Das Oniverse, das mit Onirim begonnen hat, ist eine der sicheren Anlaufstellen für Solospielende. Mehr als 10 Jahre waren die Spiele durch Z-Man Games veröffentlicht worden. Das Ende dieser Zusammenarbeit bedeutete aber nicht das Ende des Oniverse. Viel mehr war es der Anfang von etwas Neuem. Im Gespräch mit Shadi Torbey ging es um das Oniverse und den neuen Verlag inPatience.
Dieser Artikel ist der vierte Teil unserer Reihe von Verlagsvorstellungen. In dieser stellen wir Verlage vor und zeigen ihre Geschichte, ihre aktuellen Spiele und können auch einen kleinen Ausblick auf zukünftige Projekte des Verlags geben.
Als das Oniverse entstand, waren Solospiele noch eine exotische Seltenheit. Mehr als 10 Jahre später gibt es das Oniverse immer noch und Solospiele sind deutlich verbreiteter. So gut wie jedes Brettspiel bekommt eine Variante, um es solo zu spielen. Manchmal funktioniert das. Manchmal merkt man aber auch, dass es nachträglich erzwungen wurde, um die „1“ bei der Personenzahl zu haben.
Beim neuen Verlag inPatience ist die „1“ der Fokus. Wer inPatience Spiele kauft, kann sich sicher sein, dass hier ein tolles Solospielerlebnis wartet. Exklusive Solospiele sind aktuell allerdings nicht in Planung. Alle Spiele lassen sich mindestens kooperativ zu zweit spielen.
Der Urknall des Oniverse
In seiner Jugend war Sadi Torbey großer Fan von Dungeons & Dragons. Später kam Magic: The Gathering dazu. Das Aufkommen „moderner“ Brettspiele verschlief er nach eigener Aussage ein bisschen. Durch den Beruf als Opernsänger bedingt, wurde es mit der Zeit schwieriger die richtigen Gruppen für Magic zusammen zu bekommen. So ging es mehr in Richtung der modernen Brettspiele, die dann vor allem mit Familie und Freunden zwischen den Konzertreisen gespielt wurden.
Besonders prägend ist hier Der Herr der Ringe von Reiner Knizia, das im Kosmos Verlag erschienen ist. Das kooperative Spielprinzip, das damals auch noch eine Seltenheit war, stellte eine große Herausforderung dar. Um nach einigen Niederlagen das Spiel besser zu verstehen und Strategien zu entwickeln, spielte er kurzerhand einige Partien solo. Dies war der Beginn der Faszination an Solospielen.
Als es wieder auf Tour ging, wollte Shadi die Spiele nicht vermissen und begann Patiencen zu spielen. Diese Art abstrakter und glückslastiger Spiele gefiel ihm aber nicht.
Bereits seit den frühen 2000er Jahren hatte er sich an der Entwicklung eigener Spielen versucht. Bei einer Idee für ein Spiel über Opern hat er nach eigener Aussage alle Fehler gemacht, die man beim Spieldesign machen kann. Wie auch in der Musik waren diese anfänglichen Fehler aber eine hervorragende Möglichkeit zu lernen.
Die Idee zum Oniverse brauchte nur noch einen kleinen Funken.
Auf Tour kaufte er sich Al Cabohne. Das (damals) einzige Spiel der Bohnanzareihe, das auch solo spielbar ist. Da dieses kompakte Spiel so gut war aber nur eine Solo-Ausnahme in der großen Bohnanzareihe darstellte, kam der Wunsch nach einer eigenen Reihe von Spielen auf, die alle solo spielbar sein sollten. Am Abend waren die Ideen zu Onirim und Urbion (früher Equillibrion) geboren.
Das Oniverse entsteht
Nachdem der erste Prototyp von Onirim fertig war, bestand der ursprüngliche Plan, die Spiele für den französischsprachigen Raum selbst zu verlegen und nur nach einem Partner für andere Regionen zu suchen. Die Idee eines eigenen Verlags wurde durch ein Angebot von Z-Man Games erst einmal hinten angestellt. Z-Man sichert sich die weltweiten Rechte an Onirim und in den folgenden Jahren erschienen alle Titel des Oniverse dort.
