In diesem Jahr erscheinen eine Handvoll Spiele des deutschen Verlags Giant Roc in Zusammenarbeit mit dem polnischen Publisher Board&Dice. Barcelona ist einer der Titel und das Erstlingswerk des spanischen Spieleautoren Dani Garcia, dessen zweiter Titel Arborea zur SPIEL’23 erscheinen soll. Wie sich das Spiel rund um den Aufbau der namensgebenden Stadt schlägt, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Es ist Mitte des 19. Jahrhunderts. Barcelona stand zu diesem Zeitpunkt gut 150 Jahre als strategische Festung unter der Kontrolle des Militärs. Da nicht außerhalb der Stadtmauern gebaut werden durfte, prägten eng nebeneinander gebaute Fabriken und Gebäude das Stadtbild. Die Lebensumstände waren dementsprechend schlecht und viele Krankheiten trieben hier ihr Unwesen. Kurz nachdem die Stadtmauer fiel, präsentierte Ildefons Cerdà seinen Plan zur Erweiterung Barcelonas. Er plante äußerst breite Straßen, um genug Platz für Menschen, Kutschen und Straßenbahnen zu gewährleisten; Grünflächen, um für frische Luft und Orte zur Sozialisierung zu sorgen; sowie achteckige Häuser, um die Sichtweite an Straßenkreuzungen zu verbessern. All dies schuf Platz für die Bewohner Barcelonas.
Interessanter Worker Placement-Mechanismus
In Barcelona arbeiten wir aktiv an der Erweiterung der Stadt mit. Gemäß den Vorstellungen der Bevölkerung (Arbeiterklasse, Mittelstand & Oberschicht) erbauen wir Häuser. Jedoch sind für diese auch Straßen, Straßenbahnen und öffentliche Gebäude wichtig. Für alles erhalten wir während des Spiels und am Ende der Partie Siegpunkte. Die Person, die am Ende die meisten Punkte besitzt, gewinnt.
Ein Zug von Barcelona läuft dabei schön simpel ab. Am Anfang unseres Zuges besitzen wir zwei Einwohnerplättchen. Diese bilden entweder die Arbeiterklasse, den Mittelstand oder die Oberschicht ab. Beide Plättchen stapeln wir beliebig übereinander. Anschließend platzieren wir den Stapel auf einer leeren Kreuzung auf dem Spielplan. Kreuzungen verbinden 2 – 3 Straßen miteinander. Jede Straße löst eine Aktion aus. Hier können wir entweder Ressourcen erhalten, Boni mithilfe von Pflastersteinen sammeln, Straßen / Kreuzungen / öffentliche Gebäude bauen, Modernisme-Projekte erwerben bzw. verbessern und die Straßenbahn bewegen. Meist nehmen wir dafür die jeweiligen Plättchen von unserem Spieltableau und platzieren diese dann auf dem Spielplan.
Die meisten Aktionen bringen uns Siegpunkte und Boni, welche – geschickt platziert – auch später weitere Boni auslösen können. Zum Beispiel, wenn unsere Gegenspielenden unsere Kreuzung nutzen. Zudem schalten wir End-Siegpunkte auf unserem Spieltableau frei. Bewegen wir die Straßenbahn und legen einen Fahrgast von unserem Spieltableau auf dem Spielplan ab, so erhalten wir, neben Siegpunkten, noch eine Zusatzaktion, entsprechend der Straße, auf der wir unseren Fahrgast abgesetzt haben. Barcelona gibt uns somit eine große Anzahl an Möglichkeiten, die uns in jeglicher Form irgendwie Siegpunkte geben oder uns in unserem Vorhaben vorankommen lassen.
Häuserbau ganz nach Vorstellung der Einwohner
Nachdem man alle ausgelösten Aktionen ausgeführt hat, wird kontrolliert, ob ein Haus gebaut werden kann. Ist es möglich ein Haus zu errichten, muss auch eines errichtet werden. Häuser werden in den großen Feldern zwischen den Straßen und Kreuzungen platziert. Je nachdem, welche Einwohner auf den Kreuzungen um einen Wohnblock stehen, können verschiedene Häuserarten gebaut werden. Je höher die Schicht, desto bessere Häuserarten können erbaut und desto bessere Boni erworben werden.
Um das Haus zu platzieren, entfernt man zunächst die obenliegenden Einwohnerplättchen von 2 – 3 umliegenden Kreuzungen und platziert diese ihrer Art entsprechend auf der Einwohnerleiste unten auf dem Spielbrett. Die Einwohnerleiste gibt den Fortschritt der aktuellen Partie an. Erreicht eine der drei Einwohnerleisten als erstes das letzte Feld eines der drei Wertungsbereiche, wird eine Zwischenwertung, die Cerdà-Wertung, ausgelöst.
Insgesamt gibt es drei Zwischenwertungen. Diese geben Mengenziele vor, die man erfüllen kann, um wichtige Bonuspunkte zu erzielen. Je nachdem, wie weit man auf der Cerdà-Leiste (rechts) fortgeschritten ist, erhält man einen zusätzlichen Multiplikator auf seine Punkte.
