Gaiagames aus Könnern in Sachsen-Anhalt sind in vielerlei Hinsicht einzigartig. Spielekollektiv, Nachhaltigkeit und bewusstes und wertschätzendes Handeln sind einige der Grundpfeiler auf denen Gaiagames aufbaut.
Dieser Artikel bildet den Auftakt zu einer Reihe von Verlagsvorstellungen. Im Fokus sollen hier Verlage stehen, die sich ein bestimmtes Thema fokussieren und/oder besondere Alleinstellungsmerkmale haben. Den Auftakt macht Gaiagames. Kevin von Gaiagames war so freundlich und stand für ein Gespräch zur Verfügung.
2015 als Ein-Mann-Unternehmen gegründet, legt Gaiagames besonderen Wert auf ein Thema: Nachhaltigkeit. Die Spiele werden so umwelt- und sozialverträglich wie möglich regional in Deutschland produziert, haben Bezug zu gesellschaftlich relevanten Themen und sind allesamt kooperativ. Außerdem sind sie komplett plastikfrei, CO²-neutral auf FSC-zertifiziertem und recyceltem Papier gedruckt, enthalten umweltfreundliche Farben und werden möglichst müllfrei produziert. Dazu kommt noch der entscheidende Punkt, dass sie Spaß machen. Die Spiele sollen nicht mit erhobenem Zeigefinger auf die Themen aufmerksam machen, sondern das Thema und ihre Message spielerisch rüberbringen. Das ist dem Kollektiv wichtig.
Auch die Preispolitik ist wohl einzigartig in der Brettspielwelt. Ecogon beispielsweise ist im Shop für 32 Euro zu erhalten. Da das Spiel durch die umweltschonende Produktion in Deutschland aber aus wirtschaftlicher Sicht eigentlich zwischen 35 und 40 Euro kosten müsste, gibt auch die Möglichkeit, das Spiel mit dem höheren „Solipreis“ zu erwerben und so den Verlag zu unterstützen.
Vom Ein-Mann-Unternehmen zum Kollektiv
2015 hatte Micha Reimer die Idee zu Ecogon. Als das Spiel gut ankam, folgten eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne und die Gründung von Gaiagames. Bevor er jedoch das fünfjähriges Jubiläum als Einzelunternehmen feiern konnte, ergab sich etwas neues. Aus Gaiagames wurde ein Kollektiv. Diese Idee wurde aus der Zusammenarbeit von Micha mit Kevin Luhn beim Spiel Fish´n´Flips geboren. Fest stand, dass es kein klassisches Unternehmen werden sollte. So entstand Gaiagames als Kollektiv und besteht heute aus Landschaftspfleger Micha, Erlebnispädagoge Kevin und dem im nachhaltigem Baugewerbe tätigem Nils. Das Trio lebt zusammen in einem Hausprojekt in Könnern. Im Kollektiv haben sie sich auf 5 Grundprinzipien festgelegt: Entscheidungsform, Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit, Wertschätzung und Offenheit.
Die Spielentwicklung geht immer von einer ersten Idee und einem Thema aus. Anschließend geht es meist sehr spielerisch weiter. Es werden Karten gebastelt. Mit diesen wird dann weiter an der Idee gearbeitet. Es werden Sachen ausprobiert und verworfen um am Ende ein Spiel zu haben, das mit möglichst geringem Materialaufwand größtmöglichen Spielspaß bietet.
Was gibt es bei Gaiagames?
Gaiagames haben sich den kooperativen Spielen verschrieben, die dazu noch eine Möglichkeit zum Lernen bieten. Natürlich steht an erster Stelle der Spielspaß. Begonnen hat alles mit Ecogon. Hierbei handelt es sich um eine Plättchenlegespiel, in dem die Spielenden gemeinsam ein Ökosystem aufbauen. Etablierte Tiere bringen am Ende die nötigen Punkte um ein stabiles Ökosystem erschaffen zu haben. Mit Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Variante und möglichem kompetitiven Modus bietet das Spiel viele Möglichkeiten, die mit der auch als Stand-Alone möglichen Erweiterung „Stille Wasser“ noch vergrößert werden. Bei dieser kommen zu den Landlebensräumen des Grundspiels noch Ufer- und Wasserlebensräume hinzu.
