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Dune Imperium: Rezension zum Lizenz-Brettspiel

André Volkmann
Last updated: 17. November 2021 21:08
André Volkmann
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Dune Imperium Test Brettspiel-Rezension
Das Brettspiel Dune Imperium kombiniert Deckbuilding und Workerplacement. Foto: Volkmann
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Ein erfolgreicher Roman, ein erfolgreicher Film – da kann das lizensierte Brettspiel zu Frank Herberts Dune eigentlich nur ein Reinfall werden. Die Vorbehalte Lizenz-Brettspielen gegenüber sind jedenfalls meistens groß. Dune Imperium von Paul Dennen und Dire Wolf Digital beziehungsweise hierzulande Asmodee belehrt Skeptiker eines Besseren. Wie? Indem der Titel sie spielerisch schlicht überzeugt.


Dass eine moderne Neuauflage einen Film mit Nostalgiebonus überragt, ist selten. Bei dem hochstilisierten Werk zu Frank Herberts Romanklassiker auf den Sechzigern ist das gelungen. Die populäre Lizenz ruft Kreative auf den Plan: Comics, Graphic Novels, Buchneuauflagen und Spiele reiten auf der Erfolgswelle von Dune. Für gewöhnlich ist das ein Warnsignal, denn schnelle Lizenzwertung und gute Qualität gehen nicht automatisch Hand in Hand.

Dune Imperium: Das Spice muss fließen

Hierzulande über Asmodee ist das Brettspiel Dune Imperium von Dire Wolf Digital in Kooperation mit Legendary Pictures erschienen. Spieleautor Paul Dennen (unter anderem: Klong! im All oder Eternal: Chronicles of the Throne) setzt bei seiner Idee auf eine raffinierte Kombination aus Deckbuilding und Workerplacement. Und das funktioniert – so gut, dass Dune Imperium sich schnell in die Herzen der Kenner gespielt hat.

Die Agenten lösen auf dem Spielbrett die Aktionen aus. Foto: Volkmann
Die Agenten lösen auf dem Spielbrett die Aktionen aus. Foto: Volkmann

Die Grundidee des Brettspiels Dune Imperium lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: Spieler senden auf Basis ihrer Handkarten eine limitierte Zahl an Agenten aus, um Ressourcen zu sammeln, Bündnisse zu schließen und Konflikte anzubahnen. Ihr vorrangiges Ziel dabei: Siegpunkte sammeln, oder zumindest den Weg ebnen, um mit Folgestrategien spätere Siegpunkt zu erringen. Die kurze Anleitung sendet bei Dune Imperium ein eindeutiges Signal: Besonders kompliziert ist der Spielablauf nicht. Simpel ist es deshalb allerdings auch nicht. Das liegt daran, dass die grundsätzlich grobschlächtigen Mechanismen auf der Mikroebene sinnvoll und funktional miteinander verzahnt sind. Dune Imperium macht Spaß, weil es funktioniert.

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Spieler kämpfen stets mit einem Mangel an Ressourcen, besonders knapp ist dabei auf einem Wüstenplaneten das Wasser. Das Spice hingegen muss fließen, weiß der Fan – bei Dune Imperium will es allerdings nicht einfach gesammelt, sondern strategisch klug investiert werden. So wie alle drei Grundressourcen übrigens: Wasser, Solari-Münzen und Spice – jeweils repräsentiert durch Holztokens. Ihre Aktionen lösen Spieler mit ihren Handkarten in Kombination mit der Agentenschar aus. Zwei „Arbeiter“ stehen dafür zu Beginn fürs Workerplacement zur Verfügung, einen temporären Zug kann man sich erkaufen, einen weiteren permanenten im Laufe der Partie teuer freischalten.

Das Spice (orangefarbene Tokens) muss fließen. Foto: Volkmann
Das Spice (orangefarbene Tokens) muss fließen. Foto: Volkmann

Es gilt bei Dune Imperium: Starke Aktionen fressen viele Vorräte. Direkt ableiten lässt sich daraus, dass Planungen der Spielzüge notwendig sind. Hier zeigt sich eine große Stärke von Dune Imperium: Man muss taktieren, vorausdenken, Strategieketten entwerfen, aber auch wieder verwerfen, wenn der Gegner sie möglicherweise durchkreuzt. Eingesetzte Agenten blockieren nämlich – bis auf weniger Ausnahmen – die Felder auf denen sie stehen. Das verringert für die jeweils aktiven Spieler automatisch die Optionen.

Mangel herrscht bei Dune Imperium also auf mehreren Ebenen: Bei den Ressourcen, bei den Karten, bei den Agenten, bei den Handlungsmöglichkeiten. Diese clevere Grundprämisse sorgt für Spannung, die sich in weiten Teilen der Partie auf der Wertungsleiste widerspiegelt. Dass ein Spieler nach wenigen der ohnehin in der Anzahl begrenzten Runde davonzieht, passiert nicht. Die Spieler liefern sich ein knappes Rennen, das oft erst in der letzten Runde entschieden wird.

