Assassin’s Creed Valhalla wird die Community spalten wie eine Axt eine Melone: das dürfte eine ziemlich treffsichere Prophezeiung sein. Das Spiel ist zugleich besser und schlechter als die beiden Vorgänger der Reihe, hat strahlende Höhepunkte, enttäuscht aber auch, unterhält großartig, langweilt aber auch – und dann sind da noch Atmosphäre, Setting und Kämpfe, die reißen am Ende alles wieder raus und machen Assassin’s Creed Valhalla zu einem würdigen Nachfolger der Open-World-Reihe, die inzwischen rund 13 Jahre auf dem Buckel hat. Unser Test zu Assassin’s Creed Valhalla, wie immer spoilerfrei in Text und Bild:
Assassin’s Creed Valhalla setzt an, wo ähnliche mehr oder minder historisch genauen Konzepte ansetzen: Papa wird die Rübe abgehackt, Mama hat die Axt im Nacken – und der kleine Sproß, ob nun Wikinger, Bauer oder Marsianer, überlebt das Gemetzel, wird erwachsen, kommt frei und sinnt auf Rache. Ubisoft geht mit dem neusten Teil aus der Meuchelmörder-Reihe inzwischen in die zwölfte Runde. Das Spiel tritt das große Erbe von Origins und Odyssey an, beides umfangreiche Open-World-Titel, die Fans über zig Stunden unterhalten konnten. Ob das auch dem neuen Ableger gelingen wird? Ja, denn Assassin’s Creed Valhalla ist ein gigantischer Spielplatz für Wikinger-Fans – und, wie immer, alle, die es werden wollen.
Berserker (m/w) sucht scharfe Zweihandaxt
Assassin’s Creed Valhalla beginnt vielversprechend, wirft den Spieler mitten hinein in das Revenge-Drama um Eivor (m/w), wahlweise Wikingerin oder Wikinger – in beiden Version beeindruckend auf dem Schlachtfeld. Die männliche Version: mindestens 1,85 m groß, 130 Kilogramm schwer, ein Muskelberg und dem entsprechend. Die Weibliche Version: mindestens 1,85 m groß, 130 Kilogramm schwer, ein Muskelberg. In beiden Fällen also exakt dem Prototypen nordischer Kampferprobter entsprechend, die man aus Film- und Serienproduktionen seit Jahrzehnten als Urtyp eines Wikingers präsentiert bekommt. Wir haben uns für die männliche Variante entschieden, wobei entscheiden im Grund nicht das richtige Wort ist: Man kann nämlich zwischen Eivor (w) und Eivor (m) wechseln, wenn man möchte.
Lange Haare, Zottelbart oder Zottelfrisur, wiedererkennbar nordisch, nicht unbedingt der Vorlage für einen grazilen Meuchelmörder. Wobei man anmerken muss, dass die Assassin’s Creed-Reihe den klassischen Pfad eines Schleichspiels zeitweise verlassen hat, das ändert sich nun mit Valhalla wieder. Komplett auf „Assassinismus“ verzichten muss man daher nicht, denn mit Valhalla kehrt die Schleicherei grundsätzlich zurück in den Fokus der Reihe: Es gibt eine versteckte Unterarmklinge, man kann in Menschenmassen untertauchen, sich verstecken. Ein Muss steht dahinter aber nicht, zum Glück, denn so ganz passen will das zu dem brachialen Auftritt der Nordmänner- und frauen irgendwie auch nicht. Aber es fügt sich in die Story ein, ebenso wie ein Story-Strang der Gegenwart, den man traditionsgemäß per Ausflug in den Animus erlebt.
Fans kommt das zugute, denn es bedeutet gleichzeitig spielerische Freiheit: Fans wählen selbst, ob sie ihren Fokus auf Schleicherei, Fernkampf oder brutalen Nahkampf legen. Bei Nahkampf liegt die Betonung tatsächlich auf „brutal“: Wenn Eivor los hackt, fliegen Arme, Beine und Köpfe, weil Gegner nach ausgelöstem Alarm in Scharen auf den Protagonisten und seine marodierende Horde zustürmen, gleichen die Schlachten meist einem Gemetzel. Das ist nicht abwegig, im Gegenteil: Wenn man schon mit einer Zweihandaxt brutal auf Gegner eindreschen kann, dann bitte auch unter Rückgriff auf ein Schadensmodell, das einer Zweihandwaffe würdig ist. Zartbesaitete können die Gore-Effekte natürlich ausschalten.
