Brettspiele und Kickstarter, diese Kombination funktioniert scheinbar immer. Wer bislang befürchtet hatte, das laufende Jahr wäre aufgrund der Corona-Krise im Crowdfunding-Bereich ein Desaster, kann aufatmen. Das Kickstarter-Jahr ist erfolgreich gestartet und hat, Frosthaven sei Dank, sogar einen Rekord-Monat hervorgebracht. Damit nicht genug: Das erste Halbjahr 2020 hat insgesamt einen neuen Meilenstein gesetzt.
Dass Kickstarter mittlerweile vor allem für Vielspieler einer der zentralen Anlaufstellen für Neuerscheinungen ist, ist angesichts der bunten Palette an Ideen, die Verlage und Autoren dort präsentieren, kaum eine Überraschung. Dass ausgerechnet das Corona-Jahr neue Rekorde hervorbringt, ist da schon überraschender. Statt ihre Finanzen zu überdenken, gehen Fans in die Vollen. So ist nicht nur das erste Halbjahr 2020 rekordverdächtig, sondern auch der Monat Mai, da lief nämlich die Gloomhaven-Fortsetzung Frosthaven aus und bescherte der Tabletop-Branche den bislang finanzstärksten Einzelmonat auf Kickstarter.
Kickstarter: Rekord trotz Rückgang
Völlig spurlos ist die Coronavirus-Pandemie auch an Kickstarter nicht vorüber gegangen. Wie aus einem Bericht von ICO* hervorgeht, hat sich die Anzahl der Kampagnen-Starts auf der Crowdfunding-Plattform spürbar verringert, insbesondere in den Monaten März bis Juni. So haben es statt rund 2.600 Projekten im März 2019, in diesem Jahr nur etwa 1.850 zum Launch geschafft. In den übrigens Kern-Monaten der Pandemie sah es ähnlich aus. Die Rückgänge liegen jeweils im Bereich zwischen 24 und 34 Prozent.
Die gute Nachricht: Bereits im Juni zeichnete sich eine leichte Erholung ab. Ob diese anhält und wann der Anzahl der Kampagnen-Starts sich wieder dem Normalzustand zuwendet, bleibt allerdings abhängig von der weltweiten Pandemie-Entwicklung, insbesondere in den Vereinigten Staaten. Wie groß der Einbruch tatsächlich ist, geht aus einem Hinweis von ICO-Chef Thomas Bidaux hervor: Er spricht davon, dass die Gesamtzahl der Finanzierungskampagnen den niedrigsten Stand seit 2012 erreicht hat. Und dass, obwohl das Frühjahr nach Angabe non Bidaux eine starker Zeitraum für Crowdfunding ist.
Im Tabletop-Segment muss man die Lage allerdings etwas differenzierter betrachten, auch bezüglich des in diesem Fall nur leichten Projektrückgangs. Dieser könnte immerhin auch darin begründet liegen, dass erst die Monate Februar und März 2020 eine enorme Zahl an erfolgreichen Finanzierungen hervorbringen konnte. Allein in diesen beiden Monaten haben „Backer“ über 700 Brettspiele zum Finanzierungsziel durchgewunken. Insgesamt ist der Rückgang in der Kategorie Spiele – damit gemeint sind sowohl Brettspiele als auch Videogames – weniger dramatisch als die Gesamtlage auf Kickstarter.
Zudem beeindruckt die finanzielle Seite im Brettspiel-Segment: Zwar verzeichnet ICO für April einen starken Rückgang bei den Finanzierungssummen, der Mai wurde mit über 33 Millionen US-Dollar zum historisch stärksten Monat. Kaum Überraschung: Allein Frosthaven stützt die Monatsstatistik mit eingenommenen 13 Millionen US-Dollar. Der Nachfolger von Gloomhaven übertraf damit auch die Erwartungen des Autors Isaac Childres.
Frosthaven untermauert Finanzrekord
Besonders eindrucksvoll: Frosthaven sammelte von seinen über 83.000 Unterstützern mehr Geld ein, als alle 200 Brettspiel-Projekte aus dem Monat April zusammen. Noch eindrucksvoller: Frosthaven überholte sogar das bis dato finanzstärkste Kickstarter-Projekt Kingdom Death: Monster 1.5, das es im Jahr 2017 auf gigantische 12,4 Millionen US-Dollar schaffte.
Cephalofair Games trug mit Frosthaven maßgeblich zum Rekordhalbjahr 2020 bei. Auf der Einnahmenseite stehen bislang rund 118 Millionen US-Dollar, im zweiten Halbjahr 2019 waren es rund 96 Millionen US-Dollar – bis dahin gültig als Rekordmarke. Frosthaven hat damit rund zehn Prozent zum Gesamtvolumen im Brettspielbereich beigetragen.
Insgesamt zeigt sich, dass Kickstarter der Krise vergleichsweise gut trotzen konnte. Zwar ist die Anzahl der Projekte gesunken, dennoch scheint die Plattform Verlage, Autoren und anderen kreativen Köpfen auch in Corona-Zeiten zumindest in einige Kategorien als sicherer Hafen zu dienen. Dennoch: die langfristigen Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise könnte sich mit Verzögerung bemerkbar machen, auch oder insbesondere auf Kickstarter.
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