Spiele zu Filmen sind keine Seltenheit. So sind beispielsweise haufenweise Spiele zu großen Marken wie Harry Potter, Star Wars oder Jurassic Park erschienen. Aber auch Filme außerhalb der großen Marken, wie zum Beispiel John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ oder das diesjährig erscheinende „Die Klapperschlange“, haben Spiele spendiert bekommen. Dennoch, dass der Regisseur selbst ein Spiel zu seinem eigenen Film designt, gab es bisher noch nie. Virtual Revolution spielt im Setting des gleichnamigen Films von Regisseur Guy-Rodger Duvert, der in Zusammenarbeit mit Cyril Villalonga ein Area Control-Spiel erschuf, welches nun durch Board Game Box seinen Weg auf den deutschen Markt gefunden hat. Wie sich das Spiel schlägt, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.
Neo Paris, 2047. Die technologische Revolution hat sich nicht so entwickelt, wie wir uns es erhofft hatten. Statt für mehr Kontrolle in der Realität zu sorgen, ermöglichte sie eine Flucht ins Virtuelle. Es begann mit einfachen Spielen, virtuellen Welten, die „Verses“ genannt werden, in denen sich Spielende mit ihren persönlichen Avataren in diversen Settings austoben konnten. Nun, wo diese Welten kaum noch von der Realität unterschieden werden können, ist fast jeder Mensch dauerhaft mit den Verses verbunden. Währenddessen kämpfen multinationale Konzerne um die Kontrolle über Neo Paris und den Verse-Markt. Sie erhöhen ihren Einfluss, richten Server ein, entwickeln neue Verses und lassen Agenten die schmutzige Arbeit für sie erledigen. Alles um am Ende das einflussreichte Unternehmen in Neo Paris zu werden.
Kampf um ein futuristisches Paris
In Virtual Revolution übernehmen wir die Kontrolle über einen der Konzerne von Neo Paris und versuchen unseren Einfluss zu festigen. Dabei müssen wir auf die Necros, Cyber-Terroristen, die das Geschehen in Neo-Paris beeinflussen, immer im Auge behalten. Eine Partie wird über fünf Runden á drei Zügen gespielt, die jeweils noch in drei Phasen unterteilt sind. Am Anfang unseres Zuges stellen wir in klassischer Worker Placement-Manier einen sogenannten Direktor auf einen beliebigen Bezirk der Stadt Neo-Paris und nehmen im Anschluss optional Einfluss auf diesen ein.
Zur Info: Das Spiel beginnt mit Einflussmarkern aller Konzerne in jedem Bezirk auf der Karte von Neo-Paris. Die Stadt ist in 7 Distrikte mit 3 – 4 Bezirken unterteilt. Die Einflussmarker in den einzelnen Bezirken zeigen an, wie groß der aktuelle Einfluss des jeweiligen Konzerns im Bezirk ist. Je mehr Marker, desto größer ist der Einfluss. Jeder Bezirk kann nur von einem Unternehmen kontrolliert werden. Kontrolliert ein Konzern alle Bezirke eines Distriktes, so kontrolliert er den gesamten Distrikt und erhält seine besondere Fähigkeit. Diese behält das Unternehmen, bis es zwei Bezirke des Distriktes wieder verliert.
Nehmen wir in der zweiten Phase Einfluss auf den Bezirk ein, auf den wir unseren Direktor platziert haben, so können wir entweder einen eigenen Einflussmarker platzieren, einen eigenen oder gegnerischen Einflussmarker entfernen oder einen eigenen Einflussmarker aus einem beliebigen Bezirk in den aktuellen Bezirk holen. Die ersten beiden Optionen lassen uns sogenannte Korruptionskarten ziehen, die negative Effekte für uns bereithalten, sobald wir am Ende einer Runde 5 oder mehr davon besitzen.
Verstärkerbare Aktionen
Nachdem wir Einfluss genommen haben, suchen wir uns eine von fünf Aktionen aus, die wir absolvieren wollen. Wir können Arbeiten, Agenten rekrutieren, Server bauen, Verse kreieren oder Spenden. Wo wir die Aktion auf dem Spielplan ausführen können, wird meist durch die Position des im Zug platzierten Direktors bestimmt. Jede Aktion besitzt eine Grundaktion, die mit bestimmten Karten verstärkt werden können. So erhalten wir beispielsweise beim Arbeiten fünf Eurocredit, die Währung im Spiel. Mit einer Verstärkung könnten wir diese Aktion auf 7 oder mehr Eurocredit pro Aktion aufbessern.
