In einem Monat beginnt in Essen mit den Internationalen Spieletagen die weltgrößte Messe für Gesellschaftsspiele. Die SPIEL’17 findet vom 26. bis zum 29. Oktober 2017 in der Grünen Hauptstadt Europas statt, um Fachbesucher, Pressevertreter und Spielefans aus der ganzen Welt zu begeistern. An den Messetagen werden rund 175.000 Brettspieler erwartet, die Neuheiten und Trends aus der Spiele- und Spielwarenbranche nicht nur anschauen sondern auch ausprobieren und kaufen dürfen.
Wir haben die wichtigsten Trends und Informationen zur SPIEL’17 in Essen zusammengefasst.
Allgemeine Informationen zur SPIEL’17 in Essen
Wenn die SPIEL’17 am 26. Oktober 2017 ihre Pforten für das Publikum öffnet, strömen an den vier Messetagen mehr als 170.000 Brettspielfans in die Halle der Messe Essen. Die positive Entwicklung der Spielwarenbranche setzt sich auch in diesem Jahr fort. 1.200 Neuheiten warten darauf, von Spielebegeisterten aus der ganzen Welt getestet und gekauft zu werden. Rund 1.100 Aussteller aus 51 Ländern stellen ihre Ideen und Produkte dem Publikum vor. Mit insgesamt 72.000 Quadratmetern ist die Ausstellungsfläche der SPIEL’17 um knapp 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Neu hinzu kommt in diesem Jahr die gesamte Fläche der Messehalle 8. Den kompletten Hallenplan finden Besucher auf der Webseite des Friedhelm Merz Verlags.
Gesellschaftsspiele sind lange keine Randerscheinungen der Spielewelt mehr, sondern feste Größen, die ihren Teil zur Entschleunigung der Gesellschaft beitragen. Auch wenn einzelne Hybrid-Brettspiele, wie beispielsweise Interaction von rudy Games oder Villen des Wahnsinns 2nd Edition von Asmodee, digitale Technologien mit Brettspielmechaniken kombinieren, ist die Abkehr von reinen digitalen Unterhaltungskonzepten auch unter jungen Spielerinnen und Spielern spürbar. Ob Legacy-Mechanik, Einmal-Spiel oder storydichte Abendunterhaltung: Verlage und Autoren beeindrucken und begeistern Spielefans mit ihren Interpretationen moderner Spielideen.
Dass eine Vergrößerung der Ausstellungsfläche und ein breiteres Angebot an Ausstellern einen erhöhten logistischen Aufwand für Produkt- und Besucherströme bedeutet, haben die Veranstalter erkannt. Wie im letzten Jahr, können Käufer von Brett- und Gesellschaftsspielen ihre Errungenschaften einfach per Verpackungs- und Versand-Service weltweit verschicken. Um das Angebot zu erweitern wurde die Standfläche der Versanddienstleistung für die SPIEL’17 verdoppelt sowie zusätzlich mehr Personal eingestellt.
Auch die allgemeine Verkehrssituation haben die Organisatoren vom Friedhelm Merz Verlag im Blick. Um Besucher bequemer und schneller zu den Hallen der Messe Essen zu befördern, stellt die Essener Verkehrs AG an allen vier Messetagen doppelt so viele U-Bahnen zur Verfügung wie im Vorjahr. Das dürfte zumindest am Essener Hauptbahnhof für spürbar weniger Gedrängel und somit mehr Entspannung sorgen. Die Parkplatzsituation der letzten Jahre war für viele Besucher, die mit dem PKW anreisen, ein wesentlicher Kritikpunkt. Für die SPIEL’17 stehen deutlich mehr Parkmöglichkeiten zur Verfügung, sodass auch für diesen Bereich eine Verbesserung zu erwarten ist. Am Samstag und Sonntag wird für Besucher neben den Parkplätzen P1, P2, P3, P5 und P9 auch der Parkplatz P11 geöffnet. Zudem sind auf Parkplatz P10 zusätzliche 5.000 Parkmöglichkeiten verfügbar. Dort mit dem besonderen Service des Eintrittskartenkaufs samt Shuttlebus-Transport zum Messeeingang.