Egal ob man derartige Brutalität in Spiele nun mag oder nicht, bei Assassin’s Creed Valhalla trägt das zur Atmosphäre bei. Ohnehin gilt zu jeder Zeit: Wo Eivor hinlangt, da bekommt man auch entsprechendes Feedback, das auf die Urgewalt der Attacken hinweist. Die Angriffe fühlen sich einfach wuchtig an. Dass Assassin’s Creed Valhalla eine Alterseinstufung ab 18 Jahren erhalten hat, ist angesichts dessen, was auf dem Schlachtfeld passiert, keine Überraschung. Neben Gewalt geht es auch um Drogen und Sex, Romanzen in vielfachen Variante inklusive.
Ansonsten hält das Setting, was es verspricht: Den Spieler fröstelt es, wenn er mit den Helden durch die eisigen Landschaften rennt, dabei Spuren im Schnee hinterlässt, nackten Fels erklimmt. Danke Ubisoft, so stellt man sich eine nordische Spielwelt vor – und falls die Optik nicht ausreicht, um Wikinger-Flair zu erzeugen, richtet es der grandiose Soundtrack. Und auch die englischen Ländereien halten mit, problemlos sogar. Man spürt den Matsch unter den Felsstiefeln, rennt durch herbstliche Wälder, rollt Rammböcke gegen die Tore feindlicher Festungen.
Das alles klingt wie eine Eier legende Wollmilchsau und ist es auch. Ubisoft Montreal hat sich mit vollen Händen aus der Wikinger-Überraschungskiste bedient, dafür gibt es im Gegenzug aber auch die volle nordische Breitseite – eben mit allem, was dazu gehört zum Wikingerleben oder was Spieler dem Themenbereich auch nur entfernt zuschreiben würden. Gleichzeitig ist dieses Sammelsurium auch Inhalten auch eine der Schwächen des Spiels. Man wird das Gefühl nicht los, die Entwickler hätten noch mehr machen können aus dem Thema. Deutlich wird das vor allem deshalb, weil das Grundsetting – im Gegensatz zu Ägypten oder Griechenland – in verschiedenen medialen Ausarbeitungen viel präsenter und greifbarer ist für Spieler. Man kommt schnell dazu, etwas mehr Tiefe zu vermissen, etwas mehr Charakterzeichnung, noch mehr coole Geschichten, von denen es zwar welche gibt, aber längst nicht genug für ein Open-World-Spiel.
Alfred – der König, nicht der Butler
Der Story-Mittelpunkt liegt im England des neunten Jahrhunderts und der Regentschaft von Alfred dem Großen. Damit bedienen sich die Entwickler einem der historischen Höhepunkt im Konflikt zwischen Wikingern und Angelsachsen. Alfred regierte ab 871 und dann bis 886, ärgerlich für ihn: Direkt zu Beginn seiner Amtszeit stand die Abwehr der Nordmänner auf seiner königlichen To-do-Liste. Letztendlich einte der das Land. Spieler streifen somit durch Norwegen, aber auch das England des frühen Mittelalters, immer auf der Suche nach Abenteuern und Siedlungen, die man plündern kann.
Auch wenn es zunächst so klingen mag, Eivor (m/w) ist nicht der tumbe Wikinger-Urtyp, der bloß auf Rache sinnt, marodierend durch die Lande zieht und Schätze sammelt, so viel er tragen kann. Bei Assassin’s Creed Valhalla entspinnt sich eine interessante Story, der man gern folgt und die Eivor auch tatsächlich Charakter verleiht, allerdings ohne dabei so so zu fesseln wie in den meisten der Vorgänger.