Die Aktion Agenten rekrutieren gibt uns die Möglichkeit einen in der Stadt befindlichen Agenten anwerben. Dazu muss sich der Direktor in der Regel bis zu einem Feld entfernt platziert worden sein. Anschließend bezahlen wir die Kosten von 4 Eurocredits und können uns den Agenten nehmen. Wir können insgesamt bis zu drei rekrutierte Agenten besitzen. Diese haben Effekte, die einmal pro Runde jederzeit aktiviert werden können. Zudem können wir uns dazu entscheiden einen Agenten jederzeit zu befördern. Befördern wir einen Agenten so können wir einmalig seine besondere Beförderungsfähigkeit nutzen und er gilt nicht mehr als rekrutierter Agent. Anschließend schicken wir ihn nämlich in Rente oder machen ihn zu einem Aktionsboost. Schicken wir ihn in Rente, so ist er uns für Siegpunkte bis zum Ende der Partie sicher. Machen wir ihn zu einem Aktionsboost, so wird er unter die zugehörige Aktion gelegt, um diese zu verstärken. Er bleibt jedoch weiterhin angreifbar.
Stärkung unseres Einkommens und Einflusses
Einen Server können wir erbauen, wenn sich noch kein Server im Gebiet des platzierten Direktors befindet und dieses der eigenen Firma gehört. Zudem darf sich noch kein eigener Server im gesamten Distrikt befinden. Das Bauen von Servern ist zwar teuer, aber bringt uns mehr Einkommen am Anfang einer neuen Runde, 2 Siegpunkte sowie dauerhaften Einfluss in einem Bezirk. Sollten unsere Einflussmarker in dem Bezirk einmal entfernt worden sein und ein anders Unternehmen nimmt Einfluss auf den Bezirk, so gehört dieser gleichzeitig zwei Unternehmen. Somit können wir im gesamten Distrikt ein bisschen was besser das Geschehen kontrollieren.
Auch einen Vers zu kreieren ist nicht ganz günstig. Oberhalb des Spieltableaus befinden sich 5 Versekarten. Diese sind eine der Hauptquellen für Siegpunkte am Ende des Spiels. Erwerben wir einen Vers, so erhöhen wir ebenfalls unser Einkommen am Anfang einer Runde und können uns eine der Karten nehmen. Diese Versekarten besitzen eine Lädt…- und eine Online-Seite. Erwerben wir eine Karte so kommt diese mit der Lädt…-Seite zu uns. Die Karte erzeugt jedoch nur auch der Online-Seite Siegpunkte am Ende der Partie. Um die Online-Seite zu aktivieren, müssen wir eine bestimmte Voraussetzung während des Spiels erfüllen. Zusätzlich zur Aktivierung erhalten wir meist einen einmaligen Bonus.
Interpol und Necro sitzen uns im Nacken
Für beide soeben vorgestellten Aktionen müssen wir neben den Kosten eine Korruptionskarte ziehen. Mit der Aktion Spenden können wir diese wieder loswerden, um das Aktivierungs-Limit von 5 nicht zu überschreiten. Zudem können wir so sogenannte Immunitätsmarker erwerben. Diese sind wichtig, sobald die Aktionsphase für alle Spielenden abgeschlossen ist und es zur Interpol-Razzia und zum Necro-Angriff kommt.
Die Interpol-Razzia wird aktiviert, sobald man selbst 5 oder mehr Korruptionskarten besitzt. In beliebiger Reihenfolge werden dann die negativen Effekte der Korruptionskarten abgehandelt. Meist verliert man dadurch Agenten, Einkommen, Boosts, Server etc. Mit den Immunitätsmarkern kann eine Karte abgewehrt werden, sodass diese keinen Effekt hat.
Der Necro-Angriff folgt auf die Razzia. Dazu wird die oberste Necro-Karte vom entsprechenden Stapel aufgedeckt und absolviert. Diese besitzt je nach Einkommensstufe der Unternehmen verschiedene Effekte. Während das Unternehmen mit dem wenigsten Einkommen einen Bonus sowie einen negativen Effekt erhalten, muss das mit dem meisten Einkommen mit zwei negativen Effekten kämpfen. Der Rest nur mit einem. Daher gilt es beim Bau von Servern und Verse-Karten auch immer darauf zu achten, nicht zu hoch im Einkommen zu steigen. Diese Effekte können nämlich ziemlich weh tun auf dem Weg zum Sieg. Auch hier kann man Immunitätsmarker zahlen, um die negativen Effekte abzuwehren.
