Insel der Katzen muss sich im Test mal wieder beweisen – nicht ohne Grund zu diesem Zeitpunkt: Im Mai erscheinen bei Skellig Games mit Kätzchen und Biester, Extraboote und Explore & Draw die drei lang erwarteten Erweiterungen zu Insel der Katzen. Somit ist jetzt ein sehr guter Zeitpunkt, sich das 2020 ebenfalls bei Skellig Games erschienene Grundspiel einmal genauer anzuschauen. In diesem Kennerspiel geht es darum, einzigartige Katzen vor den herannahenden Armeen des Bösewichts Vesh Düsterhand retten. Draften, Puzzeln und Katzen sind die wichtigsten Bestandteile des Spiels.
„Legenden zufolge gibt es eine fantastische Insel, auf welcher eine Rasse von uralten, weisen, wilden und verspielten Katzen leben soll. Die neuesten Entdeckungen von Squall’s End haben gezeigt, dass diese Geschichten wahr sind!“
Es naht jedoch Gefahr in Form von Vesh Düsterhand. Dieser strebt danach, die ganze Welt zu unterwerfen und ist auf dem Weg zur Insel der Katzen. Die Spielenden sind als Einwohner von Squall’s End auf einer Rettungsmission zur Insel, um so viele der edlen Kreaturen der Insel zu retten wie möglich. Ob und wie das den großen Plan von Vesh die Welt zu unterwerfen vereiteln soll, bleibt das Spiel mit seiner Geschichte schuldig. Auf das Spiel und seine sehr gute Mechanik hat es aber auch keinen schlechten Einfluss.
Katzen, Katzen und noch mehr Katzen
Insgesamt 91 der edlen tierischen Bewohner der Insel finden sich in der Box. Sechs davon sind die sagenumwobenen Oshax, die anders als die 85 übrigen, in fünf Farben kommenden Katzen nicht in den mitgelieferten Stoffbeutel gelegt werden. Die Liste der tierischen Komponenten wird um die Fischplättchen ergänzt, die im Spiel als Währung dienen. Verschiedene Schätze, Körbe, ein Inselplan, vier Bootspläne und über 200 Karten komplettieren den Inhalt der großen weißen Box.
Das Spiel erstreckt sich über fünf Tage (die Runden). An jedem dieser Tage werden fünf verschiedene Phasen durchlaufen. Wer am Ende des fünften Tages, an dem Vesh auf der Insel ankommt, die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel. Punkte erhalten die Spielenden für Katzenfamilien (mindestens 3 aneinander grenzende, gleichfarbige, Katzen), erfüllte Lektionen und gesammelte seltene Schätze. Minuspunkte gibt es für nicht vollständig gefüllte Räume und am Ende des Spiels sichtbare Ratten auf dem eigenen Boot.
Ein Tag auf der Insel – Rette die Katzen
Am Morgen jedes Tages muss der Fisch gefangen werden. Alle erhalten in der Fischfang-Phase 20 Fisch. In der Erkundungsphase erkunden die Spielenden die Insel. Die Funde zieht man in Form von sieben verdeckt gezogenen Karten. Von diesen werden zwei ausgesucht und der Rest weitergereicht. Das draften endet, wenn alle sieben Karten ausgewählt haben. Anschließend wird entschieden, welche der Funde man behalten möchte und zahlt die entsprechende Summe in Fisch. In der dritten Phase werden die Lektionen gelesen. Alle blauen Lektionskarten, die in der vorangegangenen Phase bezahlt wurden, müssen nun ausgespielt werden. Die Lektionen gibt es als persönliche, die nur der Ausspielende kennt, und offene, die für alle einsehbar sind und Punkte bringen.
Anschließend wählen alle gleichzeitig für die Phase des Katzenrettens geheim aus, welche der grünen Rettungskarten sie spielen möchten. Neben den für die Rettung notwendigen Körbe zeigen diese auch Schuhsymbole. Deren Summe gibt an, wer zuerst eine Katze aus einem der beiden Inselgebieten retten darf und auf seinem Boot platziert. Sind alle Körbe benutzt worden oder die beiden Inselgebiete leer, folgt die fünfte Phase. In dieser können in der Reihenfolge der vierten Phase die gelben Schatzkarten und die braunen Oshax-Karten gespielt werden und entsprechende Plättchen auf dem eigenen Boot platziert werden.