Wer kurzfristig nach einer Unterkunft sucht oder Empfehlungen zu Gastronomie oder Sightseeing in der Ruhrmetropole Essen wünscht, sollte die hilfsbereite Brettspiel-Community über die Sozialen Netzwerke Twitter oder Facebook um Rat fragen.
Gern helfen auch wir euch bei Nachfragen weiter.
Hilfreich ist für Erstbesucher auch unser Survival-Guide zur SPIEL’16 aus dem Vorjahr.
Ebenfalls für Kritik sorgten die Wartezeiten und Überfüllungen an den Garderoben. Die Öffnung eines dritten Eingangs über die Galeria soll für einen schnelleren Einlass in die Hallen sorgen. Insbesondere die Zurverfügungstellung von 900 zusätzlichen Garderobenplätzen im Bereich der Galeria dürfte Brettspielfans freuen.
Die Organisatoren haben sich für die SPIEL’17 in Essen im Sinne der Besucherinnen und Besucher viele Gedanken gemacht. Alles scheint besser geplant und vorbereitet zu sein, sodass die Internationalen Spieltage mit Comic Action 2017 erneut Besucherrekorde brechen können.
Trends der Spiel’17: Die angesagtesten Neuerscheinungen
Escape-Spiele lagen im letzten Jahr voll im Trend. Bestätigt wurde der Erfolg derartiger Spielkonzepte durch die Wahl zum Kennerspiel des Jahres 2017. Die Auszeichnung ging für den ersten Schwung der EXIT-Spielereihe an das Autorenpaar Brand und den KOSMOS Verlag. Dass Escape-Games keine Eintagsfliegen waren, zeigt sich an dem fortgesetzten Trend auf der SPIEL’17. Escape-Room und EXIT-Spiele werden auch in diesem Jahr unter den ausgestellten Gesellschaftsspielen zu finden sein. Noris Spiele lockt Fans mit einem völlig neuen Spielerlebnis und kombiniert bewährte Spielmechaniken mit dem Einsatz einer Virtual-Reality-Technologie.
In den ESCAPE-Room Ablegern Submarine sowie Behind Enemy Lines tauchen Fans mittels Smartphone-App und dem Spiel beiliegender VR-Brille in die Spielszenarien ein. Innerhalb der virtuellen 360-Grad-Umgebung können Nutzer die Spielwelten durch Kopfdrehungen und Nickbewegungen frei erkunden.
Der Verlag KOSMOS setzt dagegen auf die Erweiterung der Erfolgsreihe EXIT. Mit den Neuerscheinungen des aktuellen Spielejahres wird die Zielgruppe der EXIT-Spiele vergrößert. Die Trilogie EXIT – Die drei ??? spricht Entdecker und Rätselfans ab 10 Jahren an. EXIT – Der Tote im Orient-Express ist dagegen für Profi-Spieler gedacht und lockt mit einem spannenden Setting. Die neuen Ableger* aus der EXIT-Serie erscheinen am 16. Oktober 2017 und damit kurz vor Messebeginn.
Altbekannt und weiterhin angesagt sind sogenannte Legacy-Spiele. Das Spielkonzept arbeitet mit einer, sich durch stetiges Weiterspielen verändernde Spielumgebung und erlaubt es Spielern, sich eine völlig individuelle Spielerfahrung zu erarbeiten. Auf der SPIEL’17 werden neue Brettspiele vorgestellt, die auf dem erfolgreichen Legacy-Mechanismus basieren. Asmodee schickt mit Pandemic Legacy Season 2 die Fortsetzung der Erfolgsreihe ins Rennen und schickt Spieler erneut in ein düsteres Zukunfts-Setting rund um tödliche Seuchen und die Ausrottung der Menschheit. Ziel ist es, einen todbringenden Virus innerhalb einer festgelegten Spielzeit zurückzudrängen, um die Erde für Menschen bewohnbar zu machen.
