Es gibt Filmzitate, die vergisst man als leidenschaftlicher Cineast niemals. „I’ll be back“ zählt unbestritten zu den wohl einprägsamsten Aussprüchen der Filmgeschichte. Was der Termininator einst prophezeite, gilt auch für einen weiteren ikonischen Charakter, der es nicht nur auf die Leinwand, sondern auch auf die Brettspieltische und Computerbildschirme geschafft hat: Conan, der Barbar. Es war ebenfalls Arnold Schwarzenegger, der dem Lendenschurz tragenden, eher schweigsamen, Zeitgenossen sein Gesicht lieh. Funcom hat mit der etwas missglückten Entwicklung des MMORPG Age of Conan bereits einen Ausflug in das Fantasiereich des Autors Robert E. Howard gewagt. Nun steht mit dem Survival Game Conan Exiles bereits der zweite Titel aus dem Conan-Universum in der Warteschlange.
Jüngst wurde das Survival Spiel im Rahmen des Early Access veröffentlicht – und hat die Spitze der Steam-Charts erobert. Mangelndes Interesse kann man den Spielern derzeit kaum vorwerfen. Auch wir haben uns auf die Reise durch die Wüste begeben und die Early Access Version von Conan Exiles gespielt. Unsere Eindrücke lest ihr im nachfolgenden, nicht ganz jugendfreien, Spieletest.
Conan Exiles: Das beste Survival Game?
Conan Exiles ist nicht das erste Survival Game und es wird mit Sicherheit auch nicht das letzte sein. Aber es ist ein Survival Spiel, das wie kein anderes auf eine starke Marke zurückgreifen kann. Wo Conan draufsteht, erwarten Spieler nicht weniger als martialische Kämpfe, blutige Hinrichtungen und eine raue Spielwelt, die den Spielern all ihre Überlebensfähigkeiten abverlangt. Hat man sich für einen Spielmodus sowie einen Server entschieden, startet man mitten in einer kargen Wüstenlandschaft – ohne Waffen, Ausrüstung oder Nahrungsmittel. Es liegt allein am Spieler, sich in der Welt zurechtzufinden und zu überleben. Auf welche Weise bleibt stets dem Spieler überlassen, auch wenn sich einige grundlegende Abläufe mit jedem Neustart wiederholen.
Dass Conan Exiles kein Spiel für Kinder oder zartbesaitete Gemüter ist, wird in-Game bereits nach wenigen Minuten deutlich. Den Wasserschlauch eingepackt, den ersten Audiofetzen gehört, wandert man zunächst auf eine Wüstenruine zu, bei deren Erreichen man eine Leiche findet, der ein Unterschenkel abgenagt wurde – der Knochen lugt selbstverständlich auf dem Stumpf hervor. Den Hauptweg des „Startgebietes“ säumen an den Seiten zahlreiche gepfählte Skelette. Man kann erahnen, was einst mit den Lebenden geschehen sein muss. Conan Exiles ist bewusst grausam, auch weil die Vorlage von Robert E. Howard es auf eine Art verlangt. Ein guter Einstieg in ein waschechtes Survival Game sind die ersten Spielminuten von Conan Exiles jedenfalls
Der Barbar ist zurück
Ob sich Conan Exiles zum jetzigen Zeitpunkt lohnt, richtet sich auch nach dem Wohlwollen des Spielers mit Bugs und abgespeckten Spielinhalten zu überleben. Conan Exiles befindet sich derzeit in der sogenannten Early Access Phase, die auch als Grundlage für diesen ersten Spieltest von Conan Exiles herhält. Wir bewerten das Spiel daher nicht abschließend, sondern gewähren einen ersten Eindruck von unserem Spielerlebnis. So sollten Spieler feststellen, ob das Survival Spiel Conan Exiles ihnen gefallen könnte. Die Early Access Version des neuen Überlebenssimulation kostet rund 30 Euro und beinhaltet überraschend viele unterschiedliche Spielmodi. Einzelgänger streifen auf Wunsch völlig allein durch die Spielwelt oder nehmen den Kampf gegen Monster und menschliche Gegner in einem kooperativen PvE-Modus auf. Wen es dagegen in den Kampf gegen menschliche Widersacher zieht, der nutzt die PvP-Variante, die ungleich unerbittlicher und auch schwieriger ist. Auf Wunsch hostet man einen eigenen Server oder schließt sich einer bestehenden Community an. Egal ob Hardcore-Fan, entspannter Erkunder oder waschechter Rollenspieler: Funcom stellt für jeden Spielertyp die passende Alternative bereit. Bei mehr als 320.000 verkauften Exemplaren (Tendenz steigend) stehen ausreichend Spieler-Communities offen, um gemeinsam oder semi-kooperativ das Abenteuer zu beginnen.
