MicroMacro: Crime City bleibt in der Erfolgsspur: Die kooperative Detektivspielreihe wird noch um mindestens zwei Ableger erweitert, das verriet Autor Johannes Sich. Zudem ist eine App geplant – und vielleicht noch mehr.
Hunderttausende Exemplare sind von MicroMacro: Crime City und dem Nachfolger MicroMacro: Crime City 2 – Full House verkauft worden; das Wimmelbild-Spiel hat weltweit Preise ergattern können und wurde in über 30 Sprachen übersetzt. Schluss ist mit MicroMacro noch lange nicht, wie nun Spieleautor Johannes Sich verriet. Es gibt Pläne.
MicroMacro soll als App kommen
Bei Fans und Kritikern kommt das innovative Wimmelbild-Brettspiel ziemlich gut an. Neben der Auszeichnung als „Spiel des Jahres 2021“ konnten das Studio Hard Boiled Games und die Verlage Edition Spielwiese und Pegasus Spiele zahlreiche weitere Preise einheimsen. Die Welle des Erfolgs will man jedenfalls noch etwas länger reiten. Ziemlich schnell stand fest, dass aus MicroMacro eine ganze Spielereihe werden würde. Ein Verkaufserfolg war das kooperative Detektivspiel ohnehin bereits vor der Auszeichnung mit dem „roten Pöppel“.
Auch wenn das grundsätzlich simple Spiel mit dem überdimensionalen Schwarz-Weiß-Poster den Eindruck macht, als hätte man es quasi über Nacht entwickeln können, steckt dahinter jede Menge Arbeit. Das verriet der Spieleautor Johannes Sich in einem Interview.
MicroMacro sei ein Team-Projekt, stellt „Jojo“ Sich zu nächst klar. „Ich habe es zusammen mit meinen beiden Kollegen Daniel Goll und Tobias Jochinke entwickelt“. Die Drei sind Hard Boiled Games. Dieses Bettspiel hatte nur entstehen können weil Game Design, Illustration und Produktdesign in enger Zusammenarbeit entwickelt wurden.
Dass Spieler sich nun auf dem Tisch mit einem gigantischen Wimmelbild beschäftigen, war nicht von Beginn an klar. Eher zufällig kam die Verbindung mit dem aus B-Videospielen oder der TV-Zeitung bekannten Suchbildern zustande: „Eigentlich stand die Idee eines Wimmelbildes gar nicht am Anfang“, meint Johannes Sich. „Wir wollten ein Spiel machen, in dem man sehr winzige Informationen in einem großen Bild finden und anhand derer Rätsel lösen muss. Wir dachten dass Krimi ein passendes Thema zu einer Rätselmechanik ist.“ Es habe sich dann herausgestellt, dass ein großes Bild mit vielen Details im Krimi-Genre am besten durch die Draufsicht einer Stadt realisiert werden können. „Dann entwickelten wir die Mechanik, dass die zu findenden Informationen tatsächlich Szenen aus einer chronologischen Geschichte sind, und dass die Rätsel das Aufdecken einer Kriminal-Story ist“, erklärt der Autor zur Entstehung von MicroMacro: Crime City. Erst als die Prototypen fertig waren und getestet wurden und die Stadt sich mit immer mehr Details füllte, merkten die Macher, dass das entworfene Konzept ausschaut wie ein Wimmelbild.
Technische Aspekte als Herausforderung
Ein bisschen schwarze Tinte auf weißem Grund. Fertig. Ganz so einfach war es nicht, MicroMacro: Crime City zu produzieren: „Es gab zahlreiche Herausforderungen, zum Beispiel die rein technischen Aspekte“, verrät Johannes Sich. Die kreativen Köpfe standen vor zahlreichen Fragen: Wie fein können die Linien im Offset-Verfahren gedruckt werden? Welches Papier muss man verwenden? Welche Druckerei kann überhaupt so etwas produzieren? Wie groß müssen die Figuren sein, damit man sie noch erkennt? Wie groß muss oder darf die Karte dann sein? „All das musste geprüft und getestet werden“, erklärt Jojo Sich.
Ähnliches habe für die Kriminalfälle gegolten: Auch diese habe man testen müssen. „Bei MicroMacro geht es um Geschichten, die die Spieler anhand von winzigen Bildern intuitiv verstehen und nachvollziehen müssen“, so der Autor hierzu. „Es passiert sehr schnell, dass die Rätsel nicht spannend genug sind oder Missverständnisse auftreten, dann haben die Spieler keinen Spaß“. Also haben die Macher immer wieder getestet und optimiert, wieder getestet und so weiter. Der Spielplan ist riesig und enthält Tausende von Details und Objekten – das ist aus Designersicht eine Schwierigkeit: „Manchmal muss ein ganzes Stadtviertel umgebaut werden, wenn sich in einem Testspiel ein Problem offenbart“, erklärt Sich. „Um zu gewährleisten dass man ständig Korrekturen machen und neue Prototypen produzieren kann, muss dieses komplexe Bild jederzeit dynamisch bearbeitbar sein. Es war die vielleicht größte Herausforderung, entsprechende Workflow-Lösungen und Datei-Strukturen zu entwickeln.“
Schon wieder Crime: Warum?
