Capcom bläst zur Jagd: die legendäre japanische Videospiel-Reihe Monster Hunter ist zurück. Konsolenspieler erkunden allein oder mit bis zu drei Freunden als Teil einer Forschungskommission fremde Welten, treffen dabei auf überlebensgroße Monster – und lassen dabei ihren Jagdinstinkten freien Lauf. Monster Hunter: World ist ein vergleichsweise klassisches Action-Adventure, bei dem der Fokus auf den intensiven Kämpfen liegt. Die Suche nach immer größeren – und immer gefährlicheren – Kreaturen funktioniert. Auch dank der vorhandenen Itemspirale, die Spieler zu immer neuen Spielsessionen im Solomodus oder als Teil einer Online-Jagdtruppe motiviert.
Mit Monster Hunter: World hat Capcom abgeliefert. Das Action-Adventure fesselt mit seinem schnellen Spieleinstieg und macht auch nach unzähligen Stunden noch enorm viel Spaß. Im nachfolgenden Videospieltest verraten wir, weshalb Action-Fans sich Monster Hunter: World nicht entgehen lassen sollten.
Nicht ohne meine Katze
Aller Anfang ist ähnlich. Auch Monster Hunter: World beginnt so, wie viele Action-Abenteuer-Spiele beginnen: mit der Erstellung jenes Charakters, der fortan zum Alter-Ego des Spielers wird. Eine Besonderheit gibt es bei Capcoms Monsterspiel dennoch – und zwar eine, die viele Wohnungskatzen zur Verzweiflung getrieben hat, zumindest wenn man denn den unzähligen Internetberichten Glauben schenken mag. Jeder Charakter wird von einem katzenähnlichen Gefährten, einem Palico, begleitet. Dass Spieler diese Fantasiekatze nach ihrem eigenen Geschmack individuell anpassen dürfen, verleiht bereits dem Charaktereditor von Monster Hunter: World einen echten Knuddelfaktor verleiht.
Die Palicos sind nicht nur schmuckes Beiwerk, sondern insbesondere für Jäger, die allein oder zu zweit losziehen, spielerisch wertvoll. Die Kampfkatzen beharken gegnerische Kreaturen eigenständig, heben Beute auf und lösen auf Zuruf hilfreiche Aktionen aus, die von ihrer jeweiligen Ausrüstung abhängen. Zudem kommunizieren Palicos in der Wildnis mit anderen Verbündeten, etwa um Fallen zu platzieren.
Wer mit den virtuellen Fellnasen nicht viel anfangen kann und sich dagegen lieber mit menschlichen Mitspielern auf die Jagd begibt, kann bis zu drei weitere Spieler in seine Gruppe einladen. Je nach Gruppengröße passt sich der Schwierigkeitsgrad automatisch an, sodass die Kämpfe gegen Riesenmonster stets eine Herausforderung bleiben. Wer will, kann sein Spielvorhaben in beschreibbaren Online-Sessionen individuell planen: bis zu 16 Spieler bilden so unterschiedliche Auftragsgruppen.
Ohnehin sind die Partysysteme bei Monster Hunter: World enorm komfortabel. Passwortgeschützte Gruppen, Clan-Funktionalität oder gemeinsame Storymomente: Capcoms Monsterabenteuer bietet unzählige praktische Optionen, um die eigene Jagdtruppe individuell zu gestalten. Besonders hilfreich ist das sogenannte Drop-in, eine Mechanik, die es Spielern erlaubt, sich in laufende Quests anderer Jäger einzuklinken. Clever: um Missbrauch zu vermeiden, verringert sich die Belohnung je später man als Spieler in eine Jagd einsteigt. Wer tatkräftige Unterstützung benötigt, kann ein Notsignal absetzen und Jäger rund um den Globus um Hilfe ersuchen.
Seichte Story. Tolle Kämpfe.
Die Jagd beginnt im Jägerhauptquartier Astera. Dort deckt man sich mit Ausrüstung ein, besorgt Verbrauchsgegenstände oder sucht sich besonders lukrative Aufträge aus einer Vielzahl von Angeboten. Wie für Action-Adventures fast schon obligatorisch gibt es auch in Monster Hunter: World nützliches Handwerk. Egal ob Schmiede, Kräutergarten oder Schmelzofen: wer möchte, kann sich seine Zeit mit Crafting vertreiben.
Gut ausgestattet geht es dann hinaus in die Wildnis. Die lebendigen Ökosysteme sind optisch beeindruckend und sorgen dafür, dass die Monsterjagd noch ein Quäntchen ansprechender daherkommt. Insgesamt ist die Präsentation eher Beiwerk als zentrale Designidee. Zwar gibt es eine seichte Hintergrundgeschichte, die auch nett vertont ist, dennoch stehen die intensiven Kämpfe bei Monster Hunter: World klar im Mittelpunkt – und das ist gut so.