Vielversprechend ist vor allem das sogenannte „Thrall-System„, das selbst Solo-Spielern das Rekrutieren eigener Mitstreiter ermöglicht, wobei die Rekrutierung bei Conan Exiles eher als Versklavung zu verstehen ist. Ab Spielerstufe 10 kann man Gegner betäuben und anschließend in die eigene Basis zerren. Was dann passiert, ist bereits aus der Filmvorlage bekannt: man kettet den ausgeknockten Gegner an ein Folterrad, um seinen Willen zu brechen. Fortan lässt er sich für diverse Aufgaben einteilen.
Die Early Access Version von Conan Exiles im Vorab-Test
Das Survival-Spiel Conan Exiles startet mit der Erstellung des Spielcharakters. Dafür hat Funcom einen Charaktereditor implementiert, mit dem sich von der Frisur bis hin zur Brust- oder eben Penisgröße viele Details dem persönlichen Geschmack anpassen lassen. Besonders wichtig sind zudem die Auswahl der Volkszugehörigkeit sowie der angebeteten Gottheit, weil beide Optionen sich auch spielerisch bemerkbar machen. Die Spielwelt ist derzeit noch auf die Wüstenlandschaft reduziert. Im Laufe der Entwicklung sollen sich jedoch mehrere unterschiedliche Biome in Conan Exiles erkunden lassen: darunter Dschungellandschaften, Sümpfe, schneebedeckte Gebiete sowie eine große Stadtanlage. Dass die Wüstenlandschaft optisch langweilig ausfiele, kann man den norwegischen Entwicklern aber nicht vorwerfen. Neben felsigen Abschnitten finden Spieler schon nach wenigen Minuten weitere Ruinen oder Oasen.
Vor allem letztere sind nicht nur ein optisches Details, sondern spielerisch schon jetzt immens wichtig. Als Überlebender ist man immerhin auf Rohstoffe angewiesen, etwa um Ausrüstung, Waffen oder eine Behausung zu craften. Das ginge ohne Bäume und Pflanzen schlecht, weshalb die Oasen ein wichtiger Spielbestandteil sind – von knappen Wasservorräten gar nicht erst gesprochen. Spielerisch dreht sich bei Conan Exiles alles um Erkundung, Ressourcen Sammeln, Handwerk und die Jagd. Widersacher gibt es bereits zum jetzigen Zeitpunkt einige. Neben schwächlichen Mutanten trifft man auf Schildkrötenwesen, fliegende Kreaturen und menschliche Plünderer. Weil Magie in der aktuellen Version noch nicht verfügbar ist, laufen Kämpfe oftmals auf kurzer Distanz ab – auch weil Bogen und Pfeile vor allem zu Beginn Ressourcen verschlingen. Das Kampfsystem könnte etwas Vielfalt vertragen. Mit bloßen Fäusten, später auch mit Schwert, Schild, Axt oder Speer bewaffnet, „strafed“ man um die Gegner herum und verpasst ihnen Treffer. Richtig unterhaltsam ist das noch nicht, bei echten Survival-Games kommt es am Ende ohnehin eher auf den Erfolg und damit den „Loot“ an.
