Schon mit der Erfindung des ersten Computers fanden Menschen Wege, auf ihnen zu spielen. Dabei verschwendeten die Computerprogrammierer von damals aber nicht etwa ihre Zeit oder versuchten sich einfach nur auszutoben. Sie hatten wirklich praktische Gründe, Spiele zu entwickeln und legten so auch den Grundstein für die künstliche Intelligenz.
In den 1940er und 1950er Jahren nahmen Computer ganze Räume ein und waren so teuer, dass sie nur von Universitäten und großen Unternehmen gekauft werden konnten. Die meisten Menschen hatten nur eine begrenzte Vorstellung davon, was diese elektronischen Ungetüme zu leisten vermochten und waren mit den Arten von mathematischen Gleichungen, die diese Maschinen regelmäßig zu berechnen hatten, nicht vertraut.
Aber Spiele wie Tic-Tac-Toe und Tennis for Two aus dem Jahr 1958 und dann Donkey Kong mit dem zunächst kleinen Randdarsteller Super Mario eigneten sich hervorragend dazu, um das Interesse und die Unterstützung der Öffentlichkeit zu gewinnen. Ein zusätzlicher Bonus war, dass auch die Programmierer von der Entwicklung von Spielen lernen und so die Fähigkeiten des Computers herauszufordern konnten.
Diese Denkweise veranlasste eine Gruppe von MIT-Studenten in den 1960er Jahren, eines der ersten und bahnbrechendsten Computerspiele zu entwickeln: Die Studenten Steve Russell und seine Freunde hatten Zugang zum neuen PDP-1-Computer der Schule, den sie dazu nutzten, ein Demonstrationsprogramm zu entwickeln, das erstens so viele Ressourcen des Computers wie möglich nutzte und diese Ressourcen bis zum Äußersten ausreizte, zweitens auch nach wiederholtem Durchlauf interessant blieb (was bedeutete, dass jeder Durchlauf etwas anders aussehen musste) und drittens, interaktiv war.
Inspiriert von den Science-Fiction-Romanen, die Russell und seine Freunde liebten, beschlossen diese Computer-„Hacker“, ein Duellspiel zwischen zwei Raumschiffen zu entwickeln. Das Ergebnis, Spacewar genannt, erregte auf dem Campus großes Aufsehen und verschiedene Varianten des Spiels verbreiteten sich bald auch an anderen Universitäten, die Computertechnikprogramme hatten.
Obwohl Spacewar Spaß machte, sollte es nie für die breite Öffentlichkeit freigegeben werden, da Computer für den privaten Gebrauch noch zu teuer waren. Um Spacewar spielen zu können, brauchte man Zugang zu den Computern einer Forschungseinrichtung, wodurch der Einfluss des Spiels auf den kleinen Bereich der Computertechnologie beschränkt blieb.

Retro-Gaming am Retro-TV. Bild: possessed photography /unsplash
Tatsächlich wurden Videospiele nicht von Computerprogrammierern entwickelt, sondern von einem Ingenieur, der mit einer anderen wichtigen Erfindung des 20. Jahrhunderts vertraut war: dem Fernseher. In den 1960er Jahren hatten Millionen von Amerikanern in Fernsehgeräte investiert, aber diese Fernsehgeräte wurden nur zur Unterhaltung verwendet. Der Ingenieur Ralph Baer war sich sicher, dass diese Technologie auch für Spiele genutzt werden könnte und sollte Recht behalten.
Als er im Jahr 1966 für Sanders Associates, Inc. arbeitete, begann Baer an seiner Idee zu arbeiten. Mit der Unterstützung des Sanders-Technikers Bob Tremblay entwickelte Baer 1967 das erste von mehreren Videospiel-Testgeräten. Nachdem Baer herausgefunden hatte, wie man mit dem Fernsehgerät interagieren konnte, waren er und sein Team in der Lage, immer ausgefeiltere Prototypen zu entwerfen und zu bauen.
Die Geschäftsleitung von Sanders war von Baers Fortschritten beeindruckt und beauftragte ihn mit der Umsetzung dieser Technologie in ein kommerziell nutzbares Produkt. Nach einigen Jahren und zahlreichen Tests und Weiterentwicklungen entwickelten Baer und seine Kollegen einen Prototyp für das erste Mehrspieler- und Multiprogramm-Videospielsystem, das den Spitznamen Brown Box erhielt. Sanders lizenzierte die Brown Box an Magnavox, die das Gerät 1972 als Magnavox Odyssey auf den Markt brachten.
In der Zwischenzeit erinnerte sich ein kreativer Jungunternehmer namens Nolan Bushnell daran, dass er während seiner Zeit als Student an der Universität von Utah Spacewar gespielt hatte. Er begann zu überlegen, wie das Spiel im Einzelhandel vertrieben werden könnte. Bushnell hatte bereits Erfahrungen mit Spielhallen gesammelt und die Beliebtheit von Flipperautomaten aus erster Hand erfahren. Er glaubte, dass Spacewar ein erfolgreicher Spielautomat werden würde.
Zusammen mit seinem Geschäftspartner Ted Dabney gründete er im Juni 1972 das Unternehmen Atari, Inc. und brachte noch im selben Jahr Pong, ein Arcade-Tischtennisspiel, heraus. Der erste Pong-Automat wurde in Andy Capp’s Tavern, einer Bar in Sunnyvale, Kalifornien, aufgestellt. Mit Erfolg – ein paar Jahre später ging Atari eine Partnerschaft mit Sears, Roebuck & Company ein, um 1975 eine Heimversion des Spiels zu produzieren. Dabei war die Heimversion von Pong genauso erfolgreich wie die Arcade-Version. Atari verkaufte allein im Jahr 1975 150.000 Einheiten.
Auch andere Unternehmen begannen bald, ihre eigenen Heimversionen von Pong zu produzieren. Sogar Magnavox brachte eine Reihe modifizierter Odyssey-Geräte auf den Markt, die nur ihre Tennis- und Hockeyspiele spielten. Von diesen Videospielkonsolen der ersten Generation war die Coleco Telstar die erfolgreichste, was zum Teil auf Glück und die Hilfe von Ralph Baer zurückzuführen war. Von Nintendo, zur Xbox bis hin zur Playstation – eine neue Era war geboren und mit ihr ein neuer Industriezweig, der sich bis heute rasant weiterentwickelt und uns immer neue Spielerlebnis wie Animal Crossing, Grand Theft Auto und Co. bietet.