastrukturen beim Bau zusätzliche Siegpunkte. Die Anzahl der Siegpunkte ist dabei meist abhängig vom Einfluss auf den verschiedenen Planeten. Erreichen wir eine bestimmte Menge an Einfluss auf einem Planeten, erhalten wir zudem eine Medaille, die uns am Ende wichtige Prestigepunkte gibt. Pro Planet dürfen wir nur eine Medaille erhalten, weshalb es umso besser ist seinen Einfluss auf den Planeten frühzeitig zu steigern. Denn mit jeder Medaille, die ein Gegenspielender auf einem Planeten erhält, benötigt man selbst mehr Einfluss auf diesem Planeten, um eine Medaille zu erhalten.

Senatsaktionen geben nochmals verschiedene Möglichkeiten, das Spielgeschehen zu beeinflussen. So kann man beispielsweise den Startspielermarker für die nächste Runde übernehmen, weitere Raumschiffe zum Erfüllen von Missionen erhalten, unsere eigene Akkreditierung steigern und vieles mehr.

In unserer Zusatzaktion können wir ein Raumschiff auf eine in der Hauptaktion freigeschalteten Mission legen. Zusätzlich müssen wir allerdings die dazugehörige Akkreditierungsstufe erreicht haben. Diese ist links auf unserem Tableau abgebildet und steigert sich erst in Zweier-, dann in Dreierschritten. Legen wir unser Raumschiff auf eine freigeschaltete Mission ab, ist diese erfüllt und man darf die darauf abgebildete Aktion ausführen. Diese ähneln sich größtenteils zu den Aktionen auf dem Spielbrett. Insgesamt dürfen in einer Partie nur acht Missionen erfüllt werden.

Während unserer Zusatzaktion können wir mit unserem Raumschiff eine freigeschaltete Mission erfüllen. Zu erkennen sind diese an dem Hakenplättchen.

Während unserer Zusatzaktion können wir mit unserem Raumschiff eine freigeschaltete Mission erfüllen. Zu erkennen sind diese an dem Hakenplättchen. Foto: Sven Karsten

Einkommensphase

Die Einkommensphase wird ausgelöst, sobald alle Spielenden ihre Gesandten auf das Spielbrett geschickt haben. Man erhält alle Boni aus den gebauten Produktionsstätten; zahlt die Kosten der jeweiligen Akkreditierungsstufe; rückt die Investorenmarker für jedes Projekt, in der Gesandte mit Investorenseite liegen weiter; ermittelt die Mehrheit pro Reihe anhand der Abstimmungssymbole; und verabschiedet das Gesetz mit den meisten Stimmen.

Jede Reihe im Senat ist einem Projekt gewidmet. Die Investorenmarker zeigen dabei an, wie weit das Projekt fortgeschritten ist. Pro Gesandter, dessen Investorenseite in der Reihe zum Projekt liegt, wird der Investorenmarker des Projektes um ein Feld verschoben. Ist das letzte Feld des Projektes erreicht, erzeugt dieses am Ende einer Partie zusätzliche Siegpunkte.

In der Einkommensphase erhalten wir Boni aus unseren gebauten Produktionsstätten (grün/oben) und die Projekte werden abgehandelt (weiß/mitte).

In der Einkommensphase erhalten wir Boni aus unseren gebauten Produktionsstätten (grün/oben) und die Projekte werden abgehandelt (weiß/mitte). Foto: Sven Karsten

Im vierten und fünften Schritt der Einkommensphase kommt die Abstimmungsseite der Gesandten zum Einsatz. Es gibt zwei Gesandte mit 1, einen mit 2 und einen mit 3 Einfluss. Der Einfluss kann je nach Boni, die man einsetzt, zusätzlich gesteigert werden. Besitzt man die Mehrheit in der Reihe, erhält man Prestigepunkte in Höhe der eigenen Akkreditierungsstufe. Im Senat gibt es drei Reihen, in denen so zusätzliche Siegpunkte geholt werden können. Das Gesetz wird je nachdem entschieden, welche Seite des Senates die Mehrheit besitzt. Die Gesetze werden am Anfang jeder Runde offen ausgelegt. Legt man einen Gesandten mit der Abstimmungsseite auf die linke Seite des Senates, so stimmt man automatisch für das linke Gesetz ab. Gesetze bringen ebenfalls zusätzliche Siegpunkte ein, je nachdem, wie viel Einfluss man auf dem jeweiligen Planeten, der auf dem Gesetz abgebildet ist, besitzt.