Die größten Feinde eines leicht bekleideten Barbaren sind anfangs jedoch Hunger und Durst. Da das Spielziel bei Conan Exiles aus dem Überleben besteht, muss man stets auf seine Kraftanzeigen achten und zu passenden Zeitpunkten die Energievorräte auffüllen, um nicht in der Wüste zu verenden. Und so verdingt man sich als Spieler die Zeit mit Steine kloppen oder Holz hacken, um sich erste Ausrüstungsstücke wie das Steinschwert zu basteln. Aus Pflanzenfasern wird Zwirn und Bekleidung hergestellt, sodass auch das freischwingende Gemächt nach etwa 30 Spielminuten bedeckt ist. Je länger Spieler überlebensrelevante Handlungen durchführen, desto weiter steigen sie im Level auf, und schalten damit neue Handwerksrezepte und Fähigkeitspunkte frei. Erste erweitern eure Crafting-Fertigkeiten, mit Letzteren verbessert ihr insgesamt sieben Charakterwerte wie Stärke, Agilität, Überleben oder Vitalität.
Das Craftingsystem ist schnell durchschaut und läuft nebenher ab. Pausen für die Herstellung von Ausrüstung müsst ihr damit nicht machen, was das Gameplay angenehm im Fluss hält. Die erste Steinbehausung lässt sich, dank intuitiver Baufunktion, binnen weniger Minuten hochziehen. Für die erste Nacht sollten Spieler daran denken, ein Lagerfeuer aufzustellen: die Nacht ist bekanntlich dunkel und voller Schrecken.
Behausungen sind es auch, die dem PvP derzeit etwas die Luft aus den Segeln nehmen. Steinmauern reißen Spieler nämlich erst mit fortgeschrittener Ausrüstung leichter ein, sodass selbst euer mickriges Steingemäuer zu einer echten Festung wird. Wer es darauf anlegt, findet in „Strafing-Duellen“ aber unterhaltsame PvP-Aktivitäten.
Sinnvolle Details: Der Penis Slider
Dass es manchmal scheinbar doch auf die Größe ankommt beweist der Penis-Slider, mit dem Spieler im Charaktereditor die Größe des Gemächts bestimmen können – nicht ganz frei, aber mithilfe eines praktischen Schiebereglers. Von minimalistisch bis hin zu deutlich sichtbar reicht die Spanne der Gliedgröße. Dabei wird das gute Stück im Spiel sogar physikalisch korrekt dargestellt, etwa wenn man mit dem Charakter in die Hocke geht. Etwas schräg ist die Idee zwar schon, immerhin bescherte sie dem Entwicklerteam aber erhöhte Aufmerksamkeit in den Weiten des Netzes.
Auch wenn schlabbernde Penisse spielerisch eher fragwürdig sind, gehören derartige Details einfach zu der rauen Welt, die man als Conan-Fan bereits aus Büchern und Comics kennt. Ohnehin ist der Penis-Slider nur eine Ausprägung für Gleichberechtigung, denn die Körbchengröße der weiblichen Charaktere verändern zu dürfen, war fester Bestandteil des Charaktereditors.
Dennoch plant Funcom, dem besten Stück auch in Zukunft ein wenig Liebe zukommen zu lassen. Neben Kastrationen stehen Menschenopfer und Folterinstrumente auf der Agenda der norwegischen Entwickler mit dem Hand zur Provokation. Zwar ist zweifelhaft, ob Spieler Conan Exiles nur wegen derartiger Details kaufen werden, im Internet sollte man jedoch bekanntlich nichts ausschließen. Eines ist Funcom mit dem Penis-Slider immerhin gelungen: er ist in aller Munde.
