Die Spielemesse in Essen ist nicht nur Besucherveranstaltung, sondern auch ein großes Businesstreffen. Der Spielwarenbranche geht es gut, die vorgelegten Wachstumszahlen sind stabil. Den Höhenflug der Vorjahre scheint die neuerliche Krise um anhaltende Lieferkettenengpässe, gestiegene Rohstoff- und Energiekosten sowie die Inflation aber vorerst gestoppt zu haben. Dennoch: die Hoffnungen der Akteure liegen auf dem Weihnachtsgeschäft.
Nach dem Umsatzboom der vergangene zwei Jahre kann sich auch die Spielebranche nicht der aktuellen Krise entziehen. In den ersten acht Monaten des Jahres ging der Umsatz mit Spielen und Puzzles in Deutschland in 2022 um rund sieben Prozent zurück. Der Markt liegt, verglichen mit 2019, jedoch weiter deutlich zweistellig im Plus. Das ist das Resümee des Vereins Spieleverlage als Vertreter vieler namhafter Verlage im deutschsprachigen Raum.
Brettspiele: Günstige Preise könnten Kauflust befeuern
Eine Überraschend ist es nicht: Auf jedes Hoch folgt ein Tief, das Abflachen der Wachstumskurve im Spielesegment ist daher keine Katastrophe, sondern eine Normalisierung des Marktes. Mit der Corona-Pandemie, der teilweisen Isolation und den über viele Monate anhaltenden Kontaktbeschränkungen suchten die Menschen nach Alternativen, um durch die pandemische Zeit zu kommen – und fanden sie in Gesellschaftsspielen und Puzzles. Ein ähnliches Fazit zieht man auch beim Verein Spieleverlage: Spielen liege demnach seit Jahren im Trend und hatte gerade während der Corona Krise noch einmal stark an Bedeutung gewonnen.
Viele Familien hätten Spiele und Puzzles während der Lockdown-Zeiten intensiv für die gemeinsame Beschäftigung genutzt. Nach der Entspannung der pandemischen Lage hatte man auf eine weitestgehende Rückkehr zur Normalität gehofft, dann kam es überraschend anders: „Die Ukrainekrise, explodierende Energiekosten, als auch eine galoppierende Inflation schlagen inzwischen auf das Gemüt und das Konsumverhalten der Verbraucher durch“, so der Verein. Der aufgelaufene Absatz 2022 falle daher etwas schwächer als im Boom-Jahr 2021 aus. Das allgemeine Interesse an Spielen bleibe allerdings auf einem hohen Niveau.
Spielen entwickelt sich nach Meinung des Verbundes immer mehr als beliebtes Thema, um „abzuschalten und gleichzeitig mit Freunden oder der Familie sich gemeinsam zu beschäftigen und auszutauschen“. Spielen besitze zudem einen großen Stellenwert als sinnvolle, kreative und mitunter herausfordernde Freizeitbeschäftigung. Das sei im Lockdown wichtig gewesen und werde sich sicherlich in den nächsten schwierigen Monaten fortsetzen.
Weihnachten wird ein (Spiele-)Fest
Der Blick in die Zukunft, der Blick auf das Weihnachtsgeschäft, fällt somit ernüchternder aus als erhofft. Dennoch zeigt sich der Spieleverlage-Vereinsvorsitzende Hermann Hutter guter Dinge. Er erklärt auf Nachfrage, er gehe trotz allgemeiner Krisenlage von einem guten Weihnachtsgeschäft aus. Vor allem aus einem Grund: in Deutschland sind Spiele im Vergleich mit anderen Ländern günstig: rund elf Euro kostet ein Titel durchschnittlich. Kenner wissen allerdings, dass die Preisspanne zwischen dem kleinen Sechs-Euro-Kartenspiel und dem 150-Euro-Miniaturen-Paket groß ist, durch Crowdfundings wird die Preisspirale teils noch weiter in die Höhe getrieben.
Das vergleichsweise niedrige Preisniveau könnte der Branche in die Hände spielen, immerhin werden 40 bis 50 Prozent des Umsatzes im Weihnachtsgeschäft erzielt. Und noch etwas ist vorteilhaft: „An Kinder wird selten gespart“, so Hermann Hutter. Auch dieses Jahr werden viele Spiele und Spielwaren unter der geschmückten Tanne liegen. Die sind dann allerdings häufig über den Online-Handel erworben worden. Denn: Schwierig sind für die Einzelhandelsgeschäfte die immer noch schwache Frequenz in den Innenstädten und die hohen Energiekosten, für deren Belastung der Staat dringend Hilfen dem Handel anbieten muss. Dennoch gilt zugleich: Die Verlage haben die Verteuerungen bisher nur im begrenzten Umfang weitergegeben. In den letzten zwei Jahren sorgten Lieferkettenprobleme bei den Verlagen für etliche Herausforderungen. „Hier zeichnet sich eine Entspannung ab, so dass die Lieferzeiten und Verfügbarkeiten sich deutlich verbessert haben“, so der Verbund. Problematisch sei aber die immer noch mangelnde Kapazität an den deutschen Häfen für Containerlieferungen.