Ohne lange Vorbereitung treffen Spieler nach dem Spielstart zügig auf die ersten riesenhaften Monster. Dabei können die abwechslungsreichen Landschaften rund um Astera frei erkundet werden und das sogar ohne ausgedehnte Ladezeiten. Statt in jeweils kleine Abschnitte „hineingeladen“ werden zu müssen, können Spieler die zusammenhängenden Landstriche verzögerungsfrei betreten und sich dabei die jeweiligen Naturumgebungen zunutze machen. Monster durch Ranken zu ziehen oder auf instabile Böden zu locken ist spielerisch sinnvoll – und lädt förmlich dazu ein, die Spielumgebung im Auge zu behalten. Ähnliches gilt für giftige Pflanzen, die, aufgeschlitzt, toxische Pfützen bilden oder Blitzkäfer, die Monster blenden, wenn man sie nur lange genug ärgert.
Nicht nur die Flora der Landschaften sieht lebendig aus, auch andere Kreaturen greifen unter Umständen in den Kampf ein – etwa wenn zwei rivalisierende Monster aufeinandertreffen. Clevere Jäger ziehen sich in derartigen Situationen zurück und nutzen die Monster-gegen-Monster-Kämpf zu ihrem Vorteil.
Blind auf die monströsen Giganten loszustürmen ist ohnehin nur selten von Erfolg gekrönt. Gegnerische Monster richten teilweise enorme Schäden an, wenn sie ihre Spezialangriffe auf die umstehenden Jäger loslassen. Das gegnerische Verhalten zu beobachten, Ausweichmanöver zu vollführen und aus dem Kampfgeschehen zu lernen spielt bei Monster Hunter: World eine übergeordnete Rolle. Statt ständig zu agieren, geht es oftmals eher darum auf die Monster zu reagieren. Sich gute Ausrüstung zu beschaffen erleichtert die Kämpfe ebenso wie taktisch kluges Angriffsverhalten. Das gezielte Fokussieren gegnerischer Schwachstellen – oder aber besonders gefährlicher Körperteile – führt zu deutliche schnelleren Erfolgen. Gute Jäger kombinieren Positionsspiel sowie Ausdauermanagement und achten zudem auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Offensive und Defensive.
Vor allem Neulinge tun sich mit den komplexen Kampfabläufen zu Beginn schwer – auch, weil die Kämpfe mitunter viele Minuten dauern. Genügend Geduld aufzubringen, um die Jagd zu einem Ende zu bringen, ist notwendig und macht Monster Hunter: World zu einem einzigartigen Videospiel in seinem Genre. Bis man aus den 14 verfügbaren Waffengattungen eine ausgewählt hat und diese in Perfektion beherrscht, vergehen unzählige Spielstunden. Auch wenn es im Kern auf die individuellen kämpferischen Fähigkeiten ankommt, ist ein gewisser Grund notwendig, um die eigene Ausrüstung spürbar zu verbessern. Das tut dem Spielspaß keinen Abbruch, im Gegenteil: es gehört zu den wesentlichen Faktoren eines motivierenden Action-Adventures.
In einem speziellen Trainingsbereich können alle Waffen, von den Doppelklingen bis hin zur Lanze, ausgiebig getestet werden. Jede Waffengattung hat individuelle Stärken und Schwächen. Zudem gibt es Spezialfunktionen wie beispielsweise Verwandlungen oder Aufladungen. Das Training der persönlichen Kampffertigkeiten ist bei Monster Hunter: World überlebensnotwendig. Waffen verlieren im Laufe eines Kampfes an Schärfe und müssen mit einem Wetzstein nachgeschliffen werden; macht ein Spieler das im falschen Moment ist der Knock-Out sehr wahrscheinlich.
Komfort ist alles
Für Monster Hunter: World hat Capcom ordentlich in der Komfortkiste gekramt. Essenzielle Materialien nehmen keinen Platz im Gepäck weg und auch nicht unmittelbar einsetzbare Monsterteile lassen sich in unbegrenzten Mengen tragen. Das ist vor allem deshalb toll, weil sich im Laufe einer Jagd so manches Kleinod ansammelt, das man erst zu einem späteren Zeitpunkt nutzen kann. Wird der Stauraum knapp, können Spieler im nächsten Feldlager ihre Rücksäcke aufräumen und dort stehende Lagertruhen benutzen, um unnötiges Material zu verstauen.
Ohnehin sind die Feldlager Dreh- und Angelpunkte für die laufende Jagd. Von Waffenwechseln bis hin zur Zubereitung von Buffs können Jäger sich im Feldlager intensiv – und vor allem zielgerichtet – auf bevorstehende Abenteuer vorbereiten. Enorm komfortabel ist die aufrufbare Gebietskarten, auf der Monster und andere Besonderheiten vermerkt sind. Dieser Kniff dürfte sogar Serienveteranen gefallen.
