Für abenteuerlustige Spieler ist unsere Rezension zum strategischen Legespiel Karuba besonders interessant. Das Brettspiel von Spieleautor Rüdiger Dorn ist einer der Kandidaten für die Verleihung des Preises Spiel des Jahres 2016. Ob sich Karuba von HABA gegen die Konkurrenten Imhotep aus dem Hause Kosmos sowie Codenames vom Heidelberger Spieleverlag durchsetzen kann, erfährt ihr frühestens am 18. Juli. Bereits heute zeigen wir Euch jedoch, wie sich das abenteuerliche Legespiel in unserem ausführlichen Brettspieltest geschlagen hat. Viel Spaß mit der nachfolgenden Rezension zu Karuba.
Eine Geschichte Von Goldschätzen und Kristallen
Das Abenteuer beginnt ganz klassisch mit dem Öffnen der Spielverpackung, deren Design dem Verlag gut gelungen ist. Im Inneren findet ihr vier Spieler-Boards, 144 Dschungelplättchen, jeweils 16 Abenteuer und Tempel in vier verschiedenen Farben, 16 zu den Tempeln passende Schatztokens sowie eine gute Handvoll Kristalle und Goldnuggets. Ein gut verständliches Regelheft rundet den Packungsinhalt ab. Ein Lob hat sich HABA an dieser Stelle für das Beilegen von mehreren Plastiktütchen verdient, in denen ihr euer Material nach dem Spielen einsortiert verstauen könnt. Auch die Verarbeitung des Spielmaterials ist nahezu tadellos. Die Spielbretter, Dschungelkarten und Schatztokens bestehen aus festem Karton. Die Spielplättchen ließen sich problemlos und vor allem schadenfrei aus den Papprahmen drücken. Die hübschen Spielfiguren sind aus Holz gefertigt, die Kristalle und Goldnuggets dagegen aus Kunststoff. So makellos wie echtes Gold sind die Nuggets nicht, einige wenige Kunststoffnasen konnten wir schon entdecken. Spielerisch ist das aber unerheblich. Der Aufbau von Karuba geht leicht von der Hand. Zunächst verteilt ihr die Spielerbretter sowie die Dschungelplättchen, von denen jeder Mitspieler 36 bekommt. Die Rückseiten der Dschungelkarten sind dabei farblich markiert, was euch lediglich das Sortieren erleichtert und keine spielerische Relevanz hat. Die Kristalle und Nuggets legt ihr gut erreichbar in die Tischmitte. Die vier Tempelschätze werden in ihren Werten anhand der Spielerzahl angepasst: Bei zwei Spielern Nut ihr die Werte 5 und 3, bei drei Spielern die Werte 5, 3, 2 und bei vier Spielern natürlich das komplette Set. Sortiert werden die vier Stapel der Tempelschätze in absteigender Reihenfolge, d.h. der Schatz mit dem Wert 5 liegt jeweils oben. Weshalb das nicht nur wichtig, sondern auch strategisch von Bedeutung ist, erfährt ihr später noch. Jeder Spieler erhält anschließend jeweils 4 Abenteurer und 4 Tempel, also ein Duo von jeder Farbe. Egal wie viele Mitspieler Eure Runde umfasst, es werden stets alle Abenteuer und Tempel gesetzt.
Der Expeditionsleiter: Es kann nur einen geben
Zeit für Phase zwei in unserer Brettspiel-Rezension zu Karuba: Es folgt eine Entscheidung darüber, welcher Mitspieler in die Rolle des Expeditionsleiters schlüpfen soll. Rein spielerisch bietet diese Rollenverteilung keine Vorteile, für den Spielablauf ist der Expeditionsleiter jedoch wesentlich. Er ist derjenige, der quasi die zu legenden Dschungelplättchen vorgibt. Der Expeditionsleiter legt dazu seine Dschungelplättchen verdeckt und gemischt (wichtig!) neben sein Spielbrett. Die anderen Mitspieler sortieren ihre Plättchen um ihre Spielerbretter herum. Wie genau ihr sortiert bleibt euch überlassen, Hauptsache ihr findet die Dschungelplatten ohne langes Suchen. Habt ihr die Inseln und Schätze soweit vorbereitet, steht das Platzieren der Abenteurer und Tempel an. Reihum setzt ihr jeweils einen Abenteurer sowie Tempel gleicher Farbe. Die Abenteurer werden dabei auf die Strandabschnitte gesetzt, die Tempel finden ihre Plätze auf den Gradzahlen im Dschungel. Jeweils nachdem ein Spieler sich auf die Positionierung eines Sets festgelegt hat, handeln die übrigen Spieler entsprechend, sodass am Ende der Aufstellungsphase zwei bis vier identische Spielerbretter entstanden sind. Bei der Positionierung handelt ihr relativ frei, es muss zwischen dem Abenteuer und seinem farblich passenden Tempel jedoch ein Mindestabstand von drei Feldern bestehen. Als strategische Faustregel gilt: Je weiter das Duo voneinander entfernt ist, desto weiter ist der zurückzulegenden Weg, was in eine sanfte Erhöhung der Schwierigkeit mündet. Sind die Schatzjäger und Tempel gestellt, kann es losgehen.
