Dass Brettspiele nur mit einer möglichst großen Anzahl an Mitspieler Spaß machen, gilt schon lange nicht mehr. Die besten Beispiele sind beliebte Titel wie Escape oder Space Alert, die mit ihrer Idee auch Solospieler begeistern. Selbst komplexe Brettspiele lassen sich mitunter völlig allein oder mit einer großen Spielergruppe angehen: einige Ableger aus der fantastischen Brettspielserie Arkham Horror stehen für unterhaltsame One-Man-Shows.
Und sorgen insbesondere auf der SPIEL’16 zahlreiche „Spiele für Viele“ für volle Tische. Einfache Regeln, ein schneller Einstieg und viel Interaktion sorgen für grenzenlosen Spielspaß abseits der Vielspielerbrettspiele. Sich auf dem Spielabend zum „Panda“ zu machen oder an einem Kneipenspiel teilzunehmen ist auch im Jahr 2016 untrennbar mit der Gesellschaftsspielkultur verbunden.
Kneipenquiz – Das Original von moses.
In Großbritannien herrscht eine ausgeprägte Kneipenkultur, mit der auch das Pub-Quiz fest verbunden ist. In entspannter Atmosphäre spielen Pub-Besucher gegeneinander und lösen dabei knifflige Quizfragen. Und wie für derartige Stammtischrunden üblich, kommt dem Faktor des gefährlichen Halbwissens eine tragenden Rolle zu. Das Quizspiel Kneipenquiz – Das Original vom Verlag moses. setzt genau dort an: Ein Team spielt zusammen gegen vier fiktive Kneipenbesucher. Ziel ist es, innerhalb von fünf Minuten fünf Fragen richtig zu beantworten. Das Ganze zieht sich über fünf Spielrunden. Klingt einfach? Ist es auch – zumindest bis auf die Tatsache, dass sich so manche mögliche Antwort auf besonders knifflige Fragen gern ausgiebig diskutieren lässt.
Bei der stolzen Zahl von 750 Fragen aus unterschidlichen Kategorie ist viel Raum, um der Verteidigung des erlernten Halbwissens alle Ehre zu machen. Neben Allgemeinwissen werden auch wissenschaftliches Verständnis, Literatur, Filmgeschichte, und Zeitgeschehen abgefragt. Obligatorisch für ein echtes Kneipenquiz ist die Kategorie Sport. Jede richtige Antwort bringt das Team ein Feld auf dem Spielbrett nach vorn. Wer am Ende den größten Fortschritt verzeichnet, gewinnt. Statt in der rein kooperativen Variante gegen fiktive Gegner zu spielen, steht den Kneipenbesuchern offen, eigene Teams zu bilden, um gegeneinander anzutreten. Kneipenquiz – Das Original ist nicht originell, aber unterhaltsam. Dieses Quizspiel bringt die Kneipenstimmung zu den Spielern nach Hause. Spielt sich gut ab 3 Spielern im Alter von 12 Jahren. Die Partien sind durch die Vorgaben natürlich zeitlich begrenzt.
UNO Wild Jackpot von Mattel
UNO ist eines dieser Kartenspiele, das einfach nicht totzukriegen ist. Bereits im Jahr 1971 erschien das amerikanische Kartenspiel, bei dem das Ablegen aller Handkarten das oberste Ziel ist. Und weil UNO gern von jedem überall gespielt wird, bringt Mattel eine neue Variante auf der Markt: UNO Wild Jackpot. Das Herzstück dieser Variante ist ein Einarmiger Bandit aus Kunststoff, der beim Ziehen einer Aktionskarte eine von den Spielern festgelegte Hausregel ausspuckt. Nach jeder Runde werden die Zwischenpunkte ausgewertet und es gewinnt der Spieler, der als erstes 500 Punkte erreicht. Bei der Erstellung der Hausregeln können die Spieler ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Dreimal im Kreis drehen und eine Karte ziehen ist ebenso möglich, wie eine Abwandlung von UNO als waschechtes Trink- und Partyspiel. Auf eines sollten alle Regelausdenker aber achten: die Jokerregeln sollten umsetzbar sein. Der Rest von UNO Wild Joker ist bekannt. Die Slot-Machine und die Hausregel-Regel sind durchaus witzig und sorgen vor allem in größeren Spielrunden für Spaß. Wer darauf verzichten kann, ist aber auch mit dem traditionellen UNO gut bedient. Es gilt: Ausprobieren und selbst entscheiden.
Drinkopoly – Das verrückteste Spiel aller Zeiten
Beim Anblick von Drinkopoly werden seriöse Brettspieler nur verwundert den Kopf schütteln. Drinkopoly ist das, was man in der Alltagssprache gemeinhin als „Saufspiel“ bezeichnen würde. Die Vorbereitung ist simpel: Neben dem Brettspiel selbst, benötigt man noch einige Trinkgläser und eine Flasche Schnaps. Der einfache Ablauf dieses Partybrettspiel ist so gestaltet, dass trinkfreudige Brettspieler auch mit drei Promille noch locker ins Ziel kommen. Genau das ist auch das Spielziel: einfach mit dem Pöppel ins Ziel gelangen. Auf dem Weg dorthin warten jedoch zahlreiche Aufgaben darauf, von den Spielern erledigt zu werden. Welche Aktionen gefordert sind, verraten entweder die Spielfelder oder die Aktionskarten.