In der fünften und letzten Runde werden abschließend beide Phasen nochmals abgehandelt. Die Interpol-Razzia trifft auch die mit weniger als 5 Korruptionskarten und der Necro-Angriff ist besonders hart. Anschließend geht es in die finale Punktevergabe. Hier erhält man neben kontrollierten Bezirken/Distrikten, Agenten, gebauten Servern, online gegangene Verse-Karten und klassischer Ressourcen-Punkte, auch Punkte für eine von zwei Auftragskarten, die man am Anfang der Partie erhalten hat. Diese geben zusätzliche Ziele vor, die man Erfüllen kann, um eine große Menge an Siegpunkte zusätzlich zu erhalten. Das Unternehmen mit dem meisten Punkten gewinnt am Ende die Partie.
Infos zu Virtual Revolution
Spielerzahl: 2 – 4 Alter: ab 14 Jahren Spielzeit: 90 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: mittel Klassifikation: Area Control Autor: Guy-Rodger Duvert, Cyril Villalonga Illustrationen: Benjamin Sjöberg Verlag: Board Game Box, Hachette Boardgames Offizielle Website: Link Erscheinungsjahr: 2024 Sprache: Deutsch Kosten: 56 Euro |
Fazit
Auf den ersten Blick sieht Virtual Revolution hervorragend aus. Das Spielbrett, die Illustrationen, insgesamt alles wirkt stimmig und trägt zur Spannung des Spielgeschehens bei. Trotz der anfangs recht komplex wirkenden Regeln findet man nach den ersten Zügen schnell ins Spiel rein und verfällt in einen regelrechten Spielflow. Virtual Revolution spielt sich locker und fluffig weg, besonders dank dem persönlichen Spieltableau, welches jeden Zug Punkt für Punkt mit gut gelungenen Symbolen aufzeigt. Zudem ist der Mix aus Worker Placement, Area Control und Engine Building einfach gut gelungen. Alle Mechaniken greifen gut ineinander und bleiben durchweg spannend, da man einfach viele Möglichkeiten besitzt, im Spiel weiter voranzukommen.
Dennoch, trotz des guten Spielflows, der interessanten Spielwelt und den gut funktionierenden Mechaniken gibt es beim Spielen von Virtual Revolution ein großes Problem was auftauchen kann. Die Person, die das höchste Einkommen besitzt, muss nicht gleich die Person sein, die aktuell am besten auf dem Spielbrett dasteht. Dennoch wird diese Person richtig hart durch die Necro-Angriffe bestraft. Kommen zusätzlich noch Interpol-Razzien dazu, wird es richtig schwer für die Person, sich wieder davon aufzuraffen. Es kann somit passieren, dass man zwar das höchste Einkommen im Spiel besitzt, es einem aber einfach nichts nützt, da man Runde für Runde schon vom Spiel selbst zerstört wird. Die anderen Spielenden können währenddessen ihre bereits bessere Position weiter aufbauen und dem Spielenden, der zurück liegt, noch mehr niederschmettern. Das es überhaupt ein solches bestrafendes Element gibt, das Spielende bestrafen kann, die aktuell gar nicht um den Sieg mitkämpfen, ist einfach nur unnötig und kann den Spielspaß stark schmälern.
Insgesamt ist Virtual Revolution definitiv kein schlechtes Spiel. Es macht Spaß seinen Einfluss auf Neo Paris auszuüben und sein Unternehmen Schritt für Schritt weiter zu verbessern. Allerdings führen die Bestraf-Elemente und die Möglichkeit seinen Mitspielenden, wenn man möchte, in der letzten Runde das komplette Spiel zu versauen, dazu, dass Virtual Revolution einen faden Beigeschmack hinterlässt. Dennoch sollten alle, die etwas mit dem dystopischen Thema anfangen können und Area Control-Spiele lieben einen Blick auf Virtual Revolution werfen. Denn das Spiel kann, wenn alles gut läuft (nicht jede Partie wurde durch die Bestrafung hart beeinflusst), richtig viel Spaß machen!
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