Aus, aus aus – das Spiel ist aus! Deutschland ist zwar nicht Weltmeister, aber mit der zurückliegenden gamescom 2016 in Köln zumindest um viele Spielerfahrungen reicher. Betrachtet man das Angebot der Kölner Computermesse, so kann man die gamescom als eines der komplettesten Messeangebote bezeichnen, das derzeit in der Bundesrepublik veranstaltet wird. Ob jung oder alt, Nerd oder Gelegenheitsspieler, Shooter-Fan oder Retro-Gamer: die gamescom hält für jeden Besucher das passende Spielangebot bereit. Am Sonntag öffnete die Messe für dieses Jahr das letzte Mal die Tore. Zeit, ein Fazit zur gamescom 2016 zu ziehen.
gamescom 2016: Ein erfolgreiches Jahr
Nicht nur für die Besucher, auch für die Organisatoren und Aussteller war die gamescom 2016 eine erfolgreiche Veranstaltung. Rund 345.000 Besucher aus über 90 Ländern kamen am gamescom-Wochenende nach Köln, um die neuesten Entwicklungen der Gaming-Industrie hautnah zu erleben. Bezieht man die Besucherzahlen des gamescom City Festivals sowie die weiteren Rahmenveranstaltungen ein, besuchten insgesamt über 500.000 Fans die Domstadt am Rhein. 877 nationale und internationale Unternehmen präsentierten ihre Portfolios und überraschten Fachbesucher, Fans und Pressevertreter mit innovativen und kreativen Konzepten. Insbesondere die virtuelle Welt war eines der Hauptthemen der diesjährigen Messe für Video- und Computerspiele. Ob auf hauptsächlich auf Gaming begrenzt wie bei der Playstation VR, als Erlebnisangebot am Ausstellerstand von Samsung oder als innovatives Gesamtpaket wie bei den Entwicklern der PowerClaw: den Reizen der virtuellen Technologien konnte sich im Jahr 2016 niemand entziehen. Bei der gamescom stehen die Zeichen auf Wachstum. Auf über 193.000 Quadratmetern wurde gespielt, diskutiert und gefeiert. Ein positives Fazit zog im Schlussbericht zur gamescom 2016 auch der Vorsitzende der Geschäftsführung der Koelnmesse GmbH, Gerald Böse: „Die gamescom ist für die europäische Computer- und Videospielindustrie die wichtigste Businessplattform. Der Zuwachs um 9 Prozent und die erneut gestiegene Internationalität auf Ausstellerseite bestätigten diese führende Position eindrucksvoll. Mit 345.000 Besuchern aus 97 Ländern auf dem Messegelände und über 500.000 Gästen in der gamescom-Woche haben wir das Thema Computer- und Videospiele in den Messehallen und in der Stadt erlebbar gemacht.“
Ähnlich erfolgreich darf es im nächsten Jahr gern weitergehen, dann allerdings mit einer kleinen Änderung im Veranstaltungsablauf. Im nächsten Jahr findet die gamescom von Dienstag, 22. August, bis Samstag, 26. August 2017 statt. Die Messe gewinnt einen Werktag auf Kosten des gamescom-Sonntag.
Keine gamescom ohne Cosplay
Mit Spielern aus aller Welt strömten auch in diesem Jahr wieder zahlreiche kostümierte Rollenspielfans in die Hallen auf dem Kölner Messegelände. Cosplay nennt sich dieses Phänomen, das mittlerweile zu Computer- und Spielemessen gehört wie die Spiele selbst. Cosplayer schlüpfen dabei nicht nur in ihre liebsten Charaktere aus verschiedenen Bereichen der Medienwelt, sondern beweisen bei der Herstellung ihrer Kostüme handwerkliches Geschick und Kreativität sowie einen Hang zur Detailverliebtheit, den man als echter Fan des japanischen Verkleidungstrends einfach mitbringen muss. Ziel ist, ein möglichst originalgetreues Abbild seiner Lieblingsfigur zu schaffen – oftmals nicht nur rein äußerlich.
Cosplay ist ein Trend, der bereits in den 90er Jahren nach Europa schwappte. Zunächst zeigten sich die Kostümfans nur zögerlich; seit Computer- und Spielemessen zu einem Massenphänomen geworden sind, mischen sich mit der Eröffnung einer Medienmesse tausende Cosplayer unter die Besucher und verleihen einer Messe damit ein einzigartiges Bild. Markenzeichen von Cosplay sind die aufwändig gestalteten Kostüme, die von Fans bis ins kleinste Details den Originalen nachempfunden werden.
Fester Bestandteil der Szene sind neben öffentlichen Auftritten auf Messen auch Cosplay-Wettbewerbe, bei denen Cosplayer hierzulande oftmals durch eine einstudierte Choreografie die Mitglieder der Jury überzeugen wollen. Mittlerweile hat das Phänomen Cosplay den Sektor des Sozialen Engagements erreicht. Nicht nur Vereine, wie etwa der Helden für Herzen e.V., engagieren sich auf ehrenamtlicher Basis für gemeinnützige Zwecke, sondern auch Rollenspieler, die sich nicht über eine Organisation dem Sozialen Engagement verschrieben haben, tragen bei entsprechender Popularität mit ihren Auftritten für ein besseres Miteinander ein. Insofern ist es kaum verwunderlich, dass Cosplay nicht ausschließlich auf Spielemessen betrieben wird.
