Das Remake zu Dead Space ist da – und das Warten hat sich gelohnt. Die Neuauflage macht das Horror-Abenteuer auf der USG Ishimura so intensiv wie nie zuvor. Dass Electronic Arts und EA Motive den Klassiker zurück auf die Gaming-Bildschirme gebracht haben, ist toll. Dass Fans das Spiel nun aber ordentlich aufpoliert genießen dürfen, ist noch toller.
Es gibt zwei Dinge, die machen nachweislich alles besser: Bacon einerseits, und Surround-Sound andererseits. Letzterer macht aus einem Sci-Fi-Horrorspiel eine echte Tour de Force. Dabei hatten die Entwickler die Fans schon vor dem Release gewarnt: Das Remake von Dead Space solle man nicht im Dunkeln mit Kopfhörer spielen. Aber was interessieren schon die Empfehlungen auf Facebook, Twitter und Co? Genau!
Also ging es in der Dunkelheit los mit dem schrecklichen Trip auf dem Raumschiff Ishimura. Natürlich mit Kopfhörern – und zwar mit den innovativen Nuraphone von Hersteller Nura auf beziehungsweise in den Ohren. Außengeräusche gab es nun nicht mehr, stattdessen pure Immersion. In Kombination mit der grandiosen Grafik, dem teilerneuerten Spielweltdesign und dem nahezu perfekten Gameplay ist das Remake zu Dead Space nicht bloß eine hübsche Neuauflage, sondern ein streckenweise neues Spiel. Vor allem aber eines, dass purer Horror ist.
Survival-Horror im All
„Warum die ganze Aufregung?“, könnten erfahrene Gaming-Fans fragen. Survival-Horror im All – das gab es in Film, Fernsehen und in den Zockerbuden doch schon tausendfach. Ja, aber selten war ein Erlebnis so packend wie bei Dead Space, das Spielende bereits beim Erst-Release im Jahr 2008 das Fürchten lehrte. Das Remake kommt zur rechten Zeit: Electronic Arts bringt das Spiel in einem Moment heraus, in dem lineare Spiele wieder boomen. Schon aufgrund des grandiosen Original waren die Chancen gut, dass auch das Remake gut werden könnte. Klar, das Gefühl, das beim allerersten Durchspielen eines Videogames zu spüren ist, lässt sich nicht wiederholen. Aber EA Motive hat es geschafft, sehr nah heranzukommen – einige Sequenzen des Remakes sind auch tatsächlich neu, nie dagewesen und daher besonders intensiv.
Dass man Dead Space nach rund 15 Jahren noch einmal aus der Mottenkiste hervor geholt hat, war mutig. Vor allem weil der Abschluss der Trilogie nicht mehr an die Qualität seiner Vorgänger heranreichte. Nun ist sich aber wieder aufgeflammt, die alte Liebe zu einem der besten Survival-Horrorspiele überhaupt. Und das Remake von Dead Space lehrt Spielern das Fürchten.
Schon mal gesehen…
Wer den Vorgänger kennt, erlebt ein Déjà-Vue. Alle anderen erleben den blanken Horror. Auch das Remake von Dead Space bleibt letztendlich jenes Dead Space, das Fans anno 2008 lieben – und streckenweise auch hassen – gelernt haben. Einige offensichtliche Veränderungen sind jedoch bereits auf den ersten Blick erkennbar: die USG Ishimura haben die Entwickler optisch und räumlich aufgemotzt – es ist ein großer, zusammenhängender Weltraum-Spielplatz: Abkürzungen inklusive. Es tun sich beim Remake von Dead Space nämlich neue Verbindungen auf, die teilweise Alternativen zur Monorail darstellen.
Der grundsätzlich kleine Design-Kniff entpuppt sich als echter Atmosphäre-Bringer, denn vor allem durch neue Räume und neue Rätsel setzen die Entwickler kleine, aber spürbare Akzente in dem ansonsten ziemlich vertraut wirkenden Survival-Abenteuer. Auch neue Side-Quests tragen dazu bei, dass Fans das Raumschiff nun fokussierter erkunden. Aufgesetzt wirkt das übrigens nicht. Auch die wenigen neuen Nebenmissionen fügen sich in das große Ganze ein.
So richtig zum Tragen kommt das Riesenschiff durch die grandiose Soundgestaltung – die Entwickler erwecken so mitunter den Eindruck, das Schiff selbst sein eine böse Instanz.
Im Grunde hatten die Entwickler es angesichts des nahezu perfekten Grundgerüsts ziemlich leicht. Ein Remake aber noch ein bisschen besser – abzüglich der erwähnten nostalgischen Emotionen – als das Original zu machen, ist nicht selbstverständlich. Mit Star Wars Squadrons und zuvor auch Star Wars Battlefront II hatte EA Motive allerdings schon gezeigt, was sie leisten können.