Das Ziel eines ganzen Spieleuniversum bestand bereits seit der Idee zu Onirim und Urbion. Dass dieser Wunsch auch umgesetzt werden würden war ebenfalls bald klar. Sophie Gravel kaufte Z-Man Games und der Verlag wurde Teil von Filosofia. Sie selbst war großer Fan der Spiele und so erschienen mit der Zeit Urbion, Castellion, Sylvion, Nautilion und Aerion.
Trotz guter Kritiken wurde die Entscheidung seitens Z-Man Games getroffen, die inzwischen zur Asmodee-Gruppe gehören, die Zusammenarbeit zu beenden. Für Shadi kam die Entscheidung nur halb überraschend, wie er in einem Interview auf BGG sagt.
Dies war aber nicht das Ende des Oniverse, sondern der Start von etwas ganz Neuem. Eine Idee so alt wie Onirim selbst kam wieder auf: Ein eigener Verlag.
Den Zeitpunkt nennt er gut. Auch wenn die Idee schon alt ist, hat er in den vielen Jahren, die er mit Z-Man gearbeitet hat, viel gelernt worauf es in einem Verlag ankommt.
Der Verlag soll nicht auf das Oniverse beschränkt sein. Es werden auch Titel anderer Spieleautoren erscheinen. Den ersten und bisher einzig bestätigten kennt man gerade im Solobereich sehr gut. Doch dazu später mehr.
Die Karte des Oniverse
Aktuell gibt es nur Spiele des Oniverse bei inPatience. Der erste Titel eines anderen Autors wird erst im nächsten Jahr erscheinen.
Onirim war das erste Spiel, das im Oniverse erschien. Ursprünglich sollte es um gute und böse Engel gehen. Das Thema wechselt aber noch zu guten Träumen und Albträumen. Onirim ist ein Hand Management und Set Collection Spiel. In einem Traumlabyrinth muss der Traumwandler acht Oneirische Türen finden. Dies gelingt entweder, wenn drei gleichfarbige Karten hintereinander gespielt werden oder sich beim Ziehen einer Türkarte eine gleichfarbige Schlüsselkarte auf der Hand befindet. Im Labyrinth lauern aber auch Albträume, die einem die Suche erschweren.
Als nächstes folgte Urbion, in dem es darum geht, die Balance zwischen guten und bösen Träumen (Sognae und Incubi) zu erhalten. Dieser Titel wird anders als die anderen Titel des Oniverse erst 2024 neu aufgelegt werden.
Das Oniverse expandierte 2015 gleich mit zwei neuen Titeln. Sylvion ist ein Tower Defense Spiel, in dem der Wald gegen Flammen verteidigt werden muss. Zuerst wird das Verteidigungsdeck mit einem speziellen Drafting-Mechanismus erstellt. Anschließend muss man die schier endlosen Wellen der feindlichen Flammen abwehren.
Bei Castellion handelt es sich um ein Plättchenlegespiel. Hier muss der Solospielende das Schloss im Zentrum des Oniverse gegen drei Monster verteidigen. In jedem Zug wird ein Plättchen aufgedeckt und entweder angelegt oder für seine Spezialfähigkeit abgeworfen. Wenn alle drei Monster angegriffen haben und immer noch das Fundament des Schlosses steht, war die Verteidigung erfolgreich.
Die aktuellsten beiden Titel des Oniverse bewegen sich auf neuem Untergrund. Hier treten auch das erste Mal Würfel auf. In Nautilion muss eine Crew für das gleichnamige U-Boot zusammengestellt werden. Das U-Boot muss den „Hafen“ des Phantombootes in den Tiefen erreichen, bevor dieses die eigene Heimat erreichen kann.
Mit Aerion geht es nach den Tiefen des Ozeans hoch in die Lüfte. In diesem Kniffel ähnlichen Spiel müssen die richtigen Blaupausen, Materialien und Crewmitglieder für die neue Luftflotte gewonnen werden. Zugriff erhält man auf diese durch das Würfeln der richtigen Kombinationen.
Ein Mechanismus aus Aerion war direkte Inspiration für die Neuheit Stellarion.
