Preiserhöhungen bei Brettspielen sind längst nicht mehr nur Gerüchte, sondern Tatsachen. Einige Verlage haben ihre preislichen Anpassungen offen kommuniziert, andere schweigen und wieder andere sind noch unschlüssig. Die Corona-Pandemie könnte Spieler jedenfalls mittelfristig zusätzliches Geld kosten. Immerhin: Nicht wenige Spieler greifen ohnehin tiefer in die Taschen, wenn es um ihr Hobby geht.
Der eine oder andere Leser dürfte die neuen Umfragen bereits bemerkt haben – jeweils vier Wochen lang laufen sie und drehen sich dann um ein Thema, das wir redaktionell beackern wollen. Dabei gilt: Es handelt sich ausdrücklich nicht um repräsentative Umfragen. Gleichzeitig gilt aber auch: Je mehr Leser abstimmen, desto eindeutiger wird das Bild gezeichnet. Im Oktober geht es um Preiserhöhungen bei Brettspielen.
Auswirkungen der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hatte zweifellos spürbare Auswirkungen auf die Spielebranche – und zwar auf mehreren Ebenen. Projekte mussten verschoben werden, weil durch Kontaktbeschränkungen plötzlich die Entwicklungsprozesse stoppten. Notwendige Testspielpartien waren in zu geringem Umfang möglich, wenn sie es denn überhaupt waren. Logistik und Produktion standen vor Probleme und stehen es noch. Die personellen Kapazitäten in den Produktionsländern reichte nicht aus, in dem Häfen können Container nicht gelöscht werden, weil es an „Manpower“ fehlt. Jüngst wies Asmodee im Rahmen des Presse-Events auf die angespannte Situation an den Frachtumschlagplätzen hin. Langsam holen die Hafenbetreiber allerdings auf: mit Personalaufstockungen und 24-Stunden-Schichten wird Container um Container abgearbeitet, um der Lage Herr zu werden. Dennoch: Die Verlage erwarten weiterhin Einschränkungen und Lieferengpässe, mindestens bis zum Jahresende.
Verzögerungen sind nicht das einzige Problem. Auch die Kosten steigen. Die Preise für Containerfacht haben sich vervielfacht, auch die Produktionskosten sind gestiegen, und die Ressourcen wurden ebenfalls teurer – nicht zuletzt das Papier. China spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn es um Großauflagen und Plastikbestandteile geht. Sich selbst mittelfristig aus er Umklammerung des Marktführers in diesem Segment befreien zu können, scheint unmöglich. Zu groß ist der Vorsprung chinesischer Unternehmen in diesem Bereich. Die Produktion einfach vor Ort realisieren? Einige kleine Verlage versuchen sich daran und produzieren nachhaltig, insbesondere für die angesagten Trendspiele ist derzeit keine Lösung.
Weil Kosten auf Seiten der Verlage steigen, halten die Überlegung zu Anpassungen der Brettspielpreise an. Immerhin: Die Branche ist gesund. Corona hatte diesbezüglich einen positiven Einschlag. Vor allem Erwachsene hat man als boomende Zielgruppe erschließen können. Zwei Jahr in Folge lag das Branchenwachstum bei Spielwaren im zweistelligen Prozentbereich – trotz oder gerade wegen der Pandemie. Brett- und Kartenspiele verbinden, ermöglichten Gemeinsamkeit in Zeiten gesetzlich verordneter Einsamkeit. Verlage kamen somit gut durch die Krise. Die Kostenexplosionen treffen sie dennoch hart. Was also tun? Das, was Wirtschaftsunternehmen eben tun in diesen Situationen: Die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterreichen.
Einige Verlage, so etwa Pegasus Spiele, haben ihre Preisanpassungen offen kommuniziert: „Die Weltwirtschaft steht gerade vor einem riesigen Ressourcenproblem, das merkt man auch in der Spielebranche. Materialen wie Holz, Papier, Pappe – alles häufige Bestandteile von Spielen – sind knapp, während die Nachfrage beständig steigt. Das Resultat: steigende Preise.“ Auch über Logistikprobleme und unterbrochene Lieferketten informierte der Verlag im Spätsommer. Die Preiserhöhungen sollen zum 15. November in Kraft treten – für das gesamte Portfolio des Verlags.
