Es ist immer wieder erschreckend, wie zügig die Messezeit voranschreitet. Neben Terminen die eingehalten werden wollen, spannenden Gesprächen mit alten und neuen Bekannten und dem Erkunden der Messehallen, wird es zeitlich knapp, einige Runden auf dem Spielbrett zu drehen oder ein paar Karten zu werfen. In diesem Jahr haben wir uns Zeit genommen und auch wenn diese nur begrenzt war, konnten wir einige interessante Titel testen.
Everdell von Starling Games
Schon vor Beginn der Messe stieß ich bei meiner Recherche auf Everdell und auch am Medientag änderte mein Interesse an dem Worker-Placement sich nicht.
Während der Neuheitenschau durfte ich mich bereits von dem Spielmaterial überzeugen und genau das tat es. Die einzelnen Gegenstände, wie das Holz oder die Beeren und das Harz sind haptisch schön und ganz unterschiedlich gestaltet worden. So sind die Holzstäbe aus echtem Holz gearbeitet und die Beeren fassen sich weich, das Harz hingegen hart an. Das allgemeine Design spricht mich ebenso auf den ersten Blick an. Das Spielbrett ist oval gehalten und insgesamt ist das Material in lebendigen Farben mit einem verspielten Artwork gestaltet worden. Der Ever-Tree, ein dreidimensionaler Baum, der im Spielverlauf zusätzliche Ereigniskarten und Arbeiter beherbergt, lässt in mir gemischte Gefühle aufkeimen. Optisch ein weiteres Highlight, könnte ich mir vorstellen, dass er unter häufigem Auf- und Abbauen leidet. Im Spielverlauf hat er mich und meine Mitspieler sogar etwas gestört, da der Messetisch zu klein gewählt war, so dass vier Spieler ihre Dörfer, mit den entsprechende Karten, nur leidlich um den Baum herum ausbauen konnten.
Die Spielzeit dauert ungefähr zwei Stunden mit 1 bis 2 Spielern und drei Stunden mit 3 bis 4 Spielern an. Das Ziel des Spiels ist es, der Spieler mit den meisten Siegpunkten zu sein. Um den Sieg zu erreichen, startet jeder Spieler am Anfang eines Jahreszyklus. Im Winter, zu Beginn des Erwachens des Frühlings. In dieser Spielphase platziert man entweder einen Arbeiter, sammelt mit ihm Ressourcen, oder spielt eine Karte aus. Um eine Karte auszuspielen, muss man die zuvor gesammelten Ressourcen einsetzen. Die Karten selbst sind zumeist mit Siegpunkten und Spezialeffekten versehen, die dem Spieler dabei helfen sollen sein Dorf auszubauen. Wird man im Verlauf des Spiels handlungsunfähig, weil man keine Karten, Arbeiter und Ressourcen einsetzen kann, beginnt eine neue Jahressaison. Der Spieler erhält seine Arbeiter zurück und kann neue hinzugewinnen. Im Spielverlauf eröffnen sich immer wieder Möglichkeiten strategisch gegen seine Mitspieler zu handeln.
Ich empfinde Everdell als ein ausgesprochen niedliches und hochwertig gestaltetes Worker-Placement Spiel, welches ich bei einer Schwierigkeitsgradeinschätzung auf 6 von 10 einstufen würde. Der Wiederspielanreiz ist durch den nicht einschätzbaren Verlauf der Spielpartie hoch. Meine positiven Erwartungen an dieses Brettspiel wurden erfüllt.
King and Assassins von Galakta
King and Assassins ist ein assymetrisches und strategisches Zweispielerspiel, bei dem ein Spieler die Rolle des Königs und seiner Leibwächter und ein Spieler die Rolle der Bürger und Assassinen übernimmt. Die Spieldauer beträgt ungefähr 20 Minuten.
Die Bürger wehren sich in diesem Spiel gegen zu hohe Abgaben und ihr daraus resultierendes Leid. Bei ihrer Revolte geht es darum, den König zu stürzen oder zu verhindern, dass er in die Sicherheit seines Palastes entfliehen kann. Zu Beginn jeder Runde ziehen die Spieler eine Rundenkarte, welche angibt wie viele Aktionspunkte und welche Sonderfähigkeiten sie besitzen.
Danach folgt ein Spielverlauf der einem Schachspiel gleicht. Wobei die Bürger und Assassinen dem König und seinen Rittern von vornherein etwas überlegen sind. Diese können auf Gebäude klettern und haben mehr Aktionspunkte zur Verfügung. Aktionspunkte sind für einen Bewegungszug von Nöten. Doch aufgepasst, wenn auch langsamer, können die Ritter des Königs ebenso Gebäude erklimmen. Spieler, die Schachbegeistert sind, werden dieses Spiel immer wieder hervorholen.
Kids go wild aus Russland
Ein russischer Spieleverlag, der ein Augenmerk auf Spiele mit Lerneffekt legt, hat auch unsere Aufmerksamkeit erweckt. Kids go wild ist ein einfaches Kinderspiel, das zum Bewegen, Lernen und Spaß haben anregt. Es wurde von Kindern für Kinder entwickelt.