Im Kartenspiel Fish´n´Flips geht es darum Meerestiere aus den Fangnetzen zu retten. Das Spiel beinhaltet acht Meerestiere und diverse Rettungsmissionen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades. In den Missionen wird das Retten der Tiere zusätzlich durch Müllkarten erschwert. In erster Linie ist Fish´n´Flips ein Puzzlespiel, in dem die Karten Memory-artig ausliegen. Die Spielenden flippen und tauschen Karten, um Schwärme zu bilden, denn nur gemeinsam schaffen können sie es schaffen, dass die Meerestiere auszubrechen.
Neben den drei großen Spielen haben Gaiagames noch etwas besonderes im Programm: Spiele im Postkartenformat. Diese können der Form entsprechend verschickte werden und natürlich gespielt werden. Um Ressourcen zu schonen gibt es hier nur das „Spielbrett“. Marker und weiteres Spielmaterial kann aus Gegenständen, die man zum Beispiel in andern Spielen bereits zu Hause hat, zusammengestellt werden. Alle ihre Spiele konfektionieren Gaiagames selbst.
Mehr als nur Spiele
Über die Spiele hinaus bieten Gaia Games außerdem Workshops an. In diesen wird mit den Teilnehmenden aus dem „Nichts“ ein Spiel entwickelt. Die Teilnehmenden haben am Ende dieser Workshops nicht nur eine Spielidee im Gepäck, sondern haben auch nötige Werkzeuge, die für das (Weiter-)Entwickeln nützlich sind. Das Herunterbrechen eines Themas auf ein Spiel sorgt dafür, dass durch die Vereinfachung auch ein direktere Weg zu einer Lösung gefunden werden kann.
Auch beim Spieldesign bieten sie beratend Unterstützung an oder helfen bei der Umsetzung einer Vision. So hat Kevin beispielsweise zusammen mit Ronald Hild in Zusammenarbeit mit DJ Dominik Eulberg das Kartenspiel AVICHROM zu dessen gleichnamigen Album entwickelt.
Neuheiten von Gaiagames: Was kommt?
Mit der anstehenden Veröffentlichung der zweiten Auflage von Ecogon – Stille Wasser im August ist für Gaiagames natürlich noch nicht Schluss. Die allgemeine Knappheit von Ressourcen und die Probleme in den Lieferketten sind auch an Gaiagames nicht spurlos vorbei gegangen. Ursprünglich zur SPIEL 2022 geplant, musste der dritte Titel der Ecogon-Reihe Ecogon – Invasions etwas nach hinten verschoben werden. Hier begegnen den Spielenden, wie der Titel vermuten lässt, invasiven Arten wie dem Waschbär. Zusätzlich wird der in Ecogon ursprünglich enthaltene kompetitive Modus überarbeitet. Zu den analogen Erweiterungen befindet sich auch eine digitale Version des Grundspiels in Entwicklung.
Schon vor dem Erscheinen des Kennerspiel des Jahres 2021 Paleo wurde bei Gaiagames fleißig an einem eigenem Steinzeitspiel gearbeitet. Hier entdecken die Spielenden ähnlich wie in Paleo die Welt über Kartendecks. Das Spielgefühl wird hier trotzdem ganz anders sein. Es gibt für die einzelnen Aktionen kleine Mini-Spiele im Spiel. Diese konzentrieren sich auf realen Fähigkeiten der Spielenden. So geht es etwa um Zielgenauigkeit, Schnelligkeit oder Geschicklichkeit.
Zwei weitere Titel befinden sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Es gibt ein Spiel mit dem Arbeitstitel „Pollinators“ und ein weiteres unter dem Arbeitstitel „Flower Defense“. Bei diesem handelt es sich um einen Deck-Builder mit dem Twist, dass das eigene Kartendecks von den Mitspielenden gebaut wird.
Wer das Team auch einmal persönlich treffen möchte wird spätestens bei der SPIEL im Oktober die Möglichkeit dazu bekommen. Hier werden Gaiagames in der „future-proof-corner“ sitzen, stehen und spielen. Zusammen mit anderen ökologisch orientierten Verlagen sind sie in der Initiative Gamechangers. Dort ist neben Gaiagames beispielsweise auch der Verlag Spielköpfe vertreten, der sich gegen Diskriminierung in jeglicher Form einsetzt.
Wer bis dahin nicht warten möchte, kann sich auch ein erstes Bild von Gaiagames in diesem Beitrag vom MDR machen, der das Kollektiv im letzten Jahr besucht hat.
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