Nach der Einkommensphase wird der Senat wieder aufgeräumt und die nächsten beiden Gesetze für die abgestimmt werden können, werden aufgedeckt.

Ende des Spiels

Nach der fünften Runde erhält man noch Siegpunkte für Medaillen, übrige Ressourcen und die finanzierten Projekte. Mit jeder Medaille, die man gesammelt hat, verdeckt man ein Siegpunktfeld. Am Ende erhält man Siegpunkte in Höhe des noch niedrigsten offenen Feldes. Besitzt man alle Medaillen, erhält man die Höchstpunktzahl von 30 Punkten.

Jedes Projekt ist einem Planeten oder der Missionen gewidmet. Die Person, die den meisten Einfluss oder die meisten Missionen erfüllt hat, erhält dementsprechend die meisten Siegpunkte für das Projekt und so weiter. Zusätzlich dazu gibt es ein Gemeinschaftsprojekt. Die Person, die hier am meisten mitgewirkt hat, erhält hier die meisten Siegpunkte.

Die Delegation die nun die meisten Siegpunkte besitzt, gewinnt die Partie.

Ein Taktikkracher

Federation ist ein klassisches Worker Placement Spiel. Wir platzieren unsere Gesandten, um die Aktionen auf dem Spielbrett auszuführen. Dabei können wir unseren Gegenspielenden auch in ihre Planungen grätschen. Ist ein Feld nämlich erstmal belegt, kann es nicht von einem anderen Spielenden genutzt werden. Das Spiel bietet eine Menge an Möglichkeiten und ist besonders im ersten Anlauf einfach erschlagend. Man weiß kaum, was man eigentlich tun soll und spielt einfach drauf los. Mit der Zeit findet man aber immer besser rein und überlegt sich dann raffinierte Züge, um die meisten Punkte einheimsen zu können oder als erstes eine Medaille zu erringen und vieles mehr.

Federation ist ein echtes Brett. Man besitzt einfach eine unglaublich große Anzahl an Möglichkeiten, wodurch man besonders am Anfang schnell den Überblick verlieren kann.

Federation ist spielerisch ein echtes Brett. Man besitzt einfach eine unglaublich große Anzahl an Möglichkeiten, wodurch man besonders am Anfang schnell den Überblick verlieren kann. Foto: Sven Karsten

Um in dieser Masse an Möglichkeiten übersichtlich zu bleiben, setzt Federation komplett auf Symbolik und ist somit Sprachneutral. Die Symbole sind sehr gut verständlich und man versteht in der Regel sehr schnell, was sie bedeuten. Allerdings herrscht auf dem Spielbrett sowie dem eigenen Tableau durch die schiere Anzahl an Aktionsmöglichkeiten so ein Symbolen-Wirrwarr, dass man schnell die gewünschte Übersichtlichkeit verliert. Blickt man das Spiel mit der Zeit erst einmal richtig durch, findet man hier einen richtigen Taktikkracher wieder, der sicherlich viele Euro-Fanatiker glücklich machen wird. Besonders, weil es auch einfach richtig gut aussieht.

Zu viele tolle Komponenten

Das Design von Federation ist gewöhnungsbedürftig; wir fanden es jedoch toll. Dieser leichte Anschlag von Star Wars gepaart mit dem witzigen Comiclook. Das passt einfach und schaut viel besser aus als viele andere Vertreter klassischer Euros. Zudem sind die Komponenten des Spiels super. Die Meeple sind ein wenig was klein für meinen persönlichen Geschmack, fühlen sich jedoch gut in der Hand an. Auch schön ist, dass wir hier doppellagige Spielertableaus vorfinden.