Was alle Spiele des Oniverse gemeinsam haben, sind die enthaltenen Minierweiterungen. Spitzenreiter ist hier Onirim mit sieben Erweiterungen und zwei weiteren Promoerweiterungen. Sie sorgen für einen hohen Wiederspielreiz, da diese Erweiterungen auch untereinander in einem Spiel kombiniert werden können. Die möglichst einfach gehaltenen Regeln der Grundspiele helfen bei einem schnellen Einstieg in die Spiele.
Zu den Sternen und dann?
Die Ankündigung des neuen Verlages war mit der Ankündigung der diesjährigen Oniverseneuheit Stellarion verknüpft. Hier wurden Elemente des Vorgängers Aerion verbaut. Die Idee bei Aerion war es, ein Spiel mit einem Würfelmechanismus zu haben, der mit Kniffel vergleichbar ist. Es sollte jedoch kein gratis Neuwürfeln geben. Dies ist nur durch das Abwerfen von Karten möglich, die auch gleichzeitig als Timer fungieren.
Um die Zufälligkeit der Würfel abzufedern, gibt es hier kein einzelnes großes Kartendeck, sondern mehrere kleine Decks, deren Zusammensetzung immer gleich ist. Mit Stellarion sollte dann dieses Deck Management weiter entwickelt werden und ist dort nun der zentrale Mechanismus. Erstmals gibt es auch ein kleines Spielbrett. An der Größe der kleinen Box ändert dies aber nichts.
In Stellarion übernimmt man die Rolle des Direktors des Observatoriums. Dieses trat sogar bereits auf den roten Karten in Onirim auf. Die Teleskope sind auf die Sterne, Planeten und Nebulas des Oniverse gerichtet und die Raumschiffe warten nur darauf, dass sie starten können. Die Neuheit wird auf der SPIEL erhältlich sein, bei der inPatience auch einen eigenen Stand haben wird.
Auch Urbion wird neu aufgelegt werden. Es ist der einzige Titel, der bislang noch nicht in einer Box im „Oniverse-Format“ erschienen ist. Diese Neuveröffentlichung wird voraussichtlich 2024 erscheinen. Ebenfalls für 2024 sind zwei weitere Titel geplant, die zur Zeit in der Entwicklung sind und über die noch nichts bekannt gegeben werden kann.
Eine Neuheit für 2023 ist allerdings bereits angekündigt. Der Autor ist hier nicht Shadi Torbey, sondern eine Person, die sich vor allem im Solobereich bereits einen Namen gemacht hat: Morten Monrad Pedersen. Die von ihm gegründete Automa Factory hat unter anderem die Solomodi für Flügelschlag, Viticulture, Scythe oder Patchwork entwickelt. Sein eigenes Spiel trägt den Namen Skoventyr.
Der Kontakt zwischen den beiden Autoren besteht seit einer guten Review, die Morten zu Aerion verfasst hatte. Seitdem stehen die beiden in Kontakt und Shadi war (bevor es inPatience gab) ins playtesting involviert. Nach der Gründung von inPatience erinnerte sich Shadi an das getestete Spiel. Da dieses noch von keinem Verlag unter Vertrag genommen worden war, wurde Skoventyr der erste Titel eines anderen Autors, der bei inPatience erscheinen wird.
In diesem kooperativen Kartenspiel für 1-4 Personen müssen die Spielenden Gamle Erik (dänischer Teufel) besiegen. Dieser jagt den Dachs Vogter, der die Seele des Waldes ist. Es gilt genug Verbündete im Kampf gegen die bösen Helfer Gamle Eriks zu gewinnen. Doch wie es in der dänischen Mythologie beschrieben wird, haben diese Verbündete auch immer eine Verbindung zum Bösen. In jedem Zug muss ein Verbündeter gespielt werden, für die Spezialfähigkeit abgeworfen werden oder eine Karte nachgezogen werden. Das Spiel wird ab 10 Jahren empfohlen und dauert etwa 15 Minuten.
Zum Abschluss gibt es auch noch für deutsche Fans des Oniverse und solche, die es noch werden wollen, eine gute Nachricht. In 2023 wird es einige Spiele des Oniverse auch auf Deutsch geben. Wer dies übernehmen wird, verraten wir aber noch nicht.
Wer bis dahin nicht warten möchte, sollte unbedingt auf der SPIEL beim Stand von inPatience (5I104) vorbeischauen.
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