Da das Spielkonzept grundsätzlich an das (un)beliebte Spiel „Wahl, Wahrheit oder Pflicht“ anknüpft, ist es ratsam, nicht allzu zurückhaltende Spielertypen in die Runde zu integrieren – oder sie zumindest im Vorfeld ordentlich abzufüllen. Während der Partie wird viel getrunken, umhergewandert und anschließend wieder getrunken. Wer jetzt verwundert die Stirn runzelt, sollte Drinkopoly in einer großen Runde einfach mal ausprobieren, denn trotz des fragwürdigen Ablaufs kann je nach Zusammensetzung der Spielgruppe ordentlich Spaß aufkommen. Wer einen tieferen Sinn in Gesellschaftsspielen suchen möchte, sollte Drinkopoly dagegen meiden, vom viel gelobten „Kulturgut Brettspiel“ bleibt nach der erste Runde nicht mehr viel übrig.
‚Sex sells‘ gilt übrigens für die Variante Drinkopoly Secrets, bei dem die Aktionskarten Schamesröte in die Gesichter der Spieler treiben.
Word Slam von KOSMOS – Kreative Wortgefechte
Wer gern redet, dabei aber nur wenige Worte benutzt, der ist mit dem Spiel Word Slam von Inka und Markus Brand bestens bedient. Erschienen ist das Kommunikationsspiel beim KOSMOS Verlag. Wer gedacht hat, ausgeprägte sprachliche Fähigkeiten würden einen Menschen ausmachen, der wird durch die kommunikativen Kniffe bei diesem Spiel eines Besseren belehrt; oder in seiner Annahme bestätigt – je nach Sichtweise. Zwei Teams spielen zeitgleich gegeneinander und versuchen Begriffe zu erraten, die der Erklärer mithilfe von 105 Erklärkarten darzustellen versucht. Weitere unterstützende Aktionen in Ton oder Gestik sind nicht gestattet. Wer gut kombiniert und gleichzeitig auch dem gegnerischen Team beim Raten zuhört, findet den gesuchten Begriff schneller.
Der Interaktionsfaktor dieses schnellen Ratespiels ist gelungen. Word Slam ist eine hervorragende Alternative zu bekannten Kommunikationsspielen wie Tabu oder Codenames (Spiel des Jahres 2016 ►). Nicht, weil es der Raterunde einfach neue Begriffe zur Verfügung stellt, sondern auf ein völlig anderes Spielkonzept setzt, das in dieser Form einzigartig ist. Den Wortschatz eines Menschen auf knapp über 100 Wörter herunterzubrechen, um aus den Überresten die Basis für ein spannendes Ratespektakel zu schaffen, ist eine simple aber geniale Idee. Spielspaß für mehr als die erforderlichen 10 Runden und besonders gut mit vielen Spielern.
Codenames Pictures – Eine Variante des Spiel des Jahres 2016
Mit Codenames Pictures bekommen all die Agenten neue Aufgaben, die an der Standardvariante Codenames ihren Spaß verloren haben – oder die zumindest eine Abwechslung vom harten Spionagealltag brauchen. Statt mit Begriffskarten wird mit Bildkarten gespielt. Die grundlegende Spielidee bleibt jedoch unangetastet. Das Spielfeld ist ein wenig kleiner und besteht bei Codenames Pictures aus 5 x 4 Bildkarten. Der Geheimdienstchef gibt weiterhin die Kombination aus einem Oberbegriff und einer Anzahl vor, die teilnehmenden Agenten müssen daraufhin die Bilder erraten, die zu der Vorgabe passen. Wie gehabt, sollte feindliche Agenten gemieden werden und der Attentäter möglichst auch.
Wortgewandte Gesellschaftsspieler werden sich nun fragen, worin genau der Unterschied liegt, wenn Bilder statt Begriffe auf dem Tisch liegen, denn hinter den Bilder verbergen sich auch nur Begriffe. Der Einwand ist grundsätzlich korrekt, die Schwierigkeit liegt jedoch darin, den Bilder auch passende Begriffe zuzuordnen oder Synonyme zu decodieren. So könnte etwa das Würfelbild einerseits für einen Würfel stehen oder aber für die obenliegende Zahl Sechs. Der Wolf ist im Speziellen ein Wolf oder entstammt den Oberkategorien „Tiere“ oder „Gefahr“. Clevere Geheimdienstchefs haben zusätzliche Möglichkeiten, um ihrem Team Hinweise zu geben. Hinzu kommt bei nahezu jedem Bild eine gewisse Doppeldeutigkeit, die von den Spielern geschickt genutzt werden kann. So wird auch einer Ananas schnell eine Granate oder aus der Spitze der Torte eine Dynamitstange. Der Spaßfaktor von Codenames Pictures bewegt sich auf einem ähnlich hohen Niveau wie bei dem Vorgänger. Je cleverer die Spieler mit den Bildern umgehen und je größer die Gruppe, desto mehr Spaß macht die neue Variante jedoch. Unbedingt ausprobieren.