Als Alternative bietet Feuerland Brettspielfans eine Idee von Jamey Stegmaier an: Charterstone. Im Verlauf von festgelegten 12 Spielen bauen 1 bis 6 Spieler ab 14 Jahren in einem nicht-kooperativen Regelsetting ein Dorf auf, das sich alle Spieler teilen bzw. unterteilen. Mit der Weiterentwicklung der Dorfumgebung schalten Spieler nach und nach unzählige Aktionsmöglichkeiten frei. Neu entstandene Gebäude und Spielelemente verbleiben permanent im Spiel und machen aus Charterstone ein völlig individuelles Erlebnis. Der Clou: Nach Beendigung der Kampagne kann der Titel von Jamey Stegmaier, der auch das Experten-Spiel Scythe entwickelt hat, als klassisches Workerplacement-Brettspiel weiter genutzt werden. Optional sorgt ein Recharge Pack dafür, dass Fans die Kampagne ein weiteres Mal durchspielen können. Charterstone erscheint in der deutschen Version bei Feuerland Spiele im Dezember 2017.
Einen anderen Weg geht Friedemann Friese mit der neuen Reihe Fast Forward. Hinter dem wohlklingenden englischen Titel der Trilogie, die bei 2F-Spiele erscheint, verbirgt sich ein Spielkonzept, das ein langes Regelstudium obsolet machen soll. Selbstverständlich liegt den drei Titeln der aus dem Erfolgsspiel Fabelsaft* bekannte Spielmechanismus zugrunde: Statt sich das Regelwerk vor Spielbeginn durchzulesen, entdecken die Spieler das Ruleset schrittweise während des Spielens.
Jedes Kartenset der Einzeltitel Festung, Flucht und Furcht besteht aus jeweils 90 Karten. Spielpartien können zudem jederzeit auf den Anfang zurückgesetzt und neu begonnen werden. Für Abwechslung ist bei Fast Forward indes gesorgt, denn jeder Titel ist für sich völlig eigenständig und arbeitet mit einer jeweils eigenen Spielidee.
Das Gesetz der Serie
Viele Nachrichten und Vorberichte zur SPIEL’17 drehen sich um Erweiterungen bestehender Spieletitel oder um geschicktes Recycling bekannter Marken. KOSMOS bringt mit dem Brettspiel Das Fundament der Ewigkeit zwar einen neuen Titel auf den Markt, der im Grund jedoch die Erweiterung zu Ken Folletts Kingsbridge-Saga darstellt.
Zu Fabelsaft erscheinen ebenso neue Erweiterungen wie zu diversen Star Wars Brettspielen aus dem Hause Asmodee bzw. Fantasy Flight Games. Bei all den bekannten Namen wünscht man sich als Brettspieler fast schon ein wenig mehr Mut. Heiß diskutierte Beispiele sind die „Neukreationen“ des Erfolgsautors Eric M. Lang, dem Kopf hinter Brettspielen wie Blood Rage, Rising Sun oder The Godfather. Jeder der Titel mag für sich gesehen spielerisch hochkarätig – zumindest aber solide – sein. Untereinander verglichen, lassen alle Titel abseits der Materialschlachten echte Innovationen vermissen. Langfristig reicht es nicht aus, einfach nur seine Zielgruppen zu bedienen.
Vielspieler und Brettspielexperten setzen daher oft auf Neuerscheinungen, die Abseits der bereits etablierten Marken erscheinen.
Alternative Titel für Spielefans
Asmodee schickt sich an, mit der Umsetzung des PC-Spiels This War of Mine die herzen der Brettspieler zu erreichen. Die eindrucksvolle digitale Vorlage begeisterte Fans durch emotionsgeladene Spielmomente und folgenreiche Entscheidungen. Ob man ähnliches von This War of Mine: Das Brettspiel sagen kann, erfahren Fans spätestens auf der SPIEL’17 in Essen. Auf die Liste der Must-have-played-Spiele gehört sicherlich auch der Nachfolger des Spiels Terra Mystica: Gaia Project. Pott-Bewohner und Lokalpatrioten freuen sich über ein Brettspiel, das thematisch direkt entlang der Ruhr angesiedelt ist. The Ruhr: A Story of Coal Trade stammt von Thomas Spitzer und ist eine Neuauflage des Spiels Ruhrschifffahrt 1769 – 1890. Die Vorfreude dürfte für Fans groß sein. Immerhin gilt bereits der Originaltitel als solides Brettspiel.
