Am 23.Januar kam nach langer Entwicklungszeit endlich das neue rundenbasierte Strategiespiel auf dem Markt. Doch das besondere an dem Spiel ist wahrscheinlich nicht nur das Gameplay, sondern vor allem der Entwickler. Denn entwickelt wurde das Spiel vom Designer von Civilization V, daraus folglich auch der Name Jon Shafer’s At the Gates. Doch was wurde aus dem großen Projekt und lohnt sich ein Blick ins Spiel?
Aller Anfang ist schwer manchmal auch sehr schwer
Zu Beginn des Spiels können wir nur eine Fraktion zum Spielen wählen, die anderen sind erst einmal gesperrt. Um andere spielbare Fraktionen freizuschalten muss man diese im Spiel treffen oder eine Allianz mit ihnen schließen und kann sie dann in der nächsten Runde ebenfalls spielen. Sollten wir das alles dann erst einmal erledigt haben starten wir ins Spiel und haben ein paar Dialogfenster abzuarbeiten. Es sei jetzt schon einmal gesagt, dass diese Dialogfenster unfassbar wichtig sind, um ins Spiel einzusteigen. Diese bilden nämlich das Tutorial ab und ohne Hilfen am Start ist das Spiel fast unmöglich zu verstehen. Denn es ist komplex und das in vielerlei Hinsicht, auch wenn sich das erst einmal gar nicht so zeigt. Betreten wir nämlich das Spiel sieht alles sehr übersichtlich und gut geordnet aus, das ändert sich jedoch schnell, wenn man einmal auf ein Symbol klickt, denn dann werden wir von Texten, Informationen und Auswahlmöglichkeiten überrumpelt. Zum Glück können wir dann erst einmal beruhigt zurück zum Anfang gehen und uns nach und nach durch das Tutorial klicken. Erwähnenswert an dieser Stelle wäre noch die Textausgabe, welche aktuell nur auf Englisch vorhanden ist. Das könnte bei so einem komplexen Spiel vielleicht ein bisschen schwierig für diejenigen werden, die nicht mit der Sprache vertraut sind. Ansonsten lässt sich zum Tutorial aber nur gutes sagen, es beginnt mit den Grundlagen und erklärt auch wie die erste Runde ablaufen sollte. Des Weiteren gibt es Tipps zum Auswählen der Forschung und der Professionen. Diese beiden Punkte sind nämlich explizit zum Beginn sehr relevant. Man bemerkt an dieser Stelle erste Parallelen zu der Civilization-Reihe, denn Forschung gab es auch dort und Professionen auszubilden lässt sich mit der Produktion in den Städten vergleichen. Es folgen dann im weiteren Verlauf die ersten Einheiten und warum diese viel wichtiger geworden sind, als noch bei Civilization, dazu im nächsten Absatz mehr.
Die drei großen Unterschiede zu anderen rundenbasierten Spielen
Natürlich war es nicht Jon Shafers Ziel ein Civilization zu kopieren und einfach seinen Namen dafür zu verwenden. Denn im Tutorial werden die wichtigsten drei Unterschiede genannt, warum sich das Spiel denn von der Konkurrenz abhebt. Zum einen der wohl größte Unterschied, denn man beginnt mit nur einer Stadt. Anders als bei anderen Spielen, bei denen man sich ein ganzes Land mit vielen Städten aufbaut, hat man bei At the Gates nur eine einzige Stadt zu verwalten. Daraus resultiert aber nicht weniger Arbeit, ganz im Gegenteil es wird so noch komplexer, besonders beim Start ist dies zu merken. Denn man verwaltet aus seiner Stadt jeden Bewohner einzeln. Jeder Einwohner der Stadt bekommt eine Profession, also eine zu verrichtende Arbeit, und hat auch seine eigenen Bedürfnisse. Der zweite Unterschied liegt in der Ressourcen- und Charakterverwaltung. All das erfordert nämlich nun mehr Zeit und ist nicht nur mit einen Mausklick erledigt. Bewohner müssen in den Berufen ausgebildet werden, die zu ihnen passen, um das Beste aus ihnen rauszuholen und Ressourcen sollten von talentierten Arbeitern gesammelt werden, um eine höhere Effizienz zu erreichen. Der letzte Unterschied findet sich im Spielprinzip selbst, denn es gibt mit jedem neuen Spiel eine neue generierte Welt. Somit wird das ganze Spiel unvorhersehbar. Das zeigt sich zum einen an den Ressourcen in der Nähe, diese können reichlich vorhanden oder nur schwer zu finden sein. Das hat auch mit dem Startpunkt zu tun und auch dieser ist komplett zufällig gewählt. Im Norden hat man dann zum Beispiel weniger Ressourcen und einen längeren und härteren Winter. Jedoch betont der Entwickler, dass die ersten Spiele eine gute Mischung aus beiden seien, also weder zu schwer noch zu leicht. Das sorgt für einen guten Einstieg ins Spiel.
