Die Trennung von HeidelBÄR Games und der Asmodee-Gruppe hat viele Brettspielfans überrascht. Nicht zuletzt wegen der sofortigen Wirkung der Neuausrichtung des Verlags, der vormals als Heidelberger Spieleverlag schon einmal auf eigenen Füßen stand. Für die Zukunft plant HeidelBÄR Games nun, sich auf die Anfänge zurückzubesinnen und als „Kreativschmiede“ erneut einen Platz in der Branche zu finden.
„Von Asmodee im Guten getrennt“
Dass die Trennung mit sofortiger Wirkung vollzogen würden, hat nicht nur erfahrene Branchenkenner überrascht (wir berichteten). Über die genauen Gründe schwiegen sich die Verlagsvertreter in der offiziellen Mitteilung allerdings aus. Von Plänen, zukünftig wieder mit Familienspielen eine „Brücke zu Geek-Spiele schlagen“ zu wollen war die Rede – und auch eine Zusammenarbeit mit Asmodee werde nicht gänzlich aufgeben, hieß es.
Auf Nachfrage hat Sabine Machaczek, Projektmanagerin bei der HeidelBÄR Games GmbH, nun erläutert, weshalb es zu der Trennung zwischen dem Verlag und der Asmodee-Gruppe gekommen ist. „Das gesamte Team von HeidelBÄR Games besteht aus ehemaligen Mitarbeitern des Heidelberger Spieleverlags“, erläutert Machczek. Dort waren alle durch kurze Wege miteinander, maximal eine oder zwei Türen entfernt, verbunden. „Der Umgang miteinander war daher sehr direkt“, erklärt die Projektmanagerin. Das sei bei einem Entwicklungsbüro, das weit entfernt von den anderen Standorten eines Konzerns agiert, völlig anders. Kommunikation und Abstimmung seien schwierig.
„Das verzögert den Informationsfluss gewaltig und gegenseitiger Austausch über dringende Anliegen hinaus findet nur bedingt statt. Als Kreativschmiede ist genau das aber sehr wichtig für uns.“
Sabine Machaczek, HeidelBÄR Games
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von HeidelBÄR Games verstehen sich als Team aus ambitionierten Individualisten, die Dinge bewegen wollen. Das ginge am besten, wenn Sachen selbst in die Hand genommen würden.
Vor allem im nordamerikanischen Sektor werde diese Zusammenarbeit auch in Zukunft von Bedeutung sein. Spiele, die von HeidelBÄR Games selbst für den US-amerikanischen Markt lokalisiert werden, werden weiterhin von Asmodee North America vertrieben. Ob dagegen auch andere Sprachversionen durch die Asmodee-Gruppe distribuiert werden, sei derzeit ungewiss, so Machaczek.
Unausgesprochen im Raum standen Gerüchte über mögliche Zerwürfnisse.
„Von Asmodee haben wir uns im Guten getrennt und wir werden auch weiterhin an einigen Stellen zusammenarbeiten.“
Sabine Machaczek, HeidelBÄR Games
Die Zielrichtung für HeidelBÄR Games ist jedenfalls, auf dauerhafte Partner zu setzen, die nicht nur einzelne Spieltitel auf den Markt bringen, sondern sich für das gesamte Portfolio des Verlags interessieren. Ohnehin hat sich HeidelBÄR Games in den vergangenen Jahren größtenteils selbst organisiert, sodass einschneidende Veränderungen zunächst nicht zu erwarten sind.
Wo allerdings deutschsprachige Spiele erscheinen, sei noch nicht abschließend entschieden, heißt es von Sabine Machaczek. Die nächste Brettspiel-Neuheit „VOLT“ wird über JoeKas World angeboten.
„Da arbeiten wir dann wieder mit einem alten Bekannten zusammen, dem ehemaligen Lagerleiter des Heidelberger Spieleverlags.“
Sabine Machaczek, HeidelBÄR Games
Für die Zukunft sind im Verlag personelle Veränderungen zu erwarten.
„Da wir jetzt wieder auf uns allein gestellt sind, werden wir uns bald vergrößern müssen. Momentan betreuen wir den Bereich (Online-)Marketing, Presse, Events nebenher. Das reicht jetzt nicht mehr aus, zumal wir jemanden benötigen, der uns nicht nur im deutschsprachigen Raum vertritt, sondern weltweit.“
Sabine Machaczek, HeidelBÄR Games
Klar ist hingegen, dass Brettspiele, die auf namhaften Marken basieren, nicht mehr zum Portfolio von HeidelBÄR Games gehören werden. Vor dem Zusammenschluss mit Asmodee im vergangenen Jahr, war der Heidelberger Spieleverlag für die deutschsprachigen Versionen der Fantasy-Flight-Games-Titel zuständig. Der US-amerikanische Verlag, der immerhin jährlich rund zehn Millionen Dollar umsetzt, gehört seit 2014 als eigenständiger Verlag der Asmodee-Group an.
„Starke Lizenzen selbst zu erschaffen ist natürlich ein Ideal, auf das jeder von uns abzielt.“
Sabine Machaczek, HeidelBÄR Games
Wer darauf gehofft hat, dass beispielsweise Brettspiele aus dem Star Wars Universum wieder über HeidelBÄR Games erscheinen werden, wird enttäuscht. Derartige Übereinkommen haben sich durch die Trennung, wie bereits vermutet, nicht ergeben. Wichtiger sei für HeidelBÄR Games ohnehin, sich starke Lizenzen selbst zu erschaffen. Der Verlag arbeitet derzeit nicht mit fremden Lizenzprodukten.
Weitere Informationen zu Neuerscheinungen und Projekten gibt es unter www.heidelbaer.de.
Wir veröffentlichen aktuelle News aus den Bereichen Brett- und Kartenspiele, Literatur und Film, Spielwaren, Videospiele und Veranstaltungen. Senden Sie uns eine E-Mail mit ihrer Pressemitteilung.