In Kurzer Prozess geht es um üble Schurken, die für ihre schweren Taten auf der Anklagebank sitzen und ihre gerechte Strafe erhalten sollen. Ihnen werden diverse Verbrechen wie Diebstahl, Fälschung, Einbruch, Erpressung und sogar Mord vorgeworfen. Die Verbrecher versuchen sich vor ihrer Verantwortung zu drücken und schieben sich gegenseitig die Schuld zu, in der Hoffnung, gar nicht erst in den Knast zu wandern oder nur eine leichte Strafe verbüßen zu müssen.
Haftzeit verkürzen
Kurzer Prozess wurde vom bekannten Spieleautor Reiner Knizia entworfen und ist für 3 bis 6 Spieler ab 10 Jahren. Sie schlüpfen in die Rollen der Angeklagten und versuchen, sich gegenseitig möglichst viele belastende Karten zuzuschieben. Dies können Karten über Verbrechen, Zeugen oder die sogenannten “Schwarzer Peter”-Karten sein. Je mehr Karten, also belastende Beweise ein Spieler am Spielende besitzt, desto höher wird die Haftzeit. Im Spiel wird diese “Knastperiode” genannt. Es gewinnt der Spieler, der nach 3 Spielen insgesamt die kürzeste Zeit im Knast verbringt. Ein Gesamtspiel soll laut Beschreibung ungefähr 30 Minuten dauern.
Spielmaterial und -vorbereitung
Nach dem ersten Öffnen der kleinen Spielebox findet man eine Anleitung, zwei eingeschweißte Kartenstapel und diverse freiligende Marker vor. Da man das Material somit nicht großartig auspöppeln muss, kann sofort mit dem Regellesen und dem Spielen begonnen werden.
Nach dem Auspacken der Karten finden wir drei unterschiedliche Kartentypen vor. Es handelt sich dabei um Verbrechenkarten, Schwarzer-Peter-Karten und Zeugenkarten.
Es liegen 15 Marker mit unterschiedlichen Knastperioden bei. Diese suggerieren die Kreidestriche, die Verbrecher an die Knastwände machen, um die Tage ihres eher unfreiwilligen Aufenthalts zu zählen.
Die Verbrechenkarten bestehen aus Karten in fünf verschiedenen Farben, die jeweils für ein Verbrechen stehen. Jede Farbe ist dann nochmal in unterschiedliche Werte mit unterschiedlichen Begriffen unterteilt.
Die Begriffe auf den Karten sind für den Spielablauf nicht nötig, tragen allerdings zur Thematik und Atmosphäre des Spiel bei. Diese sollen die belastenden Beweise darstellen.
Die Karten werden allesamt zusammengemischt und gleichmäßig an die Spieler verteilt. Zuletzt werden zufällig Knastperiodenmarker entnommen, immer einer weniger als Spieler teilnehmen. Denn ein cleverer Ganove kommt pro Spiel immer ungeschoren davon.
Rache ist Blutwurst
Der jüngste Spieler beginnt das erste Spiel, die beiden Spiele darauf beginnt immer der Spieler, der vorher die längste Knastperiode kassiert hat. Denn der ist auf Rache aus und will daher natürlich direkt loslegen.
Simples Regelwerk
Das Regelwerk ist einfach und enthält wenig Text. Die Anleitung ist gut unterteilt, so dass der Spieler schnell nachblättern kann.
Belastendes Beweismaterial wird enthüllt
Der Reihe nach legt jeder Spieler eine Karte vor sich oder einem Mitspieler ab. Dabei müssen einige Dinge beachtet werden. So darf vor einem Spieler nur die Karten einer einzigen Farbe liegen und eine Farbe darf nicht bei mehr als einem Spieler zu sehen sein. Ausnahme sind die Zeugenkarten, denn die sind Joker und passen zu jeder Farbe.
Bewegung kommt ins Spiel, wenn eine Schwarzer-Peter-Karte ausgespielt wird.
Die wird immer vor sich selbst abgelegt. Dann muss jeder Spieler alle Karten, die vor ihm liegen, zum linken Nachbarn weiter schieben.
