Seit Sherlock Holmes 1886 vom britischen Schriftsteller Arthur Conan Doyle erschaffen wurde, erfreuen sich dessen Anhänger rege an ihm. Dabei erscheint seine Figur regelmäßig in der Literatur, dem Film und auf der Bühne. Unlängst trägt Sherlock den Status einer Kultfigur. Dazu trug auch die Ausstrahlung der beliebten BBC-Serie um die Fälle von Sherlock Holmes bei. Diese führte geradewegs dazu, dass Sherlock nun wieder eine generationsübergreifende Popularität genießen darf. Nicht verwunderlich also, dass darauf auch der Büchermarkt reagiert. So auch Carlsen. Durch ihn ist eine Sherlock Mangareihe erschienen, deren Bände nach dem Drehbuch von Stephen Moffat und Mark Gatiss, beide Autoren der beliebten BBC-Serie Sherlock, geschrieben und gezeichnet wurden. Veröffentlicht wurden bisher drei Teile der Reihe und damit Fälle der Fernsehserie.
Kurzüberblick: BBC-Serie Sherlock
Sherlock, ein hochbegabter Berater der britischen Polizei, ist zugleich hochangesehen und doch verhasst. Sein Verhalten erscheint stets selbstgerecht und blasiert. In der gleichnamigen BBC Hit-Serie wird seine Figur von Benedict Cumberbatch gespielt. Ganz anders erscheint der ehemalige Militärarzt Dr. John Watson, welcher von Martin Freeman gespielt wird und nicht nur Sherlocks Assistent, sondern auch sein bester Freund ist. Zeigt Sherlock Holmes bisweilen Schwierigkeiten im sozialen Umgang, scheint er zu Watson wahre Empathie zu empfinden. Die BBC-Serie handelt von dem Beginn ihres Kennenlernens und ihren gemeinsamen Fällen.
Bei den Fällen, die Sherlock und sein Gehilfe bearbeiten, handelt es sich ausschließlich um diejenigen, bei denen das Scotland Yard versagt hat. Was zu deutlichen Antipathien aus dessen Reihen führt. Das bringt das Genie und seinen Patner Watson nicht von ihrem Weg ab. Auch Sherlocks Erzfeind Dr. Moriarty kann daran nichts ändern. Der von Andrew Scott gespielte geniale Ganove, mit ebenbürtigem Intellekt und konkurrenzfähiger Raffinesse, trachtet nach dessen Leben. Eine Folge der Serie behandelt dabei stets einen Kriminalfall.
Ansprechendes Layout
Liegt der Sherlock Holmes Manga vor dem Leser, scheint für diejenigen, die bisher keinen Kontakt zum Manga-Genre hatten, das Buch kopfzustehen. Doch nach einem Blick ins Buch fällt auf: Der schwarz-weiß gezeichnete Comic wird von rechts nach links gelesen. Die Zeichnungen gleichen dabei auf verblüffende Weise den Schauspielern der Sendung. Das Mangas ihren Ursprung in Japan haben fällt hier deutlich auf. Alle Zeichnungen scheinen von einem asiatischen Zauber umgeben zu sein.
Besonders hervorzuheben sind hier die Zeichnungen auf den letzten Seiten. Diese zeigen die Protagonisten Sherlock, seinen Bruder Mycroft und Watson in Ganzkörperzeichnungen und Portraits. Beim Anblick dieser Zeichnungen wird das Talent des Mangazeichners Jay besonders deutlich. Während der Lektüre sind die jeweiligen zusammengehörigen Abschnitte der Story in Panels unterteilt. Die Schrift in den Sprechblasen ist dabei stets gut lesbar. Der Hochglanz-Einband des Mangas wirkt wertig und kommt, anders als die Buchinnenseiten selbst, im bunten Farbkleid daher.
Krimi und Sherlock und Japan
Der Manga erzählt in sechs Kapiteln die Geschichte um den Beginn der Zusammenarbeit und der Freundschaft von Sherlock Holmes und John Watson. Nachdem der traumatisierte Militärarzt Watson aus dem Afghanistankrieg zurück gekehrt ist, trifft dieser planlos und depressiv auf einen alten Schulfreund, der ihm aufgrund seiner finanziellen Lage eine Wohngemeinschaft vorschlägt. Es folgt der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft und beruflichen Partnerschaft zwischen dem Genie Sherlock und Watson, der sich stark von Sherlocks Faszination für Kriminalfälle mitreißen lässt. Der Startschuss zu den gemeinsamen Ermittlungen zu vier rätselhaften Selbstmorden in Londons Innenstadt fällt. Während der Erzählung hält sich Carlsens Manga Sherlock gradlinig an das Drehbuch seines Vorbilds, der gleichnamigen TV-Serie. Ein Fall von Pink begeisterte schon tausende Zuschauer auf der heimischen Couch und auch der Manga bietet großes Unterhaltungspotential.
„Sherlock Holmes… Wer bist du?“
Sherlock 1: Ein Fall von Pink, Zitat John Watson
Bilder zu Sherlock Band 1
Infobox
Softcover: 212 Seiten
Verlag: Carlsen
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-551-72884-5
Drehbuch: Stephen Moffat und Mark Gatiss
Übersetzung: Gandalf Bartholomäus
Erscheinungsjahr: 2017
Kosten: 12,99 Euro
Fazit
Nicht nur Anhänger des sagenumwobenen Sherlock Holmes werden ihre Freude an dem Manga haben, auch für krimiaffine Leser bietet er Spannungspotential. Die Leseart des Mangas könnte für neue Leser dieses Genres umständlich sein, da die umgekehrte Leseweise entgegen derer unserer westlichen Lesegewohnheiten steht. Besonders fällt dies beim Folgen der Sprechblasen auf. Hier herrscht das Potential in der Reihenfolge zu verrutschen. Hat man sich erst an den neuen Lesestil gewöhnt und liest den Manga gekonnt von rechts oben, nach links unten, werden Fans der BBC-Serie auf eine Reise durch ihre Erinnerungen geführt. Dabei gewinnt der Manga durch die lebendig wirkenden Zeichnungen deutlich an Tiefe. Die Schauspieler werden markant durch den Mangaka dargestellt und auch die Ausdrucksweise der Buchfiguren ist durch die Drehbuchnähe verblüffend ähnlich zu derjenigen der Schauspieler. Für Leser, die sich im Stil des japanischen Mangas zu Hause fühlen oder ihn neu entdecken wollen und an Kriminalromanen interessiert sind, eine empfehlenswerte Adaption zu der BBC-Serie Sherlock.