Human Punishment: The Beginning geht ambitioniert ins Crowdfunding auf Kickstarter. Der Kleinstverlag Godot Games schickt mit dem Projekt das, so sagen es die Macher, heiß erwartete Prequel zu „Human Punishment – Social Deduction 2.0“ ins Rennen um Erfolg, Ruhm – und Cash. Der Start kommt zum perfekten Zeitpunkt: Cyberpunk ist so angesagt wie selten zuvor. Vorschusslorbeeren sammeln Andreas Zieseniß, Stefan Bollenbeck, Marko Dorn – die „Godots“ – fleißig für ihre neue Idee, die im selben Universum spielt wie das Sequel, ansonsten allerdings vieles anders macht. Die kreativen Köpfe aus Hannover haben uns im Interview verraten, weshalb man „The Beginning“ als Fan von Human Punishment unbedingt unterstützen sollte – und weshalb ausgerechnet das Coronavirus dabei geholfen hat, das Social-Deduction-Element verfeinern zu können.
Warten auf Godot, das ist derzeit in der Brettspiel-Szene angesagt. Eigentlich eher: Warten auf die Godots, die gar nicht so heißen, aber so genannt werden, und sich auch selbst so nennen. Alles klar? Egal, wichtig ist nur: Mit Human Punishment: The Beginning wird ein Kickstarter-Projekt online gestellt, auf das Fans warten. Semir-kooperativ wird das Spiel werden, das klingt wie eine direkte Drohung und könnte Freundschaften zerstören und Spielstammtische sprengen. Aber: Es wird vermutlich auch ein ganz großer Spaß. Ob das mit Cyberpunk 2077 zu tun hat, was dem Coronavirus und wieso Kickstarter als Plattform längst nicht tot ist? Stefan „Godot“, eigentlich Bollenbeck, hat es uns in einem Interview verraten:
Human Punishment: The Beginning – Ein Universum wächst
Man nehme eine Schmuddel-Welt im Cyberpunk-Stil, füge etwas Terminator hinzu und stelle eine semi-kooperative Mechanik in den Mittelpunkt – und schon hat man Human Punishment: The Beginning. Ganz so einfach war es nicht für Godot Games, die sich in jahrelanger Arbeit ein Universum, und damit eine Marke, erschaffen haben und mit einem neuen Kickstarter-Projekt etwas mehr von der Story erzählen wollen, die hinter der erdachten Welt steckt.
Vier verschiedene Fraktionen lassen sich bei Human Punishment: The Beginning spielen, sechs verschiedene Charaktere mit einer asymmetrischen Ausgestaltung gibt es und alle arbeiten zusammen auf ein Ziel hin. Naja, fast alle. Man kennt es bereits: Einer ist immer der Arsch – und der Arsch zu sein, das ist bei semi-kooperativen Brettspielen meist die beste Rolle. Godot Games bringt weitere Kniffe ins Spiel, Social Deduction natürlich, aber auch Pick-and-Deliver. Der neue Ableger ist ein Stand-alone-Brettspiel und ein Mechanik-Mix. Aber Human Punishment: The Beginning kann mehr, das Brettspiel lässt sich auch mit dem Vorgänger – und gleichzeitig Story-Nachfolger – Human Punishment: Social Deduction 2.0 kombinieren. Hinter dem Projekt steckt also eine umfassende Idee für drei bis sechs Spieler, die allerdings auch in kleineren Spielrunden so gut funktionieren soll wie in Vollbesetzung.
Human Punishment: The Beginning für Dummies: Worum geht es? Was muss man machen?
„Es geht darum, dass wir als Team versuchen die Maschinenrevolution zu verhindern“, erklärt Stefan von Godot Games. Er ist der Designer des Brettspiels. „Blöd nur, dass wir bereits unterwandert wurden. Man kann also nicht jedem trauen obwohl wir ein Team sind. Da es vier spielbare Teams gibt, existieren viele Wege wie das Spiel enden kann da alle andere Siegbedingungen haben… und da man nicht weiß welche Teams am Tisch sind, muss man immer auf der Hut sein“. Durch gezielte Fallen und falsche Spuren könne man sogar Spielern vorgaukeln, ein Team sei am Tisch, was aber gar nicht der Fall ist. „Das ist sehr einzigartig und vermittelt eine extreme Spannung“, meint Stefan Godot.
Welche Gründe für eine Unterstützung des Kickstarter gibt es für Spieler, die Human Punishment noch gar nicht kennen?
„Das Universum ist zwar gleich, jedoch ist es ein vollständig eigenständiges Spiel. Wer Semi-Koop, Pick-up & deliver oder auch (Social-) Deduktions-Spiele mag, der bekommt hier einen sehr einzigartigen und epischen Hybriden mit tollen filmreifen Twists.“
Menschen versuchen das Netzwerk zu schützen, Maschinen versuchen insgeheim das Gegenteil, aber durch dieselbe Methode – nur mit Viren statt mit Firewalls. „Das sorgt für hochgradige Momente, da geheime Ziele manchmal nicht so optimal zum eigenen Team passen“, freut sich Stefan Godot, „und wenn jemand böses etwas Gutes tut oder jemand Gutes etwas böses tut, dann ist Paranoia gewiss!“, prophezeit der Designer.
