Neue Reihen von Escapespielen kommen regelmäßig auf den Markt. Wirklich Außergewöhnliches und nennenswerte Neuerungen findet man aber in den wenigsten. Nun gibt es vom polnischen Verlag Board&Dice mit der neuen „SideQuest“ Reihe, die in Kooperation mit den Machern der „Escape Tales“ (LOCKME) entstanden ist, eine interessante Neuheit. Escape Spiele im Nemesis-Universum oder in der Welt von „7th Sea“ versprechen, eine besondere Atmosphäre zu bieten. Wir haben beide „SideQuests“ durchgespielt und berichten von unseren Erfahrungen.
Beide Titel der neuen Reihe spielen in zwei beliebten Spielwelten, die jeweils sehr detailreich ausgearbeitet sind.
Der etwas leichtere „SideQuest“ spielt in der Welt des semi-kooperativen Horror-Survival Spiels Nemesis. Viele Elemente des Expertenspiels findet man auch im Escapespiel wieder. Unter der Führung von Captain Jessica Kowalski müssen die Spielenden ein stark beschädigtes Schiff erkunden, den Aliens, die sich dort ausgebreitet haben, ausweichen und die wertvolle Fracht sicher zur Erde zu bringen.

Im anderen Spiel verschlägt es die Spielenden in die Welt des Pen&Paper Rollenspiels „7te See“. In der Rolle des Abenteurers Tomas Lindenbart macht sich die Gruppe auf den Weg nach Nüllrode. Dort wurde der Drachenstahlschild gefunden. Da auch die Vaticinische Inquisition auf dem Weg dorthin ist, ist Eile geboten.
Dreidimensionale Spielumgebung
Der Aufbau und die Regeln sind in beiden Spielen der Reihe nahezu identisch. Mit Hilfe von zwei faltbaren Pappseiten wird aus dem Boden der Spielschachtel ein dreidimensionales Objekt. Dieses wird in beiden Spielen clever eingebunden und ist für unterschiedliche Rätsel teil der Lösung. In dem Abenteuer aus der Welt von 7te See gefiel mit diese Einbindung etwas besser, weil es einfach mehr und vielfältiger genutzt wurde.

Wie man es aus anderen Vertretern des Genres kennt, kommt man durch die Lösung eines Rätsels zu neuen Karten, die wiederum neue Hinweise und Rätsel sowie Storyelemente enthalten. Jedes Rätsel sowie alle dazugehörigen Karten sind mit einem Buchstaben gekennzeichnet, sodass man nicht Gefahr läuft, sich ewig mit falschen Hinweisen für ein Rätsel aufzuhalten. Dies macht den Spielfluss sehr angenehm und legt den Fokus noch stärker auf das Lösen der Rätsel.
Die Rätsel sind recht linear aufgebaut. Durch die Lösung eines Rätsels kommt man zum nächsten, das nach der Lösung wiederum den Weg zum nächsten Rätsel freigibt. Auch hier ist es im Abenteuer zu „7te See“ etwas freier gehalten und zum Teil liegen mehrere Rätsel gleichzeitig aus, die sich nach und nach ergänzen. Da alles gut in eine Story eingebunden ist, fühlen sich die Rätsel trotz ihrer Linearität sehr rund an und befinden sich selten in einem abstrakten Raum „außerhalb“ der Spielwelt. Alles wirkt wie aus einem Guss.
Vier Plättchen für eine Lösung
Herzstück des Spiels ist neben der dreidimensionalen Spielumgebung die Antwortmatrix. Sie folgt einem ähnlichen Prinzip wie die Decodierscheibe der EXIT-Spiele. Jedes der acht Antwortplättchen zeigt eine Zahl, Farbe und ein Symbol.

