Dass sich wahre historische Geschehnisse nicht nur mit Brettspielen verbinden lassen, sogar perfekt als spannende Hintergrundgeschichte eignen, wissen erfahrene Brettspieler bereits seit den Erfolgen von Weltkriegsspielen wie Axis and Allies oder Memoire’44. Die kreativen Köpfe bei Phalanx Games veröffentlichen in regelmäßigen Abständen Gesellschaftsspiele, die sich mit harten Fakten aus den blutigen Epochen der vergangenen Jahrhunderte beschäftigen. Derzeit läuft das Kartenspiel Germania Magna – Border in Flames als Projekt auf Kickstarter. Wir haben uns die Demoversion des Kartenspiels genauer angeschaut und verraten euch in unserer Rezension zu Germania Magna, weshalb nicht nur Geschichtsfans diesen Titel im Auge behalten sollten.
Kartenspielen mit Römern und Germanen
Phalanx Games sind bekanntlich echte Experten, wenn es darum geht das Regelwerk eines Gesellschaftsspiels um eine historische Rahmenhandlung herumzubauen. Seit 2013 geht Phalanx Games nun eigene Wege – mit neuem Logo und mit regelmäßigen Ausflügen auf die Crowdfundingplattform Kickstarter. Dort haben wir auch den neuen Titel Germania Magna – Border in Flames entdeckt und prompt eine Demoversion des Spiels von Phalanx Games erhalten. Das Projekt ist auf Kickstarter bisher sehr erfolgreich unterwegs: mit dem heutigen Tag haben 276 Fans ihre Unterstützung signalisiert und dabei eine Summe von derzeit 5.832 £ zusammengetragen. Das Finanzierungsziel betrug knapp die Hälfte und es verbleiben noch weitere fünf Tage, in denen die 6.000er-Marke sicherlich noch geknackt wird.
Bevor wir zu den Details von Germania Magna – Border in Flames kommen, wagen wir einen Ausflug in die Vergangenheit (ca. 9 n. Chr.). Als Germania Magna bezeichnete man den Teil des germanischen Siedlungsgebiets, der von den Römern besetzt wurde. Direkt damit verbunden ist die legendäre Varusschlacht, die als eine der vernichtenden Niederlagen in die Geschichte des Römischen Reichs eingegangen ist. Der Cheruskerfürst Arminius war es, der mit seinem Herr drei römische Legionen unter dem Kommando des Feldherrn Publius Quinctilius Varus besiegte und damit die politische Lage in diesem Siedlungsgebiet für immer veränderte. Wer jemals versehentlich oder gewollt in der Stadt Detmold sein sollte, kann dort das Hermannsdenkmal bewundern, das den Cheruskerfürsten Arminius zeigt.
Typisch Phalanx Games: Geschichte und Gaming Weitere historische Details ersparen wir euch an dieser Stelle. Klar geworden sein sollte jedoch, dass das historische Setting sich perfekt als Hintergrund für ein spannendes Kartenspiel eignet, in dem es um Taktik und Handkarten-Management geht.
Typisch Phalanx Games: Geschichte und Gaming
Die Veröffentlichung von Germania Magna – Border in Flames ist für November 2016 geplant. Wer auf Kickstarter den Mindest-Pledge von 15 £ investiert, kann sich das Kartenspiel am Stand von Phalanx Games (2-C110) auf der Spiel’16 in Essen persönlich abholen. Die Versandkosten spart ihr euch damit, sofern ihr ohnehin auf der weltgrößten Messe für Brett- und Kartenspiele zu Gast seid. Für euer Investment erhaltet ihr eine vollgepackte Spielbox mit 131 Spielkarten, 4 Hilfskarten, 4 Spielerboards, 2 Würfeln und jeder Menge Tokens. Kernelement sind die 93 Stammeskarten, die euch erlauben, zahlreiche taktische Handlungen auf dem Spieltisch umzusetzen. Wo viele Stammeskarten sind, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass ihr in die Rolle der Germanen schlüpft. Und tatsächlich verkörpert ihr im Kartenspiel Germania Magna – Border in Flames einen germanischen Kriegsherrn, der die Grenzen des Römischen Reichs einreißen soll.
Da jeder der 2 bis 4 Spieler die Rolle eines germanischen Stammesfürsten einnimmt, geht es nicht nur darum, den Römischen Grenzwall zu überqueren, sondern gleichzeitig darum, au dem Feldzug die meisten Plünderungen vorzunehmen, um zu einer germanischen Kriegslegende auszusteigen. Germania Magna – Border in Flames ist ein semi-kooperatives Militärkartenspiel, in dem taktische Entscheidungen und ein cleveres Kartenmanagement über Sieg oder Niederlage entscheiden. Neben dem gemeinsamen Ziel, die Römer zu besiegen, folgen somit alle Spieler ihren eigenen Zielen. Ihr könnt Allianzen schließen und diese Bündnisse wieder über den Haufen werfen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Betrug und Verrat sind wesentliche strategische Elemente auf eurem Weg zum Kriegshäuptling.