Rein optisch bewegt sich Assassin’s Creed Valhalla irgendwo zwischen „Das sieht ja auch wie Odyssey“ und „Coole Details!“. Die Grafik ist nicht richtig Next-Gen, was letztendlich auch daran liegt, dass der neue Ableger in einer Art Übergangszeit erscheint, wo Kompatibilität wichtiger ist als pure Grafikpracht. Aber: Schlecht sieht Assassin’s Creed Valhalla nicht mal im Ansatz aus: Die Spielwelt strotzt vor kleinen und großen Wow-Momenten, schafft es, Spieler hinein zu saugen in das mythologische Setting.
Vor allem wenn einem das virtuelle Sonnenlicht in die Augen scheint, die Landschaften in der Dämmerung verschwimmen oder man vom eisigen Gipfel eines Berges über das Wasser schaut, entfaltet sich jene Magie raue Magie, die man von nordischen Schauplätzen gewohnt ist. Die Welt ist groß – am ehesten vergleichbar mit Valhalla mit dem direkten Vorgänger Odyssey, allerdings sind die Inhalte etwas gerafft. Varianz kommt durch den Wechsel aus dem Eis in das mittelalterliche England ins Spiel, dem Hauptschauplatz für Eivors Story. Egal ob nun schneebedeckt, matschig, nass oder begrünt: stets wirken die Umgebungen herrlich dreckig, so wie man es auch Ritter- und/oder Wikingerfilmen kennt.
Per Langboot direkt zum Schlachtfeld
Das Pferd des Wikingers ist sein Langboot. Bei Assassin’s Creed Valhalla reist man mit dem Kriegskahn schnell von Küste zu Küste, lauscht unterwegs den Gesängen der Crew und plündert ganz nebenbei noch ein paar Dörfer oder Festungen. Wenn auf dem Bildschirm in Inselnähe die Meldung „Plündern“ aufpoppt, dann ist das nicht als Frage gemeint: Anlegen und los kloppen lautet die Devise, immer auf der Suche nach dem nächsten Schatz – und dem nächsten Gegner, dem man den Schädel zertrümmern kann. Das Loot-System treibt an, motiviert Spieler zu zusätzlichen Zwischenstopps abseits der Haupt-Story. Das gilt ebenso für die Nebenaufträge, die bezüglich ihrer Qualität von „Gestreckte Spielzeit“ bis hin zu „Húh!“ reichen. Teilweise katastrophal sind die World Events.
Unterhaltsam die sich allermeisten Quests, nicht zuletzt, weil es oft auf packende Kämpfe hinausläuft. Wenn man einen – oder besser noch mehrere – Gegner in der Ferne stehen sieht, fängt es bereits an, in den Fingern zu kribbeln. Man sprintet los, nutzt Ausweichmanöver, pariert Attacken, setzt Konter oder vollführt eine der Spezialattacken – alles hervorragend inszeniert und mit meist butterweichen Animationen umgesetzt. Abseits davon stellt sich manchmal das Gefühl ein, Eivor und Konsorten seien die Glieder in der norwegischen Kälte eingefroren, so steif bewegen sich die virtuellen Kämpfer über Schnee und Matsch.
Bei den Kämpfen merkt man diesem Assassin’s Creed auch sein Wikinger-Thema wieder an: Eivor springt beherzt Richtung Gegner, prügelt mit zwei Einhandäxten im Berserkermodus auf die Kontrahenten an – oder aber nutzt Strategien, die deutlich meuchelmörderischer sind, als der grobe Hieb mit der Zweihandaxt, die man ebenso ausrüsten kann wie Einhandwaffe plus Schild oder „Dual wield“.
Spannend ist vor allem das Ausdauer-System gepaart mit den neuen Schwachstellen. So hackt man dem Gegner in die Flanke oder schwächt ihn durch einen gezielten Pfeilschuss, achtet jedoch stets auf die noch verfügbare Ausdauer, die darüber entscheidet, ob man noch wehrhaft ist oder so gut wie tot.