Man übernimmt in dem Spiel die Rolle eines Kinder-Meeples und würfelt sich dabei über das bunt und verspielt designte Spielbrett. Während eines Zuges zieht man Aktionskarten, die lustige Dinge von dem Spieler verlangen, wie beispielsweise eine Pfanne auf dem Kopf zu tragen oder einen Zungenbrecher aufzusagen. Da es weltweit immer mehr zu einer Gewohnheit wird, dass Kinder ihren Alltag mit nur wenig Bewegung gestalten, trägt dieses Spiel zu einem gesunden Aufwachsen bei. Erwachsene Spieler übernehmen bei Kids go wild jedoch eher die Beobachterrolle. Zumindest wären wir an einigen Bewegungsaufgaben gnadenlos gescheitert.
Vault of Dragons – Prototyp von Gale Force Nine
Vault of Dragons ist ein Area-Control-Spiel, basierend auf der Lizenz von Dungeons & Dragons, mit der Möglichkeit zum strategischen Handeln, für zwei bis vier Spieler. Eine Partie dauert ungefähr 90 Minuten an.
Über das Spielmaterial kann bisher nicht geurteilt werden, da es sich um einen Prototypen handelt und dementsprechend minderwertig verarbeitet wurde. Die Spielkarten wirken trotz dessen recht hochwertig und waren ansprechend gestaltet.
Der Einstieg in das Spiel war nach der Regelerklärung mit wenig Unklarheiten verbunden, auch für Mitspielern ohne Dungeons & Dragons Vorkenntnisse. Das Spielt handelt davon, dass man ein Gewölbe aus Gold, welches von einem Drachen bewacht wird, mit seiner möglichst starken Fraktion erreichen soll, um diesen zu bekämpfen und an den wertvollen Schatz zu gelangen. Auf dem holperigen Weg dorthin reist der Spieler mit seiner Fraktion durch Waterdeep.
Eine Fraktion besteht aus Assassinen, Kriegern und Magier, die zu unterschiedlichen Kosten und mit unterschiedlichen Klassenwürfeln auf eine gefährliche Reise geschickt werden. Unterwegs werden sie immer wieder im Kampf gegen die anderen Fraktionen antreten. Auf der Reise können von den Spielern, durch geschickte Spielzüge, Schätze und Fähigkeiten oder Zauber- und Schatzkarten gesammelt werden. Die Aktionskarten können dabei strategisch gegen Mitspieler eingesetzt werden.
Da das Erklären der Regeln viel Zeit in Anspruch nahm, haben wir eine kurze Anspielpartie gespielt, dabei wurden alle Szenarien ein Mal angespielt. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels lässt sich bei einer sechs von zehn einordnen.
Wangdo von Mandoo Games
Als Michael Zelenka von Rudy Games uns voller Begeisterung von Wangdo „einem Spiel mit Bärchen“ erzählte, welches schön zu spielen und noch schöner gestaltet sei, wurden wir neugierig und machten uns auf den Weg zu Mandoo Games, einem asiatischen Spieleverlag.
Zunächst erwartete uns ein Artwork bei dem der Illustrator Jakub Rebelka gute Arbeit geleistet hat. Sogar der Innenkarton des Deckels wurde ansprechend bedruckt. Das Spielmaterial wirkt hochwertig und die Meeple-Pandabären sehen aus wie holzgeschnitzte Figuren, was zusätzlich asiatischen Flair vermittelt. Der Spielvorgang ist recht einfach gehalten und damit ist Wangdo ein schnell zu erlernendes Spiel für die gesamte Familie. Mit zwei bis vier Spielern dauert eine Runde ungefähr 30 Minuten und ist damit ein wunderbares Spiel für zwischendurch.
Im Spielverlauf übernimmt jeder Spieler die Rolle eines Bärenclans der die Thronherrschaft über das nordöstliche Asien übernehmen möchte. Die Clans senden dafür ihre Prinzen aus, die als eventuell zukünftiger König im gesamten Reich von Stadt zu Stadt reisen und Bärenstaturen errichten, als Dankesgabe erhalten sie dafür wichtige Fähigkeiten. Gewonnen hat derjenige Spieler, der als erstes seine Wertungstafel gefüllt hat und damit die Herrschaft übernimmt. Auf dem Spielbrett sind die Städte als Kreise eingezeichnet, welche mit Straßen verbunden sind und auf denen jeweils ein Fähigkeitstoken liegt. Zusätzlich besitzt jeder Spieler eine Wertungstafel, auf der vier Fähigkeiten aufgelistet sind mit jeweils zwei Token-Plätzen, sind diese Felder im Spielverlauf mit Token besetzt worden, hat der Spieler gewonnen. Nun müssen die Spieler jeweils Bären aus einem Stoffbeutel ziehen und neben ihr eigenes Wertungsbrett ablegen.
Die Aktionskarten werden gemischt und das Spiel kann beginnen. In jeder Runde entscheidet jeder Spieler ob er eine Statur errichtet und damit ein Token erhält, drei Bären aus dem Beutel oder zwei Bären aus einem am Spielfeldrand befindlichem Tempelgebiet ziehen möchte. Jede Bärenstatur muss auf eine Stadt gestellt werden, die mit einem anderen, auf einer Stadt befindlichen, Bären verbunden ist. Dieser Bär darf nicht die selbe Farbe besitzen. Wenn ein Spieler ein Token erhält, legt er es auf seine Wertungstafel, dabei darf man nie mehr Token sammeln, als man benötigt. Ist dies der Fall, legt man das Token zur Seite und zieht eine Aktionskarte. Diese geben dem Spieler entweder besondere Fähigkeiten oder er kann damit Einfluss auf die anderen Spieler nehmen. Das Spiel ist leicht verständlich und die Regeln sind problemlos umsetzbar. Ein schönes Familienspiel für zwischendurch.