Nach den Top 5 der besten Brettspiele für Erwachsene in der Kategorie Krimi & Thrill, der Kategorie Fantasy & Abenteuer sowie der Topliste für die Top 5 der besten Brettspiele für Erwachsene – Kategorie Wirtschaft & Aufbaustrategie reisen wir nun in eine Zeit zurück, die von kühnen Rittern und holden Burgfräuleins gekennzeichnet wurde: das Mittelalter und die Zeit der Belagerungen und Burgen. Im nachfolgenden Artikel stelle ich Euch die Top 5 der besten Brettspiele für Erwachsene – Kategorie Mittelalter & Burgen vor.
Wichtig war mir, Spiele auszuwählen, die den Geist und die Atmosphäre des Mittelalters gut einfangen, statt auf Brettspiele zu setzen, die einzig auf ein mittelalterliches Spielkonzept setzen; davon gibt es zwar genug, aber diese Spiele sind hier eben nicht gefragt.
Die Tore der Welt
Das Mittelalter-Brettspiel Die Tore der Welt vom Kosmos Verlag ist nicht allein aufgrund der tollen Buchvorlage von Ken Follett empfehlenswert. Und wenn ein Brettspiel schon einen Sonderpreis von den Kritikern erhalten hat, dann ist genaues Hinsehen geboten. 2 bis 4 erwachsene Brettspieler reisen ins 14. Jahrhundert, also in die Epoche des Spätmittelalters zurück, um prestigeträchtige Bauwerke zu errichten. 200 Jahre nach dem Bau der Kathedrale von Kingsbridge, nachzuspielen im Brettspiel Die Säulen der Erde, widmen die Nachfahren der Hauptfiguren aus dem „ersten Teil“ sich neuen Aufgaben. Es darf gehandelt, gebaut, sich ernährt oder religiös betätigt werden. Im 14. Jahrhundert wütete zudem die Pest und so ist es nicht verwunderlich, dass auch medizinisches Wissen ein Teil dieses Brettspiels ist. Selbst für moderne Mediziner dürfte das Zusatzwissen über den „Schwarzen Tod“ hilfreich sein – wer weiß, was die Zukunft noch so bringen wird?
In jeder Spielrunde wird eine neue Ereigniskarte offengelegt, die den Spielern die Handlungen aus der Buchvorlage näherbringen. So wird das Mittelalterbrettspiel wunderbar mit der Hintergrundgeschichte verknüpft und es ist absolut empfehlenswert, das Buch vor oder nach dem Spielen zu lesen. Die tolle Anleitung nimmt Einsteiger an die Hand und führt sie durch das Spielgeschehen ohne mit anleitungstypischen Phrasen zu langweilen. Neue Spielelemente werden schrittweise eingeführt, sodass selbst die erste Partie durchaus unterhaltsam ist.
Durch die immer neuen Ereignisse werden selbst feststehende Pläne oftmals verworfen und neue Strategien müssen her, um an Siegpunkte zu gelangen. Prioritäten werden verschoben und Ressourcen sollten sinnvoll und umsichtig eingesetzt werden, wenn man siegreich aus der Spielpartie hervorgehen will. So richtig ritterlich wird es mit Die Tore der Welt zwar nicht, aber das Spätmittelalter ist eine tolle mittelalterliche Kulisse für Brettspieler, die „oldschool“ stehen. Mein Fazit: Unbedingt ausprobieren!
Die Baumeister, Mittelalter
Simpler Titel, simples Spiel. Aber grade aus diesem Grund ist dieses Mittelalterbrettspiel aus dem Hause Bombyx für Fans des Genres so interessant. Auch in diesem Titel dreht sich alles um die pompösen Bauwerke, die das Mittelalter prägten. Ein bedachter Umgang mit den verfügbaren Bauressourcen ist in diesem schnellen Taktik-Spiel das Kernelement. 2 bis 4 Spieler wetteifern um die Position des königlichen Hofbaumeisters (mit zusätzlichem r würde es noch interessanter!). Je mehr und je schneller die Spieler ihre Gebäude fertigstellen können, desto größer sind die Goldbeträge, die die Kassen füllen. Und wie auch heute gilt die Regel: Mehr Kohle, mehr Angestellte! Und mehr Arbeiter führt zu noch effektiveren Abläufen auf der mittelalterlichen Baustelle, denn diese Bauspezialisten bringen nützliches Wissen und wertvolle Rohstoffe mit. Wer gedacht hat, mittelalterliche Bauarbeiter würden Gerstensaft trinkend Bardenklängen zu hören und hübschen Jungfrauen nachpfeifen, der liegt völlig falsch!