Damit Spieler all die vorhandenen Komfortfunktionen auch nutzen können, sorgen diverse Auftragsangebote und wechselnde Event-Quests für Beschäftigung. Ressourcen- oder Lieferaufträge zu absolvieren lohnt sich. Vor allem letztere treiben den Ausbau der Kommandozentrale spürbar voran. Sich mit anderen messen, können Spieler in der Kampfarena, wo sie mit festgelegter Ausrüstung kämpfen oder ihre Bestzeiten verbessern. Es gibt viel zu tun bei Monster Hunter: World, auch abseits der Kampfschauplätze. Wer möchte, verbringt seine Zeit beim Angeln oder fängt Kleingetier – selbstverständlich um auch damit Quests abzuschließen.
Wer stattdessen lieber an der Optimierung seiner Jagdausrüstungen feilen möchte, kann auch das bei Monster Hunter: World tun. Die üppigen Angebote an Rüstungsteilen oder Waffen sorgen dafür, dass der eigene Charakter sich nach einigen Spielstunden auch wirklich „eigen“ anfühlt. Die Erscheinung der Rüstung wird durch zusätzlich Komponenten, etwa Talismane oder Dekorationen, optisch aufgepeppt. Nicht mehr benötigte Ausrüstung lässt sich zerlegen, um die aus der Verwertung gewonnenen Ressourcen für neue Kreationen einzusetzen. Auch Tränke, Munition oder Monsterfallen lassen sich in Eigenarbeit herstellen, was oftmals sogar während einer laufenden Jagd möglich ist.
All diese kleinen Spielereien machen Monster Hunter: World zu einem virtuellen Spielplatz, der Spieler für unzählige Stunden an die Gamepads fesselt. Die unglaubliche Vielfalt an Auftragsarten, Kampfstrategien und Mega-Monstern machen das Action-Adventure aus dem Hause Capcom zu einem Highlight des aktuellen Spielejahres.
Infobox
Spielerzahl: 1 bis 4 Spieler im Online-CoOp
Alter: 12
Spieldauer: 50+ Stunden
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: mittel
Publisher: Capcom
Entwickler: Capcom
Erscheinungsjahr: 2018
Plattformen: PC
Sprache: Deutsch
Kosten: 60,00 Euro
Fazit
Das Action-Adventure Monster Hunter: World gehört auf die große Bühne – und damit auf den größtmöglichen Bildschirm. Die Spielumgebung wirkt wie aus einem Guss und sieht atemberaubend aus. Das sorgt für unvergessliche Momente, die Spieler auf der Xbox One (und ebenso auf anderen Systemen) in regelmäßigen Abständen erleben. Capcom zaubert eindrucksvolle Bilder und Präsentiert Monster Hunter: World als technisch ausgereiften Titel, auch wenn die Kameraführung von Zeit zu Zeit für Konfusion und Chaos sorgen kann – und das ist in den teils hektischen Kämpfen wenig hilfreich.
Die hübschen Jagdgebiete lassen sich frei – auch frei von Ladezeiten – erkunden. Ausgefallene Gegnerarten laden Spieler förmlich dazu ein die Waffen sprechen zu lassen. Pazifistisch geht es bei Monster Hunter: World nicht zu. Das Videospiel hält, was bereits der Titel verspricht: es geht um spannende Monsterjagden. Dank der neuen Quest-Funktionen und des komfortablen Mehrspielersystems macht das Gruppenspiel enorm viel Spaß, bleibt jedoch dank mitwachsender Schwierigkeit stets eine Herausforderung.
Monster Hunter: World motiviert Spieler zu cleveren Kampfhandlungen. Den Gegner zu studieren, seine Bewegungen zu beobachten, nur um dann im richtigen Moment loszuschlagen, sorgt für enorm viel Spaß. Und es lässt gute Jäger angesichts der Mega-Monster extrem mächtig wirken. Wer seine Kampfpositionen überdenkt und die eigenen Fähigkeiten perfekt beherrscht, ist der Beute meist einen Schritt voraus.
Es gibt durchaus Details, die man hätte verbessern können. Dazu gehören, neben der manchmal zu aufdringlichen Kameraführung, auch mutigeres Ideen bezüglich neuer Waffen oder deaktivierbare Spähkäfer. Insgesamt bewegt sich die spielerische Qualität von Monster Hunter: World auf einem hohen Niveau. Das Videospiel punktet vor allem durch zahlreiche Komfortfunktionen und eine einzigartige Questdynamik. Aufgaben sind für Jäger selbst nach viele Spielstunden noch in ausreichendem Maß vorhanden – und wenn es nur darum geht, seinen Charakter optisch aufzuwerten.
Wer Action-Adventures mag – und mit dem teilweise eigenwilligen Stil der Monster-Hunter-Reihe leben kann – bekommt mit Monster Hunter: World von Capcom ein Videospiel präsentiert, das für tolle Unterhaltungsmomente sorgen wird: jetzt und auch noch in einigen Monaten.