Anfang des Jahres startete mit Amulett das nächste Spieleschmiede Projekt des deutschen Spieleverlags Grimspire in Zusammenarbeit mit Jet Games Studio. Thematisch erinnert das Spiel stark an die beliebte Buch- und Videospielreihe The Witcher, dessen Brettspiel Adaption bald über Asmodee erscheinen wird. Spielerisch wählt Amulett jedoch einen komplett anderen Weg, um die Monster zu bekämpfen. Wie uns das kompetitiv sowie kooperativ spielbare Spiel gefiel, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.
Böse Mächte strömen aus den dunklen Ruinen und terrorisieren das Königreich. 5 mutige Helden versuchen Tag für Tag diese Monster zu bekämpfen. Dazu besuchen sie verschiedene Orte, um sich zu stärken, ihre Ausrüstung aufzufrischen und Aufgaben zu erledigen. Nur wenn sie gut vorbereitet sind, können sie siegreich aus den Kämpfen gehen, ihr Amulett mit Macht erfüllen und als größter Monsterjäger in die Heldengilde des Königreiches aufsteigen.
Mix aus Worker Placement und Tetris
In Amulett besteht eine Runde (Tag) aus 4 Phasen: Dämmerung, Morgen, Abend und Nacht. Während die Dämmerung die Runde vorbereitet, werden am Morgen und am Abend Aktionen abgehandelt. In der Nacht greifen die nicht besiegten Monster die Spielenden an und aktivieren einmalige, wie auch andauernde negative Effekte.
Um Aktionen am Morgen und Abend abzuhandeln, stellen wir unseren Helden in klassischer Worker Placement-Manier auf einen der neun Orte auf dem Spielbrett und führen die dazugehörige Aktion aus. Während 3 Orte von Monstern heimgesucht werden, die wir bekämpfen müssen, sind die restlichen 6 Orte dazu da, unseren Helden auf die Kämpfe vorzubereiten. So können wir uns beispielsweise heilen, genutzte Waffen reparieren, besondere Zauber und Tränke kaufen, Aufträge erfüllen, um Erfahrungspunkte sowie Boni zu erhalten und nicht besiegte Monster – aus den vorherigen Runden – verjagen, um unser Amulett zu stärken.
Stellen wir unseren Helden auf einen von Monstern heimgesuchten Ort, so dürfen wir eines der ausliegenden Monster des Ortes bekämpfen. Diese liegen verdeckt aus und geben uns nur Infos darüber, wie viele Erfahrungspunkte und welche Belohnung wir bei einem Sieg erhalten, sowie wo die Schwachstellen der Monster liegen. Haben wir ein Monster ausgewählt, müssen wir uns vor dem Kampf noch für bis zu zwei Waffen entscheiden, die wir in den Kampf mitnehmen möchten. Anschließend darf die Karte umgedreht werden und wir dürfen uns mithilfe unserer Waffen zum Sieg gegen das Monster puzzeln. Die Waffen sind nämlich Polyomino-Plättchen, die geschickt im 6×4 großen Raster des Monsters gelegt werden müssen, um dieses zu bekämpfen. Um siegreich aus dem Kampf zu gehen, müssen alle Schwachstellen des Monsters von den Waffen verdeckt werden.
Während 2 der 3 heimgesuchten Orte „normale“ Monster beherbergen, die mit Unterstützung eines Kriegers, sowie einer Priesterin bekämpft werden können, bietet das Verlies ein legendäres Monster, welches besonders knackig ist und allein bekämpft werden muss. Hier muss man gut vorbereitet in den Kampf gehen und sich bestenfalls mit Zaubern und Tränken ausgerüstet haben, um siegreich zu sein. Zudem weiß man zuvor nicht, wo die Schwachstellen des Monsters liegen, welches einen zusätzlichen Risikofaktor darstellt. Gewinnt man den Kampf jedoch, so erlangt man viele wichtige Siegpunkte.
Das namesgebende Amulett
Durch die Kämpfe mit den Monstern erhält man neben Siegpunkten auch Erfahrungspunkte und eine Belohnung in Form von Edelsteinen für unser Amulett. Durch Erfahrungspunkte können wir unseren Helden individuell verbessern und so unseren Spielstil ein wenig was anpassen, denn jeder der 5 verfügbaren Helden besitzt einen einzigartigen Fähigkeitenbaum. Diesen verbessern wir den Pfeilen nach von unten nach oben. Haben wir eine Fähigkeit freigeschaltet, so steht uns diese für den Rest des Spiels zur Verfügung.
Das Amulett gibt uns hingegen weitere Siegpunkte, wenn wir ihre Fassungen mit den richtigen Edelsteinen bestücken. Schaffen wir es, ein Segment des Amuletts komplett mit Edelsteinen zu umranden, so erhalten wir zusätzliche Siegpunkte. Daher ist es bei der Auswahl der Monster vor dem Kampf auch wichtig auf die Belohnungen zu achten. Suchen wir uns geschickt die Monster aus, die uns die Edelsteine geben, die wir benötigen, so können wir diese direkt in unser Amulett einpflegen und müssen nicht auf einem umständlichen Weg unsere Edelsteine umtauschen lassen.