Pro Spielrunde sind für jeden Mitspieler lediglich drei Aktionen kostenlos. Das bringt strategischen Tiefgang ins Spiel, denn es erfordert einen wirklich umsichtigen Einsatz von Ressourcen. Schnell müssen die Spieler ihr erspartes Gold einsetzen, um weitere Aktionen durchführen zu können. Jede Runde ist also eine taktische Gratwanderung und macht Die Baumeister, Mittelalter zu einem Brettspiel mit Langzeitunterhaltungswert. Trotz des Anspruchs, ist dieses Brettspiel auch für Kinder ab 10 Jahren zugänglich, was dazu führt, dass Die Baumeister, Mittelalter einer idealer Titel für Familien-Brettspielrunden ist. Die niedrigen Investitionskosten von knapp 15 Euro sind zudem ein schlagendes Kaufargument. Das Spiel eignet sich übrigens perfekt für zwei Spieler und entfaltet in dieser kleinen Runde bereits seinen vollen Charakter. Zusätzliche Mitspieler machen das Geschehen undurchsichtiger, was den Schwierigkeitsgrad weiter erhöht. Mein Tipp für schnelle, unkomplizierte Mittelalter-Brettspielabende.
Notre Dame
„Macht und Machenschaften im Schatten der Kathedrale“ lautet der Untertitel dieses Mittelalter-Brettspiels von Ravensburger. 2 bis 5 Spieler ringen im Paris des 14. Jahrhunderts um Wohlstand, Macht und Ruhm. Sehr erstrebenswerte Ziele, wenn man bedenkt, dass Reichtum zu Zeiten des Spätmittelalters wohl nur Wenigen vergönnt gewesen war – was das Spiel thematisch dann schon wieder erschreckend aktuell werden lässt.
Hilfreiche Handlungen sind Bestechungsversuche von Kirchenmitgliedern, den Stadtwachen oder gar des Bürgermeisters. Den Gegenspieler lassen besonders trickreiche Machthungrige sogar ungeliebte, weil nachteilige Karten zukommen. Der größte Feind aller Wohlstandsbürger des Mittelalters sind Rattenplagen, die Vorräte vernichten und Krankheiten unters Volk bringen. Wer also nicht höllisch aufpasst, dem gehen schlicht die Untertanen aus, die man um ihr Hab und Gut dann nicht mehr erleichtern kann. Notre Dame stand auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres 2007 und das völlig zurecht. Trotz des Alters gehört dieses Mittelalterbrettspiel noch lange nicht zum alten Eisen. Das Spielmaterial schaut nett aus und überzeugt mit schöner Bebilderung. Auf Kartentexte wird zudem völlig verzichtet, was die Eingewöhnungszeit ein wenig erhöht. Ein klassisches Duell mit 2 Spielern verschlingt rund eine halbe Stunde Spielzeit. Mit 5 Spielern dauern die Partien entsprechend länger. Der Wiederspielwert ist hoch und genau das macht Notre Dame zu einem echten Juwel. Mit knapp 50 Euro ist das Spiel kein Schnäppchen, wird jedoch viele Brettspielabende mit spannender Unterhaltung füllen. Mein Fazit: Notre Dame auf keinen Fall verpassen, die Investition lohnt sich definitiv.
Lancaster
Lancaster ist ein klassisches Mittelalter-Brettspiel der Kategorie Ritter & Burgen. Im Jahre 1413 wird Henry V. zum neuen König von England gekrönt. Die erbosten Franzosen finden das natürlich gar nicht so toll und so entbrennt ein Kampf um die Krone. Dieses Brettspiel von Queen Games versetzt 2 bis 5 Spieler in die Rollen von tapferen Rittern, die sich die Unterstützung der Lords sichern müssen. Das schön gestaltete Spielbrett vermitteln im Laufe der Partie den Eindruck eines hochtaktischen Legespiels und tatsächlich: Lancaster ist komplex, spannend und wahnsinnig taktisch. Dies wird einerseits durch die geheimen Parlamentsabstimmungen unterstützt, wenn es darum geht neue Gesetze zu verabschieden, die den eigenen Interessen am dienlichsten sind. Andererseits führt eine Rundenbegrenzung dazu, möglichst effizient zu spielen. Jede Partie Lancaster ist auf fünf Spielrunden begrenzt und daran kann auch die stärkste Belagerungswaffe nicht ändern. Die Spieler werden gezwungen möglichst hohe Goldvorräte anzuhäufen, um die Erträge aus den einzelnen Counties zu optimieren. Es gilt, die eigene Ritterschar durch Ausbildungen in der Burg zu vergrößern, dabei das steinerne Domizil niemals aus den Augen zu lassen. Drei Handlungen führen die Spieler in jeder der fünf Runden aus: Ritter aufstellen, Gesetze verabschieden und County-Erträge auswerten. So werden Machtpunkte gesammelt, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Das faszinierendste Spielelement ist die Kombination aus dem gemeinsamen Kampf gegen den gemeinsamen Feind Frankreich sowie dem Machtkampf der Adelshäuser untereinander. Die Stimmung des Mittelalters wird durch die Ränkespiel wunderbar eingefangen. Und für noch mehr Motivation sorgt dann die erste Erweiterung Die neuen Gesetze, die zwar nicht vielmehr als 18 neue Gesetzesvorlagen beinhaltet, aber trotzdem ein Muss für Fans des Spiels ist. Mit knapp 45 Euro kostet Lancaster weniger als ein Langschwert, aber mehr als ein hölzerner Suppenlöffel. Mein Fazit: Als Mittelalter-Fan gehört Lancaster in jeden Spieleschrank.