Taktischer Fleischwolf
Insgesamt unterstreicht das Remake die Qualitäten des Original: die Rätsel sind weiterhin auf den Punkt, treiben die Story voran – das war schon vor rund 15 Jahren eine große Stärke. Im Gegensatz zu Genre-Konkurrenten hatten die Rätsel tatsächlich einen Sinn, waren nicht nur unlogische Beschäftigungstherapie, sondern tragende Elemente des Gameplays und der Handlung zugleich. Apropos Geschichte: die ist nicht unbedingt eine Sternstunde der Story-Autoren, aber für ein Überlebensspiel auch kein Reinfall. Der Techniker Isaac Clarke und seine Erlebnisse auf dem von der mutierten Crew besetzten Raumschiff ist besser als man zunächst annehmen würde. Und mit dem Remake wird die Story durch Details wie Funkkommunikation oder Aufzeichnungen noch ein bisschen besser, nachvollziehbarer, erschreckender.
Dennoch bleibt die größte Stärke von Dead Space die knallharte Action, gepaart mit dem spielerischen Anspruch. Das Dismemberment-System – die taktische Zerstückelung der Gegner – bleibt eine Herausforderung. Das blutige Gemetzel ist nicht bloße Effekthascherei, sondern das zentrales Survival-Element gegen die teils schnellen Monster. Zusätzlich lässt sich mit Stasis oder Kinese so manch kluge Aktion starten: man bewirft die Gegner mit Gegenständen oder versetzt sich zeitweise in einen Zustand, in dem man sie mindestens besser treffen kann. Die ganzen Spielereien kennen Fans der Reihe – Neulinge dürfte das Remake von Dead Space vor kleinere Herausforderungen stellen. Die Verbesserungen werden dabei vor allem Veteranen gefallen: So lässt sich der Plasmacutter mit neuen Bonusfunktionen anpassen, wodurch die Entwickler gleichzeitig so manchen Schnitzer aus dem Original beseitigen (Nahkampf!).
Das Remake von Dead Space ist somit keine reine Wiederholung, sondern eine gelungenes Brückenstück in der Mitte zwischen Nostalgie und Moderne. Das gilt nicht nur optisch, sondern auch spielerisch. Bestes Beispiel im Falle von Dead Space: die Schubdüsen, mit denen sich Techniker Isaac Clarke durch den Raum bewegen kann.
Infobox
Spielerzahl: Singleplayer
Alter: ab 18 Jahren
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: mittel
Genre: Action
Untergenre: Survival-Shooter
Entwickler: EA Motive
Publisher: Electronic Arts
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2023
Plattformen (Testsystem): Playstation 5, Xbox Series X|S, PC
Sprache: deutsch
Kosten: ab 69,99 Euro
Fazit
Das Remake von Dead Space ist ein Muss für Fans des Originals. Nicht nur einen Deut, sondern deutlich besser kommt eines der ohnehin besten Survival-Horrorspiele der Games-Geschichte daher. Und wer Dead Space bislang noch nicht auf dem Bildschirm erlebt hat: Hier tut sich die Chance auf, die spielerisch Bildungslücke zu schließen.
EA Motive hat es geschafft, mit dem Remake an allen nennenswerten Stellen noch eine Schüppe draufzulegen. Mehr Atmosphäre, etwas mehr Story, Gameplay noch mehr auf den Punkt, sinnvolle Verbesserungen – aber insgesamt ein Spielgefühl, das der „Vorlage“ entspricht. So trifft Nostalgie tatsächlich auf Moderne. Richtige Schnitzer erlauben die Entwickler sich nämlich nicht. Im Gegenteil: Sie bügeln sogar kleinere Fehler von damals konsequent aus.
Klar, Dead Space ist immer noch Dead Space – immer noch mit Schwächen beim Backtracking. Aber immerhin etwas haben die Entwickler die allzu öden Sequenzen entschärft. Das actionreiche, für einen Shooter enorm taktische, Geballer entschädigt für langatmige Passagen. Die Atmosphäre ist grandios und heute noch schrecklicher als damals, obwohl Dead Space schon vor 15 Jahren ein enorm gruseliges Spiel gewesen ist. Auch heute ist das Original übrigens noch konkurrenzfähig und stellt so manchen modernen Survival-Shooter in den Schatten.
Das vielleicht größte Manko des Remake von Dead Space? Die Spielzeit! Die ist mit rund zwölf Stunden zwar ordentlich, aber man wünscht sich einfach viel mehr davon.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Dead Space * | 28,37 EUR |
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