Die Spiele Trails of Tucana, Santa Maria und The Magnificent von Aporta Games kamen bei Spielerinnen und Spielern bisher immer ganz gut an. Kein Wunder, dass in diesem Jahr mit Revive der vierte Titel des norwegischen Spielepublishers bei Pegasus Spiele auf Deutsch erschienen ist. Mit einer 3.41 auf BoardGameGeek bekommen wir hier den nominell schwierigsten Titel von Aporta Games geboten. Wie gut sich das Wiederbeleben der Zivilisation auf einem völlig zerstörten Planeten spielt, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Seit dem Ende der Menschheit sind gut 5000 Jahre vergangen. Die Überlebenden sammelten sich unter der Erde, als die Welt über ihnen gefror und lebten fortan in voneinander isolierten Stämmen, die sich unterschiedlich entwickelten und ihre eigenen Mythen über das Ende erzählten. Nun ist die große Eiszeit vorbei und der Boden fängt an zu tauen. Die Stämme kommen aus ihren Höhlen hervor und wollen eine neue Welt nach ihren Vorstellungen formen, denn die Fehler aus den Mythen dürfen nicht wiederholt werden.
Ein grober Überblick
Ziel bei Revive ist es, die Karte auf dem Spielbrett Teil für Teil erkunden und mit Gebäuden sowie Bevölkerungsfiguren zu besiedeln. Dazu benötigen wir die Ressourcen Zahnräder, Bücher und Nahrung, die geschickt verwaltet werden müssen, denn diese sind knapp bemessen.
Zu Beginn einer Partie erhält jeder Spielender einen Satz aus 6 Bürgerkarten, ein Stammestableau und ein Spieltableau. Von den 6 Bürgerkarten werden 3 in den aktiven Bereich und 3 in den Ruhebereich gelegt. In unserem Zug führen wir entweder zwei Aktionen aus oder wir überwintern. Als mögliche Aktionen stehen uns das Ausspielen von Karten, das Aktivieren des Schalters, das Erkunden, das Bevölkern und das Bauen zur Verfügung. Jede der Aktionen darf bei Bedarf auch doppelt ausgeführt werden.
Die Aktionen kurz erklärt
Beim Karten ausspielen schieben wir eine Karte aus dem aktiven Bereich in eine der 4 Kartenslots unseres Spieltableaus (5 nach Freischalten der dazugehörigen Technologie). Schieben wir die Karte in eine der oberen Slots, erhalten wir die Ressourcen oder den Effekt des oberen Kartenbereiches. Schieben wir sie hingegen in eine der unteren Slots, so erhalten wir die Ressourcen oder den Effekt des unteren Bereiches. Befinden sich in den Slots zusätzlich sogenannte Slot-Module, die passend zu der Farbe der Karte sind, so erhalten wir zusätzliche Ressourcen von den Slot-Modulen. Weitere Ressourcen können wir durch die Schalter-Aktion erlangen. Hier erlangen wir eine Ressource nach Wahl, wenn wir diesen betätigen.
Die erhaltenen Ressourcen können wir beim Erkunden, Bevölkern oder Bauen ausgeben. Hier wird die Entfernung zu bereits vorhandenen Figuren wichtig. Beim Erkunden bezahlen wir die benötigten Ressourcen auf einem Gebietsplättchen, um Siegpunkte und eine neue Karte zu erhalten. Anschließend dürfen wir das Plättchen umdrehen und in beliebiger Ausrichtung wieder auf dem Spielbrett platzieren.
Zum Bevölkern bezahlen wir die auf dem Stammestableau vorgegebene Anzahl an Büchern, um eine Bevölkerungsfigur auf einem kleinem oder einem großen Ort zu platzieren. Große Orte geben uns, je nach Aufgabe des Plättchens, zusätzliche Siegpunkte am Ende der Partie. Zusätzlich schalten wir mit unseren Figuren alte Technologien frei, die uns besondere Fähigkeiten bis zum Ende der Partie ermöglichen.
