Gaming als Hobby boomt. Der Trend ist nicht aufzuhalten: Nach aktuellen Auswertungen des Verbandes der deutschen Games-Branche spielen sechs von zehn Deutschen – und die Leidenschaft für Videospiele nehmen viele offenbar mit ins Alter: der durchschnittliche Spielefans ist inzwischen 37,9 Jahre alt. Diese Zahlen bestätigt der VPN-Netzwerkanbieter ExpressVPN, der eine eigene Umfrage startete: demnach sitzen vor allem Millennials gern am PC oder der Konsole. 

Zu Zeiten der Corona-Pandemie erlebte das Videospiele einen enormen Boom, inzwischen hat sich der Markt wieder stabilisiert – „auf hohem Niveau“, wie der Bundesverband Game (Eigenschreibweise: game) auf Basis von GfK-Daten und „Data.ai“ analysiert hat. Die pandemische Zeit mit spürbaren Einschränkungen bis hin zu teilweisen Lockdowns bescherte der Branche deutlich Umsatzsprünge – und der Wunsch nach neuen Games, Apps und In-Game-Items ist zumindest nicht gesunken im vergangenen Jahr: am Ende steht ein minimales Plus von einem Prozent. Spürbar nach oben ging es weiterhin für Gaming-Online-Services, etwa Abo-Dienste oder Cloud-Dienstleistungen. Dort hüpft der Umsatz um satte 20 Prozent von rund 719 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 866 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Insgesamt ist der deutsche Games-Markt damit fast zehn Milliarden Euro schwer. 

Videogames kein Hobby ausschließlich für Junge

Nicht nur die Umsätze haben sich stabilisiert, auch für die Anzahl der Gaming-Fans gilt das. Die Pandemie lockte zahlreiche Neugierige an, und auch im vergangenen Jahr ist der Wunsch nach Abenteuern in virtuellen Welten offensichtlich stark gewesen: Sechs von zehn der Sechs- bis 69-Jährigen in Deutschland verbringen ihre Zeit mit Videospielen. Das Geschlechterverhältnis ist nahezu ausgeglichen: 48 Prozent der Spielenden in Deutschland sind Frauen, 52 Prozent Männer. 

Der Altersdurchschnitt ist weiterhin leicht gestiegen auf nun 37,9 Jahre. Auch wenn man Spiele und Spielen oft mit einem besonders jungen Publikum verbindet: der überwiegende Teil ist mindestens 18 Jahre alt. Laut Bundesverband machen die volljährigen Spielefans den Löwenanteil von 78 Prozent aus. 

Der Dienstleister ExpressVPN bestätigt die Altersdaten mit einer eigenen Umfrage: Demnach spielen Millennials, also Menschen im Alter zwischen Ende 20 und Anfang 40, mehr als jüngere Spielefans der sogenannten Generation Z (Gen Z), die Menschen im Alter bis 20 Jahren meint. Damit ähneln die Daten in den Vereinigten Staaten und Großbritannien denen aus Deutschland – das zumindest legt die Umfrage nahe, für die der VPN-Dienstleister Antworten von 1.000 Fans in den USA sowie 1.000 Fans aus UK ausgewertet hatte. 

Spielzeit: Je oller, desto doller

Überraschend ist dabei nicht bloß das Durchschnittsalter der Spielefans, sondern auch ihr Gaming-Verhalten. Laut Umfrage ist es die Altersgruppe der Menschen im Alter von 46 bis 55 Jahren, die pro Woche am meisten am PC oder der Konsole sitzen oder mit dem Smartphone spielen: 18 Prozent geben an, mehr 24 Stunden wöchentlich zu zocken. Zum Vergleich: Bei den 16- bis 25-Jährigen sind es lediglich drei Prozent.

Grundsätzlich gilt damit: Je älter eine Spielerin oder ein Spieler ist, desto höher ist auch der Games-Konsum pro Woche. Ebenfalls interessant, aber weitaus weniger überraschend ist die Tatsache, dass Millenials vorrangig nach Feierabend spielen. „Silver Gaming-Fans“ stehen oft mit beiden Füßen im Berufsleben, können ihrem Hobby demnach vielfach nur nach der Arbeit frönen. Aber: 59 Prozent der Befragten gaben an, auch dann noch zu spielen, wenn sie wissen, „dass dies ihren Schlaf stören oder sich negativ auf ihre anderen Pflichten auswirken kann“. Das dürfte so mancher Fan aus eigener Erfahrung kennen, beispielsweise wenn ein neues Spiel auf den Markt kommt und die Startzeit in der Nacht liegt. Beobachten kann man derartiges Verhalten immer wieder mit dem Release von Inhaltsupdates zum Beispiel bei populären MMORPGs wie World of Warcraft: Fans scheuen hier kaum eine Gamingsession, die dann meist erst um Mitternacht beginnt.  

Gründe für den erhöhten Games-Konsum bei Älteren liegen bei genauer Betrachtung auf der Hand: Sie sind meist schlicht mit dem Thema aufgewachsen. In ihre Jugendzeit oder das Kindesalter fallen die größten Gamesplattform-Veröffentlichungen – etwa Nintendos NES und SNES, Segas MegaDrive oder die Playstation 1 von Sony. Und auch gute Gaming-Computer sind gute Einstiegsmöglichkeiten in das Hobby gewesen, dem man nun treu bleibt. In den Achtzigern und Neunzigern sind Videogames von Nischenprodukten zu Massenware geworden – entsprechend groß ist der Reiz für Fans aus jenen Geburtszeiträumen. Und: Millenials sind meist finanziell deutlich besser aufgestellt, können sich Spiele und Hardware leisten. 

Die Gefahr der Gaming-Sucht ist bei einem ausgeprägten Konsum latent: Rund fünf Prozent der Millenials sagen von sich, sie fühlten sich spielsüchtig. Bei der Gen Z sind es drei Prozent. Spielen in Maßen ist daher angesagt, nicht zuletzt, weil die Entspannung einer Session mitunter in negative Emotionen umschlagen kann. Beispielsweise, wenn sie ihre Lieblingsspiele nicht zocken können, wie aus der Umfrage von ExpressVPN hervorgeht. Besonders häufig auf dem Bildschirm zu sehen sind übrigens Shooter – bei Frauen und Männern. Und das Smartphone hat andere Plattformen längst als favorisiertes Spielegerät abgelöst.