Alle Hoffnungen ruhen auf 2021: Im nächsten Jahr wird die SPIEL wieder wie gewohnt in der Messe Essen stattfinden. Foto: André Volkmann
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Die SPIEL’20 in Essen legt in diesem Jahr eine Pause ein. Offiziell fallen die Internationalen Spieltage zwar nicht aus, sondern werden verschoben – für Besucher bedeutet diese Verschiebung faktisch jedoch eine Absage der populären Brettspiel-Messe, die zuletzt mehr als 200.000 Fans aus aller Welt in die Essener Messehallen locken konnte. Wir haben beim Friedhelm Merz Verlag nach den Gründen für die Absage gefragt.
Über 200.000 Besucher, rund 1.400 Aussteller – so die Bilanz der SPIEL’19 im vergangenen Jahr – sowie für die Durchführung der Messe notwendiges Personal: das wären die Rahmenbedingungen gewesen, die derzeit alles andere als kompatibel mit der Corona-Pandemie erscheinen. Das hat auch der veranstaltende Friedhelm Merz Verlag so bewertet und die Internationalen Spieltage auf das Jahr 2021 verschoben. Der Termin steht bereits fest: die SPIEL’21 wird vom 14. bis 17. Oktober in der Messe Essen stattfinden.
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„Dynamische nationale und internationale Lage beobachtet“
Die Entscheidung über die Absage der SPIEL’20 ist nachvollziehbar, diese Meinung teilen derzeit unzählige Fans aus aller Welt, die den Beitrag über die Absage der Messe in den sozialen Medien kommentieren. Die Organisatoren beim Friedhelm Merz Verlag wird die breite Zustimmung angesichts der schweren Entscheidung freuen. Maßgeblich für die Entscheidung waren fehlende Planungssicherheit, aber auch die zu erwartenden Einschränkungen, unter denen eine Messe hätte möglicherweise stattfinden können. Nun gehen die Organisatoren den sicheren – und womöglich für die Aussteller auch fairen – Weg.
„Wir haben die sehr dynamische nationale und internationale Entwicklung in Bezug auf Covid-19 in den letzten Wochen und Monaten sehr genau beobachtet“, erklärt Dominique Metzler, Geschäftsführerin des Friedhelm Merz Verlags. Auch Gespräche mit dem Gesundheitsamt der Stadt Essen hat es gegeben, um eine tragfähige Lösung zu erarbeiten. Am Ende stand dennoch die Absage der SPIEL’20: „Leider konnten wir aber keine Anzeichen entdecken, dass bereits im Herbst wieder große Massenveranstaltungen praktikabel und auch für Aussteller wirtschaftlich sinnvoll durchführbar sein werden“, so Metzler.
Die Lage in Bezug auf Messen und Veranstaltungen werde in Deutschland immer unübersichtlicher, meint Dominique Metzler. So wurden am 6. Mai zwar angekündigt, dass Fachmessen unter Auflagen wieder stattfinden dürfen, gleichzeitig völlig unklar, wie diese Auflagen im Oktober dieses Jahres letztendlich im Detail aussehen werden. Auch sei unklar, wie das Land NRW oder die Stadt Essen mit Publikumsmessen verfahren wird.
Derzeit gehen die Bestrebungen bundesweit und damit auch in NRW schrittweise hin zum Normalbetrieb in vielen alltäglichen Bereich. Bis tatsächlich alles so ablaufen kann, wie vor der Corona-Krise, wird noch einige Zeit vergehen. Klar scheint daher, dass Messen und Veranstaltungen nur unter strengen Besucherlimitierungen, Abstandskonzepten und Hygienemaßnahmen stattfinden können, um Besucher und Aussteller effektiv zu schützen. Die Geschäftsführerin des Friedhelm Merz Verlags weiß daher: „Schon die zu erwartenden limitierten Zutritte bergen ein enormes Risiko“.
Hinzu kommen verwaltungstechnische Herausforderungen, die für Messeveranstalter relevant sind: „Gesundheits- und Ordnungsämter zählen nicht nur Besucher im klassischen Sinne, auch das gesamte Standpersonal der Aussteller fließt in die Berechnung der limitierten Hallenzutritte ein“, erklärt Metzler und wagt dann eine ernüchternde Prognose: „Legt man die zurzeit empfohlene Besucherdichte von einem Besucher auf zehn Quadratmeter zugrunde, hätte das zur Folge, dass die SPIEL so gut wie keine Besucher empfangen könnte“. Auch eine Zutrittsregelung von einer Person pro fünf Quadratmeter Fläche würde die Aussicht nicht soweit verbessern, dass eine „für alle Beteiligten erfolgreiche Messe stattfinden“ könne.
