Vom 27. bis 30. Juni hat in Köln jene Comic-Convention stattgefunden, die sich in Brasilien bereits bewährt hat: die CCXP. Unter dem Namen CCXP Cologne soll die Convention nun in jährlichen Abständen in den Kölner Messehallen stattfinden. An der Auftaktveranstaltung nahmen rund 40.000 Besucher teil, solide Zahlen – angesichts der ambitionierten Zielsetzungen allerdings unter den Erwartungen der Organisatoren. Anpassungen für die nächste CCXP Cologne dürften damit sicher sein.
Für eine Auftaktveranstaltung war die CCXP Cologne trotz einiger kritischer Stimmen durchaus gelungen. Aufwändige Standaufbauten, namhafte Cosplayer, bekannte Stars aus Film und Fernsehen, zahlreiche interaktive Angebote für Besucher: die CCXP Cologne hätte bedeutend schlechter starten können. Rund 40.000 Fans machten sich auf, um jene neue Comic-Convention zu besuchen, die ihre Wurzeln in Brasilien hat und dort von „Omelete“ seit 2014 veranstaltet wird. Knapp 260.000 Comic-Fans waren im vergangenen Jahr in São Paulo zu Gast, kein Vergleich zu den Zahlen der deutschen Premiere der CCXP in Köln. Die Ziele der Organisatoren waren ambitioniert – gerechnet hatte man mit bis zu 70.000 Besuchern. Auch wenn nur etwas mehr als die Hälfte des gesteckten Maximalziels erreicht worden ist, ziehen die Veranstalter ein positives Fazit zum Auftakt.
Comics, Cosplay und Kommerz
Zuversichtlich blickt Markus Oster, Geschäftsbereichsleiter der Koelnmesse, in die Zukunft. In der abschließenden Pressemitteilung der Koelnmesse kommentiert er: „Ich sehe eine leuchtende Zukunft für die Stadt Köln, die Region und ihre führende Rolle in der Medienbranche, wenn wir es weiterhin schaffen, innovative Formate und neue Erlebniswelten wie die CCXP Cologne hierher zu holen.“ Tatsächlich ist ein Auftakt mit rund 40.000 Besuchern mehr als nur solide, vor allem unter Berücksichtigung der Erfahrungen, die die Verantwortlichen der Koelnmesse mit der Ausrichtung ähnlich gelagerten Messeveranstaltungen haben.
Dass die Premiere bezüglich der Besucherzahlen unter den Erwartungen geblieben ist, liegt nicht zuletzt an der Terminwahl. Zeitgleich fand in Stuttgart die Comic Con in Landesmesse statt – eine bewährte Convention, die 35.000 Fans anzog. Für die CCXP Cologne 35.000 potenzielle Besucher, die sich auf Bewährtes verlassen wollten, statt Experimentelles in Köln zu wagen. Zudem lief die CCXP Cologne über insgesamt vier Tage – zusammen mit den weitläufigen Hallen kam so bei vielen Fans der Eindruck auf, die Convention wäre kaum besucht.
Der Vorstandschef der Koelnmesse GmbH, Gerald Böse, ist von der Qualität der CCXP überzeugt: „Die erste CCXP COLOGNE war ein großer Erfolg und hat durch Qualität und exklusiven Content überzeugt; eine erstklassige Basis, dieses neue Format am Medienstandort Köln zu Europas bedeutendster Comic Con aufzubauen.“ Die Inhalte der neuen Kölner Convention konnten sich tatsächlich sehen lassen, auch wenn vielen Fans das Thema „Comics“ dennoch zu kurz kam. Viele hätten sich eine umfassendere „Artists Alley“ gewünscht – mit mehr Comic-Angeboten und mehr Zeichnern.

Was es gab, war sehenswert: Viel Harry Potter, samt eigenen Merchandising-Laden vom Elbenwald, der von der Krawatte bis zur Tischlampe alles zu bieten hatte, was man als Fan von J.K. Rowlings Vorzeigemagier so gebrauchen kann. Nur einige Meter weiter stand für Fans ein hübscher Aufbau samt Hippogreif als perfektes Fotomotiv für ein Erinnerungs-Selfie im Halbdunkeln. Ebenfalls zu finden waren – anlässlich ihrer Jubeljahre – echte Comic-Klassiker: Batman und Superman. Der dunkle Rächer, seine Themenwelt war zentral platziert, und sein 80. Jubiläum war eines der Highlights der CCXP Cologne. Supermans letztjähriges rundes Jubiläum feierten Fans dagegen in einem „privaten Rahmen“ in einer Video-Box nach. Gezeigt wurden die besten Szenen des Mannes in den blauen Strumpfhosen.
Auch große Namen hatte die CCXP Cologne bei ihrer Premiere zu bieten: so waren nicht nur Jason Statham und Idris Elba in Köln zu Gast, sondern auch der Game-of-Thrones-Star Nicolaj Coster-Waldau und Benedict Wong, unter anderem bekannt aus Avengers. Hinzu kamen, wie man es von derartigen Conventions kennt, weitere Stars und Sternchen, die man kennen kann, aber nicht muss. Autogramme gabs von allen – allerdings gegen Bares. Das ist nicht neu, die Höhe der Preise überrascht dennoch. Dass ausgerechnet die Preispolitik der CCXP Cologne Anlass zur Kritik bot, dürfte daher kaum verwundern. Allerdings ist die CCXP nicht die erste Convention, bei der über Eintrittspreise diskutiert wird. Andere Merchandise-Artikel waren dagegen preislich äußerst attraktiv. darunter einige Angebote im Pop-Up-Store der Elektronikkette Saturn – dort gab es Super Mario Maker 2 für Nintendo Switch für 49 Euro zu kaufen – oder in der Merch-Area von LEGO, in der auch Sets aus Übersee erhältlich waren. Und tatsächlich haben wir jene Fans gesehen, die nur auf diese besondere Shopping-Gelegenheit gewartet zu haben schienen: nicht wenige Besucher verließen die CCXP mit prall gefüllten Einkaufstüten voller „Merch“.

