In diesem Monat dreht sich alles um epische Crowdfunding-Konzepte, die entweder auf Innovationen setzen oder euch in die Welt der Götter entführen. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass die wirklichen Brettspiel-Highlights über die großen Kickstarterplattformen entstehen. Neben Tiny Epic Quest von Gamelyn Games und Mythic Battles: Pantheon von Mythic Games und Monolith Boardgames LLC startet das Schweizer Trading Card Game Circles of Imora einen Finanzierungsversuch.
Viel Spaß mit dem Kickstarter Report im November 2016.
Tiny Epic Quest von Gamelyn Games
Am neuen Projekt von Gamelyn Games kommen wir im Rahmen des monatlichen Kickstarter Reports dieses Mal nicht vorbei. Tiny Epic Quest spricht nicht nur Rollenspielliebhaber und Fans von sogenannten Sandbox Spielen an, sondern bringt eine echte Innovation hervor: ITEMeeples! Es braucht nicht viel um den gewöhnlichen Meeple auf die nächste Stufe der Evolution zu heben. Man nehme einen handelsüblichen Meeple in seiner bekannten Form, stanze jeweils zwei sechseckige Löcher in die „Hände“ der Spielfigur und schon springt das bunter Alter-Ego mit anpassbarer Ausrüstung über das Spielbrett. Erfahrene Spieler kennen ähnliche Systeme bereits seit Jahrzehnten aus dem Tabletop-Bereich, wo unter anderem Space Marines mit diversen Hieb- und Schusswaffen ausgestattet werde durften. Als Crowdfunding-Projekt schlägt sich das Sandbox-Brettspiel von Scott Almes ziemlich gut. Sensationelle 13.250 Unterstützer huldigen dem Fantasy-Brettspiel bereits und haben eine Summe von unglaublichen 450.000 US-Dollar zusammengetragen. Bei einem Finanzierungsziel von lediglich 15.000 US-Dollar ist Tiny Epic Quest also als durchaus erfolgreich einzustufen. 11 Tage verbleiben, für Fans von Fantasy Brettspielen also mehr als genug Zeit, um sich eine Beteiligung an dem neuesten Ableger aus der Serie der Tiny Epic Games zu überlegen.
Ausrüstbare Meeples sind natürlich nicht alles was dieses Sandbox Abenteuerbrettspiel bieten wird. In kurzen Spielrunden von maximal ca. 45 Minuten betreten 2 bis 4 Spieler das Schlachtfeld, wahlweise kann Tiny Epic Quest auch alleine in einem Solo-Mode gespielt werden. Mehr als 4 Spieler können aus Gründen der Spielbalance momentan nicht teilnehmen, der symmetrische Aufbau des Spielbretts lässt dies derzeit nicht zu. Mit dem Ende der Kickstarter-Kampagne wird das Fantasy-Brettspiel in englischer Sprache verfügbar sein. Weitere Sprachversionen folgen durch die Lokalisation des Spiels durch die entsprechenden Kooperationen mit den Verlagen.
Die Story von Tiny Epic Quest folgt den traditionellen Pfaden klassischer Fantasy: eine Böse Macht droht das Königreich zu unterwerfen und es liegt an den Spielern genau das zu verhindern. In diesem kompetitiven Spiel steuert jeder Mitspieler daher drei Helden, auf der Jagd nach Ruhm, Ehre und fettem Loot. Die Spielwelt setzt sich aus Weltkarten zusammen und bietet insgesamt 34 Orte, die ihr bereisen dürft – allerdings unter Beachtung der besonderen und etwas eingeschränkten Bewegungsregeln. Dazu stehen den Spielern verschiedene Fortbewegungsmöglichkeiten zur Wahl. Und so reisen die Helden zu Fuß, auf dem Rücken eines Pferds oder Greifen sowie per Schiff oder Floß. Jede Bewegungskarte bildet dabei eine festgelegte Bewegungsregel ab. Das sorgt schon bei der Auswahl der Fortbewegungsmittel für taktisch kluge (oder unkluge) Entscheidungen. Das Erfüllen von Quests gewährt euch diverse Boni. Zudem wird durch die Aufteilung der Spielrunden in einen Tages- und einen Nacht-Zyklus eine „Press-your-luck“ Mechanik im Spielsystem untergebracht. Besonders erfolgreiche Spieler rüsten ihre Helden mit mächtigen Waffen aus, die sie dann in die durchlöcherten Meeples stecken, um fortan einen noch heroischeren Eindruck zu hinterlassen. Das Spiel endet stets nach fünf Spielrunden. Anschließend wird der Gewinner durch Auszählen der Punkte ermittelt.