Intrigenkarten: Nicht jedermanns Geschmack

Auch dafür ist ein Mechanismus verantwortlich: Mit Intrigenkarten können Spieler die Geschehnisse verändern und zu ihren Gunsten drehen. Das gilt für die Kämpfe ebenso wie für das Siegpunktesammeln in der Schlussrunde, dem Finale. Spezielle Karten lösen durch das Erfüllen festgelegter Bedingungen Siegpunkte aus. Wer frühzeitig auf entsprechende Strategien setzt, kann für überraschende Wendungen sorgen. Diese Geheimniskrämerei ist durchaus Geschmackssache und nicht jeder wird sie mögen, zum Thema Dune und der Intrigenspinnerei der Herrschaftshäuser passt es allerdings gut. Und einen Vorteil haben die Intrigenkarten auch rein spielerisch: Man darf sich niemals allzu sicher fühlen mit seiner gewählten, oft für alle sichtbaren, Strategie. Das berühmte Ass im Ärmel gehört bei Dune Imperium zu den notwendigen Grundwerkzeugen.

Der Mentat (schwarzer Meeple) gewährt einen Zusatzzug. Foto: Volkmann
Der Mentat (schwarzer Meeple) gewährt einen Zusatzzug. Foto: Volkmann

Der Clou des Spiels ist der Mix aus unzähligen miteinander verwobenen Details. Die richtigen Karten zu richtigen Zeit auszuspielen, ist eine Kunst, die zuvor gelernt sein will. Dune Imperium motiviert, weil das Spiel einem die gemachten Fehler deutlich vor Augen führt. Immer wieder ertappt man sich bei einem Gedanken nach dem Motto „Hätte ich doch stattdessen lieber…“.

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Man kann viel richtig machen, aber ebenso viel falsch. Die Optionen sind trotz ihrer durch die Spielmechanismen festgelegten Begrenzung vielfältig. Das liegt nicht zuletzt an dem fein austarierten Decksystem. Es gibt starke Karten, aber keine ist übermächtig. Je nach Situation steigt oder sinkt ihr Wert – stets gilt abzuwägen, ob man eine Karte für einen Agentenzug „opfert“ oder in der Aufdeckphase für Vorteile im abzuhandelnden Konflikt oder zur Optimierung des persönlichen Decks nutzt. Letzteres ist wesentlich bei Dune Imperium. Häufiger starke Karten ziehen zu können, ist ein unschätzbarer Vorteil bei einem Spiel, dessen Ende von Beginn an absehbar ist. Eine Partie ist vorbei, wenn ein Spieler zehn Siegpunkte erreichen und man das Finale abgehandelt hat oder wenn alle Konfliktkarten des fixen Zehnerstapels aufgebraucht sind.

Langsamer Start? Fehlanzeige!

Es geht also um Effizienz, nicht um einen langsamen Strategieaufbau. Fehler gilt es zu vermeiden, denn sie kosten schlimmstenfalls den Sieg, wenn die Entscheidung mal wieder knapp ist. Runde um Runde gilt es klug zu taktieren und seine Ressourcen sowie sein Deck optimal einzusetzen. Der Glücksfaktor ist gering. Ja, man muss Karten ziehen, kann allerdings teilweise beeinflussen, wie häufig man Karten mit relevantem Wert auf die Hand erhält.
Dune Imperium funktioniert mit verschiedenen Setups: in voller Runde mit vier Spielern, zu dritt – zu zweit mit Zusatzkartendeck und auch alleine. Auch die Extraportion Story gibt es auf Wunsch, dann in Verbindung mit einer App, die zudem das Solo- und Zwei-Spieler-Spiel steuert. Alternativ steht dafür auch ein Kartendeck zur Verfügung. 

Eine Spielszene bei Dune Imperium. Foto: Volkmann
Eine Spielszene bei Dune Imperium. Foto: Volkmann

Die Tischpräsenz des Brettspiels ist solide. Ja, Dune Imperium sieht einerseits nach Dune aus – ein bisschen Wüste, die Namen der Städte, Regionen und Fraktionen, wiedererkennbare Symbole. Andererseits hätte man rein optisch mehr aus dem Brettspiel herausholen können. Die hervorragenden Illustrationen auf den Karten zeigen, was auch für das Spielbrett möglich gewesen wäre. So ist der zentrale Spielplatz in der Mitte des Tisches eher schlicht, dafür aber funktional. Überall sind Hinweise angefügt, Erklärungen direkt auf dem Brett lassen kaum Fragen offen, das Design unterstützt den Spielfluss.