Um die disziplinierten römischen Kriegstruppen ins Wanken zu bringen, setzt ihr eure Karten mit Bedacht ein. Wer schon einmal ein Living Card Game wie Star Wars – Das Kartenspiel oder ein Trading Card Games wie Magic – The Gathering gespielt hat, findet sich bei Germania Magna – Border in Flames sofort zurecht. Während ihr Standardtruppen ohne besondere Fertigkeiten in die blutigen Schlachten sendet, unterstützt ihr die Truppen verschiedener Militärstrategien. So könnt ihr mithilfe Abtrünniger euer Stammesdeck nach einer passenden Karte durchsuchen, um diese eurer Kartenhand hinzu zufügen. Oder ihr verstärkt eure Truppen durch den Einsatz von Befestigungen, die ausliegenden Karten Boni gewähren. Durch das geschickte Verweben von Standardkarten und Fähigkeitenkarten entwickelt ihr im Laufe des Spiels eine ganz eigene Militärstrategie, um die römischen Stellungen zu erobern und damit Siegpunkte zu erringen. Das Spiel endet, wenn sechs römische Provinzen im Ablagestapel liegen und damit erfolgreich eingenommen wurden.
Kriegsvorbereitungen treffen
Lange bevor die erste Schlacht geschlagen wird, ist es an euch, die Vorbereitungen für den Kartenspiel-Krieg zu treffen. Jeder Spieler erhält dazu eines der vier Spielerboards samt passendem Marker und fünf Stammeskarten plus fünf goldene Loot-Münzen. Anschließend werden eine römische Provinz aufdeckt sowie die darauf beschriebenen Truppen platziert.
Jede Runde besteht aus insgesamt vier Phasen: Vorbereitung, Versorgung, Aufmarsch sowie der Kampf. In der ersten Phase zieht jeder Spieler eine Anführerkarte. Zudem werden 1 bis 2 Provinzkarten samt römischer Truppen ausgelegt. In der zweiten Phase wählt jeder Spieler zwischen 4 Loot-Münzen oder 2 Stammeskarten oder 2 Loot-Münzen und einer Stammeskarte. Anschließend legen sämtliche Spieler reihum solange Stammeskarten bis jeder gepasst hat. Es kommt bei Germania Magna auf ein cleveres Handkartenmanagement an, denn ihr müsst stets die Kosten der Karten (Lootsymbole) im Auge behalten – ob eine Strategie erfolgreich gewesen ist, zeigt sich oftmals erst im Verlauf der Spielpartie. In der Kampfphase werden die Schlachten innerhalb der einzelnen Provinzen ausgezählt. Erfolgreiche Kämpfe gewähren euch weiteren Loot sowie Ruhmespunkte auf euren Spielerboards. Befestigungen und besiegte Einheiten werden entfernt, eroberte Provinzkarten legt ihr auf den Provinzablagestapel. Am Ende der Runde werden sämtliche Anführerkarten wieder in den Anführerstapel gemischt. Aufgrund der Siegbedingungen von sechs eroberten Provinzen, spielt ihr normalerweise auch sechs Spielrunden.
Bilder zu Germania Magna
Infobox
Spielerzahl: 2 bis 4 Spieler
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: mittel
Verlag: Phalanx Games
Erscheinungsjahr: 2016
Kosten: 20 Euro
Fazit
Mit Germania Magna – Border in Flames erwartet euch ein taktisches, aber eingängiges Strategie-Kartenspiel, das durch ein nachvollziehbares Regelwerk und eine gelungene Optik glänzt. Die Illustrationen der Karten sind ansehnlich und fangen die Atmosphäre römischer Sandalenfilme perfekt ein. Fans historischer Spiele haben die Titel von Phalanx Games ohnehin schon lange auf dem Schirm. Germania Magna – Border in Flames in ein vergleichsweise günstiges Spiel, das euch viele Stunden am Kartenspieltisch fesseln wird.
Insbesondere die ständig wechselnden Kräfteverhältnisse sorgen für eine nicht zu unterschätzende Dynamik, die für eine ordentliche Portion Spannung sorgt. Germanische Allianzen waren brüchig und von egoistischen Zielsetzungen der einzelnen Stammesfürsten geprägt – diesen Umstand gilt es auch in diesem Kartenspiel von Phalanx Games geschickt auszunutzen. Phalanx Games wird mit einem eigenen Stand auf der SPIEL’16 vertreten sein, sodass ihr Germania Magna in Essen ausgiebig testen werden könnt.