Immer mehr Menschen verfolgen, auch hierzulande, mittlerweile E-Sports bzw. E-Gaming-Events. „Neue“ Medien wie Twitch und Konsorten machen es möglich. Doch während vor allem im asiatischen Raum E-Sportler die neuen Popstars sind, fristet die ganze Szene in Deutschland noch ein Nischendasein. Zusätzlich gibt es noch die, typisch deutsche, Grundsatzdiskussion, ob das alles überhaupt Sport ist. Bei Recherchen wurden wir auf ein Unternehmerpärchen aus Köln aufmerksam, die eine tolle Idee haben, Gaming unserer allgemeinen Gesellschaft näher bringen zu wollen: ein E-Sport-Restaurant mit typischen gastronomischen Angeboten,
ein Restaurant, das jedoch noch Zeit und Raum für ein Gaming-Areal bieten wird. Wir sprachen mit Myriam, die DVision mitgegründet hat.
Aus Spaß wird Ernst
Oft sind es die kleinen Ideen, die nicht mehr weiter verfolgt werden. Man möchte sich gar nicht vorstellen, wieviele tolle Sachen in den Köpfen der Menschen herumschlummern, aber nie ans Tageslicht gelassen werden. Ähnlich sah es mit einem Gedankengang von Myriam und Christoph aus, mehr Spaß war es, als die beiden sagten, dass es ja toll wäre „irgendwann, wenn man alt ist, ein eigenes Cafe aufzumachen“. Dieser Jux wurde in Gesprächen mit Freunden eine ernstzunehmende Option, seinen Lebensunterhalt zu gestalten. Zwei Jahre reifte die Idee, E-Sports und ein Restaurant zu kombinieren. Dementsprechend weit und durchdacht sind die Elemente, die sie uns im Gespräch erzählte.
Die Location liegt im Kölner Friesenviertel. Zehn Minuten und wenige U-Bahn-Stationen vom Hauptbahnhof und quasi einen Steinwurf vom Dom entfernt befindet sich das Haus, was DVision bald beherbergen wird. Dies befindet sich momentan im kompletten Umbau, denn das alte Gebäude brannte im zweiten Weltkrieg komplett ab. Dementsprechend muss nun alles neu gestaltet werden.
Mittendrin und doch dabei
Für seine Selbstständigkeit braucht man, neben finanziellen Mitteln, immer gute Freunde, die einen unterstützen. Die beiden können sich beim Umbau auf eine Innenarchitektin verlassen. Diese hatte bei ihren Überlegungen für den Innenausbau einen interessanten Geistesblitz. Das gesamte Lokal besteht aus einem großen Raum, die Gaming-Area wird mit einer Art Glaskasten mitten in diesem Raum „abgeschottet“ sein. So separiert man Speisen von Gaming, impliziert aber durch die Glasbauweise, dass Gaming doch so langsam aber sicher in der Mitte der Gesellschaft ankommt – im wahrsten Sinne dieser Wörter.
Für viele, so auch für Myriam und Christoph, stellt E-Sports eine Leidenschaft dar. Umso erschreckender waren die Worte des hessischen Innenministers der CDU, Peter Beuth, der das Wort „E-Sports“ aus dem Wortschatz der Menschen „ausradieren“ möchte. Dies war zwar unglücklich ausgedrückt, da er damit nur sagen wollte, dass ein Gamer, nach seinem Selbstverständnis, keinen klassischen, körperlichen Sport ausführt. Eine Aussage, die auch Myriam nicht nachvollziehen kann und aufzeigt, dass noch viel Arbeit geleistet werden muss, um E-Sports und E-Gaming massenkompatibel zu machen. DVision möchte hier die ersten Schritte gehen.
Jeder kann unterstützen
Bei angesprochenen finanziellen Mitteln kann sogar noch ein jeder mithelfen. Auf der Crowdfunding-Webseite „startnext“ haben die beiden einen Pitch geliefert, der das ganze Unternehmen noch ein bisschen genauer darstellt. 5.000 EUR sind momentan das Ziel der Aktion und sie läuft noch circa zwei Monate. Das Geld wird für die Anschaffung weiterer Hardware benötigt. Genug Zeit also, sich noch weiter über die ganze Idee zu informieren und die beiden zu unterstützen. Mit, je nach geleisteten Spendenbeitrag, variierenden „Belohnungen“, bietet man einen kleinen Anreiz.
Genug Platz zum zocken
All das klingt schön und gut, doch wie schaut es mit dem aus, worauf es ankommt; dem Gaming? Im beschriebenen separaten Bereich stehen 12 voll ausgestattete Gaming-Rechner. Auf diesen kann man sich mit seinen entsprechenden Profilen anmelden. Die allermeisten Spiele werden schon vorinstalliert sein. Im Laufe der Zeit wird die Spielebibliothek noch weiter anwachsen, da man, unter Absprache mit den Besitzern, auch eigene Spiele mitbringen kann. Der ganze Spaß ist aktuell mit einem Unkostenbeitrag von 1,50 EUR pro Stunde angedacht. Dies soll aber vorrangig dazu dienen, eine gewisse Fluktuation an den Rechnern herzustellen – nicht dass die PCs ewig von den gleichen Leuten blockiert werden. Ähnlich wird es in der „Livingroom-Ecke“ aussehen. Dort kann man nach einer harten Gaming-Session entspannen. Wer langsam runterkommen möchte, hat die Möglichkeit, sich an aufgestellten Konsolen abzukühlen. Auch hier können eigene Spiele mitgebracht werden. Falls jemand komplett geschafft sein sollte, kann man sich auch mit Essen und Trinken versorgen. Hierfür konnten Myriam und Christoph einen Koch engagieren, der selbst seit Jahren Gamer ist und sich somit komplett mit der Idee identifizieren kann. Auf der Speisekarte werden Burger und ähnliche Gerichte stehen, alles zu einem, auch für Schüler und Studenten, erschwinglichem Preis.
Gut Ding will Weile haben
Wer nun von der Idee genauso angetan ist wie wir und mit einem ähnlichen Vorhaben liebäugelt, dem sei gesagt, dass das alles nicht im Vorbeigehen geplant ist. Nachdem Myriam sich weiter mit der Idee befasst hat kam eine Planungsphase und vor ungefähr einem Jahr wurde der erste Plan bei einer Bank eingereicht. Hierbei muss noch angemerkt werden, dass die beiden alles nach Ihrer Arbeit bzw. am Wochenende planen mussten. Auch müssen natürlich gewisse Vorgaben des Ordnungs- und Gesundheitsamtes beachtet werden, PCs, Konsolen, Spiele und weiteres Equipment wollen auch finanziert werden. Das alles macht man nicht im vorbeigehen. Dementsprechend löblich ist es, dass die beiden ihr Vorhaben nun tatsächlich durchziehen. Dies kann nur von Vorteil sein um E-Sports und E-Gaming einem breiterem Publikum gerecht zu servieren. Wir werden hier die beiden auf jeden Fall unterstützen und das gesamte Vorhaben weiter verfolgen und wer weiß, vielleicht sieht man sich ja im Frühjahr 2019 im Kölner Friesenviertel auf einen leckeren Burger und einer anschließendem spannendem Match am PC. Oder man leiht sich, ganz entspannt, ein Brettspiel aus (auch dies ist möglich!) und lässt den Abend ausklingen. Wer es ein bisschen turbulenter mag, der sollte die, Stand jetziger Planung, wöchentlich stattfindenden E-Sports-Turniere besuchen.