Conan Exiles: Raum für Verbesserungen
Dass man als Spieler in eine frühe Entwicklungsphase von Conan Exiles einsteigt, merkt man schnell. KI-Aussetzer kommen häufiger vor, Bugs ohnehin und auch Glitches sind keine Ausnahmen. Conan Exiles ist weit davon entfernt fertig zu sein, doch es spielt bereits jetzt überraschend rund. Was derzeit am meisten fehlt, sind Feinheiten des Kampf- und Ausrüstungssystems, eine abwechslungsreichere Umgebung und eine erhöhte Serverstabilität. Dennoch macht Conan Exiles Spaß, vor allem den Spielern, die Survivalsimulationen leidenschaftlich gern spielen. Was beim Spielen jedoch auffällt, ist die Tatsache, dass sich Elemente wie das Thrall-System und die kooperativen Abläufe gut machen im Hyboreanischen Zeitalter. Der Titel ist vielversprechend, er hat Potenzial – und das ist nicht abwertend gemeint. Von der Hintergrundgeschichte ist in der Early Access Version nicht viel zu spüren. Neben dem Intro und einigen Audiofetzen, werden Spieler eher durch ihr persönliches Voranschreiten angetrieben. Dass Funcom die starke Vorlage auch für eine Verdichtung der Story nutzen wird, sollte man voraussetzen. Verbesserungen erscheinen regelmäßig, sogar die Serverstruktur wurde jüngst komplett umgekrempelt. Funcom geht offensiv mit der Entwicklung um und die steigenden Spielerzahlen zeigen, dass die Community diesen Weg mitgehen will.
Media zu Conan Exiles – Early Access
Infobox
Spielerzahl: 1 (auch Online)
Alter: 18
Spieldauer: 60+ Stunden
Schwierigkeit: mittel bis schwer
Langzeitmotivation: hoch
Publisher: Funcom
Entwickler: Funcom
Erscheinungsjahr: 2017
Plattformen: PC, Konsole
Sprache: Deutsch
Kosten: 30 Euro
Fazit
Angesichts des derzeit geringen Umfangs von Conan Exiles bin ich überrascht von dem vergleichsweise hohen Spaßfaktor, den diese Survival-Sandbox erzeugt. Überlebenssimulationen hab ich bisher gemieden, selbst mit ARK wurde ich nicht so richtig warm. Conan Exiles konnte mich jedoch von Beginn an fesseln. Das liegt zum einen an meiner persönlichen Erwartungshaltung und meinen Vorstellungen: ich mag Conan, mochte ihn schon immer – und habe auch Age of Conan gern gespielt. Zum anderen lässt bereits die Early Access Version erahnen, was Funcom in Zukunft mit dem Projekt Conan Exiles vorhat. Das Thrall-System verspricht Spaß und lebendige Spielersiedlungen, die Möglichkeiten des Überlebens motivieren zum Weiterspielen. Auch wenn Conan Exiles derzeit alles andere als abwechslungsreich ist, spürt man als Spieler, dass Funcom es mit der Entwicklung ernst meint. Die Norweger und Macher von Spielen wie Age of Conan und The Secret World, wollen das Spiel noch im Jahr 2017 veröffentlichen. Neuerungen wie Belagerungsmaschinen und Story-Details sind fest eingeplant.
Das spielerische Grundgerüst von Conan Exiles funktioniert bereits in der frühen Entwicklungsphase hervorragend, auch wenn die Investition von 30 Euro gut überlegt sein sollte. Wer gern von Beginn an dabei sein möchte, um die fortschreitende Entwicklung mitzuerleben, der kann bedenkenlos einen Ausflug in die Wüste wagen. Wer an einem Spiel mit spürbaren Bugs kaum Spaß findet, der sollte lieber auf Verbesserungen warten. Während PvE-Fans gut unterhalten werden, dürften PvP’lern die aktuellen Möglichkeiten nicht ausreichen. Conan Exiles ist auch ein großer Sandbox-Experimentierkasten für die Entwickler – auf stetige Veränderungen muss man sich somit einstellen können und wollen.