Der Aufbau des Spiels dauert jedoch gefühlt ewig. Durch die beiliegenden Schälchen wird dieser zwar ein wenig beschleunigt, viel bringen diese jedoch nicht. Es gibt einfach viel zu viel Material, das ausgelegt werden muss und zu wenig Schälchen dafür. Ein gut überlegtes Insert hätte hier sicherlich helfen können. So dauert alleine der Aufbau gut 15 – 25 Minuten.

Infos zu Federation

Spielerzahl: 1 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spielzeit: 60 – 120 Minuten
Schwierigkeit: schwer
Langzeitmotivation: hoch
Klassifikation: Expertenspiel

Autor: Dimitri Perrier, Matthieu Verdier
Illustrationen: Miguel Coimbra
Verlag: Strohmann Games, Explor8
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2023
Sprache: Deutsch
Kosten: 69,90 Euro

Fazit

Die Meinungen zu Federation gingen bei uns ganz weit auseinander. Während die einen das Spiel hervorragend fanden und sich das Spiel ebenfalls ganz schnell zulegen wollen, fanden die anderen das Spiel eher mäßig. Fakt ist, Fedaration ist ein pures Worker Placement Spiel. Die Interaktion ist dabei sehr gering. Lediglich das Besetzen von Aktionen, die Gegenspielende ausspielen könnten und das Beeinflussen des Senats und somit die Verabschiedung des Gesetzes bringen eine gewisse Interaktion in das Spiel. Wem viel Interaktion wichtig ist, der sollte definitiv die Finger von Federation lassen. Es gibt viele andere Worker Placement Spiele, die mehr Interaktion bieten. Spontan fallen mir da beispielsweise Turris oder Dwellings of Eldervale ein. Mit Andromeda‘s Edge gab es kürzlich sogar den Nachfolger zu Dwellings of Eldervale im Crowdfunding zu finanzieren, der ebenfalls ein Spacethema hat.

Wer mit der geringen Interaktion kein Problem hat, der wird mit Federation große Freude haben. Man kann sich in dem Spiel groß austoben und hat taktisch viele Möglichkeiten. Allerdings hatten wir das Gefühl, dass die Produktionsstätten des grünen Planeten einen vergleichsweise stärkeren Vorteil bieten, als die anderen Planeten. Es ist jedoch auch wichtig ausgewogen zu spielen. Fokussiert man sich zu sehr auf einen Planeten, kann dies schnell dazu führen, dass man Punkte bei anderen Planeten liegen lässt. Besonders im Hinblick auf die Münzen ist dies nicht zu unterschätzen.

Eine gute Balance bei den Planeten ist wichtig für den Sieg.

Eine gute Balance bei den Planeten ist wichtig für den Sieg. Foto: Sven Karsten

Das Worker Placement absolviert das Spiel hervorragend. Alle Aktionen fühlen sich gut an und bringen den Spielenden in irgendeiner Form voran. Die Area Majority bzw. Voting Komponente des Spiels geht jedoch komplett unter. Es wurde kaum beachtet, dass man Einfluss darauf nehmen kann, welches Gesetz diese Runde verabschiedet wird, da die Kosten dafür einfach zu hoch erscheinen. Lieber wollte man weiter investieren, um Aktionen ausführen zu können, als Abzustimmen und die Mehrheit in den einzelnen Stockwerken zu bekommen, da man einfach zu wenig Siegpunkte hieraus schöpfen konnte.

Auch wenn das sich jetzt nach viel Negativem anhört, Federation ist kein schlechtes Spiel. Es gibt kleinere Macken, aber Federation hat mir persönlich viel Spaß gemacht. Es fordert genug Hirnschmalz und unterhält durchweg. Zudem ist es vergleichsweise schnell gespielt. 1 1/2 Stunden – 2 Stunden brauchten wir für eine Partie etwa. Für so einen Taktikkracher super beeindruckend. Diese Zeit wird allerdings wieder durch den Aufbau ein wenig was in die Länge gezogen.

Man merkt, Federation ist ein wildes hin und her zwischen großartig und mittelmäßig. Ich persönlich empfehle das Spiel gerne weiter, mir hat es nämlich echt Spaß gemacht! Ob es seinen Weg jedoch nochmals auf den Tisch findet, ist fraglich. Dafür hat Federation uns zu sehr gespalten.

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