Hinzu komme, dass in Deutschland seit dem 6. Mai zwar Lockerungen seitens der Bundesländer angekündigt wurden, diese aber jederzeit regional zurückgenommen werden können. Dahinter steckt die von Bund und Ländern festgelegte Grenze bezüglich der Inzidenz. Wenn ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt innerhalb von sieben Tagen mehr als 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner verzeichnet, müssen die Landesbehörde Beschränkungen erlassen. „Faktisch heißt das für die SPIEL, dass die Veranstaltung trotz eventueller Genehmigung bis einen Tag vor Eröffnung bzw. noch mitten in ihrer Laufzeit abgesagt werden könnte“, so Dominique Metzler über das Risiko, dass der Friedhelm Merz Verlag als Veranstalter tragen muss.
„Wir glauben, unsere Aussteller nicht diesem zurzeit unabsehbaren Risiko aussetzen zu können und sind nach langer Abwägung zu dem für alle sicherlich sehr schmerzlichen Ergebnis gekommen, die SPIEL um ein Jahr verschieben zu müssen“, so das Resümee der Verlags-Chefin.
Viele Gespräche mit den Ausstellern
Der schwere Schritt geht auch am Friedhelm Merz Verlag nicht spurlos vorbei. „Sicher ist diese Entscheidung auch für uns schmerzlich“, kommentiert Metzler. Viele Gespräche mit Ausstellern hätten gezeigt, dass sie ihre jetzigen Verträge gerne in das nächste Jahr übernehmen möchten. Auch wir möchten unseren Vertrag natürlich erfüllen, auch wenn das in diesem Jahr unmöglich ist. Daher hat man sich statt auf eine Absage der SPIEL, auf eine Verschiebung geeinigt – nicht zuletzt also im Sinne der Aussteller. Dennoch: „Alle Aussteller, die nun stornieren möchten, bekommen ihre volle Standgebühr zurücküberwiesen“, versichert Dominique Metzler und unterstreicht damit , wie fair der Veranstalter mit allen Beteiligten umgeht.
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Die Internationalen Spieltage einfach umzugestalten ist wenig aussichtsreich. Was andere Messeveranstaltungen derzeit vormachen, war für den Friedhelm Merz Verlag aufgrund der Art der SPIEL keine echte Alternative: „Aus der SPIEL mal so eben eine Fachmesse zu machen ist nicht realisierbar“, meint Metzler. Und: „Unter diesen Bedingungen haben Aussteller ja auch nicht gebucht.“
Einen Hoffnungsschimmer gibt es trotzdem, auch wenn Die Verlags-Chefin sich derzeit noch vage äußert: „An alternativen Formaten arbeiten wir bereits“. Dazu wird es in den nächsten Wochen detaillierte Informationen geben.
Spielepreise werden trotzdem verliehen
Auf den Internationalen Spieltagen finden zwei Preisverleihungen statt: Die des Publikumspreises „Deutschen Spielepreises“ sowie die den „innoSPIEL“, ein vergleichsweise junger Jury-Preis, der Gesellschaftsspiele für ihre besonders innovativen Ideen auszeichnet. Keiner der beiden Preis wird entfallen, das kündigt Dominique Metzler an: „Den DSP werden wir auf jeden Fall vergeben. Auch hier werden die Details folgen. Gleiches gilt für den innoSPIEL“.
Dass die Internationalen Spieltage auch in diesem Jahr ein voller Erfolg geworden wäre, deuten erste Zahlen an. Zum Zeitpunkt der Verschiebung war die SPIEL’20 bereits zu 80 Prozent gebucht, so Metzler. „Wir standen also deutlich besser als im Vorjahr da“.
Und das trotz des Umstandes, dass der allergrößte Teil der Anmeldungen eingebucht werden musste in einer Zeit, in der Covid-19 das allumfassende Medienthema war. „Umso schmerzlicher war die Entscheidung“. Zu Spekulationen über die SPIEL im nächsten Jahr lässt sich Dominique Metzler sind nicht hinreißen: „Ich finde es zu früh, um zum heutigen Zeitpunkt schon über eine SPIEL’21 zu spekulieren.“
Viele Aussteller scheinen sich solidarisch zu zeigen und ziehen mit: „Wir sind dankbar, dass so viele Aussteller bereits ihre Teilnahme für das nächste Jahr umgebucht haben.“
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