Carcassonne für Schatzjäger
Die Runde beginnt immer damit, dass der Expeditionsleiter eines der umdrehen Dschungelplättchen von seinem Stapel nimmt und es den anderen Spielern zeigt. Das erinnert an den Brettspielklassiker Carcassonne, mit dem Unterschied, dass nicht jeder Spieler seine aktuelle Spielkarte aus dem Sack hervorzieht, sondern allein der Expeditionsleiter ein glückliches Händchen beweisen muss. Spätestens jetzt wisst ihr, weshalb es klug ist, die Dschungelplättchen vorab zu sortieren. Jeder Spieler greift daraufhin zu dem Dschungelplättchen mit derselben Nummer und legt es an eine beliebige Stelle auf seinem Spielerbrett. Elementare Regel beim Auslegen: Die aufgedruckte Nummer muss stets richtigherum lesbar sein. Ob die Wege korrekt ausgerichtet sind, ist dagegen keine Voraussetzung, sodass auch Sackgassen entstehen können. So versucht ihr nun Runde für Runde die Wege zu den passenden Tempeln zu legen. Auf Dschungelkarten mit aufgedruckten Kristall oder Goldnuggets wird direkt beim Auslegen die passende Ressource gelegt.
Da allein das Hinlegen der Urwaldplättchen nicht mit Punkten belohnt wird, stellt sich nun die Frage, wie die Abenteurer bewegt werden. Statt ein aufgenommenes Dschungelplättchen auf das Spielerbrett zu legen, könnt ihr alternativ auch einen der Abenteurer bewegen. Die Anzahl der Schritte ist abhängig von der Anzahl der Ausgänge der Wege auf den Plättchen: entweder also 2, 3 oder sogar 4 Schritte. Dabei könnt die maximale Schrittzahl ziehen, müsst dies jedoch nicht. Kristalle und Goldnuggets sammelt ihr nämlich nur dann ein, wenn ihr auf dem Ressourcenfeld stehenbleibt. Dieses System führt dazu, dass ihr stets abwägen müsst, welches die für euch lohnenswertesten Wege sind. Lohnt es sich, einen weiten Weg zu einem Tempel zu beschreiten, der nur noch zwei Siegpunkt gewährt oder sammle ich lieber die umliegenden Ressourcen ein, verzichte dafür aber auf einige Schritte. Stets müsst ihr auch die Züge eurer Mitspieler im Auge behalten, um frühzeitig zu entscheiden, welche Ziele besonders lohnenswert sind.
Am Ende bedeutet jeder verschwendete Schritt möglicherweise, dass ihr mit den verbleibenden Dschungelkärtchen keine lukrativen Ressourcen mehr erreichen könnte. Je später die Partie, desto spannender wird Karuba. Während der Rezension des Brettspiels erwies sich das Zurechtlegen einer grundlegenden Strategie als äußerst hilfreich. Unüberlegtes Legen resultierte häufig darin, dass viele Plättchen für vergleichsweise geringe Wegstrecken verpulvert werden. Aus dem ständigen Anpassen der Legestrategie zieht Karuba einen großen Teil seines Reizes. Hinter den leicht erlernbaren Regeln verbirgt sich viel taktisches Potenzial. Dabei bleibt Karuba jedoch immer nachvollziehbar und zum Teil auch berechenbar. Wer die verbleibenden Karten im Blick behält und die Positionen der Abenteurer analysiert, kann sich ein ungefähres Bild über die Handlungsmöglichkeiten seiner Mitspieler machen.
Bilder zu Karuba
Infobox
Spielerzahl: 2 bis 4 Spieler
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 40 bis 60 Minuten
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: hoch
Verlag: HABA
Erscheinungsjahr: 2015
Autoren: Rüdiger Dorn
Sprache: deutsch
Kosten: 25 Euro
Fazit
Karuba ist eines dieser Brettspiele, die mit einem überschaubaren Regelgerüst maximalen Spielspaß erzeugen. Dass der Titel aus dem Hause HABA kein Komplexitätsmonstrum ist, wirkt sich sogar sehr positiv auf den Unterhaltungsfaktor aus. Ähnlich wie bei dem Brettspielklassiker Carcassonne Mut sich das Spielprinzip von Karuba sehr langsam ab, was dem hohen Wiederspielwert ebenso zuträglich ist, wie die Tatsache, dass die Spielpartien sich durch variable Start- und Zielpunkte sowie dem Glücksfaktor beim Ziehen der Spieltäfelchen stets im Ablauf unterscheiden. Fans unterhaltsamer Strategie-Brettspiele kommen bei Karuba voll auf ihre Kosten. Familien nutzen freuen sich dank der nachvollziehbaren Lege-Regeln über einen wunderbaren Titel für den nächsten Spieleabend. Kinder benötigen beim regelkonformen Platzieren der Plättchen manchmal die Unterstützung ihrer Eltern, erkennen sich jedoch schnell eigene Lege-Taktiken. Dadurch, dass die Spieler ihre Züge stets parallel ausführen, entsteht eine sehr geringe Downtime, auch in einer 4-Spieler-Partie. Karuba ist für nahezu jeden Brettspieler-Typ empfehlenswert: egal ob eingefleischter Strategiespieler oder Gelegenheitsabenteurer, der Spielmechanismus ist packend und spannend. Insgesamt ist Karuba also ein hervorragendes Brettspiel, das den Titel Spiel des Jahres 2016 in gleichem Maße verdient hätte wie seine starken Konkurrenten.