Das Ende des Spiels tritt ein, sobald der Monsterstapel komplett aufgebraucht worden ist, was je nach Anzahl der Spielenden 6 – 8 Runden dauert. Anschließend werden alle Siegpunkte der besiegten Monster, vollendeten Segmente und kleinerer Restwerte mit den Minuspunkten für Schwächungen zusammengerechnet. Der Held mit den meisten Punkten steigt in der Heldengilde auf und ist der glückliche Sieger.
Auch kooperativ spielbar
Amulett kommt neben dem kompetitiven Modus auch mit einem kooperativen Spielmodus daher. Hier müssen wir gemeinsam drei Herausforderungen sowie jeder Spielende einen persönlichen Schwur erfüllen. Eine Partie läuft hier in der Regel genauso ab, wie in der kompetitiven Variante, nur dass wir nun auf unsere Herausforderungen aufpassen. So dürfen uns am Ende des Tages nicht zu viele Monster angreifen, denn je nach Schwierigkeitsgrad muss eine bestimmte Anzahl an Monstern bekämpft worden sein. Zudem darf unsere Heldentruppe nicht zu oft sterben und muss eine bestimmte Anzahl an Segmenten der Amulette mit Macht erfüllen. Schaffen wir nur eine der Herausforderungen nicht, ist das Spiel verloren. Der kooperative Modus ist hierbei auch Solo spielbar. Hier gibt es nur wenige kleine Änderungen gegenüber der Mehrspieler-Variante. Im Grunde lässt sie sich jedoch genauso gut spielen.
Infos zu Amulett
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Spielerzahl: 1 – 5 Alter: ab 12 Jahren Spielzeit: 60 – 90 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: mittel Klassifikation: Worker Placement, Legespiel Autor: Alena & Vladimir Sokolov Illustrationen: – Verlag: Grimspire, Jet Games Studio Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2023 Sprache: Deutsch Kosten: 54,99 Euro |
Fazit
Amulett bietet einen interessanten Mix aus Worker Placement und Polyomino-Legespiel der uns an sich Spaß gemacht hat, aber nicht vollends überzeugen konnte. Das Spiel bietet in seiner kompetitiven Variante wenig Spielraum für Interaktion. Einen Großteil der Zeit spielt man vor sich hin und puzzelt sich seine Kämpfe zurecht, denn hier liegt der große Fokus. Aufträge, die bei Erfüllung Boni für alle Beteiligten geben und zudem die Aktion eines Ortes des Spielbretts verbessert, wurden während unserer Testpartien größtenteils vernachlässigt, da man als Spielender einfach keinen Sinn darin gesehen hat, seine wertvolle Waffe dafür zu verschwenden, wenn man stattdessen wertvollere Monster besiegen kann. Zur Verdeutlichung: Aufträge können von allen Spielenden gemeinsam erfüllt werden, allerdings darf man nur eine Waffe pro Zug anlegen. Aufträge benötigen jedoch mindestens 2 – 3 Waffen, um erfüllt zu werden. Wurde der Auftrag erfüllt, ist die Waffe beschädigt. Wird er nicht erfüllt, hat man eine Waffe weniger, da diese auf dem Auftrag liegt.
Durch den starken Fokus auf die Kämpfe kam uns auch das namensgebende Amulett zu unwichtig in Sachen Punkteverteilung vor. In unseren Testpartien schafften wir es durch die Kämpfe stets, das Amulett komplett zu füllen. Damit waren die erzeugten Siegpunkte irrelevant für die Endwertung, da jeder dieselbe Siegpunktzahl hier generierte.
Kooperativ bietet das Spielelement des Amuletts uns ebenfalls keinen nennenswerten Mehrwert. Durch das Erfüllen der Herausforderungen und der Schwüre liegt der Fokus einfach nicht auf dem Sammeln von Punkten. Allerdings werden hier die Aufträge interessanter! Denn nun ist der Konkurrenzgedanke weg und wir kämpfen gemeinsam dafür, unsere Ziele zu erreichen. Stattdessen ist hier und da eine Verbesserung der Aktionen wichtiger als das Bekämpfen von Monstern. Zudem besitzt Amulett kooperativ eine deutlich höhere Interaktion zwischen den Spielenden. Dennoch fühlt sich das Spiel auch hier einfach unrund an. Die Aufgaben der Schwüre sind wie zufällig ausgewürfelt und geben einem einfach kein gutes Gefühl, wenn man diese erst einmal erfüllt hat.
In Sachen Komponenten kommt Amulett zwar mit doppellagigen Spielertableaus, hochwertigen Miniaturen, dicken Pappplättchen und Karten in Leinenstruktur daher, allerdings sind wir hochgradig davon enttäuscht, dass es keinerlei Lagermöglichkeiten innerhalb der Box gibt. Kein Inlay, nicht einmal einen einzigen Beutel, in denen wir die ganzen Tokens verstauen könnten. Alles fliegt wild durch die Box und nutzt sich somit schnell ab. Für Amulett benötigt man definitiv einen Vorrat an Lagermöglichkeiten, da sonst der Spielaufbau zur Hölle wird.
Zusammengefasst sind die Ideen von Amulett durchaus interessant, allerdings hapert es stark an der Umsetzung. Dennoch möchten wir betonen, dass Amulett auf keinen Fall ein schlechtes Spiel ist! In unseren Testpartien hatten wir immer dieselbe Reaktion „Joa… war nett“ und das trifft es wirklich gut. Mit Amulett kann man durchaus Spaß haben, besonders wenn einem die ganzen kleinen Ungereimtheiten nicht stören.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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