Ähnliches gilt übrigens für die Gegnertypen, sodass man sich das System auch selbst zunutze machen kann. Das erlaubt es dem Spieler, statt mit stumpfer Gewalt, clever auf gegnerische Angriffe zu reagieren. Weil sich das Kampfsystem insgesamt sehr nah an Assassin’s Creed Odyssey hält, funktionieren die Grundlagen ebenso hervorragend, durch die Detailverbesserungen im Wikinger-Ableger aber noch einen Tick interaktiver und spannender. Letzteres begründet sich auch in der Tatsache, dass es einige neue Gegnertypen gibt; hinzu kommt eine Abkehr vom starken Fokus auf die Ausrüstung: Eivor ist von Beginn an wehrhaft. Wie gut man sich im Kampf schlägt, liegt tatsächlich größtenteils am Skill des Spielers.
Ebenfalls cool: Die Bosse greifen Themen auf, meist angelehnt an die nordische Mythologie. So geht es um Blitzgewitter, Teleportationen, manchmal auch um handfeste Distanzkämpfe, in denen der Gegner mit Fässern um sich wirft, die explodieren. Das sorgt nicht nur für optische Abwechslung, sondern erfordert unterschiedliche Vorgehensweise. Wichtig ist das, weil Eivor schnell ins Grad beißt, wenn man allzu unbedacht gegen Opponenten ins Feld zieht.
Loot und Skills? Vorhanden und irgendwie nicht – dennoch gut
Beim Equipment schlagen die Entwickler einen grundsätzlich anderen Weg sein – und zwar einen, der das Schätzesammeln deutlich reizvoller macht. Statt massenweise Kram auf den Spieler niederregnen zu lassen, verbessert man sich stetig durch seine wenigen Funde und passt die Ausrüstung soweit an, dass man sich auch zukünftig nutzen kann. So wenig motivierend weniger Beute zunächst auch wirken mag, Ubisoft Montreal kriegt die Kurve unter Rückgriff auf das Wikingerdorf, das dem Spieler als eine Art zentraler Hub dient, in dem sich jede Menge anstellen lässt – unter anderem eben Gegenstände aufwerten. Also hängt man irgendwie auch an seinem gesammelten Zeug, weil es sich nun langfristig nutzen lässt und den Spieler nicht nur zwei bis drei Level lang begleitet.
Spannend wird das in Kombination mit kleinen Puzzles, die in der Welt immer wieder auf Spieler warten. So zertrümmert man Interieur, in der Hoffnung auf das Entdecken von Geheimgängen; sucht sich alternative Wege in unzugänglich erscheinende Gebäude oder löst Rätsel, um in Häuser und Baracken zu gelangen. Wenn man dann im Inneren noch ein neues Ausrüstungsstück gefunden hat, ist nicht nur die Freude darüber groß, sondern man möchte das neue Teil auch für längere Zeit behalten – und genau das ist bei Assassin’s Creed Valhalla möglich.
Spielerische Fähigkeiten und Loot sind zwei der Säulen für Eivors Stärke, die dritte ist das Skill-System, bei dem Ubisoft diesmal auf unzählige passive Boni setzt und wenige starke Perks einstreut. Das gefällt längst nicht jedem, auch weil das dreigeteilte System dadurch etwas an Unterscheidungsmerkmalen verliert. Man kann sich zwar auf Nahkampf, Fernkampf oder Schleicherei spezialisieren, so richtig deutliche werden die Ausprägungen in der virtuellen Praxis aber nicht.
Auf leisen Sohlen unterwegs sein, kann man immer. Gegner wann immer man will hinterrücks töten allerdings noch lange nicht. Das liegt auch am Design der Spielwelt, die nicht in jeder Situation so angelegt ist, dass Meuchelmord ungesehen möglich ist. Echte Gelegenheiten für einen Überraschungsangriff sind rar: Es gibt wenig Vegetation, sprich Gebüsch, die zum Verstecken einlädt; auch Gebäude sind weitaus seltener in der Open-World platziert.