Einsteiger, Kenner, Profis: Letztendlich richtet sich Human Punishment: The Beginning an mehrere Zielgruppen, auch wenn der durchschnittliche Kickstarter-Nutzer etwas mehr in den Fokus rückt. „Jemand, der vielleicht nur Catan kennt, hat es hier etwas schwerer als jemand, der regelmäßig Spiele auf dem Tisch hat“, so Stefan Godot. „Trotzdem haben wir schon beide Typen am Tisch gehabt und eigentlich immer dabei immensen Spaß gehabt.“ Zielgruppe sei aber tatsächlich die Kickstarter-Zielgruppe, also meist Vielspieler.
Auch wenn ein Brettspiel mit einer Spielzeit zwischen zwei bis drei Stunden sich eher als Kenner richtet: Vorkenntnisse um Human-Punishment-Universum benötigt man nicht, stellt Designer Stefan Godot klar: „Ja, problemlos spielbar. Trotzdem kann man sagen, dass man vieles schon kennt wenn man das Universum mit Human Punishment: Social Deduction 2.0 schon besucht hat.“ Dann kenne man die Fraktionen, die Waffen, wie Programme funktionieren und natürlich die Story, erklärt Godot. Man können aber auch alles ohne Schwierigkeiten nachholen.
„Im Gegensatz zu Cyberpunk war unser Termin angesetzt und wird auch eingehalten.“
Stefan Godot
Cyberpunk 2077 ist omnipräsent und hat Spieler für das Setting sensibilisiert: War die Veröffentlichung zeitnah zu dem Triple-A-Videogame geplant?
„Die haben so oft verschoben, das war null Prozent planbar“, meint Stefan Godot. „Im Gegensatz zu Cyberpunk war unser Termin angesetzt und wird auch eingehalten… ich dachte glaube ich schon vor zwei Jahren, dass man bald Cyberpunk spielt.“ Das Timing kommt der Brettspielschmiede dennoch gelegen. „Leider halten manche uns auch für Trittbrettfahrer, als ob wir das sieben Jahre geplant hätten und nur auf dem Erfolg des anderen Franchise aufbauen wollten“, zeigt sich der Chef-Designer entrüstet. „Das ist immer sehr Schade, denn an diesem Projekt arbeiten wir 24/7 seit zweieinhalb Jahren und an dem Universum schon deutlich länger.“
Viel Arbeit also für die Macher. Hinter der Idee steckt mit Godot Games zwar im Kern ein Trio, dennoch waren Stefan, Andreas und Marko nicht die einzigen an diesem Projekt Beteiligten. Illustrationen kamen von Tithi Luadthong, Sandra Süsser und Eddie Mendoza; die künstlerische Leitung hatte zudem Karsten Schulmann übernommen, der Macher des Brettspiels Movie Empire.
Mit der Kampagne generiert ihr derzeit viel positive Aufmerksamkeit: Steigt euch der Erfolg nicht zu Kopf?
„Ich denke eigentlich nicht“, so Stefan von den Godots. „Wir sind sehr klein, in Deutschland kennt man uns deutlich mehr als in Amerika und alles was wir tun können, ist all unser Herzblut in unsere Arbeit stecken um am Ende genug Aufmerksamkeit zu erhalten“. Das funktioniere mal mehr, mal weniger. Aber: „Wir lernen stetig und gefühlt hat sich unser Niveau von Kampagne zu Kampagne deutlich gestärkt. Das versuchen wir aufrecht zu halten“.
Wenn Human Punishment: The Beginning ins Crowdfunding startet, dann hat das für Fans mehrere Vorteile. Warum Spieler die Kampagne also unterstützen sollten? „Auf Kickstarter gibt es den besten Preis“ benennt Stefan Godot Hauptargument. Und: „Unsere Unterstützer werden außerdem ihre Spiele zuerst und an Material einiges Exklusives erhalten.“ Wichtig ist allerdings vor allem eines: „Das Vertrauen was man uns hier schenkt, geben wir hier 100 Prozent zurück als Dankeschön mit einem tollen Komplettpaket“, freut sich der Designer über das Angebot, das man als Fans vermutlich nicht ablehnen kann.
Auch Corona war ein Thema für Godot Games, allerdings gibt es dabei sogar einen positiven Aspekt, den man hervorheben kann. „Wir durften Dank Corona sehr viele kleine Runden spielen und haben so das Spiel auch bei drei und vier Spielern besonders stark hinbekommen“, erklärt Stefan Godot. Genau das sei bei einem Spiel aus dem Deduktions-Genre fast undenkbar. „Das hat sehr geholfen.“ Gleichzeitig gab es dennoch viele Einschränkungen in Pandemie-Zeiten, mit denen sich Godot Games konfrontiert sah: „Wir konnten viele geplante Termine nicht wahrnehmen und viel ist ausgefallen, worauf wir uns extrem gefreut haben. Hoffentlich lässt sich bald alles nachholen wenn die Welt wieder etwas besser aussieht.“
Nun steht also fest, das Human Punishment: The Beginning auch in kleineren Spielrunden funktioniert. „Die größte Herausforderung war alle Spielerzahlen stark zu machen und alle Teams perfekt auszubalancieren“, erklärt der Chefdesign-Godot. Das habe zwar lange gedauert, aber nun sei man mit dem Ergebnis extrem zufrieden. Stefan Godot resümiert: „Die Teams spielen sich alle anders, zusätzlich mit jedem Charakter auch immer anders und man hat fast immer ein Foto-Finish zwischen zwei bis drei Teams.