Wer die ITEMeeples mit eigenen Augen in Aktion sehen möchte oder einfach noch mehr Informationen zum Fantasy Brettspiel Tiny Epic Quest von Gamelyn Games benötigt, der wird auf der Projektseite fündig.
Und wer die Idee der Tiny Epic Games* genial findet, der sollte sich die bereits erschienenen Varianten nicht entgehen lassen.
Circles of Imora – The Beginning
Aller guten Dinge sind zwei, zumindest wenn man dem Sprichwort die Kickstarter-Karriere des Projekts Circles of Imora – The Beginning zugrunde legt. Die Idee für das Trading Card Game stammt von dem Schweizer Dominik Hanisch, der sich für die Umsetzung von Circles of Imora mit dem Briten William Eardley zusammengetan hat. Letzteres ist verantwortlich für die künstlerische Ausgestaltung des TCG. Dass ein schnelles Trading Card Game gradewegs aus der Schweiz kommt, ist ungewöhnlich – immerhin sind unserer Nachbarn nicht unbedingt für ihre Schnelligkeit bekannt. Und dennoch sind die grundlegenden Informationen zu Circles of Imora – The Beginning interessant. Bei genauerer Betrachtung sind Ähnlichkeiten zu Magic – The Gathering kaum von der Hand zuweisen, was sich insgesamt jedoch als Qualitätsmerkmal darstellt. Wie bei Trading Card Games üblich stattet eine Starterbox die Spieler mit einer Reihe von Basiskarten aus, mit denen sie ein erstes Deck erstellen. Strategische Feinheiten werden anschließend durch den Erwerb von sogenannten Boostern ausgearbeitet. Jedes Booster-Pack enthält dabei 6 Karten, die von unterschiedlicher Qualität bzw. Seltenheit sein können. Neben gewöhnlichen, ungewöhnlichen und seltenen Karten können Spieler mit einem glücklichen Händchen auch weitaus seltenere Karten aus den Erweiterungspaketen ziehen – bis hin zu Karten des Seltenheitsgrades „secret rare“. Jede Karte ist einer der acht Nationen bzw. Landstriche zugeordnet, die der Fantasy-Welt Imora entstammen.
Gespielt wird in einem klassischen Duell-Modus, bei zwei Spielern also 1-gegen-1. Ein Kartendeck darf aus bis zu 60 Karten bestehen, wobei sich erst herausstellen wird, wie umfangreich ein Kartendeck sein darf, um flexibel und schlagkräftig zugleich zu sein. Folgt man vergleichbaren Titeln, so werden effiziente Spieldecks bei Circles of Imora – The Beginning um die 40 bis 50 Karten beinhalten, selbstverständlich abhängig von den Deckbauregeln. Kämpfe werden jeweils in einem der vier Skillbereiche ausgefochten: Wissen, Magie, Stärke oder Ausdauer. Zusätzlich ist jeder Skillbereich für eine offensive oder defensive Nutzung unterteilt. Die Gewinnbedingungen haben fast schon Tradition: Jeder Spieler startet mit 20 Lebenspunkten, die es zu verringern gilt. Gehen einem Spieler die Lebenspunkte hat, verliert er die Runde. Sind sämtliche Karten ausgespielt, gewinnt der Spieler mit dem höheren Lebenspunktewert. Klingt ausgesprochen simpel, ist bei einem Trading Card Game allerdings eher Standard. Wichtiger als die Siegbedingungen sind immerhin flüssige Spielabläufe und hunderte effizienter Decks, die es vor allem bei neuartigen TCGs zunächst zu entdecken gilt. Genau darin könnte der Reiz von Circles of Imora – The Beginning liegen: es ist unentdecktes Land und eröffnet damit Einsteigern und Profis gleichermaßen den Einstieg in eine neue Sammelkarten-Erfahrung.
Die Kickstarter-Kampagne von Circles of Imora – The Beginning ist jüngst angelaufen. Kartenspielern und TCG-Fans bleiben daher noch 29 Tage für die mögliche Unterstützung. Im zweiten Anlaufen will Dominik Hanisch sicherlich erfolgreich zum Finanzierungserfolg bringen. Benötigt werden 38.000 Schweizer Franken, was umgerechnet rund 35.000 Euro entspricht. Ein ambitioniertes Ziel, das wir im Auge behalten werden. Um mehr Backer zu erreichen, wird Circles of Imora – The Beginning in einer deutschen und englischen Sprachversion erhältlich sein. Gute Voraussetzungen für einen internationalen Erfolg. Mehr Informationen über Circles of Imora – The Beginning erhaltet ihr über die Projektseite auf Kickstarter oder auf der Webseite zum Spiel.