Orléans
Und hier ist meine Nummer Eins der Top 5 der besten Brettspiele für Erwachsene – Kategorie Mittelalter & Burgen: Orléans von dlp Games, nominiert zum Kennerspiel des Jahres 2015. Der etwas zermatscht dreinblickende Ritter auf der Vorderseite der Verpackung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Orléans ein wahrhaft würdiger Titelträger ist. Diesmal spielt sich für 2 bis 4 Spieler alles in der Stadt Orléans in Frankreich ab. Wer eine Waffen schwingende Jeanne d’Arc erwartet hat, wird hiermit enttäuscht. Orléans ähnelt ein wenig der zweitplatzierten Mittelalterbrettspiel Lancaster ist jedoch nochmals komplexer. Auch der Siegertitel ist ein waschechtes Worker-Placement-Brettspiel, spielt jedoch mit viel mehr Worker-Placements als andere vergleichbare Titel. Innerhalb von 18 Spielrunden versuchen die Spieler einen großen Vorrat an Waren und Kontoren sowie Bürgern und Geld anzuhäufen, um das Spiel zu gewinnen. Die Rundenbegrenzung sorgt auch hier für die nötige Spannung, da jeder Mitspieler von Beginn an strategisch vorgehen muss, um erfolgreich sein zu können; Fehler verzeiht Orléans nicht und das ist gut so, denn dieser Umstand sorgt für einen spürbaren Spannungsbogen. Die Rundenzahl wird zudem durch Runden-Plättchen für jeden visualisiert. Zusätzlich decken diese Plättchen in jeder Runde ein Ereignis auf. Taktisch wird es, weil die Arbeiter eben keine wundersamen Alleskönner sind, sondern reine Spezialisten, die jeweils nur eine Aufgabe übernehmen: Bauern, Handwerker, Schiffer, Ritter, Gelehrte, Händler und Mönche, die Joker darstellen und die Rolle eines beliebigen Arbeiters füllen können. Die aufgedeckten Ereignisse schreiben vor, was am Rundenende passieren wird, also ob etwa Steuern entrichtet werden müssen oder die Ernste eingefahren wird und man eine Ware abgeben muss. Mit dem Ziehen von Arbeiterplättchen kommen die fleißigen Gefolgsmänner zum Einsatz, die jeweils ganz individuelle Handlungselemente freischalten. Diese können darin bestehen, zusätzliche Plättchen zu ziehen, Felder zu automatisieren oder Gebäude zu bauen.
Die vielen Handlungsmöglichkeiten und komplexen Spielzüge schlagen sich in der Spielzeit von 90 Minuten nieder, die manchmal noch knapp bemessen ist. Nach einer Partie Orléans schreien die Hirn der Spieler förmlich nach einem Krug Met, um die Zuckerreserven wieder aufzufüllen. Richtig kompetitiv wird es erst im Zielsprint, davor handeln die Spieler recht eigenständig, was allerdings schon schwierig genug ist. Wer vor komplexen Strategiespielen nicht zurückschreckt, den erwartet mit Orléans eines der besten, wenn nicht sogar das beste Mittelalterbrettspiel der letzten zehn Jahre. Mein Fazit: Hier könnt ihr tun und lassen was ihr wollt und damit auch noch gewinnen und eure Gegner mit klugen Schachzügen so richtig ärgern. Nicht zögern, zocken!