Auch der Schwerkraft-Verlag hatte bereits im Sommer mitgeteilt, man müsse nachjustieren. Daher „ist vielmehr davon auszugehen, dass sich in den nächsten Monaten die Verkaufspreise vieler unserer Spiele erhöhen werden. Insbesondere natürlich die Titel, die regelmäßig von uns nachgedruckt werden.“ Für Terraforming Mars hatte man den Preis sogar direkt angepasst. Der Schwerkraft-Verlag ging davon aus, dass der Trend sich nicht umkehren wird. Man sollte Recht behalten.
Andere Verlage überdenken die Preisgestaltung, nicht alle haben bereits Verteuerungen umgesetzt. Das Jahresende wird dabei vermutlich eine Rolle spielen, weil eine Entspannung der Corona-Lage für das nächste Jahr erwartet wird. Läuft es gut, könnte es bei den alten Preisen bleiben – hält die Krise an oder spitzt sich sogar zu, kommen Verlage nicht mehr um Anpassungen herum.
Nach mehreren Gesprächen mit Verlagsvertretern auf der zurückliegenden SPIEL’21 in Essen ist klar, dass das Thema ein sensibles ist. Man möchte seine Kunden nicht vergraulen, mit Preiserhöhungen ist man daher durchaus vorsichtig, man könnte sagen „sparsam“. Aber sie lassen sich aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten auch nicht vermeiden.
Und die Spieler selbst? Ihnen scheinen die Preiserhöhungen weniger auszumachen als gedacht. Preiserhöhungen schmerzen im Portemonnaie, unterdrücken offenbar aber nicht den Drang, für gut befundene Titel zu kaufen. Die zurückliegende SPIEL’21 kann als Beispiel herhalten: Offenbar waren die Verlage mit ihren Umsätzen zufrieden – trotz lediglich 50 Prozent der gewohnten Besucherauslastung. Das Geld sitzt locker nach Monaten des Verzichts.
Wie viel aber sind die Spieler tatsächlich bereit, für einen einzigen Titel auf den Tisch zu legen. An dieser Stelle setzte die Monatsumfrage an: Wie viel Geld gibst du maximal für ein Brettspiel aus?
Von den rund 100 Antworten entfiel ein Fünftel tatsächlich auf die höchste zur Auswahl stehende Kategorie „über 100 Euro“.
Der größte Teil der Antworten entfiel auf den Bereich „zwischen 50 und 100 Euro“. Wenig überraschend, weil Brettspiele inzwischen schnell den Preisbereich zwischen 50 und 70 Euro überschreiten.
Immerhin knapp ein Viertel der Antwortenden würde dennoch weniger als 50 Euro pro Brettspiel ausgeben. Unter 30 Euro wollen immerhin noch 9 Antwortende maximal zahlen.
Ein möglicher Grund für die Spendabilität: Kenner- und Expertenspiele werden längst als Luxus-Hobby verstanden. Ramsch und Billigware findet man in dem speziellen Segment nicht. Der durchschnittliche Vielspieler ist großzügig, wenn es darum geht, für einen langersehnten Titel bezahlen zu müssen. Der Qualitätsgedanke scheint zudem ausgeprägt zu sein unter Brettspielenden. Wenn etwas gut ist, zahlt man dafür einen angemessenen Preis.
Eine Faustregel gilt umgekehrt inzwischen aber nicht mehr: Der Preis muss sich nicht zwingend in der Schachtelgröße widerspiegeln. Bei aller Freude über Plastik-Miniaturen und haufenweise Papier – was obsolet ist bei einem Brettspiel, darf ruhig auf das Minimum reduziert werden. Verlage ziehen mit, so etwa Kosmos. Dort hat man längst eine Nachhaltigkeitsoffensive gestartet und nimmt Packungsgrößen unter die Lupe, um der Materialverschwendung zu begegnen. Spannend wird, welchen Weg Verlage zukünftig bei den „Wegwerf-Spielen“ einschlagen werden: Die passen nämlich nur bedingt zu Nachhaltigkeit und Preiserhöhungen.
Die nächste Monatsumfrage läuft bereits
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