Beim „Spiel des Jahres“ gab es in diesem Jahr den Kennerspiel des Jahres Sonderpreis für die „Game Adventures“ der Unlock!-Reihe. Pünktlich zur SPIEL gab es dann gleich sechsfachen Nachschub in der Reihe der App-unterstützten Escapespiele. Die „Shorts“ versprechen das gewohnte Unlock!-Konzept in etwa der Hälfte der sonst gewohnten Spielzeit umzusetzen. Wir haben die Titel der Reihe getestet.
Im Jahr 2017 begann die Erfolgsgeschichte der Unlock!-Reihe. Die „Escape Adventures“ führten mit Professor Noside bereits den am häufigsten auftretenden Widersacher der Reihe ein. Auch die App-Unterstützung, die das Herzstück der Reihe darstellt, gab es damals schon. Über die folgenden Szenarien wurden immer wieder neue Dinge ausprobiert. Egal ob kreative Anwendungen der App oder andere neue Ideen, die mit Zusatzregeln umgesetzt werden: An frischem Wind mangelt es nie. So steht diese Reihe für mich auch ganz oben im Genre der Escapespiele.
Die neue Reihe der „Shorts“ kürzt die Spielzeit auf etwa die Hälfte. Statt 60 bis 90 Minuten dauern diese Szenarien nur etwa 30 bis 45 Minuten. Sie sind so vom Umfang mit dem Promo-Einzelszenario „Die eiserne Maske“ vergleichbar. Dieses wurde damals (wahrscheinlich wegen der kürzeren Spielzeit) mit einem halben von drei möglichen Schwierigkeitspunkten bewertet. In den „Shorts“ würde es ziemlich genau im Mittelfeld liegen und vermutlich zwei von drei Schwierigkeitspunkten erhalten.
Bewährtes Konzept
Das Konzept ändert sich im Vergleich zu den „Longs“ nicht. Der einzige Unterschied sind die fehlenden Code-Rätsel (gelb).
Es gibt rote und blaue Karten, die in richtiger Kombination die Nummer einer neuen Karte ergeben. Grüne Karten sind Maschinen, die in der App bedient und gelöst werden können. Graue Karten enthalten wichtige Hinweise zur Lösung anderer Rätsel.
Beim Entdecken neuer Orte findet man neue Karten, deren Nummern hervorgehoben zu finden sind. Manche Zahlen sind aber auch versteckt platziert. Diese entdeckt man nur wenn man genau hinschaut.
So arbeitet man sich Rätsel für Rätsel zum Ende des Szenarios durch. Am Ende erhält man von der App noch eine Wertung, die auf der benötigten Zeit und den erhaltenen Strafen (z.B. für falsche Eingaben bei Maschinen) beruht.
Von klassisch bis außergewöhnlich: Die sechs Szenarien im Überblick
Egal ob für Neulinge oder erfahrene Unlock!-Fans, bei den Shorts ist für alle etwas dabei. Wie in den großen Szenarien gibt es auch hier Szenarien, die die App fast nur als Timer und für die Maschinen nutzen, und solche, die sie auf ausgefallenere Weise integrieren.
Ich habe alle „Shorts“ solo gespielt und berichte spoilerfrei von meinen Eindrücken.
Geheime Familienrezepte
In meinem ersten und dem gleichzeitig leichtesten Szenario der „Shorts“ dreht sich alles ums Backen. Mit dem namensgebenden Rezepten bewaffnet, versuchen wir einen lokalen Kochwettbewerb zu gewinnen.
Zentral für dieses Szenario ist eine Zusatzregel, die ein für die Unlock!-Reihe ungewohntes Spielgefühl hervorruft. Mit persönlich hat diese Veränderung (ähnlich wie in „Die Nacht voller Schrecken“) gut gefallen. Auch wenn die Schwierigkeit abgesehen von der Zusatzregel sehr einfach ist, ist es ein gelungenes Szenario. Als Einstieg in die Welt der Unlock!-Spiele würde ich es aber nicht empfehlen, da es doch stark vom „durchschnittlichen“ Spielgefühl abweicht. Für das letzte Rätsel ist ein größerer Bildschirm mit der App zu empfehlen.
Wertung: Spielgefühl: 6.5/10 gefühlte Schwierigkeit: 2/10
Das Verlies von Doo-Arann
Vom Setting gibt es hier ein klassisches Abenteuer-Szenario, in dem wir den Schatz des Drachen erbeuten wollen. „Das Verlies von Doo-Arann“ bietet trotz der gleichen angegebenen Schwierigkeit eine spürbar größere Herausforderung als „Geheime Familienrezepte.
Hier wird die App auf „magische“ Weise genutzt und das Szenario bietet abwechslungsreiche Rätsel, die einen dem Schatz Karte für Karte näher bringen. Am Ende steht nur noch der Drache zwischen den Abenteurern und dem Schatz.
Hierbei handelt es sich um ein Szenario im Wohlfühlbereich im Hinblick auf die Schwierigkeit. Auch das Thema ist ohne größere Überraschungen umgesetzt. Durch die gelungene Einbindung der App kann es aber die nötigen Pluspunkte zu sammeln, um positiv aufzufallen.
Wertung: Spielgefühl 7.5/10 gefühlte Schwierigkeit 4/10
Der Engelsflug
Hier verschlägt es uns ins Venedig des Jahres 1758. Als Giacomo Casanova versuchen wir zu Beginn des Karnevals in Venedig „wichtige Pläne“ zu stehlen. Bis auf ein Rätsel lässt sich dieses Szenario trotz der angegebenen Personenzahl von 2-6 auch alleine spielen. Da die App das Gruppenrätsel ankündigt, könnte man beim alleine spielen auch eine „Memory-Aufgabe“ daraus machen.