Zum Abschluss der Runde am Ende des Tages fliehen alle Katzen, die sich noch in den Gebieten befinden, und werden zurück in die Schachtel gelegt. Alle Karten und Fische, die noch übrig sind, werden behalten.
Während jeder dieser Phasen können die lilafarbenen Jederzeit-Karten gespielt werden, die unterschiedlichste Effekte bieten.
Zusätzlich bietet das Spiel noch einen Familienmodus. In diesem liegt der Fokus auf dem Puzzeln mit den Katzen-Plättchen. Es gibt keinen Fisch und Katzen müssen nicht mit Körben gerettet werden. Auch das Draften spielt keine Rolle. Die Punkte werden am Ende wie auch in der Standardvariante verteilt. Einzige Ausnahme bilden die Lektionen. Hier gibt es spezielle Familienlektionskarten, von denen am Anfang alle 3 verdeckt bekommen und von diesen dann zwei auswählen.
Geschwisterwettstreit – Der Solo-Modus
Im Solo-Modus kommt es zum Wettstreit mit der eigenen Schwester. Diese hat sich mit an Bord geschlichen und versucht die Lorbeeren der harten Arbeit für sich selbst zu beanspruchen. Der Aufbau ist hierfür recht schnell angepasst. Sie hat fünf Karten, die eine der fünf Katzenfarben zeigen und von denen pro Runde eine weitere sichtbar wird. Am Spielende erhält sie für die zuerst aufgedeckte Farbe fünf Punkte, für die in der zweiten Runde aufgedeckte Karte vier Punkte und so weiter.
Punkte erhält die Schwester außerdem durch ihre Solo-Lektionen. Über die Anzahl der im Spiel befindlichen Solo-Lektionen kann außerdem die Schwierigkeit angepasst werden. Je mehr ausliegen, desto schwieriger wird es. Zur Rettung der Katzen besitzt die Schwester ein eigenes Deck (Solo-Körbe). Die Karten zeigen an wie viele und welche der Katzen aus den Gebieten entfernt werden und ob gegebenenfalls noch weiter Plättchen genommen werden.
Hat der Solo-Spielende am Ende mehr Punkte als die Schwester ist das Spiel gewonnen.
Infobox
Spielerzahl: 1-4
Alter: ab 8 Jahren
Spielzeit: etwa 90 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: gut
Kategorie: Kennerspiel (mit Familienspiel-Variante)
Kernmechanismen: Drafting, Set collection, Tile-laying
Autoren: Frank West
Illustrationen: Dragolisco
Verlag: Skellig Games / The City of Games
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2020
Sprache: deutsch
Kosten: 50 Euro
Fazit
Die Insel der Katzen ist auch mehr als zwei Jahre nach der englischen Erstveröffentlichung noch ein sehr beliebtes Spiel. Auf BoardGameGeek belegt es einen Platz in den Top 100 und in der Familienkategorie ist es nur knapp außerhalb der Top 10.
Das Thema ist frisch, anders und künstlerisch wunderbar umgesetzt. Da stört es auch nicht, dass der Mechanismus genauso gut passen würde, wenn man statt Katzen zu retten und diese auf dem Boot zu platzieren, Stofffetzen kaufen würde und daraus eine Decke der geforderten (Boots-)Form nähen müsste. Einen großen Anteil daran, dass das Thema nicht zu aufgesetzt wirkt hat auch das Regelheft. Hier wird sich bei jeder Aktion die Zeit genommen, in einer extra Box die Mechanik in die Geschichte einzubetten. Vom Regelheft kann so manch anderes Spiel noch viel lernen. Der klare Aufbau mit den fünf Phasen und das Einbetten der Mechaniken in die Geschichte sind hervorragend umgesetzt. Das gute und übersichtliche Layout mit Beispielen machen das Regelheft zu einem der besten Vertreter seiner Art.
