Star Wars: Die Reise nach Batuu ist der neueste Streich von Electronic Arts, um die mächtige Lizenz im Games-Segment weiter auszuschlachten. Statt spielerischer Eigenständigkeit, wird Star Wars diesmal in ein bereits bestehendes Spiel eingebettet: ausgerechnet in Die Sims 4. Das Verrückte daran ist, dass das Gameplay-Pack tatsächlich einen spielerischen Reiz entfaltet, es krankt an anderen, elementaren Dingen – der Zielgruppe des Grundspiels zum Beispiel. Am Ende bleibt ein Versuch übrig, neue Spieler für die Life-Sim zu begeistern. Ob und wie gut das gelingt, verraten wir im nachfolgenden Test zu Sims 4: Star Wars – Reise nach Batuu.
Als Electronic Arts vor einige Monaten ankündigte, man werde die Star-Wars-Lizenz zukünftig verstärkt bearbeiten, hatten Spieler keine Ahnung, dass ausgerechnet die Life-Sim Die Sims 4 um intergalaktische Inhalte erweitert würde. Egal, ob man diese Grundidee nun mag oder nicht: Das Gameplay-Paket Reise nach Batuu ist für die Sims 4 offiziell erhältlich – und überrascht mit Liebe zum Detail. Droiden, Lichtschwerter, für Star Wars typische Bekleidung, sogar die Möglichkeit, ihr Haus entsprechend zu designen: all das bietet das Gameplay-Paket. Es richtet sich vornehmlich an Star-Wars-Fans, nicht an Sims-Fans- und ist daher ein cleverer Kniff, um die Zielgruppe der populären Life-Sim zu erweitern.
Batuu? Das ist doch…
Per Sims-Smartphone geht es los: Einfach in dem Universum startet nämlich niemand, alles beginnt mit der namensgebenden „Reise nach Batuu“, die man genau so auswählt, als würde man in die virtuelle Nachbarschaft fahren. Batuu? Das ist doch… genau, die neue Star-Wars-Spielwelt im Disney-Themenpark Star Wars: Galaxy’s Edge in Walt Disney World. Was Electronic Arts mit dem neuen Content-Päckchen bietet, ist daher eine Lizenzadaption über mehrere Ebenen hinweg. Der Kniff ist so einfach wie genial: Fans erwartet damit zu einem gewissen Teil eine völlig unbekannte Welt – und weil das so ist, darf man die Erwartungen niedrig ansetzen.
Die Sims 4 vorher gespielt haben muss man aber nicht. Wer erst durch das intergalaktische Update auf Electronic Arts‘ Life-Sim aufmerksam geworden ist, kann mit dem Star-Wars-Part seine Premiere feiern. Das typische Sims-Konzept bleibt erhalten: Spieler schlüpfen in die Rolle eines virtuellen Alter-Ego und spielen nun vermutlich jenen Alltag nach, von dem man in den Star-Wars-Filmen so gut wie nichts sehen kann. Die Reise nach Batuu bietet damit einen Blick hinter die Kulissen der epischen Geschehnisse und beantwortet eine zentrale Frage, die sich vermutlich schon viele Fans gestellt haben: Was machen Heldinnen und Helden, wenn sie nicht grade dabei sind, die Galaxis zu retten?
Wenn die Sims 4 ein gutes Grundspiel ist, dann sollte es mit dem – ohnehin optionalen, weil mit Zusatzkosten verbundenen – Gameplay-Paket nicht schlechter werden. Das würde die Logik gebieten, sofern Electronic Arts nicht tiefgreifende Fehler in ein Spiel bringt, das über viele Jahre und im Laufe vieler AddOns gereift ist. Die Sims 4 als virtuelle Alltagssimulation erzählt herrlich absurde Geschichten aus dem Leben jener Pixel-Familien, deren Geschicke die Spieler lenken. Dass dabei auch Mods unterstützt werden, ist ein elementarer Faktor, um den Langzeitspaß aufrecht zu erhalten.
Ohnehin gehört die Die Sims zu den erfolgreichstes Games-Serie für den PC überhaupt: Zig Millionen Exemplare konnte Electronic Arts absetzen, dahinter muss sich Qualität verbergen – oder zumindest genügend Anreiz, die der eigentlich simplen – und stinklangweilig klingenden – Idee zu solchen Erfolgen verhelfen.
Ja, Die Sims 4 ist ein Phänomen, auch heute noch. Sogar, wenn das Spiel in seiner Grundversion im direkten Vergleich mit dem Vorgänger nicht standhalten kann. Auch wenn Schluss war mit Open World, die Zeit hat gezeigt, dass die Sims 4 zu einem Alltags-Sandkasten herangewachsen ist, in dem immer neue Gameplay-Pakete jene Geschichten weiter erzählt haben, die einst mit der Erstellung eines virtuellen Alter-Ego (oder inzwischen unzähliger Klone) begonnen haben. Mit den Jahren ist Die Sims 4 nicht schlechter, sondern besser geworden. Viel besser.
