Um Mythic Games gab es zuletzt reichlich Ärger bei Crowdfunding-Fans, denn die Kampagnen zu HEL: The Last Saga und Anastyr wären ohne zusätzliche finanzielle Mittel nicht mehr zu stemmen gewesen. Nun sprang der Miniaturen-Spezialist CMON in die Bresche und sicherte sich die Rechte für die Spiele.
Crowdfundings als sichere Geschäfte – die Zeiten scheinen mehr und mehr vorüberzugehen. Aufgrund der Folgen durch die Coronavirus-Pandemie kam es bereits zu Veränderungen insbesondere bei den Transport- und Produktionskosten. Zuletzt drehten Inflation und Kostensteigerungen weiter an der Preisschraube. Verlagen macht das zu schaffen. Jüngst betroffen war Mythic Games, ein im Crowdfunding erfahrener Verlag, dessen Kickstarter-Projekte Millionensummen generierten. Und dennoch geriet man in Schieflage, die Mittel gingen aus – Geld, Personal, Zeit – alles war knapp.
CMON sichert sich Rechte
Erst im Dezember 2022 hatte Mythic Games aufgrund der anhaltenden Problemlage den eigenen Laden umstrukturiert, den Fokus auf ein kleines Portfolio aus drei Spielen setzen wollen: Darkest Dungeon, HEL: The Last Saga und Anastyr. Soll hatte man die Projekte bewältigen, erfolgreich zum Abschluss bringen wollen. Doch darauf wurde nichts.
Auf Kickstarter gab Mythic Games zu der Kampagne von HEL an, es sei unmöglich, das Projekt zu einem Ende zu bringen. Einziger Ausweg: Man müsste die Unterstützer um weitere Gelder bitten und ihnen enorm viel Geduld abverlangen. Für den Verlag erschien das nicht als „akzeptable Lösung“. Vor allem weil man von den Fans bereits bei den Spielen Darkest Dungeon und 6: Siege um zusätzliche Mittel einsammelte; und zwar obwohl im Fall von Darkest Dungeon rund fünfeinhalb Millionen US-Dollar in die Kassen gespült worden waren. Die Corona-Folgen und die Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine schufen für den in Luxemburg ansässigen Verlag ein enorm ungünstiges Marktumfeld. Mythic Games ist nicht der einzige Verlag, der vor wirtschaftliche Herausforderungen gestellt wird, allerdings ist die Causa um den Ausgang der Crowdfunding-Kampagnen ein gutes Beispiel dafür, wie riskant vor allem teure Kickstarter-Projekte für Fans letztlich sein können, sollten die globalen Entwicklungen nicht mitspielen.
Um HEL und Anastyr zu retten, ist nun der Miniaturen-Spezialist CMON eingesprungen. Der Verlag unter anderem hinter den Brettspielen der Zombicide-Reihe betrachtet die Situation allerdings nüchtern: Demnach sei man nach einer „sorgfältigen Prüfung“ zu dem Schluss gekommen, dass weder HEL: The Last Saga noch Anastyr zur Veröffentlichung bereit seien. Es seien erhebliche Anstrengungen notwendig, um die Brettspiele fertigzustellen. Für Fans ist die Botschaft dennoch ein Hoffnungsschimmer, immerhin haben viele auch in diese beiden Kampagnen erheblich Summen versenkt: Während HEL: The Last Saga 2,2 Millionen US-Dollar durch die Crowdfunding-Kampagne generierte, waren es bei Anastyr rund 1,1 Millionen. Versprochen wurde viel, darunter epische Geschichte und tolle Miniaturen. Daran wird sich CMON nun messen lassen müssen. Dort weiß man genau allerdings auch und sorgt vor: Der Verlag gab an, dass beide Spiele einem Entwicklungsprozess und zusätzlichen Spieltests unterzogen würden – das könne letztlich dazu führen, dass die Spiele sich von dem unterscheiden, was im Rahmen der Kampagne versprochen wurde.
Für Unterstützer der Kampagne gibt es einen Wermutstropfen: CMOn gibt an, die Unterstützer hätten zwar einen Anspruch auf eine Version der Spiele in englischer oder französischer Sprache, geplante Erweiterungen umfasse das aber nicht. Versand und Steuern seien für jene Produkte zu bezahlen, die über die Kernversion hinausgehen. Mythic Games hingegen beteuert, Unterstützer könnten sich die Investitionen weiterhin zurückerstatten lassen. In der Realität scheint das allerdings anders zu sein, zumindest legen zahlreiche Kommentare auf Kickstarter das nahe. Einige Fans warten bereits seit 2022 auf ihr Geld.
Mythic Games will seine Ressourcen jedenalls aufwenden, um Darkest Dungeon und 6: Siege abzufertigen.
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