Mit WWE 2K23 haben die Entwickler Visual Concepts und Publisher 2K noch eine ordentliche Schippe draufgelegt – der Nachfolgetitel auf den Restart der Sportspiel-Reihe im vergangenen Jahr ist an den relevanten Stellen deutlich besser. Das Ergebnis: WWE 2K 23 ist das beste Wrestling-Spiel am Markt.
Die WWE 2K-Reihe galt als Garant für grandiosen Spielspaß, vor allem für Wrestling-Fans. Mit dem Release von WWE 2K20 änderte sich das schlagartig. Der Titel war seinerzeit so mies, dass 2K die Reihe zeitweise aussetzte, um zurück zu Qualität finden zu können. Gelungen ist das, denn die Entwickler Visual Concepts zeigten mit WWE 2K22, dass man es offenbar doch draufhat und in die großen Fußstapfen von Yuke’s treten kann.
Als sei das nicht Beleg genug gewesen, hat man für dieses Jahr einen qualitativen Sprung vollzogen: WWE 2K23 ist besser als der Vorgänger. Das Motto des diesjährigen Coverstars John Cena haben sich die Entwickler und wohl auch Publisher 2K zu Herzen genommen: „Never give up“.
Never give up!
Einfach nur alleine am Markt zu sein, ist kein Qualitätsmerkmal. Das hatte sich Visual Concepts offensichtlich bereits im vergangenen Jahr auf die Fahne geschrieben. Das einzige Pro-Wrestlingspiel war gleichzeitig auch ein gutes. Und dieses Jahr ist es noch besser – obwohl der Nachfolger sich zumindest bezogen auf die spielerischen Kernmechaniken kaum verändert hat. Erneut setzen die Entwickler auf ein actionbetontes Ringgeschehen, bei dem Spielende leichte oder schwere Prügelangriffe vom Stapel lassen oder zu einem Griff ansetzen. Auch diesmal kann man die Attacken kontern, wenn man die korrekte Angriffsart errät und schnell genug reagiert. So lassen sich dann Situationen einfach umkehren.
Was die Wrestlerinnen und Wrestler im Ring an Aktionen zeigen, spiegelt sich in drei relevanten Statusanzeigen wider: Es gibt eine Schadensfigur, die Aufschluss darüber gibt, welche Körperteile man mit seinen Moves besonders intensiv bearbeitet hat, hinzu kommen eine Finisher-Anzeige und eine für die „Signature“. Letztere lässt sich clever einsetzen, um für ein Comeback im Ring zu sorgen oder um den Gegner mit teils fiesen Angriffen aus dem Hinterhalt zu beharken. Nützlich ist vor allem das „Fast recovery“, also ein schnelles Aufstehen, damit die Gegenseite keine Chance auf weitere Wrestlingmoves mehr bekommt.
Klar ist: WWE 2K23 ist ein schnelles, aber kein rasantes Spiel. Es ist irgendwo zwischen Simulation und Arcade-Titel angesiedelt – fast scheint es, als könnten die Entwickler sind für einen echten Weg nicht entscheiden. Bei der Spielgeschwindigkeit darf Visual Concepts ruhig noch etwas mehr aufs Gaspedal treten, um die Ringaction noch originalgetreuer auf die Bildschirme zu bringen. Ganz so gemächlich wie bei WWE 2K23 geht es in den echten Arenen nämlich nicht zu. Den Vergleich mit Klassikern des Genre hält das Spiel nicht stand, im Vergleich zu den deutlich simulationslastigeren Wrestling-Games der Moderne bietet man allerdings ein irre gutes Tempo. Offensichtliche Überarbeitungen gibt es dieses Jahr nicht, man hat sich vielmehr darauf konzentriert, das gute Grundgerüst von WWE 2K22 auf der Detailebene auszubauen.