Back to the Sixties
2k Games hat sich bei der Präsentation des kommenden Blockbuster-Games Mafia III selbst übertroffen. Das zeigt auch die Vergabe einer Auszeichnung für das „Beste Standkonzept“ im Rahmen der gamescom Awards 2016. Statt ein paar Treppen mit Spielstationen auszustatten, hat 2k Games ein ganzes Kino im Stil der Sechzigerjahre in die Messehalle verfrachtet. Zu sehen gab es aktuelles und bekanntes Trailer-Material zum Spiel Mafia III*, das am 07. Oktober 2016 für PC sowie Xbox One und PS4 erscheint. Wie die Vorgänger auch, setzt Mafia 3 auf eine Mischung aus einem Open-World-Gameplay und einem Actionspiel mit dichter Story, die in hervorragend präsentierten Zwischensequenzen erzählt wird. Erstmals gesehen haben wir echtes Gameplay von Mafia III, das man schlicht mit dem Ausdruck atemberaubend gut beschreiben kann.
Aufträge lassen sich auf verschiedene Arten lösen: entweder mit der Brechstangen-Taktik und einer Handvoll Granaten oder auf subtile Weise mit Schleicheinlagen und schallgedämpften Waffen. Nicht fehlen darf bei Missionen übrigens ein Messer, das Lincoln Clay stets griffbereit hat, um Gegner leise aber effektvoll und blutig auszuschalten. Mafia III setzt neue Maßstäbe in Sachen Brutalität, die als Spielelement zwar häufig, jedoch nie übertrieben eingesetzt wird. Verbrechen sind wie sie sind und Mafia III tut nichts, um aus blutigen Mafiakriegen etwas anderes zu machen. Dem Spiel tut das gut, denn Mafia III hat uns schon beim Zuschauen der Gameplay-Präsentation gefesselt. Ab Oktober kann jeder das New Bordeaux aus dem Jahr 1968 besuchen. Vorfreude!
Trendthema eSport: SPort oder nicht?
Diskutiert wurde auf der gamescom 2016 auch. Über vieles, vor allem aber über ein Thema: eSport. Die Frage, ob eSport sich nun zu den Sportarten zählen darf oder nicht, ist noch nicht abschließend geklärt. Fans der Szene sind sich einig, Kritiker sprechen den kompetitiven Spielveranstaltungen zwar Turniercharakter zu, vermeiden die Bezeichnung Sport jedoch bewusst. Die rasante Entwicklung des eSport-Sektors können weder Kritiker noch Fans von der Hand weisen.
Die Begeisterung für Massenveranstaltungen wie „The International“ oder dem „ESL One“ ist ungebrochen und wird auch in den nächsten Jahren weiter steigen. Das liegt nicht zuletzt auch an den Spieleherstellern, die ihre Titel zunehmend häufiger mit eSport-fähigen Inhalten ausstatten und damit auf den rasenden Hypetrain aufsteigen. Immerhin: Dem Gaming-Sektor kann diese Entwicklung nur guttun. Und was ist nun mit Sport?
Renommierte Wissenschaftler haben sich bereits die Köpfe darüber zerbrochen, wie man den Begriff Sport am besten definieren kann. Das einfache Argument, von Sport könne man nur sprechen, wenn Teilnehmer sich auch tatsächlich bewegten, kann man unter Zuhilfenahme der anerkannten Sportart Schach relativ schnell vom Tisch wischen. Auf der anderen Seite reichen Turnierveranstaltungen allein nicht aus, um eSport in den Definitionsbereich einer Sportart zu heben. Da offizielle Klassifikationen von Sportarten nicht existieren, versucht man, sich die derzeit verbreiteten Kategorien zu Nutze zu machen, um E-Sport sinnvoll einzuordnen. Ansatzpunkte gäbe es dann genügend: Verwendung von Sportgeräten, Organisation als Mannschaftssport, Art der Durchführung, sogar die Unterscheidung in einen Amateur- Profibereich ist im eSport mittlerweile möglich. Die wirklich wichtige Frage ist, wen interessiert diese Diskussion überhaupt? Marketingabteilungen nennen ihr Steckenpferd ohnehin wie sie wollen, Fans möchten einfach nur Spielen oder ihren Idolen gebannt zuschauen, Non-Gamer können wir dem Begriff des eSports ohnehin wenig anfangen und die ewigen Kritiker brauchen eine öffentliche Plattform, um ihre Kritiken auch loszuwerden. Wie man eSport einordnet ist unerheblich, solange spannende Wettbewerbe und Spaß am Spiel im Vordergrund stehen. Eines haben traditionelle Sportarten und eSport übrigens schon lange gemeinsam: zahlreiche Skandale.
Am Ende sind alle glücklich mit dem Status Quo: Wir wollen doch nur Spielen.