Die Internationalen Spieltage in Essen stehen für Spaß, Freude und nette Menschen – doch es gibt auch Schattenseiten. Kriminelle treiben dort offenkundig ihr Unwesen, längst nicht jeder Besucher nimmt es mit Nettigkeit so genau und Maskenmuffel gibt es sowieso. Die Spielemesse in Essen ist damit vor allem eines: Ein Spiegelbild der Gesellschaft. Eine Meinung.
Friede, Freude, Eierkuchen – so stellt man sich die weltgrößte Messe für Gesellschaftsspiele gern vor. Mitunter gleicht der Besuch allerdings eher einer Art Eiertanz: Es gibt nämlich Besucher, die weichen gesellschaftlich anerkannten Grundregeln einfach aus. Nervig ist das vor allem bei jenen, die das auch noch in voller Absicht tun.
Der Wilde Westen beginnt in Essen
Bei allen guten Gedanken ist eines klar: Wenn tausende Menschen verteilt über fünf Tage auf eine Großveranstaltung strömen, dann finden sich darunter einige wenige, die es nicht ganz so genau nehmen mit Nächstenliebe und Respekt.
Gedränge und Geschiebe in den Gängen der Messehallen lassen sich nicht vermeiden, es gehört zu einem Besuch dazu wie das überteuerte Parkticket. Wer jemals zuvor auf der Essener Spielemesse war, weiß worauf er sich einlässt. So manchem Neubesucher nötigt das Treiben in den teils engen Gängen Mut ab: Überholvorgänge in den Kurven, Rollkoffer an den Hacken, spitze Ecken der Spieleschachteln im Rücken – streckenweise wird die Tour durch die Hallen zu einem Abenteuer, das körperliche Schmerzen bereitet. Man entschuldigt sich – das ist international anerkannt. Gesellschaftsspielende sind nette Menschen. Zumindest überwiegend.
Einige drücken und schieben nicht nur, sondern drängeln und schubsen. Alles und jeden. Junge, Alte, vor allem Kleine. Die Zeit auf der Messe ist begrenzt, ein Grund für übertriebene Hektik ist das aber trotzdem nicht. So viel Ruhe, andere in ihrer engsten Schutzsphäre nicht anzugehen, muss sein. Sicherheitskräfte sollen das zumindest stichprobenartig überwachen, ebenso die Einhaltung der Maskenpflicht. Am Eingang funktioniert das auch: trotz Gedränge läuft es gesittet und kontrolliert ab, die Masken sitzen fest auf Mündern und Nasen. Dann öffnen sich die Türen. Dann ist es plötzlich wie im Wilden Westen.
Brettspielende tun sich mit Regeln schwer
Offizielle Statistiken gibt es nicht, aber Maskenmuffel konnte man auffallend viele sehen. Ausgenommen sind dabei jene, die sich auf die Schnelle einen Keks hinter den Lappen schieben oder mit der Maske unter dem Kinn herzhaft ins Brötchen beißen – das muss auch in Corona-Zeiten erlaubt sein. An den Tischen, in den Gängen, sogar auf den Toiletten sieht man Männer, Frauen, Jugendliche ohne Mund-Nasenschutz. Einfach eine simple Regel befolgen? In der Pandemiebekämpfung funktioniert das offensichtlich nicht so gut wie in einem Brettspiel.
Nennenswerte Kontrollen sind nicht aufgefallen. Teils sprangen die Erklärbären der Verlage in die Bresche, wiesen auf die Pflicht zum Masketragen hin, sogar energisch. Wo Schatten ist, ist also auch Licht: im Falle der SPIEL in Essen könnte man dieses Jahr sogar sagen: Ziemlich viel Licht!
Denn: Der Großteil der Besuchenden hielt sich an die Maskenpflicht, zu ihrem eigenen Schutz und dem der anderen. Das ist über Stunden ein Akt der Anstrengung. Die gute Laune vermiesen konnten OP- oder FFP2-Masken den Fans aber nicht. Schön zu sehen. Wäre es doch überall so. Die Spielemesse ist ein Spiegelbild der Gesellschaft – vieler Gesellschaften sogar.
Im dunkelsten Schatten der Messe verbergen sich Kriminelle. Bei Irongames verlor man Tageseinnahmen in Höhe von 4.000 Euro durch einen Diebstahl. Bei anderen war der Schaden nicht so hoch: Gekaufte Brettspiele verschwanden, hier und da eine Geldbörse, mal eine Jacke oder Tasche. Langfinger schreckt der gestiegene Eintrittspreis der Spielemesse offensichtlich nicht ab.
Die Kriminellen wissen zudem vor allem eines: Wo Brettspiele in Massen verkauft und gekauft werden, da ist viel Geld zu holen. Im Interesse auch der Verlage sollten sich digitale Zahlungsmethoden verbreiteter durchsetzen. Ja, dahinter stecken Aufwand und mitunter auch Kosten, den Dieben macht man damit aber das Leben schwerer. Es gibt Besucher, die verzichten bei einem Messebesuch auf Bargeld, zahlen per Kreditkarte oder Paypal. Unglücklicherweise bietet längst nicht jeder Standbetreiber Alternativen an.
Auch hier könnten patrouillierende Sicherheitskräfte zumindest für den Tropfen auf einem heißen Stein sorgen, doch sie sind in den Hallen kaum präsent – oder so gut getarnt, dass man sie nicht wahrnimmt. Müsste man raten, was wahrscheinlicher ist… genau, ihr wisst schon. Es gibt Verbesserungsbedarf, das ist jedes Jahr so. Und es ist auch gut so.
Dass die Veranstalter nämlich aus Fehlern lernen, kann man ebenso in jedem neuen Jahr feststellen. Breitere Gänge, ein zügigerer Einlass, E-Tickets, eine App, mehr Programm, mehr Vielfalt. Die Internationalen Spieltage in Essen entwickeln sich seit fast 40 Jahren. Bei all den Makeln, die man finden kann, ist die SPIEL in Essen ein riesiger bunter Spielplatz, auf dem man Spaß haben kann. Das Semi-Comeback in 2022 ist gelungen, die Internationalen Spieltage waren die erhoffte „normale“ Veranstaltung. Auch das ist übrigens des Menschen zu verdanken. Sie sind Spiegelbilder.
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