Das mag historisch gesehen auch tatsächlich so gewesen sein in Ostanglien, rein meuchelmörderisch gesehen bieten die vielfach spärlich bebauten Schauplätze aber manchmal wenig Anreiz für Schleichpassagen. Also spart man sich das meist direkt, packt die dicke Keule aus und choreografiert sich von Gegnergruppe zu Gegnergruppe – das macht nicht weniger Spaß, nimmt der Assassinen-Reihe aber zumindest etwas von ihrem Ursprungsgedanken, auch wenn man auf die Schleicheinlagen nicht gänzlich verzichten muss. Einige Schauplätze setzen bereits deutlich mehr an Mauerwerk. Und als Notlösung hat Eivor hat immer noch seinen Mantel: Kurzerhand übergezogen, kann man sich so Zugang zu Bereichen verschaffen ohne entdeckt zu werden.
Formelhafte Open-World
Fast scheint es, als hätten die „Könige der Open-World“ es nicht geschafft, die Umgebungen mit motivierenden Inhalten füllen zu können. Allzu oft wandert man umher, zwar nicht ziellos, aber grundlos. Manches Zwischenspiel erscheint derart belanglos, dass man sich fragt, weshalb man sich als knallharter Wikinger (m/w) überhaupt darauf einlassen sollte. Statt Loot sucht man Ressourcen, die man in sein Dorf investiert – einem Spielelement bei dem Assassin’s Creed Valhalla auftrumpfen kann und Eigenständigkeit beweist.
Es gibt mehrere Features, die Assassin’s Creed Valhalla so wertvoll machen als Open-World-Spiel:
- Wikingersiedlung: Die eigene Siedlung ist der Dreh- und Angelpunkt für die Abenteuer von Eivor.
- Die „Crew“: Eivor kann seine Mannen zusammenstellen.
- Langboot: Der Kahn erleichtert die Reise, sorgt für Entspannung und lässt sich anpassen. Schlachten spielen sich aber an Land ab.
- Fähigkeiten: Ubisoft Montreal setzt weiterhin auf RPG, allerdings in einer etwas abgeschwächten Form. Wichtiger ist, wie Spieler mit ihrem Charakter umgehen und nicht, wo sie wann, welche Punkte investieren.
- Mini Games: Gibt es, um für etwas Abwechslung zu sorgen.
- Festungskämpfe: Plünderungen und Angriffe spielen eine große Rolle, hinzu kommen Eroberungsschlachten an Burgen.
- Loot: Auch hier setzen die Entwickler auf Veränderung. Ausrüstung soll nun beständiger sein und den Spieler länger begleiten.
- Spielerische Freiheit: Die Open World ist tatsächlich offener für das Interesse des Spielers. Nicht ein Levelsystem entscheidet, wann man Abenteuer angeht.
Doch es gibt auch diese Passagen abseits der Haupt-Story, da ist man als Spieler zu sehr selbst dafür verantwortlich, für Unterhaltung zu sorgen. Hier hätte das Spiel den Spieler enger an die Hand nehmen dürfen, Open-World hin oder her. Richtig langweilig wird das aber nie: Assassin’s Creed Valhalla schafft es – wie auch die Vorgänger – spaßige Momente auf den Bildschirm zu zaubern. Dafür nimmt man die eine oder andere Länge gern in Kauf.
Das gilt umso mehr, weil die Hauptgeschichte und auch viele Neben-Quests durchaus überzeugen können, auch wenn sich das Wikinger-Drumherum als ziemlicher Klassiker erweist, dessen Inhalte man schon in mehr als einem Film gesehen hat. Wer bei der grundsoliden Story abwinkt, kann sich ja an die tollen Kämpfe halten – gegen einzelne Bosse oder Massen von Fallobst. Das macht nämlich jede Menge Spaß.
Die Entwickler bei Ubisoft Montreal haben einen durchaus facettenreichen Open-World-Spielplatz erschaffen, der nicht an jeder Ecke perfekt ist, aber durch Beständigkeit punktet. Es gibt viele kleine Story-Stränge, denen man folgen kann, viele Charaktere, die man kennenlernen kann, auch wenn einige davon letztendlich blass bleiben. Assassin’s Creed Valhalla lädt Spieler dazu ein, sich ihre eigene Geschichte zu schreiben, unterstützt wird das durch mehr Flexibilität bei der Abfolge der gewählten Herausforderungen. Im Gegensatz zu Origins oder Odyssey ist man nämlich nicht daran gebunden, Gegner seines eigenen Levels entsprechend anzugehen. Man kann durchaus versuchen, in noch nicht vom Spiel empfohlenen Regionen zu berserken, man muss dann nur besser agieren als der jeweilige KI-Gegner.