Ende des Spiels
Erreicht eine Einwohnerleiste das letzte Feld des letzten Wertungsbereiches, so wird diese Zwischenwertung durchgeführt und anschließend das Spielende ausgelöst. Die aktuelle Runde wird noch zu Ende gespielt und dann die restlichen Punkte gewertet.
So erhält man Punkte für alles, was man auf seinem Spieltableau freigeschaltet hat (Platzierte Pflastersteine, Fahrgäste) und für die im Spiel erworbenen Modernisme-Projekte. Modernisme-Projekte geben uns, wie bei den Zwischenwertungen, gewisse Mengenziele vor. Je nachdem wie gut wir uns bei den Aufgaben geschlagen haben, erhalten wir mehr Siegpunkte. Am Ende gewinnt die Person, die die meisten Punkte besitzt.
Solo-Modus
Board&Dice typisch ist auch bei Barcelona ein Solo-Modus vorhanden. Hier spielen wir gegen den bekannten Architekten Antoni Gaudí, welcher für die Gestaltung der Sagrada Familia bekannt ist. Gaudí wird anhand eines Meeples auf dem Spielbrett verkörpert, der sich kartengesteuert über das Spielbrett bewegt und Einwohner platziert. Die Position von Gaudí ist dabei nur für die Platzierung von Dingen auf dem Spielbrett entscheidend. Welche Aktionen Gaudí ausführt, wird ebenfalls durch die Karten bestimmt.
Gaudí erhält wie auch der Spielende selbst Punkte durch den Bau von Häusern, Zwischenwertungen und sein Spieltableau. Hier gibt es nur kleinere Anpassungen, so erhält Gaudí beispielsweise auch Siegpunkte, wenn er Ressourcen erhält, da er diese nicht nutzt bzw. sammelt. Zudem werden Mengenziele nicht anhand der Menge, sondern mit Hilfe des Schwierigkeitsgrades berechnet. Spielt man auf einfach, so ist die Menge auf 2 festgesetzt; Auf normal auf 3 und bei schwer auf 4. Gewinner ist auch hier, wer letztendlich die meisten Siegpunkte besitzt.
Infos zu Barcelona
Spielerzahl: 1 – 4 Alter: ab 14 Jahren Spielzeit: 60 – 90 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: hoch Klassifikation: Legespiel, Worker Placement Autor: Dani Garcia Illustrationen: Aleksander Zawada Verlag: Giant Roc, Board&Dice Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2023 Sprache: Deutsch Kosten: 59,99 Euro |
Fazit
Barcelona ist ein wahres Punktefest. In unseren Testpartien kamen wir mindestens über 200 Punkte hinaus. Grund dafür ist, dass man einfach für alles hier Punkte bekommen kann. Das kann für manche jetzt sehr abschreckend wirken, da viele Punkte meist mit einer eingeschränkten Übersicht einhergehen. Barcelona schafft es jedoch, dass alle Möglichkeiten, die man besitzt, sehr übersichtlich bleiben. In der Regel weiß man genau, was man gerade machen muss, um sein Ziel zu erreichen und wenn diese Möglichkeit gerade nicht verfügbar ist, da ein Gegenspielender in die Planungen reingrätscht, so hat man eine Menge Möglichkeiten, das Defizit wieder auszugleichen. Jede Aktion, die man in Barcelona ausführt, bringt einen irgendwie weiter und somit näher an seine Ziele. Dadurch erzeugt Barcelona einen besonderen Spieleflow.
Dadurch, dass alle Mitspielenden am Aufbau der Stadt mitwirken und ihre Einwohner auf dem Spielbrett verteilen müssen, herrscht hier auch eine große Interaktion unter den Spielenden. Man muss aufpassen, wo die Gegenspielenden ggf. ihre Straßen oder Kreuzungen platzieren, zukünftige Züge antizipieren, um selbst einen Nutzen aus den Aktionen der Gegenspielenden zu ziehen und ggf. darauf achten seine Einwohner so zu platzieren, dass die Anderen keinen Nutzen bezüglich des Hausbaus daraus schlagen können. Der Solo-Modus bildet hierbei einen menschlichen Kontrahenten ganz gut ab und ist auf dem normalen Schwierigkeitsgrad schon ein harter Brocken.
Viel zu Meckern gibt es bei Barcelona auf jedenfall nicht. Auf ganz hohem Niveau könnte man sich darüber beschweren, dass das Spiel bei einer Anzahl höher als 3 Personen nicht ganz so rund läuft, als bei weniger Personen. Zudem könnte das Material insgesamt ein wenig was hochwertiger sein. So wäre es beispielsweise schön gewesen, wenn die Straßenbahnen bedruckt gewesen wären und die Illustrationen nicht per Sticker angeklebt werden müssten. Oder wenn die Pappplättchen ein wenig was dicker gewesen wären, da diese auf dem Spieltableau sonst gerne mal etwas schwerer zu fassen sind.
Im Großen und Ganzen sind wir jedoch wirklich begeistert von Barcelona. Das Spiel machte uns eine Menge Spaß und wird sicherlich auch nach den Testpartien des Öfteren auf unserem Tisch landen. Zu einem meiner Favoriten zählt es auf jedenfall schon jetzt.
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Winning Moves Monopoly FC Barcelona (10537), Mehrfarbig (Eleven... * |
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