Wenn der König des Dschungels sich auf den Weg zum Friseur macht, Steinzeitkinder im Haushalt helfen oder Mäuse Vorratskammern plündern, wissen Brettspielexperten: Es ist Zeit für die Wahl zum Kinderspiel des Jahres 2016.
Vor wenigen Minuten wurde in Hamburg der Gewinner bekannt gegeben. Alle nominierten Titel bieten kindgerechte Unterhaltung auf höchstem Niveau. Dass sich grade Stone Age Junior am Ende bei der Jury durchsetzen konnte, liegt nicht zuletzt am vergleichsweise hohen Anspruch, der zu immer neuen Spielrunden motiviert. Herzliche Glückwünsche an Marco Teubner und den Verlag Hans im Glück sowie an die Autoren und Verlage der Finalisten und der Kinderbrettspiele auf der Empfehlungsliste.
Haushaltsführung in der Steinzeit: Kinder helfen mit
Bei Stone Age Junior dreht sich alles um das Leben in der Steinzeit – und darum, wie die Geschwister Jono und Jada ihre Eltern bei der Haushaltsführung unterschützten. Viel Zeit zum Spielen scheint den beiden Steinzeitkindern nicht geblieben zu sein, immerhin mussten zunächst die überlebenswichtigen Aufgaben erledigt werden. Gemeinsam mit ihrem Wolfshund Guff sammeln Jada und Jono also Beeren, Pfeilspitzen für die Jagd auf Mammuts und allerlei Kleingetier, Mammutzähne und Fisch. Das klingt zunächst nicht nach einem erfüllten Kinderleben, schien aber großen Spaß zu machen, wenn man sich das Titelbild der Spieleverpackung anschaut. Und da Spaß das zentrale Element eines gelungenen Kinderspiels ist, eignet sich Stone Age Junior perfekt für unterhaltsame Stunden in der Steinzeit. Alle Spielhandlungen zielen darauf ab, Steinzeithütten im heimischen Dorf zu errichten. Es gewinnt, wer zuerst drei Hütten erbauen konnte. Das klingt einfach und tatsächlich ist das Grundgerüst des Regelwerks schnell verstanden. Kinder ab ca. vier bis fünf Jahren bietet das Kinderspiel des Jahres 2016 Stone Age Junior einen leichten Einstieg. Jüngere Kinder benötigen an einigen Stellen möglicherweise die Unterstützung ihrer Eltern, um vollends hinter das Spielkonzept zu blicken. Grundsätzlich sind sowohl das Regelwerk von Stone Age Junior als auch das Spielmaterial eindeutig und leicht verständlich. Vor allem letzteres kann bei Kindern punkten. Sämtliche Materialien detailreich illustriert und in knallbunten Farben gehalten. Die Spieltokens bestehen aus robustem Karton, die Figuren und Sammelressourcen aus Holz. Echte optische Highlights für Kinder sind die Steinzeitdörfer, auf denen die Hütten platziert werden.
Verständlicher Spielablauf mit taktischem Anspruch
Der Spielablauf ist simpel. Der Aktive Spieler führt nacheinander drei Aktionen aus: Waldtoken aufdecken, Spielfigur bewegen und das Dorf besuchen. Die Waldplättchen werden bereits beim Spielaufbau um das Spielbrett herum verdeckt verteilt. Sie zeigen die jeweiligen Sammelressourcen an und werden erst nach dem Besuch des Dorfes wieder auf die „bilde Seite“ gedreht. Durch diesen Mechanismus wird die Merkfähigkeit der Kinder spielend gefördert. Anschließend wird die Spielfigur des aktiven Spielers entsprechend der Symbolik der Waldplättchen bewegt. Bei einem Würfelsymbol also ein bis sechs Schritte, bei einer Ware auf das passende Warenfeld. Das Hundeplättchen zählt als Joker und ist nur in begrenztem Umfang im Spiel vorhanden. Der Hund wird also getauscht, sofern kein freies Token vorhanden ist. Da Hunde für jede Ware im Spiel eingesetzt werden können, entsteht so ein strategischer, aber immer gut verständlicher Spielmechanismus. Ähnliches gilt auch für das Handelssymbol, das den Tausch von Waren gegen andere Ware ermöglicht. So müssen die Kinder stets überlegen, welche der Ressourcen für sie am sinnvollsten sind. Kehrt der aktive Spieler in sein Dorf zurück, werden die Waldplättchen wieder umgedreht. Um es für den nachfolgenden Spieler nicht allzu leicht zu machen, werden zudem zwei der Waldtokens ausgetauscht. Nun kommt es zum Showdown und die Kinder dürfen Hütten bauen, sofern sie die passende Anzahl an Waren besitzen, die für den Bau einer Steinzeithütte notwendig sind. Wer drei Hütten bauen konnte, gewinnt die Spielpartie Stone Age Junior.
Was für Erwachsene einfach klingt, stellt Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren vor große Herausforderungen. Kinder befinden sich mitten in einer Entwicklungsphase, in der anschauliches Denken ausgeprägt wird. Die Beweglichkeit des Denkens beginnt, sich zu erweitern und Stone Age Junior fördert die Ausprägung systematischer Denkprozesse. Zudem werden Regelspiele zunehmend interessanter für Kinder in diesem Alter. Mit seinem einfachen Regelwerk, das auf dem Brettspieltisch mit einem herausfordernden Ablauf punktet, werden Kinder zu Aktivität bei geregelten Spielabläufen motiviert; perfekt, um auf unterhaltsame Weise sanft zu lernen.
Stone Age Junior ist ein würdiger Titelträger, der sich gegen die ebenfalls großartigen Konkurrenztitel durchsetzen konnte. Das erfrischende Setting in der Steinzeit eignet sich perfekt für Kinderbrettspielrunden und gemeinsame Familienspielzeit. Mit einem Spielkonzept, dass Ähnlichkeiten zum Brettspielklassiker Die Siedler aufweist, kommen Kinder in den Genuss, sich die Spielregeln einfach zu erarbeiten. Mit eine Wenig Hilfestellung der Eltern gelingt der Spieleinstieg schnell und unkompliziert. Mit seinem Anspruch und der Kombination aus Merkspiel und kindgerechtem Strategieelementen ist Stone Age Junior nicht nur ein gutes, sondern vielleicht sogar außergewöhnliches Kinderspiel des Jahres 2016. Wir gratulieren dem Autor Marco Teubner, der bereits in den Jahren 2009 und 2012 mit zwei seiner Brettspiele zu den Nominierten gehörte, sowie dem Verlag Hans in Glück.