Unser Hauptziel: Ein Königreich errichten
Zu Beginn starten wir mit einer einfachen Siedlung diese macht nicht besonders viel her, reicht aber für den Anfang aus. Aber natürlich wollen wir wachsen und das kleine Reich erweitern. Das geht vor allem mit dem Wachstum der Stadt dieses erreichen wir durch unser Ansehen, umso höher dieses ist, umso mehr Clans wollen sich uns anschließen. Neue Clans kommen dann immer wieder nach einiger Zeit zu uns, wie lange das dauert lässt sich am Spielbildschirm an Runden ablesen. Jeder neue Clan bringt dann nicht nur ein resultierendes Städtewachstum mit, sondern vor allem sind die Mitglieder entscheidend für unser Volk. Denn jeder Clan hat Vor- und Nachteile, wenn er kommt. Das kann zum einen Segen, aber auch ein Fluch sein. Denn Streitigkeiten unter Clans sind keine Seltenheit. Einige Beispiele der Eigenschaften wären zum Beispiel: ein grüner Daum (Aktionen im Bereich Landwirtschaft dauern nur halb so lang), ein brauner Daum (Aktionen im Bereich Landwirtschaft dauern doppelt so lang), lokal (müssen immer in der Nähe der Stadt bleiben, sonst hat das negative Auswirkungen auf das Gemüt) oder loyal (immer gute Laune und nie Bedürfnisse). Mit diesen Clans beginnt dann die eigentliche Arbeit, nämlich die Beschaffung von Ressourcen. Nachdem man Berufe erforscht hat können die einzelnen Bewohner genau diese erlernen und versorgen die Stadt dann mit Weizen, welcher dann vom Bäcker zu Brot verarbeitet wird und so als Nahrung dient. Da sind wir dann schon beim nächsten wichtigen Punkt, denn Nahrung spielt eine wichtige Rolle. Denn die Jahreszeiten im Spiel haben einen großen Einfluss auf diverse Ressourcen. Im Winter haben wir somit keine Möglichkeit Getreide zu ernten und auch Beeren findet man dann nicht. Mit jeder Runde springen wir einen halben Monat weiter und sind so schnell beim Winter angekommen. Dieser dauert dann ungefähr zehn Runden und für diese Zeit sollte man genug Nahrung haben, da es sonst zur Hungersnot kommt. Um die Ressourcen zu finden benötigen wir natürlich auch gleich am Anfang Abenteurer, welche für uns die Gegend erkunden und so die Karte für uns weiter aufdecken. Die Ressourcen werden dann von Holzfällern, Bergarbeitern, Sammlern und Jägern gesammelt und teilweise auch gleich verwertet. Nun gibt es aber auch andere Ressourcen unserer Stadt welche wichtig sind, da hätte man noch das Wissen, mit dem man die Forschung beschleunigen kann. Die Berühmtheit für, wie bereits erwähnt, neue Clans. Schätze werden dann eine wichtige Ressource, wenn man sich bei vorbeifahrenden Händlern etwas kaufen möchte. Zu guter Letzt wäre noch die Kleidung zu nennen, diese wird für das Wachstum der Clans benötigt. Denn die Clans der Stadt können auch wachsen, so beginnt ein Clan mit einer Familie und mit der Zeit besitzt ein Clan eine zweite Familie. Auf der Karte stehen wir natürlich auch nicht allein da, die anderen Fraktionen können mit der Zeit Freunde oder Feinde werden. Auch hier hat jede Fraktion verschiedene Eigenschaften, welche man beachten muss. Aber Barbaren sind auch zu finden, diese kann man bekämpfen, um die Gegend ein bisschen sicherer zu machen oder am Anfang auch einfach friedlich neben ihnen leben.
Media zu Jon Shafer’s At the Gates
Infobox
Spielerzahl: 1 Spieler
Alter: n.V. Jahren
Spieldauer: 100+ Stunden
Schwierigkeit: mittel bis hoch
Langzeitmotivation: hoch
Publisher: Conifer Games
Entwickler: Conifer Games
Erscheinungsjahr: 2019
Plattformen: PC
Sprache: Englisch
Kosten: 29,99 Euro
Fazit
Mit At the Gates hat Jon Shafer die Stadtverwaltung auf ein anderes Level befördert. Es geht nicht mehr darum ein Land und dessen Städte zu verwalten, sondern nur eine Stadt mit den dort lebenden Einwohnern, dies sorgt für mehr Details und mehr Einfluss auf die eigene Bevölkerung. Jedoch muss man auch sagen, dass sich das Spiel dadurch sehr verlangsamt und man nach ein paar Stunden Spielzeit nicht ansatzweise so weit ist wie bei anderen Spielen dieser Art fortgeschritten ist. Besonders im frühen Spiel muss man richtige Entscheidungen treffen, da es sonst passieren kann, dass man den ersten Winter nur schwer übersteht. Ansonsten ist das Gameplay mit der Komplexität und dem Detailreichtum, sowie der Entscheidungsfreiheit schwer von der Konkurrenz zu toppen. Alles ist in viel kleinerem Maßstab und somit haben kleinere Fehler viel größere Auswirkungen. Die Grafik rundet das Spielerlebnis nur noch ab, die gezeichnete Welt passt zum Spielprinzip und wirkt liebevoll gestaltet. Es sieht so aus, als würde man wirklich auf einer alten Landkarte sein. Was bei der Grafik lobenswert ist, muss man bei dem Ton an bestimmten Stellen jedoch kritisieren. Bei den Soundeffekten gibt es immer wieder zu laute Passagen und unschöne Klänge. Da muss sich vielleicht nochmal ein bisschen was tun. Aber ansonsten passt die Hintergrundmusik sehr gut zum Spiel. Trotzdem möchte ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen, denn die Komplexität und die Liebe zum Detail finde ich persönlich sehr gut gelungen. Auch wenn es am Anfang so scheint, als wäre es unmöglich die Stadt zum Wachsen zu bringen, jedoch hat man nach einiger Zeit ein paar Tricks und Kniffe raus und kommt immer besser mit dem Spiel zurecht.