Die Sims 4 läutet Star-Wars-Season ein
Die Unterschiede sind diesmal grundlegend: Keine Jahreszeit, kein Fest wird dem Grundspiel übergestülpt, sondern ein ganzes Universum. Damit verändert sich alles: Optik, Sound, Spielhandlungen. Jedes Detail aus Die Sims 4 wurde mit dem Gameplay-Paket Die Reise nach Batuu umgearbeitet, quasi auf eine Marke ausgerichtet. An dem grafischen Konstrukt hat sich damit rein technisch nichts verändert. Die charmant-kantigen Sims-Charaktere sehen immer noch genauso aus – und auch ihren steifen Gang haben sie behalten. Alle Unzulänglichkeiten aus der Grundreihe finden sich auch im Star-Wars-Pendant wieder, das gilt allerdings auch für alle jene spielerischen Kniffe, die Die Sims zu einem unterhaltsamen Titel machen.
Grundsätzlich ist das Gameplay-Pack daher für jeden geeignet und genau das liegt eines der Probleme. Es gibt bei Die Sims 4 eine eng umgrenzte Zielgruppe: zumeist Gelegenheitsspieler; nicht unbedingt mit einem Hang zu Space-Action; vornehmlich, aber nicht nur, weiblich. Das klingt wie das Kontrastprogramm zu Star Wars, egal ob Film, Spiel, Buch oder Merchandise. Und so ist die Reise nach Batuu ein Stücke geiler Content für ein solides Grundspiel, der jedoch die Zielgruppe ungefähr so gut zu treffen vermag, wie ein Wookie mit ein Scharfschützengewehr.
Dennoch: Fans von George Lucas‘ Universum profitieren von diesem ungewöhnlichen Konstrukt und da liegt wiederum eine Chance für die Spielreihe. Wer mit der Space-Opera nicht anfangen konnte, den wird auch die Reise nach Batuu kaum umstimmen. Und wer Die Sims 4 spielt, um den schnöden Alltag von Erdenbewohner nachzuspielen, der wird vermutlich ebenso wenig zu dem Star-Wars-Paket greifen. Wer mit der Grundserie bislang allerdings nichts am Hut hatte, Lust auf Star Wars oder zumindest intergalaktische Abenteuer hat, der bekommt mit dem neuen Gameplay-Paket gelungene spielerische Alternativen geboten.
Die Reise nach Batuu startet man sims-typisch, somit ist der Inhalt perfekt ist die Serie eingebettet: Man greift zum Telefon und ordert seine Reise. Ein Rundgang durch den Blackspire-Outpost bildet das Grundgerüst für Abenteurer Cool ist: Nach einigen Einführungsaufgaben schließt man sich einer der drei Fraktionen – es gibt die Freibeuter, den Widerstand und die Erste Ordnung an – und wählt somit die Rolle, die man in dem Space-Adventure zu übernehmen gedenkt.
So verdingt man sich die Zeit als Schmuggler, kämpft für den Widerstand oder verfällt absichtlich direkt der dunklen Seite der Macht. Dann entspinnen sich zahlreiche neue Missionen, die zwar simpel, aber stets unterhaltsam sind. Bereits dort trifft man auf erste bekannte Charaktere. Wer will, hängt einfach nur in der Cantina ab. Vieles ist möglich – und genau das macht Spaß. Man muss sich nicht in den Kampf stürzen, kann aber mit Lichtschwerter hantieren, wenn man möchte. Die Reihe bleibt sich ihren Wurzeln treu: Vieles kann, nicht muss, man bestimmt über den Alltag des Charakters. Weil einfach nur an der Theke sitzen und Blaue Milch trinken auf Dauer öde ist, reizen die Missionen dann doch, immerhin sind sie auch der Kern des Gamepacks. Spoilern wollen wir nicht, am meisten Spaß bringt es, sich völlig unvoreingenommen auf das Abenteuer einzulassen. Man mag es kaum glauben, aber schnell entwickelt sich eine Sogwirkung: Nur noch eine Mission…
Die Atmosphäre ist gelungen. „Star Wars“ ist überall: optisch, spielerisch, soundtechnisch. Nicht ganz mithalten kann da der Wuselfaktor. Einige Sims mehr hätten den Distrikten sicher nicht geschadet. Batuu wirkt dadurch weitaus weniger lebendig als es sein sollte. Auch Chancen haben die Entwickler verpasst, wenn es etwa darum geht sich mit dem Helden der Galaxis zur Nachtruhe zu betten – davon sieht man nämlich nichts. Ähnliches gilt für die Morgenrituale oder die Shops. Schade, hier wäre deutlich mehr drin gewesen. Durchaus reizvoll ist allerdings, seinen Sim mit allerlei Kleinod auszurüsten. Wer genügend Missionen durchgeführt hat, geht Shoppen – und zwar für sein „echtes Eigenheim“ in Sim-City.