Sobald vor einem Spieler Karten im Wert von mehr als 5 Punkten liegen, ist er überführt. Er muss alle ausliegenden Karten – also sowohl seine eigenen als auch die der Mitspieler – nehmen und als verdeckten Stapel vor sich legen. Das gleiche gilt auch, wenn ein Spieler keine passende Karte ausspielen kann. Übrigens darf ein Spieler auch freiwillig alle Karten nehmen. Dies könnte manchmal taktisch klug sein, da es sonst schlimmer kommen könnte.
Dann beginnt die nächste Runde im Spiel, der überführte Spieler möchte es den Mitspielern unbedingt heimzahlen und darf daher beginnen. Das geht solange weiter, bis ein Spieler, der an der Reihe ist, keine Karten mehr auf der Hand hat.
Spielende und Endwertung nach drei Spielen
Am Ende eines Spiels muss jeder die Anzahl der Karten ermitteln, die er im Spiel gesammelt hat. Wer die meisten Karten hat, bekommt die höchste Knastperiode, die zweitmeisten die zweithöchste Periode, und so weiter. Derjenige, der die wenigsten Karten angesammelt hat, ist nochmal ungeschoren ohne Haftstrafe davongekommen.
Nach drei Spielen vergleichen die Spieler die Gesamtlänge ihrer gesammelten Knastperioden. Wer die kürzeste Haft verbüßt, darf sich als Sieger feiern lassen.
Viele Taktiken im Spielverlauf möglich
Hier kann der Spieler verschiedene Taktiken anwenden, die jede Runde anders aussehen können und das variiert auch, je nachdem wie viele Karten einem zur Verfügung stehen.
In erster Linie – das ist mein Vorschlag – würde ich mich zu Anfang, da ich noch viele Karten auf der Hand habe, mehr auf meinen linken Mitspieler versteifen und den rechten Mitspieler möglichst verschonen. Denn sobald eine Schwarzer-Peter-Karte ausgespielt wird, erhalte ich schließlich die Karten vom rechten Spieler.
Bei 6 Spielern wird es nochmal etwas kniffliger, da es nur 5 Kartenfarben gibt. Es kann dann öfter vorkommen, dass einer der Spieler im Laufe einer Runde keine Karten vor sich liegen hat.
Vorteile bringt das Kartenzählen, ist aber nicht erlaubt
Wie im Kasino-Spiel Black Jack ist das Mitzählen der Karten streng untersagt. Auch unter die gesammelten Karten und die Knastperioden darf nicht mehr geschaut werden.
Das empfinde ich als etwas schwierig, was die Schwarzer-Peter-Karten angeht. Denn davon gibt es nur 5 Stück. Man kann in Versuchung kommen, diese mitzuzählen, ist aber vor allem für Personen schwer zu händeln, die sich Dinge automatisch und ungewollt merken – zu dem Personenkreis gehöre nämlich ich.
Erlaubt ist allerdings, gegen seine Mitspieler zu hetzen und sich zu verbünden.
Bilder zu Spielname
Infobox
Spielerzahl: 3 bis 6 Spieler
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Schwierigkeit: einfach
Langzeitmotivation: mittel
Verlag: Gmeiner Verlag
Autor: Reiner Knizia
Erscheinungsjahr: 2017
Sprache: deutsch
Kosten: 12,90 Euro
Fazit
Kurzer Prozess ist thematisch gut umgesetzt. Die Karten weisen nicht nur Farben und Ziffern auf, die für das Spiel an sich gereicht hätten, sondern zum Thema passende Begriffe. Das Material ist als sehr gut zu bewerten, die Karten sind fest und griffig, die Marker ebenso. Das Spielprinzip finde ich für ein taktisches Spiel als sehr anregend. Allerdings können Menschen, die Karten zählen, einen zu großen Vorteil haben. Das ist zwar laut Regeln verboten, aber nicht immer zu vermeiden. Das ist eine Schwäche, die – je nach teilnehmenden Spielern – den Wiederspielwert etwas drückt.