Intuitive Steuerung
Intuitiv steuern lassen sich die Figuren jedenfalls, was letztendlich dazu führt, dass man die WWE-Stars flüssig durch den Ring laufen, springen und kloppen lässt. Durch die zahllosen Matches mit Sonderregeln gewinnt auch das Kontern deutlich an Wert: je nach Situation ist ein erfolgreicher Gegenschlag nämlich die einzige Chance, eine Niederlage überhaupt noch abwenden zu können. Die Entwickler setzen hier inzwischen auf Fairness, denn das Zeitfenster für den Knopfdruck ist spürbar länger, sodass sich die Konteraktionen auch tatsächlich gewollt auslösen lassen und nicht auf Glück allein basieren. Dem Kampfgeschehen tut das gut. Weil man Attacken zusätzlich auch ausweichen kann, ergibt sich durch die Kombination aus allen Aktionsmöglichkeiten ein ziemlich unterhaltsamer Match-Ablauf, der nicht bloß aus stupidem Hämmern von Schlagtasten besteht.
Richtig gut funktioniert das dann in Verbindung mit dem Stamina-System, das Spielende dazu zwingt, während der Kämpfe immer wieder einen Gang herunterschalten zu müssen. Selbst den größten WWE-Stars geht schlicht irgendwann die Puste aus. Auf „Nicht gehts mehr“-Situationen verzichten die Entwickler dennoch, sodass selbst die sportlichen Pausen sich nicht negativ auf das Tmpo auswirken. Visual Concepts hat bezüglich des „Flows“ also ganze Arbeit geleistet.
Deutlich offensiver sind die Entwickler an die wohl großartigste Neuerung herangegangen: die KI-Anpassungen für erstellte Wrestlerinnen und Wrestler. Sich die Kreationen der Fans herunterzuladen, um dann gegen die teils absurd gestalteten Athletinnen und Athleten anzutreten, ist grandios – bisweilen ist es ziemlich witzig. Die Story um den neuen Coverstar John Cena ist die weitere offensichtliche Neuerung. Und die ist ziemlich kurzweilig, denn es stehen nicht nur Cenas Niederlagen im Zentrum des Geschehens, sondern auch die immer wieder eingespielten Kommentare des WWE-Stars selbst. Und die sind enorm witzig.
Wargames: Zwei Ringe, zwei Teams, ein Ziel
Spannend ist zudem die neue Variante „Wargames“, bei der zwei Teams aus zwei oder drei WWE-Stars in zwei von einem Käfig umgebenen Ringen antreten. Das einem Royal Rumble ähnliche Spielprinzip ist erfrischend und unterhaltsam, weil sich die Kräfteverhältnisse immer wieder verschieben.
Richtig Spaß machen zudem die Online-Modi oder Fights im Couch-Koop, denn dann kommt zu dem ohnehin gut funktionierenden Gameplay noch die Unberechenbarkeit der Aktionen von menschlichen Spielenden hinzu – die sind manchmal unkonventionell. Wer möchte, kann darauf natürlich verzichten und sich ausschließlich im Solo-Modus die Zeit vertreiben.
Und wem auch das alles nicht reicht, der verdingt sich die knappe Bildschirmzeit im GM-Modus als General Manager eines eigenen Wrestling-Stalls oder organisiert im Universum-Modus schlicht das gesamt Franchise. „My Rise“ sorgt dafür, dass WWE-Fans zwei Geschichte erleben dürfen: als Wrestler oder eben Wrestlerin. Es gibt also viel zu tun im Ring, außerhalb des Rings und abseits der Arenen – manchmal sogar zu viel. Die schiere Anzahl der Spielmodi kann vor allem Anfängerinnen und Anfänger erschlagen. Zumal auch die Editoren Zeitressourcen fressen, wenn man einmal Geschmack daran gefunden hat, eigene Inhalte zu erstellen.
Kohle gegen Sammelkarten
Mit „My Faction“ tutet 2K in das Horn, das ansonsten Electronic Arts am lautesten bei seinen Sportspielreihen blasen kann: Ähnlich wie bei Madden NFL, Fifa und Co bessert man seine Basis-Fraktion mit Sammelkärtchen auf, die sich per Ingame-Währung, aber natürlich auch durch den Einsatz von Echtgeld kaufen lassen.