Alle Komponenten des Spiels haben eine sehr gute Qualität. Die Plättchen sind alle aus dicker Pappe und halten im Fall der Katzen das im Beutel liegen und Durchmischen schadlos aus. Beim Puzzeln ist es manchmal schwer, die Katzen richtig an ihren Platz zu legen, da die Plättchen nur so gerade an- und ineinander passen. Die Karten haben eine gute Größe und Qualität und alle relevanten Symbole sind gut sichtbar und verständlich. Einzig das fünfer Fischplättchen ist optisch nicht so eindeutig. Da es sich aber von der einzigen anderen Größe der Fischplättchen klar abgrenzt, ist das kein Problem. Es wurden sogar extra Karten beigelegt, die die unterschiedlichen Katzen anhand der Schwanzform differenzieren, so dass auch bei Schwierigkeiten Farben wahrzunehmen und zu unterscheiden die Unterscheidung erleichtert wird.
Die einzelnen Phasen wirken manchmal etwas stumpf hintereinander gestaffelt und die beiden Hauptmechaniken des Puzzeln und Draften bedingen einander zwar, sind aber durch die strikte Trennung der Phasen nicht ideal verbunden. Trotzdem fügen sich beide sehr gut ins Spiel ein. Dies nicht zuletzt wegen der Liebe die ins Regelheft gesteckt wurde.
Das Draften der Karten funktioniert auch zu zweit überraschend gut. Der Gesamtpool an Möglichkeiten ist zwar mit mehr Spielern größer, doch bietet sich einzig bei zwei Spielenden die Möglichkeit auf zurückkommende Karten zu spekulieren. Das Positive von mehr Möglichkeiten zeigt sich stärker bei den in Abhängigkeit der Spielendenanzahl gezogenen Katzen. Hier stärker, aber natürlich auch bei den Karten, spielt doch ein nicht zu vernachlässigender Glücksfaktor mit. Liegen nicht die richtigen Farben oder Formen aus, wird das Erfüllen der Lektionen zum Ende hin manchmal unmöglich. Bei den Karten sind vor allem die grünen Rettungskarten von besonderer Bedeutung. Ohne sie stehen nicht genug Körbe zur Verfügung und viel Platz wird auf dem Boot frei bleiben. Da man mit Insel der Katzen aber eben kein Expertenspiel mit extremen strategischem Anspruch hat, sondern ein Kennerspiel an der Grenze zum Familienspiel, ist das Vorhandensein von ein wenig Glück kein wirklicher Negativpunkt. Hier spielt stärker der individuelle Geschmack eine Rolle.
Die Punkteverteilung am Ende fühlt sich durch die vielen Minuspunkte, die es für nicht ganz gefüllte Räume gibt, gelegentlich recht unbefriedigend an, wenn man ein Viertel seiner Punkte wieder verliert. Bei sieben Räumen können das bis zu 35 Punkte ausmachen. Meistens sind es aber zwischen 10 und 20 Punkten, die wieder abgezogen werden.
Der Wiederspielreiz des Spiels ist sehr hoch. Durch die unterschiedlichen Lektionen, die man ausspielen kann, und der Abhängigkeit von den gezogenen Karten und Katzen ist jede Partie von Beginn an anders. Auch die Interaktion zwischen den Spielenden ist sehr gut. Natürlich beim Draften (insbesondere zu zweit), aber auch beim Auswählen der Katzen und der Entscheidung, wie viele und welche grünen Rettungskarten man spielt, ist diese sehr hoch.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist der Solo-Modus. Kein Regel- oder Symboledschungel durch den die Schwester vom eigenen Zug ablenkt. Die sehr gute Balance zwischen offenen und verdeckten Informationen lässt die Schwester sehr „menschlich“ wirken. Das Drafting wurde sehr gut angepasst und auch die Entscheidung über die grünen Karten behält ihre Wichtigkeit. Die Bedeutung der Farbe der ausgewählten Katzen erhöht sich im Solo-Spiel sogar noch und macht so das Spiel nur besser. Die mehrstufige Anpassungsmöglichkeit der Schwierigkeit und die hohe Variabilität im Aufbau der Schwester runden den Solo-Modus perfekt ab. Hier lohnt es sich, dass Spiel auch zu kaufen, wenn man es die meiste Zeit alleine spielen würde.
Unentschlossene können das Spiel auch in der Boardgamearena kostenlos testen.
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