Die Karten sind deutlich hübscher, man blickt gern zweimal hin. Die Tokens wirken dafür nicht ganz so filigran gearbeitet, haben aber immerhin passende Formen. Dennoch: Optisch eindrucksvoll geht heute anders. Man ist verwöhnt angesichts zahlreicher Brettspiele, die sich Deluxe-Komponenten extra kosten lassen. Insgesamt geht der Preis für das Gebotene an Material aber in Ordnung.  Und sollte das Spielprinzip sich doch nach einiger Zeit abnutzen, könnte die bereits angekündigte erste Erweiterung Rise of Ix für eine Spielspaß-Auffrischung sorgen: Dann können Herrscher für ihre Häuser unter anderem dauerhafte Boni durch Technologien erwerben oder sich in einem neuen „epischen“ Spielmodus messen. Voraussichtlich im Frühjahr wird die Erweiterung in Handel erhältlich sein. 

Infobox

Spielerzahl: 1 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spielzeit: 120 bis 150 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: hoch
Genre: Lizenz-Brettspiel
Untergenre: Strategisches Brettspiel
Kernmechanismen: Workerplacement, Deckbuilding

Autoren: Paul Dennen
Illustrationen: Clay Brooks, Raul Ramos, Nate Sturm
Verlag: Dire Wolf Digital/Asmodee
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2021
Sprache:  deutsch
Kosten: 60 Euro 


Fazit

Dune Imperium ist eines jener Brettspiele, die zu recht gefeiert werden. Der Mechanik-Mix funktioniert, der Spielablauf ist flüssig. Die Downtime ist trotz der Erfordernis stetiger Entscheidung überraschend gering, was nicht zuletzt an der beständigen Einschränkung an Optionen liegt. Einfach alles über all tun, so funktioniert Dune Imperium nämlich nicht. Viel mehr geht es darum, seine eigene Strategie zu verfolgen und auf das Handeln der Gegner immer wieder auch zu reagieren. Apropos Gegner: Davon setzt man sich am besten zwei an den Tisch. Mit mindestens drei Spielern macht Dune Imperium erst richtig Spaß. Duelle oder Solo-Spiele funktionieren dann des automatisierten Zusatzdecks (oder der App) zwar gut, können die teils überraschenden Wendungen menschlichen Taktierens aber nicht ersetzen.

Am Ende geht es allerdings um Punkte auf dem Spielerkonto. Das mag dem einen oder anderen Vielspieler letztendlich zu wenig an „Outcome“ zu sein, allerdings ist bei Dune Imperium der Weg das Ziel. Das Ergebnis am Ende einer Partie inklusive des Finales, bei dem letzte – langfristig geplante – Spielziele erfüllt und in Punkte umgemünzt werden können, wird etwas aufgesetzt , kann immerhin aber Spiele drehen. Weil man das spätestens aber der zweiten Partie weiß, ist man aufmerksamer. Was die Gegner tun, ist bei Dune Imperium ebenso wichtig wie die eigenen Züge. Die Idee, Siegpunkt auch wieder abgeben zu müssen, macht aus dem Brettspiel eher eine Art Punkterennen also ein reines Punktegewinnen – gut so. 

Der clevere Kniff ist im Gegensatz zu herkömmlichen Deckbau-Spielen prinzipiell die Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten durch das Workerplacement-Element, das gleichzeitig auch ein limitierender Faktor ist. Bei all der spannenden Abläufe auf dem Spielbrett: der Kern des Spiels dreht sich um die Zusammenstellung eines möglichst gut funktionierenden Spielerdecks. Das Gameplay ist straff, teils auf das Wesentliche reduziert. Es geht darum, mit möglichst wenigen Handlungen so effektiv wie möglich zu agieren. Das reduziert einerseits die Spielzeit insgesamt, erhöht andererseits aber die Spannungskurve. 

Ähnlich spannend sind zwischendrin auch die Konflikte: Das System aus Rekrutierung und Einsatz oder beidem in einem kombinierten Zug ist clever und sorgt immer wieder für kleine Herausforderungen. Vermeintlich bereits entschiedene Gefechte kann man bis zur Auszählung der Kampfstärke drehen, das spornt an – zumindest sofern das Gewinnen von Konflikten als Quelle für Siegpunkte zur Strategie gehört. Lohnenswert sind die Kämpfe jedenfalls in mehrfacher Hinsicht.

Stetig werden Entscheidung mit Tragweite abverlangt: Welche Ressource soll ich sammeln? Was stelle ich damit an? Benötige ich einen zusätzlichen Agenteneinsatz? Welche Karten soll ich für mein Deck kaufen? Auf welche Fraktion soll ich es ausrichten, wenn überhaupt? Setze ich auf eine kurzfristige Strategie oder arbeite ich Siegpunkt erst später heraus? Dune Imperium stellt Spieler vor viele Fragen. Und weil man je nach Spielphase nur wenige davon beantworten kann, bleiben Raum und Motivation für strategische Anpassungen. Nicht selten wird man nachjustieren, manchmal sogar merken, dass man sich verrannt hat. Das kostet den Sieg, aber man lernt für die nächste Partie. Die kommt bestimmt angesichts der Qualität des Brettspiels Dune Imperium. 


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André Volkmann ist Journalist mit Schwerpunkten in den Bereichen Lokalnachrichten, Games und Entertainment.
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