Möchte man ein Rätsel lösen, platziert man die Plättchen der gefundenen Lösung entsprechend am Buchstaben des Rätsels. Die Verbindungsstücke auf den Plättchen werden dabei immer angrenzend aneinander gelegt und bilden so eine Verbindung vom Rätselbuchstaben zu einer Zahl. Ist links neben den Plättchen das gleiche Symbol und rechts ebenfalls neben allen Plättchen ein identisches Symbol sichtbar, so stimmt die Lösung und man kann mit der angezeigten Karte weiter machen.
Infos zu SideQuest
Personenzahl: 1-4 Personen Alter: ab 14 Jahren Spielzeit: 60-120 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: Einmalspiel Klassifikation: Escapespiel Spielidee: Jakub Caban, Bartosz Idzikowski Verlag: Board&Dice, LOCKME; dt. Ausgabe: Grimspire (2024) Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2023 Sprache: englisch Kosten: 16 Euro |
Fazit
Die beiden Titel der neuen SideQuest-Reihe revolutionieren das stark gesättigte Escape-Genre nicht. Trotzdem stechen sie für mich sehr positiv aus der Masse an vergleichbaren Spielen heraus. Ein bisschen wirkt es so, als hätte man sich die EXIT-Reihe angeschaut und beschlossen, das grundlegende Konzept besser umzusetzen.
Besonders hervorzuheben muss ich bei diesem Vergleich die Tatsache, dass in den SideQuests nichts zerstört wird. Alles kann wieder zurückgesetzt werden, so dass es erneut gespielt werden kann. Eine Eigenschaften, die man bei den EXIT-Spielen bis heute leider vergeblich sucht.

SideQuest beweist, dass tolle und abwechslungsreiche Rätsel auch zerstörungsfrei möglich sind. Denn die Qualität der Rätsel ist, auch wenn man diese Art Rätsel größtenteils schon kennt, sehr gut. Die Buchstaben, die einzelne Karten bestimmten Rätseln klar zuweisen, sind ein Element, das mir besonders positiv aufgefallen ist. So wird verhindert, dass man sich mit falschen Hinweisen in einem Rätsel verrennt. Bei keinem Rätsel bekam ich das Gefühl, das die Lösung absurd weit hergeholt wäre.
Grundsätzlich ist die Schwierigkeit der Rätsel nicht sehr hoch. Die Bewertung mit 3 von 4 möglichen Schwierigkeitspunkten merkt man „7te See“ nicht an, auch wenn es klar das schwierigere der beiden Spiele ist. Die Rätsel sind aber auch nie zu leicht. Die Balance passt hier sehr gut.
Insgesamt gefällt mir „7te See“ etwas besser als das Abenteuer aus der Welt von Nemesis. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen sind die Rätsel herausfordernder. Außerdem wird die 3D-Umgebung stärker und kreativer eingebunden und auch die locker-lustige Art, wie die Story dargestellt wird, gefällt mir besser als das gerade zum Ende etwas erzwungen ernst wirkende Nemesis-Abenteuer. Zudem gibt es als Finale bei „7te See“ ein Element, was mich sehr überrascht und überzeugt hat.

Die thematische Umsetzung kann ich nur für Nemesis beurteilen, aber sie ist dort gut gelungen. Dadurch, dass die Rätsel stark auf Logik zielen, sind beide Spiele hier natürlich etwas limitiert, doch es wurde sich bemüht, viele Elemente aus dem großen Brettspiel zu übernehmen, um sich so den Namen „Nemesis“ auch inhaltlich zu verdienen.
Insgesamt bietet die SideQuest-Reihe sehr gute Escape-Unterhaltung. In der Welt von Nemesis werden sich auch Escape-Neulinge ohne größere Probleme zurechtfinden, während „7te See“ eher für etwas erfahrenere Personen geeignet ist. Auch wenn das Rad hier nicht neu erfunden wird, bietet die sinnvoll genutzte 3D-Umgebung, die gute thematische Umsetzung und das ein oder andere (zum Teil auch thematisch bedingte) neue Element genug frische Ideen, um SideQuest zu einer Reihe zu machen, die für mich problemlos in der höchsten Liga der Escapespiele mitspielen kann.
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