Mythic Battles: Pantheon
Die Götter müssen verrückt sein. Immerhin haben sie zugelassen, dass 6.300 Menschen auf Kickstarter dem Projekt Mythic Battles: Pantheon ihre Unterstützung signalisiert haben. Dabei sind gottgleiche 890.000 US-Dollar zusammen gekommen – bei einem Finanzierungsziel von lediglich 80.000 US-Dollar. Um das Tabletop-Spiel zu einem internationalen Erfolg zu machen, arbeiten Monolith Board Games LLC und Mythic Games eng zusammen. Die Strategie scheint bisher aufzugehen, denn detaillierte Tabletop-Modelle kommen bei Fans immer gut an und entlocken den Liebhabern den einen oder anderen Extra-Dollar. Und tatsächlich sehen die Abbildungen der Modelle hervorragend aus. Ein Spiel mit Göttern ist thematisch klug gewählt, weil Spieler dann gigantische Kräfte gegen ebenso gigantische Gegner verwenden können. 2 bis 4 Spieler ab ca. 14 Jahren schlüpfen in die Rollen von bekannten und weniger bekannten Göttern des Olymp. In verschiedenen Spielmodi folgt ihr Kampagnen und Szenarios oder begebt euch in taktischen Skirmish Battles direkt auf die Schlachtfelder des Alten Griechenland. Jeder der Göttern und Helden, aber auch jedes Monster hat ein einzigartiges Set aus Fähigkeiten mit denen die Spieler die Gegner bekämpfen. Das sorgt mittel- bis langfristig für jede Menge Motivation und Abwechslung und macht Mythic Battles: Pantheon zu einer Investition in die Zukunft. Spielerisch treffen mehrere Elemente auseinander, wenn aus der Zusammenstellung einer Armee, gutem Kartenmanagement und einer Portion Glück ein abendfüllendes Spektakel wird. Mythic Battles: Pantheon wird eines dieser Spiele sein, die man an einem Spieleabend gern mehrmals durcharbeitet. Die Götter dienen den Spielern jeweils als kommandierende Kriegsherren, um die eine Armee gebaut wird. Einschränkungen ergeben sich durch die Anzahl an Rekrutierungspunkten, sodass die Spieler wählen müssen, welche Kriegsstrategien sie zunächst rein personell verfolgen wollen.
Im Kampagnenmodus wird dem Spieler dagegen ein vorgegebenes Set aus Einheiten zur Verfügung gestellt, um die Geschichte nachzuspielen. Durch die Einteilung in vier Grundklassen wird erst eine durchdachte Kombination aus verschiedenen Einheiten zu einer schlagkräftigen Armee führen. Götter, Helden, Monster und Truppen haben jeweils eigene Stärken und Schwächen, sodass die Zusammenstellung letztendlich wohl einem Stein-Schere-Papier-Prinzip folgen wird. Ein Gleichgewicht aus Offensive, Defensive und verfügbaren Ressourcen erscheint nicht nur klug, sondern zielführend. Wer dagegen exotische Kriegsstrategien verfolgen möchte, kann dies selbstverständlich tun.
Veränderungen der Werte werden auf den Charaktertafeln mithilfe von praktischen Kunststoffclips dargestellt. Die Fähigkeiten orientieren sich natürlich an der griechischen Mythologie: während Zeus etwa Blitze werfen kann, verfügt Athena über überlegene Kriegsfertigkeiten. Hades, der Gott der Unterwelt, profitiert dagegen von besiegten Einheiten auf beiden Seiten. Auf Seiten der Helden wählt ihr aus bekannten Größen der Geschichte wie beispielsweise Achilles, Odysseus oder Heracles. Wer lieber die 300 hinter sich versammelt wissen möchte, greift auf Leonidas zurück, der seine Gegner unerbittlich mit Speer und Schild zerlegt. Auch in den Reihen der Monster ist allerlei bekanntes Viehzeug aus der griechischen Mythologie vertreten: Medusa, Minotaurus und Co. sorgen für jede Menge Abwechslung. Die Truppen sind dann eher die Wegwerfartikel der altgriechischen Kriegsmaschinerie. Die Spielbretter sind detailliert und stimmungsvoll designet und auch die Illustrationen auf den Karten überzeugen. Insgesamt ist Mythic Battles: Pantheon ein Juwel unter den derzeit laufenden Kickstarterprojekten.
Noch mehr Informationen und jede Menge Videos findet ihr auf der Projektseite des Crowdfunding Tabletop.