Infobox
Spielerzahl: 1
Alter: USK 18
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: mittel bis hoch
Genre: Action-Rollenspiel
Untergenre: Open-World-Action
Publisher: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft Montreal
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2020
Plattformen: PC, Playstation 4, Xbox One, Google Stadia, Xbox Series X|S, Playstation 5
Sprache: Deutsch
Kosten: ab 69,99 Euro
Fazit
Man kann in Eivors Fellstiefelchen als Wikinger (m/w) aufgehen, sich in eine raue Welt stürzen, Spaß haben, nordischer Kriegsheld (m/w) sein – und sich gleichzeitig vielen Fragenzeichen gegenübersehen: Minigames? Quest-Reduzierung? Weniger geiler Loot? Eine Abwandlung des Fähigkeitensystem? Warum? Spielerisch bot der direkte Vorgänger Assassin’s Creed Odyssey doch so viele grandiose Ansätze, die man einfach unangetastet hätte übernehmen und in ein nordisches Gewand kleiden können. So geht längst nicht jedes Experiment auf, an dem Ubisoft sich mit Assassin’s Creed Valhalla versucht.
Der neueste Ableger aus der Meuchelmörder-Reihe zehrt maßgeblich von seiner tollen Atmosphäre, der Geschichte, dem Wikinger-Dorf und den spannend inszenierten Kämpfen. Wenn man Assassin’s Creed Valhalla eines nämlich nicht vorwerfen kann, dann ist es ödes Button-Smashing. Auf den vielen Schlachtfeldern – der Name ist Programm – wird der Fortschritt der Reihe besonders deutlich, abseits davon zeichnet sich ein anderes Bild. Trotzdem funktioniert die Wikinger-Open-World größtenteils wunderbar, erzählt Geschichten und motiviert dazu, sein eigenes episches Abenteuer zu kreieren. Stets präsent ist dabei die Siedlung, von der aus man seine Missionen startet, aber auch den Gegner und seine taktischen Manöver verfolgt – alles verbunden mit dem Vorantreiben des Ausbaus. So ergeben sich im Spielverlauf immer wieder neue Optionen, die zunächst kurzfristig Freude bereiten und langfristig nützlich bleiben.
Als Fan am Gamepad wird man spielerisch meist auf einem soliden Level gefordert, echte „Challenges“ sind aber rar gesät. Die härteste Aufgabe liegt für Spieler darin, so selektiv mit den gebotenen Inhalten umzugehen, dass man jederzeit einen echten Unterhaltungswert aus Assassin’s Creed Valhalla ziehen kann. Mitunter öde Passagen wechseln sich immer wieder mit kleinen Highlights ab. Ohne all das Drumherum, mit einem Fokus auf „Fights“ und „Stealth“ wäre der neueste Ableger zwar nur eine Essenz aus dem, was einem bei Assassin’s Creed sonst so präsentiert wird, aber es wäre die unterhaltsamere Alternative gewesen – nämlich die ohne Leerlauf.
Assassin’s Creed Valhalla spielt sich durch grundlegende Veränderungen deutlich anders als die Vorgänger, was einerseits erfrischend wirkt, andererseits aber auch schade ist, denn Origins und Odyssey hatten viele Highlights zu bieten, denen man nun teilweise nachtrauert. Also gilt: man muss sich auf Ubisofts neue Open-World-Formel einlassen können, dann hat man auch mit Assassin’s Creed Valhalla mindestens so viel Spaß wie in vorangegangenen Serienteilen. Mit dem eigenen Wikingerdorf, den spannenden Kämpfen, den vielen Überfällen und Plünderungen und der insgesamt grandiosen Atmosphäre des mittelalterlichen England hat der aktuelle Ableger mehr als genug Reize, um viele – vielleicht erneut hunderte im Verlauf der Season – Stunden mit Eivor und seinen Schlachtkumpanen zu verbringen.
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