„Made in Germany“ gilt weltweit als herausragendes Qualitätssiegel, außer bei Videospielen. Das liegt nicht an grundsätzlich miesen Spielidee oder laienhafter Programmierarbeit, sondern in erster Linie an mangelnden finanziellen Mitteln. Deutsche Spieleentwickler auf dem internationalen Games-Markt konkurrenzfähig zu machen, ist einer der Gründe für die Einrichtung eines Förder-Etats. Nun muss geklärt werden, wie das Förderprogramm im Detail ausgestaltet wird, damit Spieleentwickler ihre Anträge überhaupt stellen können.
50 Millionen Euro für deutsche Spieleentwickler
Alles begann mit einer Schreckensmeldung aus der deutschen Games-Branche: der Marktanteil von Videospielen deutscher Unternehmen fiel auf unter sechs Prozent – auf dem heimischen Markt wohlgemerkt. Umgekehrt bedeutet das: über 94 Prozent der hierzulande vertriebenen Spieletitel stammen von ausländischen Entwicklern. Unter rein qualitativen Gesichtspunkten ist das für Spieler gut, für das Image der inländischen Computer- und Videospiele-Branche ist das ein Desaster. Zumal mit der Gamescom eine der weltweit führenden Spiele-Messen ausgerechnet in Deutschland stattfindet. Dass ein schnelles Eingreifen erforderlich ist, um weiteren Schaden zu verhindern, hat der Verband der Deutschen Games-Branche game sofort erkannt und angekündigt, sich für die Einrichtung einer Förderung einzusetzen.
Jetzt, rund ein halbes Jahr später, hat die Bundesregierung für das kommende Jahr einen Etat über 50 Millionen Euro genehmigt, der deutschen Spieleentwicklern zugute kommen soll. Das klingt zunächst nach einer kräftigen finanziellen Unterstützung, hat aber einen Haken: genaue Details sind zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar.
Ablesbar scheint hingegen, dass die Bundesregierung sich eng an den Ausarbeitungen orientiert, die der Verband der Deutschen Games-Branche unter dem Titel „Deutscher Games Fonds“ vorgeschlagen hat.
„Gaming und Politik haben in der Vergangenheit leider ein wenig gefremdelt. Inzwischen ist aber doch wohl jedem klar, dass diese Branche einen Motor für die Kreativindustrie – wirtschaftlich wie künstlerisch – darstellt. Ich habe gern dafür gesorgt, dass der ‚Deutsche Games Fonds‘ seinen Weg in den Bundeshaushalt 2019 findet und den Entwicklerstandort Deutschland stärkt.“
Bundesminister Rüdiger Kruse, Berichterstatter im Haushaltausschuss der CDU/CSU- Bundestagsfraktion
Die Aussage klingt wie ein Eingeständnis eines Versäumnisses in den letzten Jahren, das nun wieder gut gemacht werden soll – durch die Zurverfügungstellung von finanziellen Mitteln aus einem eigens dafür angelegten Fördertopf. Dahinter steckt mehr als bloß eine kräftige Finanzspritze: die Fördermitteln können auch als Anerkennung der kreativen Leistungen der Games-Branche verstanden werden. Ähnliche Fördertöpfe zur Unterstützung kulturellen Schaffens gibt es schon lange.
Auch wenn die Höhe des Budgets feststeht, liegt noch kein ausgearbeitetes Konzept für das Antragsverfahren oder gar die Verteilung der Gelder vor.
Dem Haushalt muss in einem nächsten Schritt vom Deutschen Bundestag zugestimmt werden. Anschließend wird das Vergabeverfahren seitens des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ausgearbeitet. Zudem muss die EU das Förderprogramm genehmigen. Bis das gesamte Förderprogramm für deutsche Spieleentwickler nutzbar ist, vergehen viele Monate. Dennoch ist bereits die Entscheidung über den Millionen-Etat ein deutliches Signal.
„Die Berücksichtigung der Games-Förderung im Bundeshaushalt 2019 ist ein historischer Schritt für den Games-Standort Deutschland. Erstmals überhaupt wird die Entwicklung von Spielen auf Bundesebene in Deutschland gefördert. Jetzt fehlen nur noch wenige Schritte bis zur Ziellinie“, sagt game-Geschäftsführer Felix Falk. „Aktuell sind die Rahmenbedingungen für die Spiele-Entwicklung in Deutschland international kaum konkurrenzfähig. Jetzt muss es darum gehen, das konkrete Förderprogramm schnellstmöglich zu entwickeln und von der EU notifizieren zu lassen. Nur wenn der Games-Fonds kommt, haben wir die Chance, zu den internationalen Hotspots der Spiele-Entwicklung aufzuschließen.“
Felix Falk, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Games-Branche
Nach durchaus kritischen Reaktionen aus der politischen Landschaft bezüglich des kulturellen Wertes von Computer- und Videospielen im Frühjahr 2018, ist das Einschlagen dieser neuen Linie der Regierung überraschen. Überraschend positiv.
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