Das Kinderspiel des Jahres 2020 steht fest. Speedy Roll von Urtis Šulinskas hat die begehrte Auszeichnung geholt, die in diesem Jahr aufgrund der geltenden Corona-Beschränkungen zwar feierlich, aber nicht in festlichem Rahmen vergeben wurde. Das kindgerechte Wettrollen aus dem Verlag Lifestyle Boardgames bzw. Piatnik konnte sich am Ende gegen die Konkurrenten durchsetzen
Speedy Roll: Ausgezeichnetes Wettrollen im Wald
Weil in Corona-Zeiten alles anders ist, als es sonst ist, fand auch die Prämierung des Kinderspiels des Jahres 2020 in einem angepassten – vor allem aber vor einem ziemlich bunten – Rahmen statt. Jury-Koordinator Christoph Schlewinski führte durch die virtuelle Preisverleihung. „Nichts wie ab an den Tisch und mit Kindern spielen“, ruft der Kritiker auf. Dabei können man sich erinnern, wie es gewesen sein muss, etwas zum ersten Mal zu erleben.
Genau darum geht es unter anderem bei Brettspiele für Kinder: Sie sollen nicht nur lehrreich sein und kurzfristig unterhalten, sondern auf breiter Basis ein Interesse für Spiele abseits von Konsole, PC und Smartphone schaffen. Wertvoll ist jedes Kinderspiel, gewinnen konnte am Ende nur eines.
Igelrollen in Wald ist angesagt im Jahr 2020, das sah auch die Kritikerjury des Spiel des Jahres e.V. so und wählte das Geschicklichkeitsspiel mit taktischem Einschlag für ein bis vier Kinder ab vier Jahren an die Spitzenposition. Alles andere ein eindimensional präsentiert der Autor dabei eine simple Grundidee – in mehrfacher Hinsicht. Spielvarianten mit unterschiedlichen Zielsetzungen, die Möglichkeit des Solo-Spiels und ein wahlweise kooperativer oder kompetitiver Ablauf zeugen von der Flexibilität des Igel-Wettrollens. An dem filzigen Zeitgenossen bleibt – Klett sei Dank – alles kleben, was der Waldboden hergibt: von Pilzen über Blätter bis hin zu Äpfeln. Besonders spannend wird es, wenn der Fuchs – wahlweise in einer flotteren Variante – in das Spielgeschehen eingreift.
Die Kritiker waren angetan von der Idee. Und nicht nur das: der gesamte Jahrgang der Kinderspiele war „in mehr als einer Hinsicht ungewöhnlich“, so kommentierte Jury-Koordinator Christoph Schlewinski das Sammelsurium aus kindgerechten Spielidee. Wie herausragend der „blauen Pöppel“ für einen Autor ist, belegt das bloße Zahlenwerk. Den Gewinnertitel hat die Jury aus insgesamt 110 gespielten Titeln ausgewählt – und Speedy Roll trifft jenen Kernbereich im Kindesalter zwischen vier und fünf Jahren, der im aktuelle Jahrgang besonders vielfältig abgedeckt worden ist.
Selten hatten wir für diesen Altersbereich eine so große und spannende Auswahl wie in diesem Jahr.
Christoph Schlewinski, Spiel des Jahres e.V.
Dass Kinder einfach nur Spiele spielen, weil sie zufällig auf dem Tisch liegen, ist ein weit verbreiteter Mythos, mit dem der Jury-Vorsteher aufräumt: „Kinder sind anspruchsvolle Mitspieler. Sie wollen gefordert werden, sie wollen Spannung, sie wollen vor Aufregung unruhig auf ihren Stühlen hin und her rutschen.“ Bei derartigen Aussagen wird deutlich, weshalb Brettspiele auch Erwachsenen so viel Spaß machen – denn die Gefühle sind auch 30 Jahre später keine anderen.
Am Ende konnte Speedy Roll mit dem richtigen Mix aus Interaktion, Spannung und Hin-und-her-Rutsch-Feeling bei den Jury-Mitgliedern punkten. Ein variantenreiches Spielkonzept trifft bei dem Titel von Urtis Šulinskas auf ein nachvollziehbares Regelwerk.
Die beiden anderen für das Kinderspiel des Jahres nominierten Brettspiele waren: Foto Fish von Michael Kallauch und Wir sind die Roboter von Reinhard Staupe. Zudem umfasst die Empfehlungsliste weitere sieben Titel.