Derartige Spielmodi sind inzwischen in der Szene umstritten, bei WWE 2K23 gelangt man grundsätzlich auch kostenlos an den ganzen Kram, aber das verlangt den Spielenden viel Geduld ab. Ganz so fokussiert wie Electronic Arts ist 2K auf die Monetarisierung aber nicht, was letztendlich allerdings nur der großen Zahl an alternativ vorhandenen Spielmodi geschuldet ist. Hätte man „My Faction“ mehr in den Mittelpunkt gerückt, würde die Kritik an dieser Stelle größer ausfallen. Zumal das Spiel mit einem UVP von rund 75 Euro kein Schnäppchen ist – letztere gibt es glücklicherweise regelmäßig und oft zeitnah zum Release.
Die Investition lohnt sich vor allem für Fans trotzdem, zumal Wrestling auf dem Bildschirm nie zuvor besser ausgesehen hat. Bereits im vergangenen Jahr sorgten Optik und Sound für jede Menge Atmosphäre, dieses Jahr ist es noch gelungener. Die Wrestlerinnen und Wrestler sehen fast fotorealistisch aus, mit kleinen optisch Veränderungen zugunsten des Spielhaften.
Etwas absurd sind weiterhin die Zahnreihen der WWE-Stars und auch mit der Musikauswahl hatten zumindest wir – besser: unsere Ohren – teils zu kämpfen. Zu vielen echten Kracher-Songs gesellen sich einige kaum aushaltbare Stücke. Das war im vergangenen Jahr besser, gleichzeitig hängt es allerdings vom persönlichen Musikgeschmack ab. Ein Manko ist der Soundtrack also keinesfalls.
Infobox
Spielerzahl: Singleplayer/Multiplayer
Alter: ab 16 Jahren
Schwierigkeit: mittel
Langzeitmotivation: hoch
Genre: Sportspiele
Untergenre: Wrestling-Action
Entwickler: Visual Concepts
Publisher: 2K
Offizielle Website: Link
Erscheinungsjahr: 2023
Plattformen (Testsystem): Playstation 5, Playstation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, PC
Sprache: deutsch
Kosten: ab 69,99 Euro
Fazit
WWE 2K23 ist ein Spaßgarant – endlich erreicht die Reihe damit vor allem für Fans wieder die Qualität, für die sie einst stand. Dennoch müssen sich Visual Concepts und 2K ordentlich strecken, um aufgrund der größtenteils auf Detailebene vollzogenen Verbesserungen die Existenz des Spiels gegenüber dem Vorgänger zu rechtfertigen.
Am Ende sind es aber gerade die Vielzahl an kleinen Fortschritten – vom Gameplay über das Timing bis hin zu den Spielmodi-Neuerungen – und die weitestgehende Bugfreiheit, die WWE 2K23 zu der besten Wahl für Wrestling-Fans machen. Noch: Denn auch Yuke’s, der ursprüngliche Entwickler hinter dem WWE 2K-Spielen – steht mit einem AEW-Game in den Startlöchern. Angesichts der gehobenen Qualität von Visual Concepts Werk müsste ihnen allerdings ein echter Geniestreich gelingen, um Fans zur Abkehr von der populärsten Wrestlingfranchise zu bewegen. Leicht wird es vor dem Hintergrund eines WWE 2K23 jedenfalls nicht. Wenn die Entwickler und Publisher 2K das Qualitätslevel halten können, kann man sich auf zukünftige Spiele freuen, denn in den Reihen der WWE-Superstars tut sich eine Menge, sodass selbst Neuauflage der Spielereihe, die als reine „Kader-Updates“ wahrgenommen würden, sind lohnten.
WWE 2K23 ist nah dran am perfekten Wrestling-Spiel. Wenn die Entwickler jetzt noch die unnatürlich Zahnreihen und einige Anpassungen bei der gegnerischen KI auf die Reihe bekommen, könnte der nächste Titel der Sportspielreihe der „King of the Ring“ werden.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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WWE 2K23 Deluxe - USK & PEGI [Playstation 5] * | 28,51 EUR |
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