Anhänger dystopischer Zukunftsszenarien spricht das Brettspiel Neon Knights 2086 von Board to Death an. In dem „Racing-Spiel“ für 2 bis 6 Spieler dreht sich alles um waghalsige Rennen durch eine gespaltene Zukunftsmetropole. Das Spielprinzip ist modern, die Aufmachung orientiert sich dagegen an den bonbonfarbenen Filmen und Serien der 1990er Jahre.
Statt sich Torten in die Gesichter katapultieren zu lassen, ist es im Jahr 2017 angesagt, sich mit dem Wasserstrahl einer Toilette anspitzen zu lassen – oder dem Wasser auszuweichen. Hasbro bringt für Kinder ab 4 Jahren mit dem Brettspiel Pipi Party echten Nervenkitzel vom Badezimmer auf die Spieltische. Und weil man mit albernen Spielen richtig viel Spaß haben kann, dürften auch in diesem Jahr zahlreiche Erwachsene von derartigen Spielideen begeistert sein.
Der Verlag Pegasus Spiele macht das Königspaar komplett und spendiert dem Spiel des Jahres Kingdomino nicht nur eine XXL-Variante, sondern mit Queendomino auch eine erste Erweiterung. Geschicklichkeit ist dagegen bei Dr. Microbe gefordert, wenn kleine Kunststoff-Mikroben mithilfe einer Pinzette und viel Fingerspitzengefühl in Behältnisse umgefüllt werden müssen.
Für Fans der TV-Serie Game of Thrones lohnt sich ein Besuch der SPIEL’17 besonders. Der Brettspielklassiker Die Siedler von Catan erscheint erstmals in einer speziellen „Westeros-Variante“ mit 160 Miniaturen sowie passenden Charakterkarten, die der Fantasy-Welt von George R.R. Martin entspringen. Die Erstauflage ist selbstverständlich limitiert.
Was man sonst über die SPIEL’17 wissen sollte
Gemeinsame Spielmomente erleben Fans in der Messehalle 7. Dort liegt der Fokus der ausgestellten Titel auf kooperativen Spielkonzepten. Mehrere Verlage haben sich zusammengeschlossen, um dem Publikum mit dem „Co-Op-Square“ eine Plattform für spannende Partien miteinander statt gegeneinander zu bieten. Den direkten Kontrast dazu bieten die zahlreichen Turnierveranstaltungen auf der SPIEL’17. Ganztägig finden in an den Ständen diverse Turniere und Wettbewerbe statt. Neben reinen Spaßveranstaltungen werden zudem Deutsche Meisterschaften und Championships durchgeführt. Am Sonntag, 29 Oktober 2017, findet traditionell das Finale der Carcassonne Weltmeisterschaft statt.
Ein Teil der Brettspiel-Community können Spieler werden, die am Messe-Donnerstag das Treffen „Meet’n’Play: Spielen mit Podcaster & BloggerInnen“ besuchen. Dort treffen Fans von 16 Uhr bis 18 Uhr auf die Betreiber zahlreicher Webseiten, Podcasts und Videochannels, um mit ihnen gemeinsam neue und alte Brettspiele zu spielen. Das Treffen findet in Raum M, CC Süd statt. Eine Übersicht über sämtliche Veranstaltungen stellt der Friedhelm Merz Verlag online zur Verfügung.
Kulturinteressierte Brettspielfans schauen sich die Ausstellung „Religion im Spiel“ anlässlich des Lutherjahres 2017 an. Die Europäische Spielesammler Gilde hat dazu zahlreiche thematisch passende Exponate zusammengestellt.
Dass auf der SPIEL’17 der „Deutsche SpielePreis“ verliehen wird ist ein alter Hut. Neu ist dagegen die Auszeichnung eines Titels mit dem Innovationspreis „InnoSPIEL“.
Ziemlich musikalisch geht es beim Shadows of Esteren Konzert zu. Am Messe-Freitag können Inhaber eines Konzerttickets für rund zwei Stunden mittelalterlichen Orchesterklängen lauschen.