Die Rätsel sind hier sehr abwechslungsreich und decken alles von Geschicklichkeit über optisches bis zum Knacken eines Codes ab. Die App untermalt das Szenario mit passender Musik.
Für mich ist „Der Engelsflug“ eines der besten Szenarios der „Shorts“, das sowohl thematisch als auch von den Rätseln her mit einer tollen Mischung aus gewohnten Unlock!-Elementen und Überraschungen aufwarten kann.
Wertung: Spielgefühl 8.5/10 gefühlte Schwierigkeit 6/10
Die Suche nach Cabrakan
Das Setting ist hier mit „Das Verlies von Doo-Arann“ vergleichbar. Wir sind wieder auf der Suche nach einem Schatz. Anstelle einer Burg rätseln wir uns hier aber durch eine im Dschungel verborgene Höhle.
Das wenig aufregende Setting lässt das gewisse Etwas vermissen, das es aus dem Mittelmaß herausheben könnte. Ohne Überraschungen in der Story rätseln wir hier zum ein oder anderen „Indiana Jones-Moment“, um am Ende hoffentlich mit dem sagenumwobenen Schatz aus der Höhle zu entkommen.
Wertung: Spielgefühl 5/10 gefühlte Schwierigkeit 6.5/10
Die Mumie erwacht
Thematisch am überzeugendsten ist dieses Szenario. Angeblich soll in der „Roten Pyramide“ die Mumie einfach durch die Gänge spazieren. Wir wollen das nicht so recht glauben und versuchen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Die durch die Optik und akustische Untermalung erzeugte Stimmung ist extrem gut gelungen. Auch bei den großen Unlock!-Spielen finde sich wenige so immersive Szenarien.
Dabei hilft es, dass die Rätsel eher einfach sind und man sich so voll auf die Story und das „Gefühl“ einlassen kann. Für mich persönlich ist es das stärkste Szenario der „Shorts“, das mit etwas knackigeren Rätseln die volle Punktzahl erhalten hätte.
Wertung: Spielgefühl 9.5/10 gefühlte Schwierigkeit 5/10
Der Schatz des Oktopus
In diesem von „Fluch der Karibik“ inspirierten Szenario machen wir uns wieder auf die Suche nach einem Schatz, wobei wir den Schatz eigentlich schon haben. Das Problem ist nur, dass er mit einem Voodoo-Fluch belegt wurde, den wir nun brechen müssen.
In diesem Szenario ist die App wieder sehr stark eingebunden. Leider fühlt sich die gute Idee in ihrer Umsetzung doch eher umständlich an.
Auch wenn es trotz der angegebenen maximalen Schwierigkeit noch weit vom höchsten Schwierigkeitsniveau der Unlock!-Reihe entfernt ist, ist dies kein Szenario für Anfänger. Wer mit anderen Spielen der Reihe bereits gut vertraut ist, wird hier eine herausfordernde, aber doch gut lösbare Aufgabe finden.
Wertung: Spielgefühl 6.5/10 gefühlte Schwierigkeit 7.5/10
Infos zu Unlock! Shorts
Personenzahl: 1-6 Personen; „Der Engelsflug“ 2-6 Personen Alter: ab 10 Jahren Spielzeit: 30/45 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: Einmalspiel Klassifikation: Escapespiel Spielidee: Cyril Demaegd Szenarien: Cyril Demaegd, Vincent Goyat, Fosco Garibaldi, Mathieu Casnin Illustrationen: Neriac, Pandaluna, Cyrille Bertin, Pierre Santamaria, Bruno Tatti, Arnaud Demaegd Verlag: Space Cowboys; dt. Ausgabe: Asmodee Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2023 Sprache: deutsch Kosten: ca. 7 Euro |
Fazit
Die „Verwandtschaft“ zur Unlock!-Reihe spürt man bei den „Shorts“ an jeder Ecke. Alles ist bekannt. Nur die Spielzeit ist eben geringer. Das Konzept geht auch mit der kürzeren Spielzeit voll auf.
Grundsätzlich ist die gefühlte Schwierigkeit der „Shorts“ etwa eine Stufe leichter als die der langen Vertreter der Reihe. „Geheime Familienrezepte“ ist von den Rätsel mit Abstand das leichteste Szenario der gesamten Reihe. Auch die zusätzliche Challenge durch eine Zusatzregel, die dort geboten wird, ändert nicht viel daran.
Die Karten sind, wie man es kennt, schön und abwechslungsreich gestaltet. Auch die akustische Untermalung durch die App ist gewohnt stimmungsvoll und sehr gut gelungen.
Wer mit der Unlock!-Reihe bisher nichts anfangen konnte, wird auch mit den „Shorts“ nichts anfangen können. Für Fans bieten die Shorts die gewohnte Qualität und Unterhaltung im „Feierabendformat“ und sie eigenen sich super, um die Wartezeit bis zum Erscheinen der 12. Box (Supernatural Adventures) in Deutschland zu überbrücken.
Auch Einsteiger, die sich bisher noch nie an einem Unlock!-Spiel versucht haben, bekommen hier eine sowohl preislich als auch zeitlich günstige Alternative, um sich am Konzept der Reihe auszuprobieren.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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