So gibt es nicht nur die für Star Wars typische Bekleidung sondern auch Luxus-Interieur, darunter Deko-Elemente. Sogar das eigene Lichtschwert kann man sich bauen und damit gegen andere Sims ins Duell gehen oder man baut sich einen Droiden, der einem fort an folgt. Die Verbindung zwischen dem klassischen Die Sims 4 und dem Gameplay-Pack Die Reise nach Batuu ist den Machern mehr als gelungen. Aus seinem Space-Urlaub nimmt man vieles mit, sogar die Gerichte zum Nachkochen am heimischen Herd. Damit ist auch die Reise nach Batuu kein in sich abgeschlossenes Konstrukt, sondern eine tatsächlich Ergänzung zum schnöden Sims-Alltag, der dadurch ordentlich aufgepeppt wird.
Rein inhaltlich gibt es wenig auszusetzen an Star Wars: Die Reise nach Batuu. Drei neue Fraktionen, ganz viel Deko, kurzweilige Missionen, Lichtschwert, Treffen mit ikonischen Charakteren und jede Menge Star Wars bieten Unterhaltung für mehrere Stunden. Dass auch wiederkehrende Missionen regelmäßig auftreten, kann man verschmerzen – oder sich einfach an die Aufträge der aus der Lizenzvorlage bekannten Charaktere halten. Die sind nämlich wirklich gelungen.
Infobox
Spielerzahl: 1 Spieler
Alter: ab 6 Jahren
Spieldauer: 50+ Stunden mit Grundspiel
Schwierigkeit: einfach
Langzeitmotivation: hoch
Publisher: Electronic Arts
Entwickler: Maxis
Erscheinungsjahr: 2020
Plattform: PC, Playstation 4, Xbox One
Sprache: deutsch
Kosten: 50 Euro (Bundle mit Grundspiel)
Bilder zu Die Reise nach Batuu
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Fazit
Mangelnden Mut kann man Maxis und Electronic Arts nicht vorwerfen: Statt wie von der Community gewünscht auf Pferde oder Autos zu setzen, gibt es Droiden und Sternenjäger. Das Gameplay-Pack Die Reise nach Batuu macht vieles anders als die Fans gern hätten. Der Steckbrief eines Sims-Fans ändert sich damit grundlegend: Statt 15 Jahre altes Pferdemädchen dürfen nun auch nerdige Dunkle Lords der Sith oder leidenschaftliche Sabacc-Spieler viele Stunden mit der Alltagssimulation verbringen. Damit spricht das Star-Wars-Gameplaypack zwar eine völlig neue Zielgruppe an – ignoriert jedoch die langjährigen Fans, deren Wut-Sturm EA hat über sich ergehen lassen müssen.
Rein spielerisch ist Die Riese nach Batuu ein gelungenes Werk: Maxis schafft es, dass sich Die Sims 4 tatsächlich nach Inhalten aus der Lizenzvorlage anfühlt. Die authentischen Umgebungen erzeugen Star-Wars-Flair, und zwar nicht zu knapp. Was Spieler geboten bekommen, ist nur eine grafische Decke, sondern wirklich unterhaltsam und mit Content angereichert. Stellenweise fühlt die Die Reise nach Batuu wie ein Auszug aus einem Rollenspiel an, natürlich ohne dessen Komplexität zu erreichen. Es ist „Star Wars für zwischendurch“, ein kleines Abenteuer ohne die Verpflichtung, intergalaktische Zusammenhänge erfahren und erspielen zu müssen. Die zahlreichen Auftritte bekannter Figuren sorgen immer wieder für schöne Momente.
Schnell langweilig wird es nicht mit dem Gameplay-Paket, im Gegenteil. Es gibt einiges zu tun, darunter manchmal leider auch das Abspulen eher stupider Missionen. Insgesamt zieht sich die Lizenz aber durch das Paket wie ein roter Faden: Alles, was in Star Wars relevant ist, gibt es auch auf Batuu – vom Lichtschwert bis zum Sturmtruppler. In diesen kleine Welt in der großen Welt einzutauchen macht Spaß und reichert die Erlebniswelt aus Die Sims 4 spürbar an. Das müsste – trotz aller Kritik an dem Paket – auch Nicht-Fans dazu animieren, wenigstens einen Blick zu riskieren. Und noch etwas steckt hinter diesem Kniff: Es ist Maxis und Electronic Arts Versuch, eine gigantische Filmwelt samt zugehöriger Lizenz in einem Videospiel unterzubringen, das für Spaß auf dieser Ebene eigentlich gar nicht steht. Man stelle sich nun vor, welch tolle Filme- und Serien-Themen es noch so gäbe…
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Electronic Arts Die Sims 4 + Star Wars Reise nach Batuu (GP9)... * | 14,89 EUR |
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