Wer mit den Kriegsbrettspielen Axis and Allies und Memoire 44 nichts anfangen kann, weil die historischen Ereignisse zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs spielen, der könnte mit dem Brettspiel Der Erste Weltkrieg aus dem Hause Phalanx Games besser beraten sein. Das Spiel zählt zu den modernen Klassikern und ist bereits seit 2004 im Handel, trotzdem gehört es auch heute noch zu den Empfehlungen im Bereich der strategischen Brettspiele.
Der Erste Weltkrieg – Ein strategisches Brettspiel
Krieg ist zwar alles andere als ein Spiel, die Settings rund um die „großen Kriege der Menschheit“ eignen sich dennoch perfekt, um trotz des ernsten Hintergrundes einige unterhaltsame Stunden mit Freunden zu verbringen. Der Erste Weltkrieg nimmt strategisch eine ganz besondere Rolle ein, denn niemals zuvor verschmolzen taktische Gefechte so sehr mit den Mitteln moderner technisch gestützter Kriegsführung. Auch für das Brettspiel Der Erste Weltkrieg macht genau diese Konstellation den besonderen Spielreiz aus.
Der Erste Weltkrieg ist mit zwei, drei oder vier Spielern spielbar. Je nach Zusammensetzung der Spielrunde übernehmen die einzelnen Spieler unterschiedliche Fraktionen. Bei zwei Spielern stehen die Parteien „Mittelmächte“ und „Entente“ zur Verfügung. Bei drei Spielern findet die Aufteilung zwischen „Entente“, „Deutschland“ und „Deutschen Alliierten“ statt. In einem 4-Spieler-Gefecht wird das Bündnis zusätzlich in östliche und westliche Alliirte unterteilt. Schon geopolitsch gehts es in diesem Brettspiel richtig zur Sache. Den historischen Hintergrund gibt das Brettspiel penibel genau wieder. Als Lernspiel würde ich Der Erste Weltkrieg zwar nicht bezeichnen, wer mit dem Setting jedoch etwas anfangen kann, der wird über so manche historische Genauigkeit überrascht sein.
Die Ausstattung kann überzeugen. Für rund 35 Euro bekommen Spieler ein prall gefülltes Paket bestehend aus: 1 Spielbrett, 96 Armee-Spielsteine, 46 Stadt-Marker, 30 Kampf-Marker, 1 Spielrunden-Anzeiger, 1 Spielzugs-Anzeiger, 4 Siegpunkte-Marker, 8 Spielreihenfolge-Marker, 4 Kapitulations-Marker, 1 Marker Vertrag von Brest-Litovsk, 2 spezielle Würfel, 1 Spielerhilfsblatt, 1 Regelheft.
Sobald die Spielbox also euren heimischen Kommandostand erreicht hat, seid ihr bestens gerüstet für den Fronteinsatz.
Also Karton aufreissen, Spielmaterial auspacken und bereit legen und schon geht es los. Die erste Entscheidung naht noch bevor der erste Spielzug getan wird: Ihr müsst wählen, ob ihr Eure Truppen frei postiert oder den historischen Aufbau verwenden wollt. Toll für alle, die auf knallharte Geschichtsfakten stehen!
Das Spielbrett selbst ist in drei getrennte Abschnitte unterteilt, in denen ihr insgesamt 11 Frontlinien findet. Was auf den ersten Blick irritierend wirkt, entpuppt sich beim genauer Betrachtung als ideale Lösung für Übersicht und Taktik. Übrigens spielt Taktik zwar aber übergeordnete Rolle, ganz ohne Würfelwürfe kommt aber auch das Brettspiel Der Erste Weltkrieg nicht aus. Eine Portion Glück braucht somit jeder Feldkommandant. Aber wenn man sich das aktuelle Glückslotto beim G36-Schießen so anschaut, scheint Glück ja auf jedem Schlachtfeld eine Rolle zu spielen.
Städte (gekennzeichnet durch Quadrate), die auf den Karten zu finden sind können und sollten erobert werden. Versorgungslager erkennt ihr an einem Kreis. Depots können nicht erobert werden. Die Reihenfolge ist dabei: Gewinnt ein Spieler an einer Frontlinie eine Kampfrunde, so erobert er die nächste verfügbare Stadt. Sind alle Städte bereits besetzt und nur noch nicht einnehmbare Depots verfügbar, so erhält der unterlegene Spieler einen sogenannten Kapitulationspunkt. Der Spielbalance halber kann man pro Runde allerdings nur einen dieser Punkte erhalten.
Taktische Tiefe kommt nicht nur durch Armeeeinheiten, sondern auch durch die Verwendung von Täuschungseinheiten, sogenannten Dummys, zustande. Es darf in diesem Weltkriegs-Brettspiel also herrlich geblufft werden. Kämpfe werden ganz klassisch mitttels Würfelwurf entschieden: Die höhere Punktzahl gewinnt das Gefecht.
Zu Beginn jeder Spielrunde rückt der Nachschub an. Dies richtet sich, wer hätte es gedacht, nach den Versorgungsstädten, sodass diese Punkte automatisch an strategischer Bedeutung gewinnen.
Dieser Auszug aus dem Regelwerk klingt komplex, ist aber deutlich einfacher zu verstehen, wenn das Spielbrett ausgebreitet vor einem liegt. So umfangreich sind die Regeln am Ende nämlich nicht, sodass auch Strategiespielanfänger voll auf ihre Kosten kommen. Dieses Konfliktspiel verläuft mit jeder Partie ein bisschen anders, Für Langzeitmotivation ist also gesorgt und das gut verarbeitete Spielmaterial vermittelt einen hochwertigen Eindruck und hält unter Umständen auch mal hartnäckigem Sperrfeuer stand. Ein wenig mehr geschriebene Geschichte hätte ich mir zwar gewünscht, aber dafür gibt es ja schließlich Bücher.
Am Ende ist das Kriegsbrettspiel Der Erste Weltkrieg der ideale Einstiegstitel in die Materie der strategischen Brettspiele. Und wer nicht genug bekommen kann und sich auch schwierigere Titel zutraut, der kauft noch Axis and Allies hinterher!