Themen zu finden, die in der großen Brettspielwelt noch unverbraucht sind, ist schwer. Genau das haben Máté und Boglárka von Urban Games Ltd geschafft. Mit ihrem Erstlingswerk Conspiracy bringen sie das Thema Verschwörungsideolgien auf humorvolle Art in einem spaßigen und schnellen  Partyspiel unter. Wir haben mit den beiden über die Entwicklung des Spiels gesprochen. Zusätzlich haben wir einen Prototypen des Spiels getestet und können von unseren Eindrücken berichten.

Während der Coronapandemie sind eine nicht zu unterschätzende Zahl von Spielen entstanden. Eines davon ist Conspiracy vom ungarischen Verlag Urban Games ltd. Thematisch könnte es nicht besser gewählt sein. Hier können die Spielenden die Rolle von Impfgegnern und Anhängern anderer Verschwörungsideologien übernehmen. Ziel ist es, sich als dominierende, die Welt erklärende, Theorie zu etablieren und genügend Anhänger zu gewinnen.

Wie entstand das Spiel?

Máté und Boglárka waren zu Beginn der Coronapandemie erst frisch zusammen. Zum Glück teilten sie ein gemeinsames Hobby, was ihnen bis dahin noch nicht bewusst war: Brettspiele. Eines morgens beim Frühstück hatten sie dann die Idee, etwas Eigenes zu entwickeln. Da das Ausprobieren neuer Ideen viel Spaß machte, kamen immer neue Ideen hinzu. 

Die Idee, aus dem Thema „Verschwörungsideologien“ ein Spiel zu machen, kam bei einer Online-Feier mit Freunden auf. Gemeinsam machte man sich über die Absurdität mancher Verschwörungen lustig und später wurde das Thema zentral für das Spiel.

Die Entwicklung des grundlegenden Mechanismus durch Boglárka dauerte nicht einmal einen Monat. Nach etwa zwei bis drei Wochen stand der Kern des Spiels fest. Máté übernahm die Arbeit an den Texten, seine Schwester Ágnes kümmert sich um das Grafikdesign. Nachdem mit Attila Turcsányi auch jemand gefunden war, der die Illustrationen machte, ging es verstärkt ins Playtesting. 

Mehr als viele Karten braucht es für das Partyspiel Conspiracy nicht. Bild: Jonas Dahmen

Der gesamte Prozess bis zum ersten professionellen Playtesting dauerte gerade einmal elf Monate. Auch wenn der Kern des Spiels recht schnell feststand, gab es noch Anpassungen durch die vielen Testpartien. 

Anfangs gab es vor allem Kartenaktionen, die entweder das Angreifen oder Verteidigen ermöglichten. Nach ersten Rückmeldungen kamen weitere Effekte hinzu, so dass es inzwischen 12 verschiedene Aktionstypen gibt. Auch die News-Karten wurden angepasst. Hier besitzen nun alle einen Bonus, der aktiviert wird, wenn die Karte umgedreht wird. Auch Kettenreaktionen zwischen Kartenaktionen sind nun möglich. 

Die meiner Meinung nach cleverste Teilmechanik im Spiel bestand allerdings bereits von Anfang an. Angriffskarten dürfen in der Regel nur im ersten Zug einer Runde gespielt werden. Genaueres dazu im nächsten Abschnitt.

Wie schwurbelt man richtig?

Gleich drei verschiedene Spielmodi gibt es für Conspiracy. Neben einem kompetitiven Modus gibt es auch eine kooperative und eine Solovariante. Die Solovariante ist hierbei aber nur eine kleine Variation des Koop-Modus. Eins haben alle Varianten aber gemeinsam: Alle wollen die News-Karten für sich beanspruchen und Anhänger für die eigene Theorie gewinnen.

Am Anfang jeder Partie erhalten alle, egal ob im Team, solo oder gegeneinander, eine Verschwörungstheorie, der sie anhängen und für die sie Anhänger gewinnen wollen. Anhänger erhält man vor allem über das Gewinnen und Deuten der News-Karten.

Kompetitiv läuft der Kampf um die aktuelle News-Karte in einer Runde über zwei Züge ab. Alle spielen in jedem Zug verdeckt eine Karte aus. Dreht man sie um, werden die Influence-Punkte am Ende der Runde gewertet. Vorher treten noch die zum Teil fiesen Effekte der Karten ein, mit denen man beispielsweise gewonnene News-Karten der Mitspielenden zerstören kann oder Karten aus der aktuellen Runde neutralisieren. Andere Karten erlauben es, sich zu verteidigen. Für eine bessere Kontrolle dürfen Angriffskarten meist nur im ersten Zug gespielt werden.

Wer am Ende der Runde die meisten Influence-Punkte auf den gespielten Karten hat, gewinnt die aktuelle News-Karte und muss begründen, warum diese gerade für die eigene „Theorie“ relevant ist. Hier entstehen zum Teil noch krudere Begründungen als in der Realität.

In Conspiracy gibt es eine bunte Vielzahl an Aktionskarten. Bild: Jonas Dahmen

Im kooperativen und Solomodus spielt man nicht über zwei Züge gegen die Karten der Mitspielenden, sondern muss gemeinsam in einem Zug die vorher aufgedeckten Karten der „Schattenregierung“ übertrumpfen, um die News-Karte zu gewinnen.

Dreht man die gespielte Karte nicht um, sondern nimmt sie wieder auf die Hand, darf man eine bereits gewonnene News-Karte umdrehen und erhält so noch mehr Follower und einen Bonus. Alternativ kann man beim Behalten der Karte auch eine neue Karte vom Nachziehstapel ziehen.