Merklich spürbar für die Verlage sei die Inflation, die mit großen Papierpreissteigerungen, Transportkostenerhöhungen, Währungsverlusten sowie extremen Energiepreissteigerungen bei der Produktion einhergeht. Und auch der starke US-Dollar sowie der im Gegensatz dazu schwache Euro machen die Lage herausfordernd.
Fachhandel steigt mit Onlineplattformen in den Ring
Die Fachhändler zeigen sich allerdings kämpferisch, viele haben während der Pandemie aufgerüstet. Die Nachwirkungen der Pandemie sind daher auch zum Teil positiv belegt. Der stationäre Handel habe nach den Schließungen in den letzten beiden Jahren wieder Marktanteile gewinnen können und habe sein Spiele- und Puzzles Sortiment ausgebaut. Viele kleiner Händler seien inzwischen verstärkt im Onlinegeschäft aktiv und bieten ihren Kunden damit ein erweitertes Angebot.
Neben historischen Themen sind auch Partyspiele beliebt, die einen schönen Abend miteinander garantieren. In unsicheren Zeiten sorgen Spiele für Entspannung und Ausgleich; gleichzeitig bringen sie Freunde und Familie generationenübergreifend zusammen. Persönliche Kommunikation und das gemeinsame Erlebnis suchen und schätzen im digitalen Zeitalter immer mehr Menschen. Die wachsende Anzahl kooperativer Spiele fördert das gemeinsame Erlebnis, das Vertrautheit und Freude mitbringt. Wie Dominique Metzler, Chefin des die SPIEL in Essen ausrichtenden Friedhelm Merz Verlags erklärt, wären Computerspiele keine direkte Konkurrenz: die manchmal totgesagte Brettspielbranche ist quicklebendig.
Teilweise Verschmelzungen zwischen „analogen“ und „digitalen“ Formaten sind vor den soliden Marktdaten daher durchaus als positive Signal zu werten. Die über 1.800 Neuheiten auf der Spielemesse in Essen spiegeln vor allem eines wider: Neue Ideen und Produkte gibt es in Massen.
Die vorgestellten Titel stehen vertretend für eine Masse an Brettspielen, die auf der SPIEL präsentiert werden. Die Rekordzahl an Neuheiten bildet die allgemeine Entwicklung des Spielemarktes zu Pandemiezeiten ab. Den Marktforschern der NDP Group zufolge ist der weltweite Umsatz mit Spielwaren im Jahr 2021 im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um 22 Prozent gewachsen. Einen wesentlichen Anteil am Anstieg hat das Segment „Gesellschaftsspiele & Puzzles“ verzeichnet.
Innerhalb des gleichen Zeitraums ist hier der Jahresumsatz um 32 Pozent nach oben geklettert – auf etwas über 15 Milliarden Euro weltweit. Für das Jahr 2022 rechnen die Marktforscher mit einem Umsatz auf gleichem Niveau. „Der große Höhenflug mag damit beendet sein, aber die stabil gebliebenen Zahlen sind ein Indiz dafür, dass das Interesse an Brettspielen in der Gesellschaft nachhaltig ist.
„Die Menschen haben weiterhin Lust aufs Spielen“, so die Analyse von Florian Hess. Ein Besuch auf der SPIEL ’22 ist der richtige Anlass, um diese Begeisterung zu verstärken oder das Hobby auszubauen. „Die Anzahl an Ausstellern, deren internationale Vielfalt und die Neuheitenfülle ist mehr als beachtlich angesichts der angespannten Weltlage“, resümiert Dominique Metzler. Für sie hat sich die SPIEL von der Pandemie-Pause erholt und steht solide da. Die Veranstaltung wird dieses Jahr ihrem Ruf in der Brettspielwelt als Leitmesse alle Ehre machen.
„Nach Corona wünschen sich die Spieler wieder den verstärkten persönlichen Austausch“, so Hermann Hutter, „und das gemeinsame Ausprobieren neuer Spiele. Die hohe Innovationskraft der Branche lässt sich nirgends besser erleben als auf der Messe und auf Spielefesten.“
Informationen und Hintergründe zur SPIEL’22 in Essen gibt es aktuell stets unter spielpunkt.net/spiel-in-essen oder auf der Webseite des Friedhelm-Merz-Verlags: www.spiel-messe.com.
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