Der digitale Arm von Fantasy Flight Games, Fantasy Flight Interactive, ist so gut die Vergangenheit. Studio-Boss Tim Gerritsen hat über das Job-Netzwerk LinkedIn verkündet, dass das Studio bereits im nächsten Monat schließen wird. Lange überlebt hat Fantasy Flight Games Interactive am Markt nicht: nur rund zweieinhalb Jahre nach der Gründung ist schon wieder Schluss. Die Schließung erfolgte möglicherweise im Zuge von Kündigungen bei Fantasy Flight Games. Gerüchten zufolge sollen mehr als zehn Angestellte entlassen worden sein.
Zu den Gründen für die Schließung gibt es keine offiziellen Aussagen, mit Dankesreden an die in Kürze arbeitslosen Entwickler sparen die Bosse von Fantasy Flight Interactive und Asmodee aber nicht. Tim Gerritsen selbst will dabei helfen, dass die Teammitglieder neue Anstellungen finden.
Fantasy Flight Interactive: Bereits im nächsten Monat ist Schluss
Eine Erfolgsgeschichte war Fantasy Flight Interactive nicht. Gegründet wurde das Entwicklerstudio von Asmodee im Jahr 2017. Tim Gerritsen, vormals Chef der Human Head Studios, die unter anderen das Videospiel Prey 2 entwickelten, übernahm die Leitung. Mit Gerritsen konnte Asmodee einen erfahrenen CEO verpflichten. Vor seiner Tätigkeit bei Human Head arbeitet Tim Gerritsen als Studio-Direktor bei den Irrational Studios und war als Produzent verantwortlich für Bioshock 2.
Der Elan war anfangs groß: Man wollte die Marken von Fantasy Flight Games als „unglaublich Videospielererlebnisse umsetzen“; die Entwickler selbst seien Fans von Videospielen und Brettspielen zugleich gewesen.
Die Voraussetzungen waren gut, der Markt machte scheinbar nicht mit. Vermutlich ist der ausbleibende Erfolg des Lord of the Rings: Adventure Card Games ursächlich wird die kurzfristige Studioschließung. Das ist umso tragischer, weil genau jenes Spiel das erste Projekt von Fantasy Flight Interactive gewesen ist. Möglicherweise haben die Macher das Potenzial des Spiels überschätzt. Herr der Ringe ist zwar eine mächtige Lizenz, einen automatischen Erfolgseintritt verspricht das in der hart umkämpften Games-Branche jedoch nicht.
Kritiker vergaben nach dem Test des Herr der Ringe: Abenteuer-Kartenspiels solide Wertungen und auch von den Spielern wurde das Abenteuer-Kartenspiel überwiegend positiv aufgenommen, wenn auch nicht als spielerische Offenbarung verstanden.
Vorgestellt wurde das Herr der Ringe: Abenteuer-Kartenspiel vor dem Eintritt in den Early Access bereits auf der Gamescom 2018 – und tatsächlich hatte das spielerische Grundgerüst des digitalen Kartenspiels zumindest Potenzial. Erschienen ist der Titel sowohl für PC-Steam als auch für Konsole. Viele Spieler hat das Kartenspiel scheinbar nicht angezogen: Steam-Charts legen offen, dass zu Spitzenzeiten nur rund 400 Spieler gleichzeitig aktiv waren.
Immerhin: Asmodee Digital hat bestätigt, dass das erst kürzlich veröffentlichte Abenteuer-Kartenspiel für PC und Konsole weiter unterstützt werden soll.
Entlassungen bei Fantasy Flight Games
Gerüchten zufolge soll es auch bei Fantasy Flight Games und Asmodee North Entlassungen von mehr als zehn Angestellten gegeben haben – im Kundenservice, aber auch in der RPG-Abteilung. Ein Reddit-User gibt an, von der Entlassungswelle betroffen zu sein: Demnach sind die Gründe vor allem in einem zu schnellen Wachstum und teuren Lizenzen, aber auch in Produktlinien zu suchen, die sich „gegenseitig auffressen“. Der User gibt selbst an, nur seine Sicht der Dinge zu veröffentlichen.
Weil auch die Rollenspiel-Abteilung von den Kündigungen betroffen sein soll, ist derzeit ungewiss, was mit den laufenden Projekten passieren wird. Bislang angekündigt, aber noch nicht veröffentlicht wurden Bücher zu Legend of the Five Rings und das Star Wars Pen & Paper.
Möglicherweise sind die Entlassungen auch Konsequenzen aus der Akquisition im Jahr 2018 durch das Investment-Unternehmen PAI Partners. Erste größere Umstrukturieren hat es bei Asmodee North bereits kurz nach dem erfolgreichen Deal gegeben.
Eine offizielle Stellungnahme von Asmodee steht noch aus.
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