Wie kam es überhaupt zu der Idee, ausgerechnet Brettspiele zu entwickeln?
Stefan Godot verrät dazu: „Es kam beim Basteln eines bereits existierenden Spiels, wo mir das Setting nicht gefallen hat. Dabei kamen mir dann neue Ideen und das hat sich dann alles mit der Zeit zu einem komplett eigenständigen Spiel verwirklicht. Da ich schon immer Autor werden wollte – ursprünglich im Buch-Segment – kam das wie gerufen.“ Sich gegen die Konkurrenz, vor allem gegen Branchen-Größen durchzusetzen, ist alles andere als einfach. Ein Patentrezept hat man auch bei Godot Games nicht, allerdings: „Heutzutage muss man einfach den Markt kennen, wissen was deine Zielgruppe spielt und liebt und was ihr noch fehlen könnte“, so Godot. „Es hilft ungemein im ständigen Austausch zu sein und auch mal über den Tellerrand zu schauen… oft findet man tolle Ideen in Genre, welche man selber gar nicht wirklich spielt.“
Dass die Macher als kleiner Verlag ausgerechnet aus eine Crowdfunding-Plattform wie Kickstarter zurückgreift, ist kein Zufall. Allerdings gibt es derzeit durchaus Kritik, wenn es um „Schwarmfinanzierungen“ geht. Auch die drei Godots sehen die Entwicklung:
„Dass große Firmen hier regelmäßig ihre Vorbestellungen abholen geht echt am Kickstarter-Gedanken vorbei und ist schade. Viel Geld geht verloren, weil Spieler auch nur ein begrenztes Budget zum Ausgeben haben.“ Allerdings gibt es immer zwei Seiten bei einer Medaille. Stefan Godot erklärt: „Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die Großen auch dafür sorgen, dass auf Kickstarter etwas los ist. Es ist also ein Teufelskreis. Die Preise sind immer knackig, gerade mit Versand noch attraktiv zu bleiben ist schwer… daher finden wir, müssen unsere Backer auch am Ende 100 Prozent zufrieden sein.“
Zufriedenheit fußt dabei laut Godot auf drei Säulen: Das geht nur durch die Auslieferung an Backer, den besten Preis und Exklusivmaterial. Letzteres bezieht sich bei Godot Games in der Regel nur auf Qualitätsaufwertungen, nicht hingegen auf exklusives und später fehlende Spielelemente.
Alternativen zu Kickstarter gibt es inzwischen, auch wenn diese längst nicht den Einfluss haben, den grüne Riese hat: „Auf lange Sicht muss man sehen wie weit sich Gamefound nun durchsetzt und auch die Steuer- und Zollprobleme die die Backer langsam abbekommen und zahlen müssen. Es wird einem nie leicht gemacht und am Ende des Tages meckern viele über Shipping-Preise, während der Verlag schon draufzahlt damit selbst diese Preise überhaupt möglich sind. Aber gut, niemand kann meistens hinter die Fassade schauen.“, so Stefan Godot
Kickstarter sei eine tolle Plattform, „sie ermöglicht uns, unsere Träume und Ideen umzusetzen und bringt sie an unsere Zielgruppe“ so Stefan Godot. Wichtig sei immer, zu schauen ob die Kampagne gerechtfertigt ist. Das hat einen Grund: „Auch eine kleine Idee kostet am Ende viel Geld in der Produktion und kann nicht von jedem Privat gestemmt werden. Solange man die richtigen unterstützt, lebt der richtige Spirit fort!“, wendet sich der Designer an die Community.
Am 25. Januar beginnt das Crowdfunding zu Human Punishment: The Beginning auf Kickstarter. 55 oder 90 Euro ( „All-in mit Pokerchips“, schreien Fans vermutlich jetzt) kostet der Pledge. Dass die Kampagne ein Erfolg werden wird, gilt angesichts der positiven Einstellung der Community zu dem Spiel als sicher. Es geht also nicht darum, ob Godot Games das Crowdfunding-Ziel erreicht, sondern wie sehr das Brettspiel durch die Decke geht. Und bei einem angepeilten Ziel von lediglich 25.000 Euro steht schon jetzt fest: Das Ding ist schnell gelaufen! Lange warten müssen Unterstützer auch im Anschluss an die Kampagne nicht. Bereits im September 2021 soll das semi-kooperative Brettspiel ausgeliefert werden.
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