Mit Zahnrädern bauen wir kleine oder große Gebäude auf Wüstenfeldern auf. Je nachdem neben welchen Gebieten wir unsere Gebäude platzieren, dürfen wir uns auf unseren Maschinenleisten weiterbewegen (1x pro Geländefeld bei kleinen und 2x bei großen Gebäuden). Zudem erhalten wir einmalige Boni, wenn wir unsere Gebäude neben einem See platzieren.
Neben diesen Aktionen können wir jederzeit Maschinen auf unserem Spieltableau aktivieren. Dazu benötigen wir Energie, die wir auf ein freigeschaltetes Modul unserer Maschinenleisten platzieren. Anschließend dürfen wir den Effekt des Moduls aktivieren.
Überwintern
Mit diesen Aktionen verbreiten wir uns Zug um Zug auf dem Spielbrett, bis wir uns dazu entscheiden zu Überwintern. Das Überwintern ist wie ein Reset unseres Tableaus. Wir legen alle Energietoken von den Maschinen zurück in unser Energielager; nehmen alle Karten aus dem Ruhebereich und legen diese in unseren aktiven Bereich; nehmen alle genutzten Karten aus ihren Slots und legen diese in den Ruhebereich; schieben unseren Schalter in die unbenutzte Position und ziehen unseren Überwinterungsmarker ein Feld vorwärts und erhalten eine Belohnung. Im anschließenden Zug besitzen wir dann wieder alle Möglichkeiten.
Wichtige Artefakte leiten das Spielende ein
Das Spiel endet, sobald eine Person das letzte große Artefakt oberhalb der Weltkarte und somit auch das Spielendeplättchen nimmt. Artefakte erhalten wir, sobald wir bestimmte Punkte auf der Siegleiste, Fortschrittsleiste, den Maschinenleisten oder auf unserem Stammestableau erreichen. Anschließend wird die Runde noch zu Ende gespielt – erhält währenddessen noch eine Person Artefakte, erhält diese ein kleines Artefakt – und es kommt zur Endauswertung.
Man erhält Punkte für das niedrigste freie Feld der Fortschrittsleiste, alle freigeschalteten Technologien auf dem Stammestableau, die Aufgaben jedes großen Ortes, auf dem man eine Bevölkerungsfigur hat, das letzte Feld jeder Maschinenleiste, das Spielendeplättchen, kleine Artefakte und restliche Ressourcen. Zudem erhält man Punkte für die Artefaktkarte und die großen Artefakte, die man besitzt.
Die Artefaktkarte erhält man am Anfang der Partie und gibt drei Mengenziele vor, die man erfüllen kann. Jedes Mengenziel ist einer Farbe eines großen Artefaktes zugeordnet. Am Ende wird die Menge des Ziels multipliziert mit der Anzahl an großen Artefakten der dem Ziel zugeordneten Farbe. Wenn man beispielsweise das Ziel hatte Energie zu sammeln und dieses dem gelben Artefakt zugeordnet war; man 5 Energie, sowie 3 große gelbe Artefakte am Ende der Partie besitzt; so erhält man 5 x 3 = 15 Siegpunkte.
Ein Kampagnenspiel?
Revive wirbt stark damit, dass es eine Kampagne bietet, in der mit jeder Partie neue Elemente ins Spiel kommen. Mich persönlich hat diese jedoch gar nicht überzeugen können. Die Texte der Kampagne sind zwar gut geschrieben und bringen die einzelnen Stämme und ihre Motivation besser zur Geltung, allerdings hätte man diese auch gerne auf andere Art und Weise übermitteln können. Die 5 Kapitel sind an sich genommen nämlich einfach nur Erweiterungen für das Spiel, die man bei Bedarf hinzufügen kann.