Das Spiel endet, wenn eine Person oder das Team die in Abhängigkeit der Personenzahl festgelegte Followerzahl erreicht oder wenn das Deck der Schattenregierung im Solo/Koop-Modus aufgebraucht ist. In diesem Fall verlieren alle.

Fazit

Conspiracy ist eher kein Spiel, das man mit der Familie an Weihnachten auspackt. Es ist ein klassisches Partyspiel. Langfristige Taktik oder große Spieltiefe sollte man hier nicht erwarten.
Als Partyspiel bietet Conspiracy, nicht zuletzt dank eines cleveren spielmechanischem Kniffs, abwechslungsreichen Spielspaß, der bereits ab kleiner Gruppengröße funktioniert.

Das Thema ist für ein Partyspiel wirklich gut gewählt und die Begründungen, um die News-Karten zu erhalten, sind immer wieder haarsträubend (im positiven Sinne für den Spielspaß). Es nimmt die verschiedensten Verschwörungsbewegungen samt aller Klischees aufs Korn und ist gleichzeitig mehr als eine humoristisch als Spiel verpackte politische Aussage gegen Verschwörungsglauben.

Wer kann sich hat in jeder Runde den meisten Einfluss und kann die aktuelle News für sich beanspruchen? Bild: Jonas Dahmen

Dank der kooperativen Variante funktioniert das Spiel bereits zu zweit gut. Kompetitiv macht es sich, wie man es von einem Partyspiel erwarten kann, mit drei oder vier Personen deutlich besser als zu zweit. Nur als Solospiel konnte das Spiel in unserem Prototypentest nicht komplett überzeugen. 

Gerade die Einschränkung des Zeitpunkts, wann man in einer Runde Angriffskarten spielen darf, tut dem Spiel sehr gut. So hat man, das nötige Kartenglück vorausgesetzt, immer eine Möglichkeit auf die hinterhältigen Angriffe der Mitspielenden zu reagieren und kann so seine Anhänger bei sich behalten.

Der Humor, der sicher nicht für alle geeignet ist, steht hier zusammen mit dem Spielspaß im Vordergrund. Wer sich damit anfreunden kann, findet in Conspiracy ein rundes Partyspiel, das mit seinem einzigartigem Thema punkten kann. Dank kurzer Spielzeit und schlanken Regeln ist das Spiel super, um am Anfang oder am Ende eines Spieleabends die Stimmung aufzulockern. Wem die wertvollen Anhänger von den Mitspielenden geklaut wurden, will meist eine Revanche.

Das Crowdfunding

Das Spiel geht auf Kickstarter voraussichtlich am 13. April an den Start. Dort hat man dann 32 Tage Zeit, das Spiel zu unterstützen. Wenn etwa 300 Kopien des Spiels unterstützt werden, hat die Kampagne erfolgt. Das Grundspiel ist bereits fertig und bereit in den Druck zu gehen. 

Von ersten handbeschriebenen Karten bis zu einem druckfertigen Spiel hat sich Conspiracy entwickelt. Bild: Máté Mayer/Urban Games Ltd.

Crowdfunding wäre allerdings kein Crowdfunding, wenn es keine Stretchgoals gäbe. Hier haben sich die beiden auch einiges einfallen lassen. Sie haben sich vergangene erfolgreiche Kampagnen angeschaut und daraus eine bunte Mischung an Stretchgoals für Conspiracy geschaffen.

Beim Thema Verschwörungsideologien darf eine Sache nicht fehlen: Der Aluhut. Diesen wird es als Startspielermarker geben. Für eine bessere Haltbarkeit wird er allerdings aus einem stabileren Metall sein und nur optisch Aluminium sein.

Das spannendste Stretchgoal ist aber sicher die Erweiterung. Diese wird den Namen Qapitol tragen. Mit ihr lässt sich das Spiel mit bis zu fünf Personen Spielen und es gibt zusätzlich eine Variante, um eine Runde im kompetitiven Modus über drei Züge zu spielen. So lässt sich noch etwas taktischer spielen. 

Fast schon Standard sind einige Stretchgoals bezüglich der Komponentenqualität. Hier geht es vor allem um höhere Qualität der Karten und ein Inlay, das die Box ordentlicher hält. Zudem wird es Spielhilfen als Stretchgoal geben.

Das Spiel wird komplett in Ungarn produziert. Das Papier stammt hierbei aus FSC-zertifizierten Quellen und auch die Farben, die beim Druck verwendet werden, sind nachhaltig. Der Preis liegt bei 35€. Zusätzlich wird es auch eine Print-and-Play Version des Spiels geben.

Finden sich insgesamt 500 Unterstützerinnen und Unterstützer, wird es neben Englisch weitere Sprachausgaben geben. Zu diesen geplanten Übersetzungen gehört auch eine deutsche Ausgabe.

Infos zu Conspiracy

Personenzahl: 1 – 4; 1 – 5 mit Erweiterung
Alter: ab 10 Jahren
Spielzeit: 5 – 35 Minuten
Schwierigkeit: einfach
Klassifikation: Partyspiel
Kernmechanismen: Auktion, Aktionskarten

Spielidee: Boglárka Benke, Máté Mayer
Illustrationen: Ágnes Mayer, Attila Turcsányi
Verlag: Urban Games Ltd.

Link zu Kickstarter-Kampagne: Link
Offizielle Website: Link

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