Auch Stars, allerdings ihres eigenen Kosmos, waren die Cosplayer, die durch die Messehallen liefen, morgens zur Eröffnung die Besucher begrüßten und im Rahmen des Cosplay Championship um den Preis für das beste Kostüm antraten – vor vollem Saal, in dem die Fans fast ausflippten als die Moderatorin Kes die Namen einiger populärer Cosplayer in ihr Mikrofon schrie. Am Ende ging der erste Platz an „Anochi“ mit einem World-of-Warcraft-Cosplay, das das Tier-10-Set des Schamanen darstellte. Von dieser Atmosphäre wünschen Fans sich mehr für die CCXP Cologne im Jahr 2020.
Das sieht Kes von Kes Costumes & Cosplay genauso. „Die CCXP COLOGNE hat für mich als Moderatorin der Cosplay Championship und allgemein für uns Cosplayer neue Maßstäbe gesetzt. Noch nie gab es eine so intensive Rundum-Betreuung für unsere Championship-Teilnehmer und auch alle anderen Cosplayer im Cosplay Universe. Man spürt in jedem Winkel die Begeisterung und das Herzblut, welche die Koelnmesse und die CCXP in diese Con gesteckt haben – nicht nur für uns Cosplayer, sondern in allen Bereichen der Veranstaltung. Ich bin stolz, Teil der Premiere gewesen zu sein und freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr.“
Pressemitteilung der Koelnmesse GmbH
Eine Augenweide waren auch die Aufbauten im Außenbereich. Die Fallout-Area präsentierte das „Wasteland“ hautnah – Endzeitstimmung dank der Temperaturen um 35 Grad inklusive. Nicht minder beeindruckend war der gigantische X-Wing sowie der benachbarte AT-ST, stilrecht bewacht von zwei Sturmtruppen. Darth Vader und der Imperator tummelten sich ebenso im Star-Wars-Areal wie Darth Revan oder Darth Nihilus. Dagegen sah so mancher Jedi, trotz aufwändiger Kostümierung, ganz schön blass aus. Wie atmosphärisch eine Comic-Convention sein kann, zeigte sich auf der CCXP Cologne in eben jener Halle, in der die Mitglieder von Vereinen wie der German Garrison ihre handwerklichen Meisterwerke präsentierten.

Fast etwas abgeschieden lag der 2.000 Quadratmeter große „Playground“. Dort gab es Brettspiele, sogar viele gute – auch für Kenner. Zudem Rollenspiele – davon jedoch zu wenig, wenn man den Kritiken der Fans aufmerksam lauscht. Einige kleine Anbieter und der Verlag Ulisses stellte ihre Pen-and-Paper-Games aus, Fans wollten mehr – vielleicht bekommen sie das im nächsten Jahr. Dass die Spielareale anders waren als auf der RPC, liegt nicht zuletzt an der Ausrichtung der CCXP, die keine Rollenspielmesse ist, sondern eine Comic Convention. Das Konzept ist anders, nicht schlechter. Pierre Mantovani, Gründer von Omelete kommentiert: „Wir sind sehr glücklich zu sehen, wie unser Konzept hier zum Leben erweckt wurde, mithilfe der Erfahrung der Koelnmesse als Veranstalter sowie der Unterstützung von fünf globalen Content Produzenten und den lokalen Fan-Communities“. Die CCXP Cologne ist keine RPC – oder vielleicht doch, aber mit einem anderen Anspruch.
André Kuchel, Gründer der Role Play Convention, ist von der Wandlung angetan: „Es ist großartig ‚meine‘ Role Play Convention in einer solch neuen Dimension zu sehen, ohne, dass sie ihr Herz und ihre Seele verloren hätte“. Kuchel war nach Aussagen der Koelnmesse GmbH maßgeblich an der Konzeption der CCXP Cologne beteiligt.
Bildergalerie: Das war die CCXP Cologne 2019
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Inhaltlich bot die neue Kölner Comic-Messe mehr als nur Fan-Services: exklusive Screenings, diesmal zu Annabelle 3 (leider trotz absehbarem Kinostart nur in englischer Sprache), viel Interaktives zum Anfassen und reichlich Gelegenheit, sich in aller Ruhe mit Gleichgesinnten austauschen zu können, bildeten ein Kontrastprogramm zum vielfach hektischen Treiben auf derartigen Veranstaltungen. Ohnehin scheint die „moderne Version der RPC“ ein Multi-Channel-Event zu sein.
Die Organisatoren erreichten Fans nicht nur vor Ort, sondern auch über die sozialen Medien und Live-Streams „Mehr als eine Million Menschen erreicht die CCXP Cologne während der vier Tage über Social Media und den Livestream des Glasstudios“. Letzteres war ein zentral platzierter dursichtiger Kubus, in dem, unter anderem, Stargäste für Interviews zu Gast waren. Rund fünf Stunden Spektakel präsentierten die Veranstaltungsorganisatoren dort.
Die CCXP Cologne bot Raum für Verbesserungen, aber es war insgesamt eine Premiere, auf der man aufbauen kann -auch, um die verpasste Zielmarke bei den Besucherzahlen im nächsten Jahr zu erreichen.
Der Termin dafür steht übrigens bereits fest: Die CCXP Cologne 2020 findet vom 26. bis 28. Juni 2020 statt – wieder über vier Tage, wieder in der Koelnmesse, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einigen konzeptionellen Anpassungen.
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