Beschäftigt man sich mit der kurzen, aber erfolgreichen Brettspielautoren-Vita von Johannes Sich, so sticht einem das Thema „Crime“ förmlich ins Auge. Nach dem viel beachteten Kartenspiel La Cosa Nostra und seiner Erweiterung steht auch bei MicroMcro: Crime City erneut das Verbrechen im Mittelpunkt des Spielgeschehens. Dem Autor könnte man eine Passion für das Thema unterstellen, aber eigentlich ist es völlig anders. „Ich bin gar kein großer Crime-Fanatiker, auch viele andere Genres interessieren mich“, meint Johannes Sich. Bei MicroMacro habe sich das Thema eher zwangsläufig aus der Mechanik ergeben. „Naja, und ein Spiel, indem man wirklich selber Detektiv ist und tatsächlich einen Tathergang aufdecken muss, das wollte ich schon immer mal machen“,
Den Award „Spiel des Jahres 2021“ traf Johannes Sich innerhalb weniger Anläufe. Als Autor scheint der gebürtige Kölner, zwischenzeitliche Velberter und Düsseldorfer und heutige Wahl-Berliner irgendetwas genau richtig zu machen. Die eine Magie hinter seinen Ideen gibt es aber nicht. Seine bisherigen beiden Spiele seien „ja schon seeeehr unterschiedlich“. La Cosa Nostra sei extrem interaktiv und kompetetiv, es geh vor allem darum, möglichst skrupellos gegen die Mitspieler vorzugehen.
„MicroMacro ist beinahe das Gegenteil“, so Sich. „Es ist komplett kooperativ, niemand kann gewinnen, man spielt zusammen und löst gemeinsam Kriminalrätsel, es ist sehr einfach und leicht zugänglich.“
Aber: „Wenn es eine Gemeinsamkeit gibt, dann vielleicht die Immersion“, erklärt der Autor. „Bei beiden Spielen war es mir wichtig, dass die Spieler das Thema wirklich erleben und sich hineinversetzen können.“ Bei La Cosa Nostra erzeugten die interaktiven und aggressiven Spielmechanismen das Gefühl, wirklich ein mächtiger Mafiaboss zu sein. Bei MicroMacro sorgten die kooperative Spielmechanik – gemeinsam im Team Indizien und Beweise suchen – und der Fokus auf fallorientierte Rätsel das Erlebnis, wirklich „echte Detektivarbeit zu machen“.
Die Jury des „Spiel des Jahres“-Vereins hat das Konzept jedenfalls überzeugt, ebenso andere Kritiker und Award-Institutionen. Die Freude bei Hard Boiled Games war groß, wenn auch surreal: „Es hat sich völlig irreal angefühlt“, meint Sich. „Ein Teil von mir kann es auch jetzt noch nicht so richtig glauben“.
Nach der Nominierung sei ihnen schon bewusst, dass „wir den Preis durchaus bekommen könnten“, nur so richtig daran glauben können, hatte man nicht. „Und wir hatten auch gar nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn da waren wir schon im Arbeitsmarathon für den zweiten Teil von MicroMacro“. Der ist im Sommer des vergangenen Jahres erschienen, heißt bekanntlich MicroMacro: Crime City 2 – Full House und „erweitert“ das Spiel als Stand-alone-Version um weitere 16 Fälle, die auf einem neuen Kartenausschnitt spielen.
MicroMacro: Es kommt noch mehr
Schluss ist nach dem zweiten Ableger noch lange nicht, die Geschichte um die Taten und deren Motive in der „Stadt der Verbrechen“ ist noch lange nicht auserzählt. Johannes Sich und Team arbeiten derzeit „auf Hochtouren“ am dritten Teil zu MicroMacro: Crime City. Danach wird es weiter gehen.
„Crime City ist eine Serie“, so Johannes Sich, „es soll insgesamt vier Teile geben“. „Und danach vielleicht noch ganz andere Sachen, mal sehn“. Außerdem arbeite man an einer MicroMacro-App. Die Macher haben offenbar viel zu tun: Johannes Sich arbeitet in Vollzeit an der Reihe. „Das Spiel zu gestalten ist extrem aufwändig und wir arbeiten permanent daran, um regelmäßig neuen Content zu liefern“, so Sich. „Was wirklich großen Spaß macht.“
Grund für die guten Verkäufe von MicroMacro: Crime City ist nicht allein die Auszeichnung als Spiel des Jahres 2021, sondern der allgemeine Boom der Brettspiel-Branche aufgrund der Coronavirus-Pandemie. Warum mehr gespielt wird, liegt für Spieleautor Johannes Sich auf der Hand: „Naja, man sitzt halt viel mehr zu Hause rum“. Nach der Weihnachtszeit dürften viele Familien nun rumsitzen und gemeinsam über den Fälle in der „Crime City“ grübeln – die Kombination aus Awards, globalem Phänomen, Weihnachten und Pandemie dürfte die Verkaufszahlen von MicroMacro: Crime City deutlich in die Höhe geschraubt haben.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Pegasus/Spielwiese 59060G MicroMacro: Crime City (Edition... * | 19,49 EUR |
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