Der polnische Verlag Go On Board hat in Zusammenarbeit mit dem Videospielestudio CD Projekt Red ein neues Brettspiel zu Cyberpunk 2077 entwickelt. Die entsprechende Crowdfunding-Kampagne läuft. Und das sehr erfolgreich. Ausgerechnet die erste Erweiterung stößt nun bei Fans auf Kritik.
Das Kampagnen-Brettspiel mit Echtzeitkniff zu Cyberpunk 2077 ist enorm gut angelaufen- inzwischen hat der Verlag Go On Board mit dem Crowdfunding die Grenze von drei Millionen US-Dollar überschritten. Überraschend kommt der Erfolg allerdings nicht. Über 60.000 Fans hatten das Projekt bereits vor dem Start in die Finanzierungsphase ins Visier genommen. Die Popularität der Marke ist ein gutes Zugpferd. Beim Geld hört der Spaß allerdings auch – und auch die Unterstützung der Fans. Es regt sich Kritik. Der Grund: Go On Board hat die erste Erweiterung für das Brettspiel vorgestellt. Der Preis ist saftig.
„Jetzt müsst ihr Schadensbegrenzung betreiben“
Zugegeben, das spielerische Grundgerüst des neuen Brettspiels zu Cyberpunk 2077 ist nichts für jedermann. Vor allem die Echtzeit-Komponente während des aktiven Zugs ist etwas, das in der Brettspielszene oft für Diskussionen sorgt. Im Falle von Cyberpunk 2077 passt allerdings genau dieses Konzept hervorragend zur IP und der Vorlage aus dem Videospielbereich – mögen muss man das dennoch. Viele Fans scheinen dem nicht abgeneigt zu sein, vor allem weil die übrigen Rahmendaten des Brettspiel zu stimmen scheinen: Eine Kampagne mit abwechslungsreichen Missionen, die bekannten Charaktere aus dem Videospiel, Rollenspielelemente und ein Fähigkeitensystem, das sich eng am Original orientiert. Das alles könnte Spaß machen, trotz Echtzeithektik im ansonsten so beschaulichen Brettspiel-Business.
Nun kam allerdings Ärger auf. Der Grund dafür ist in der Ankündigung der ersten Erweiterung zu Cyberpunk 2077 – Das Brettspiel zu finden. Konkret geht es um den Preis, den Go On Board dafür aufruft: rund 60 US-Dollar. Zum Vergleich: Das Grundspiel kostet mit rund 80 US-Dollar auch nicht 20 Scheine mehr. Als „Gameplay-Erweiterung“ bezeichnet der Verlag das Paket. Enthalten sind vier Charaktere, ein neuer Gegnertyp und zwei Missionen. Angesichts der Inhalte platzte einigen Fans nun das Implantat: „Ihr kündigt am Freitagnachmittag eine 60-Dollar-Erweiterung an und dachtet, ihr könnt das Wochenende genießen? Was habt ihr erwartet, nun müsst ihr Schadensbegrenzung betreiben“.
Tatsächlich ist Kommunikation ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Crowdfunding-Kampagnen, Fans erwarten zeitnahe Reaktionen bei Fragen. Nun hatten sich die Entwickler allerdings nach der Ankündigung ins Wochenende verabschiedet, wollen zwar am Samstag wieder aktiv sein, bräuchten aber erst etwas Schlaf. In der Zwischenzeit kocht der Ärger hoch: Man habe sich auch nach Stunden bislang nicht zu dem Preis-Leistungs-Verhältnis geäußert, schreiben Fans. „Viele denken über einen Ausstieg aus der Kampagne nach, weil sie mehr dieser 60-Dollar-Überraschungen befürchten“, ist in den Kommentaren zu lesen. Ähnlich geht es weiter: Die Preisgestaltung sei übertrieben, die Erweiterung enthalte zu wenig für den aufgerufenen Betrag.
Derartige „Moves“ seitens der Verlag sind im Crowdfunding-Geschäft allerdings nicht ungewöhnlich. Oft werden Kampagnen mit Inhalten angereichert, die preislich aus dem Rahmen zu fallen scheinen – zumindest im direkten Vergleich mit den Grundprodukten. Der Schluss, Verlage würden über teure Erweiterungen einen Teil der Gesamtkampagne mitfinanzieren, liegt zumindest nahe. Die Wahlmöglichkeit besteht zwar, viele Fans entscheiden sich allerdings oft dennoch dazu, die Vollausstattung zu kaufen. Die „fear of missing out“ – die Angst davor, etwas zu verpassen – ist ein gewichtiger Faktor dabei. Insbesondere wenn es um exklusive Inhalte geht, die es später nicht in den Handel schaffen sollen. Für die Erweiterung zu dem Cyberpunk 2077-Brettspiel gilt letzteres zwar nicht, allerdings ist es seitens Go On Board durchaus clever, ausgerechnet die Zusatzinhalte um den ikonischen Johnny Silverhand (verkörpert von Keanu Reeves) und seine Crew aus dem Brettspiel auszulagern und als kostenpflichtige Erweiterung anzubieten.
Die Crowdfunding-Kampagne zu Cyberpunk 2077 – Das Brettspiel, das auch in einer deutschen Version zu Verfügung stehen wird, läuft bis zum 20. September. Derzeit unterstützen 18.102 Fans das Projekt.
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