So kam beispielsweise in der zweiten Partie eine besondere Regel für den Schalter hinzu, der uns ermöglicht hat, den Effekt einer bereits gespielten Karte im oberen Bereich eines Gegenspielendens zu aktivieren, anstatt nur eine Grundressource zu bekommen. Diese Funktion wäre schon in der ersten Partie willkommen gewesen. Auch fühlte es sich beim Spielen an, als ob irgendetwas fehlt. Hier wäre es schön gewesen, wenn wir einfach von Anfang an die Entscheidungsfreiheit gehabt hätten, mit welchen Erweiterungen wir gerne spielen wollen würden, anstatt diese Partie für Partie langsam freizuschalten. Die Geschichte in Verbindung mit den Erweiterungen bot in meinen Augen einfach keinen Mehrwert.
Infos zu Revive
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Spielerzahl: 1 – 4 Alter: ab 12 Jahren Spielzeit: 90 – 120 Minuten Schwierigkeit: Expertenspiel Langzeitmotivation: hoch Klassifikation: Zivilisationsspiel, Kampagnenspiel Autor: Helge Meissner, Eilif Svensson, Anna Wermlund, Kristian Amundsen Østby Illustrationen: Gjermund Bohne, Martin Mottet, Dan Roff, Jessy Töpfer Verlag: Pegasus Spiele, Aporta Games Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2023 Sprache: Deutsch Kosten: 79,99 Euro |
Fazit
Revive ist ein Spiel, dass sich nicht einfach in eine Schublade stecken lässt. Es besitzt mit dem Erkunden der Welt, dem Platzieren von Arbeitern, dem Aktivieren von Maschinen, dem Verwalten der eigenen Ressourcen etc. viele verschiedene Elemente, die zusammen ein völlig neues Spielgefühl erzeugen. Das friedliche Ausbreiten auf dem Spielfeld und das Freischalten neuer Module für die eigenen Maschinen machte viel Spaß, egal wie weit man in der Kampagne war und welche Erweiterungen man eingesetzt hat. Nach unseren Testpartien würde ich sagen, dass man die erste Partie mit dem Grundregelwerk spielen kann, um in Revive reinzufinden. Will man die Kampagne nicht unbedingt spielen, kann man anschließend jedoch alle Erweiterungen aus der Kampagne nehmen und das Spiel nach eigenem Belieben anpassen.
Rein vom Spielmaterial her überzeugte Revive größtenteils. Allerdings hätten wir bei den Stammestableaus ebenfalls gerne doppellagige Tableaus gesehen, da das Material auf ihnen immer mal wieder etwas verrutscht. Zudem hätten die Kartenslots Aussparungen für die Karten benötigt. Kosmos‘ neues Spiel Lacrimosa oder Asmodee’s The Witcher machen dies beispielsweise hervorragend vor. Warum es sowas nicht in Revive gibt, wenn wir auch hier ständig Karten unters Tableau schieben müssen, ist uns ein Rätsel. Stattdessen heben wir ständig das Spieltableau leicht an. Auch schade ist es, dass es nur 4 Kartenillustrationen für alle Karten gibt, hier wäre ein wenig mehr Abwechslung wäre nett gewesen. Ein wenig was nervig ist es auch die Gebietsplättchen umzudrehen, da sich hier gerne mal was verschieben kann. Dies alles ist jedoch Meckern auf sehr hohem Niveau, denn spielerisch ist Revive top!
Für den Preis von etwa 80 Euro empfinden wir Revive jedoch als etwas zu teuer, für das was es bietet. Hier boten andere Spiele mindestens genauso viel Content für einen weitaus günstigeren Preis. Dennoch möchte ich das Spiel weiterempfehlen. Dadurch, dass Revive ein komplett neues Spielgefühl erzeugt, wird hier sicherlich jeder Vielspielende Spaß finden, da das Spiel viel Raum für Überlegungen und mit seinen Erweiterungen einen hohen Wiederspielwert bietet.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Pegasus Spiele 53071G Revive Brettspiele * | 61,90 EUR |
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